Es sei ein Kulturwandel, betonte der Personalreferent der bayerischen evangelischen Landeskirche, Stefan Reimers, vor der Landessynode. Am Freitag hat das Kirchenparlament dem geänderten Diakonengesetz ohne Gegenstimme zugestimmt. Und nun ist nicht mehr der Rektor der Rummelsberger Diakonie, sondern die Landeskirche für die Dienstverhältnisse der rund 900 Diakone und 250 Diakoninnen zuständig. Man wolle damit Organisationsstrukturen "klären und glätten". An vielen Stellen habe es unklare oder doppelte Strukturen gegeben, erläuterte Reimers einen der Gründe für die Reform. Dahinter steckten aber auch Überlegungen aus dem "Prozess des Miteinanders der Berufsgruppen", aus "Profil & Konzentration" (PuK) und aus der Landesstellenplanung.

Gestrichen wird also die Funktion des Rektors. Über den Einsatz der Diakoninnen und Diakone entscheidet das Personalreferat der Landeskirche. "Manche könnten sagen, dass sich das mit dem Sendungsprinzip der Gemeinschaften beißt", sagte Reimers, solche kritischen Stimmen habe es gegeben. Aber er versprach den Betroffenen, dass ihre Einsätze in "intensiven Gesprächen und einem gemeinsamen Prozess" gefunden würden.

In der über 125-jährigen Geschichte der Rummelsberger hat an deren Spitze immer ein meist väterlicher Rektor die Diakone geführt. Zuletzt hatte Pfarrer Reiner Schübel das Amt inne, der nach eineinhalb Jahren nach Differenzen mit dem Vorstand im August 2021 ging. In den Leitungsgremien habe es unter anderem "erhebliche unterschiedliche Auffassungen" darüber gegeben, "in welcher Art und Weise eine künftige Unternehmensausrichtung sowie Leitungs- und Führungsaufgaben gestaltet und wahrgenommen werden", hieß es in einer Stellungnahme. Schübels Vorgänger war der frühere Würzburger Dekan Günter Breitenbach, der in Rummelsberg nach einigen Jahren der Unruhe den Laden wieder zusammengehalten hatte.

Parallel zur Änderung des Kirchengesetzes gab es in Rummelsberg nach Schübels Weggang wiederum Diskussionen, wie groß der Vorstand des Sozialunternehmens zukünftig sein sollte. Bisher bestand er aus zwei Mitgliedern aus dem kaufmännischen Bereich, Karl Schulz und Tobias Gaydoul, und der Ältesten der Diakonninengemeinschaft, Elisabeth Peterhoff, dem Brüdersenior Peter Barbian und dem Rektor. Die Mitgliederversammlung der Rummelsberger hatte vor kurzem mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit dafür gestimmt, dass der Vorstand weiter aus fünf Personen besteht. Ein weiteres Mitglied mit den Schwerpunkten Bildung und Theologie soll in das Leitungsgremium einziehen.

Das war ein deutliches Votum dafür, dass die Rummelsberger nach außen hin nicht mehr ohne theologischen Kopf dastehen wollten. Im Diakoniedorf war immer wieder zu hören, dass man so das christliche Image des Unternehmens beschädigt sehe. Dagegen hatte der Aufsichtsrat eine Verkleinerung des Leitungsgremiums vorgeschlagen.

"Rummelsberg muss und soll ihr Kraftort sein und bleiben", sagte Personalreferent Reimers bei der Vorstellung des neuen Gesetzes. Er würdigte die Diakoninnen und Diakone als Berufsgruppe, die Kirche und Diakonie verbinde und sich gesamtgesellschaftlich tatkräftig einbringe. Wenn auch die Personalhoheit jetzt im Landeskirchenamt liege, würden die berufspolitischen Vertretungen in Rummelsberg bleiben. Er zählte die Älteste der Diakoninnengemeinschaft, den Senior der Brüderschaft, den Brüderschaftsrat oder den Vertrauensrat auf. Diese und andere Gremien würden sich in Zukunft besser für die Berufsgruppe einsetzen können, stellte Reimers fest.

Die Rummelsberger Diakonie mit etwa 200 Einrichtungen für Kinder und Jugendliche, Flüchtlinge, Senioren und Menschen mit Behinderung in Bayern hat mehr als 6.200 Beschäftigte.

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