Sprachassistenten, Fitness-Armbänder und ein vernetztes Zuhause könnten vielen Menschen im Alter den Alltag erleichtern. Allerdings sind Studien zufolge bisher nur etwa zwei Drittel der über 65-Jährigen regelmäßig online. Das Projekt "Digital-Kompass vor Ort" soll Seniorinnen und Senioren ermutigen, sich mit dem Digitalen vertraut zu machen. Sabine Jörk von der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Medien des Deutschen Evangelischen Frauenbundes ist Leiterin des Standortes in München, einer von elf geplanten Anlaufstellen in Bayern. Im Interview erläutert sie, warum sich ältere Menschen dringend mit dem Internet und digitalen Hilfsmitteln auseinandersetzen sollten.
epd: Frau Jörk, Sie beantworten Fragen von Seniorinnen und Senioren rund um Internet, Apps und digitale Geräte. Wie stehen ältere Menschen dem gegenüber?
Jörk: Das Grundproblem ist, dass viele ältere Menschen Angst vor der neuen Technologie haben. In der Zeitung lesen sie zum Beispiel Warnungen vor Datenklau im Internet. Das verunsichert sie. Sie fürchten, etwas kaputtzumachen, wenn sie im Netz surfen oder den Computer benutzen, und trauen sich nicht, einfach auszuprobieren. Gleichzeitig sehen sie sich zunehmend unter dem Druck, dass im Alltag immer weniger ohne das Internet funktioniert.
epd: Können sich ältere Menschen bei technischen Fragen nicht einfach Hilfe bei ihren Kindern oder Enkeln holen? Müssen sie wirklich noch selber lernen, wie sie mit dem Internet und digitalen Diensten umgehen?
Jörk: Ich sage, sie kommen in Zukunft nicht mehr drum herum. Die Städte und Gemeinden arbeiten am digitalen Ausweis, die Deutsche Bahn denkt über die Abschaffung der Fahrkartenautomaten nach, und das bargeldlose Bezahlen ist auch immer wieder ein Thema. Man weiß zwar nicht, wie schnell das alles umgesetzt wird, aber das Wegschauen wird ihnen nicht mehr lange helfen. Die Leute müssen fit sein, wissen, wie die digitale Welt funktioniert und wie sie sich und ihre Daten im Internet schützen können. Das versuchen wir ihnen in unseren Workshops, Sprechstunden und Stammtischen zu zeigen. Aufklärung ist das A und O.
epd: Laptop, Tablet oder Smartphone: Welches technische Gerät eignet sich Ihrer Ansicht nach am besten für Senioren?
Jörk: Mit dem Smartphone tun sich viele Senioren schwer, weil die Tastatur so klein ist. Wir haben beobachtet, dass sie sich am Tablet besser zurechtfinden. Die Apps und Anwendungen sind einfacher zu verstehen als am Computer oder Laptop, weil weniger Befehle durchzuführen sind. Und auch das Wischen ist etwas, das den Senioren entgegenkommt.
"Digital-Kompass vor Ort" in München
- Die nächsten Digital-Sprechstunden der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Medien (EAM) finden am 23. September, 14. Oktober und 4. November jeweils von 14 bis 16 Uhr in München (Kufsteiner Platz 1) statt. Anmeldung unter 089/98105788.
- Über die Potenziale und Risiken von Sprachassistenten, Smart TVs und anderen digitalen Geräten informiert die EAM am 5. November von 15 bis 17 Uhr in einem Vortrag mit dem Titel "Medienrevolution im Wohnzimmer – ich komme da nicht mehr mit." Anmeldung nicht erforderlich.
- Weitere Veranstaltungen unter www.def-bayern.de und www.digital-kompass.de.
"Digital-Kompass" bietet online kostenloses Lehrmaterial
Die Initiative "Digital-Kompass" bietet im Internet umfangreiches und kostenloses Lehrmaterial für die Medienarbeit mit Seniorinnen und Senioren. Broschüren, Flyer, Präsentationen und Übungsblätter zu Themen wie Sicherheit und Recht, Einkaufen und Finanzen, Gesundheit sowie Mobilität im Netz finden Sie in der Material-Fundgrube von digital-kompass.de.