Reuters Digital News Report 2017 befragt 70.000 Menschen
Einmal jährlich erscheint der Reuters Digital News Report. Für den rund 100-seitigen Bericht des Reuters Institute aus Oxford wurden 2017 rund 70.000 Online-Nutzer in 36 verschiedenen Ländern befragt. Die Erkenntnisse sind erschütternd: Demnach ist weltweit nur jeder zehnte Nutzer bereit, für Nachrichten im Netz zu bezahlen.
Zehn Ergebnisse der Studie:
1. Soziale Medien spielen weiterhin wichtige Rolle
Nachrichten in den sozialen Medien wie Facebook spielen weiterhin eine wichtige Rolle. Allerdings haben sich die Wachstumszahlen verringert. Ein Grund dafür könnte die zunehmende Nutzung von Messenger-Diensten wie Whatsapp sein.
2. Soziale Medien fördern Fake News
Nur ein Viertel aller befragten Nutzer ist der Ansicht, dass Soziale Medien gut Fakten von Fiktion trennen. Die Nutzer nehmen offensichtlich wahr, dass das Fehlen von Regeln und die Auswahl über Algorithmen eher zu einer schlechten Qualität von Informationen führen.
3. Vertrauen in die Medien variiert weltweit beträchtlich
Das Vertrauen in die Medien differiert extrem je nach Land. In Finnland ist das Vertrauen der Leser mit 62 Prozent sehr hoch, in Griechenland und Südkorea hingegen mit 23 Prozent sehr niedrig.
4. Vertrauen in die Medien korreliert mit politischer Lage
In den meisten Ländern gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Vertrauen in die Länder und der bestehenden Politik. Dies gilt insbesondere für Länder mit hoher politischer Polarisierung wie die USA oder Italien.
5. Viele lesen aus Frust keine Nachrichten
Fast ein Drittel der befragten Nutzer sagen, dass sie auf Nachrichten verzichten, weil sie diese als deprimierend empfinden. Andere verzichten, weil sie die Nachrichten als Fake wahrnehmen.
6. Nachrichten werden häufig auf dem Smartphone gelesen
Immer häufiger werden Nachrichten ausschließlich auf dem Smartphone gelesen. Dies führt dazu, dass in Ländern wie in den USA auch häufiger reine Nachrichtenapplikationen genutzt werden.
7. Nachrichten werden im Bett gelesen
Die Nutzung von Smartphones zu Hause ist drastisch gestiegen. Rund 46 Prozent der Nutzer lesen Nachrichten auf ihrem Smartphone im Bett – eher als auf dem Weg zur Arbeit.
8. Sprachassistenten werden für Nachrichten genutzt
Sprachassistenten wie Amazon Echo werden immer häufiger genutzt, um Nachrichten abzufragen oder anzuhören. In den USA und Großbritannien werden diese Geräte bereits häufiger genutzt als smarte Armbanduhren.
9. Nur wenige Menschen zahlen für Nachrichten im Netz
Nur einer von zehn Nutzern ist bereit, für Online-Nachrichten zu zahlen. In Nordeuropa ist die Zahlungswilligkeit höher als in Südeuropa und Asien.
10. Soziale Medien lassen Markennamen verschwinden
Markennamen von Zeitungen werden von den Nutzern kaum wahrgenommen, wenn sie die Nachrichten über soziale Medien empfohlen bekommen haben. Die meisten Nutzer können sich an den Suchpfad erinnern, doch nur 37 Prozent der Nutzer konnten sich an den Namen der Marke erinnern.
Reuters Digital News Report 2017: Ergebnisse für Deutschland
Von den rund 81 Millionen Einwohnern in Deutschland nutzen etwa 89 Prozent das Internet. Das Medienverhalten in Deutschland ist weiterhin sehr konservativ: Nur 60 Prozent aller Befragten nutzen den Computer oder ihre Smartphones und Tablets, um Nachrichten online zu lesen. Laut Umfrage nutzt die Mehrheit der Menschen weiterhin das Fernsehen, um sich über aktuelle politische Ereignisse zu informieren – darunter die Tagesschau oder die Heute-Sendung.
Zeitungen tun sich zunehmend schwer, mit Anzeigen Erlöse zu erzielen. Diese Tendenz hat sich noch verstärkt, weil etwa 28 Prozent der Nutzer einen Werbeblocker nutzen.
In Deutschland ist es weiterhin unpopulär, für Nachrichten zu zahlen: Nur 7 Prozent aller befragten Nutzer gaben an, für einzelne Artikel oder ein Online-Abo im Internet zu zahlen. Wenn sie dafür zahlen, dann vor allem, weil sie das bereits bestehende Printprodukt auch unterwegs auf ihrem Smartphone oder im Urlaub lesen wollen.
Etwa die Hälfte aller befragten Personen hat Vertrauen in die Inhalte der Nachrichten und ist der Ansicht, dass die Inhalte ohne politischen oder werblichen Einfluss entstanden sind. Allerdings sind die Medien laut Reuters Digital News Report in den vergangenen Monaten stärker in die Kritik geraten.
Studie: Reuters Digital News Report 2017
Der gesamte Bericht "Reuters Digital News Report 2017" kann als PDF hier heruntergeladen werden.