Diese Woche sorgte Mark Zuckerberg, Chef des Meta-Konzerns (Facebook, Instagram, Threads), für Aufsehen: Er kündigte einschneidende Änderungen bei den Moderationsrichtlinien seiner Plattformen an.

Rückblick: Faktenchecks – eine Erfolgsgeschichte?

Vor einigen Jahren geriet Meta unter Beschuss, weil Falschinformationen auf seinen Plattformen ungehindert kursierten, etwa im Zusammenhang mit Wahlen – auch in Europa. Die Antwort: eine Zusammenarbeit mit bezahlten Faktenprüfern. Diese sollten Inhalte neutral auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen. Wurde ein Beitrag als zweifelhaft eingestuft, erhielt er einen entsprechenden Hinweis, der über dem Beitrag eingeblendet wurde. Nutzer*innen konnten ihn dennoch anschauen und zusätzliche Hintergründe erfahren.

Doch diese Kooperation steht nun vor dem Aus: Stattdessen sollen "Community Notes" eingeführt werden – eine Funktion, bei der die Nutzer*innen selbst irreführende Inhalte markieren können. Zunächst wird dieses Modell nur in den USA getestet, doch viele europäische Plattformbetreiber befürchten eine baldige Ausweitung.

Warum der Wechsel?

Laut Zuckerberg waren die Faktenprüfer zu politisch voreingenommen und hätten in den USA mehr Vertrauen zerstört, als sie geschaffen haben. Belege? Fehlanzeige. Er räumte außerdem ein, dass die Faktenchecks ursprünglich als Reaktion auf die Verbreitung von Desinformationen nach Trumps erstem Wahlsieg gedacht waren. Das System sei jedoch aus dem Ruder gelaufen und hätte zu häufig zensiert.

Das neue Modell wird zwar voraussichtlich mehr Fehler machen, soll aber die Meinungsfreiheit auf den Plattformen stärken. Kritiker*innen, besonders aus der republikanischen Ecke, dürften sich freuen. Trump selbst hatte Zuckerberg sogar mit Gefängnis gedroht, sollte sich Meta in den Wahlkampf einmischen. Ob die Änderungen als Versöhnungsangebot gedacht sind? Möglich, immerhin spendete Zuckerberg eine Million Dollar für Trumps Amtseinführung am 20. Januar.

Was bedeutet das für uns?

Für Deutschland und Europa vorerst wenig, da die Änderungen aktuell nur in den USA getestet werden. Das kann sich jedoch schnell ändern.

Die Reaktionen: Correctiv schlägt Alarm

Correctiv, das als Faktenprüfer für Meta tätig ist, kritisierte die geplanten Änderungen scharf. Das Team betont, an internationale Standards gebunden zu sein, die Transparenz, Unparteilichkeit und Objektivität sicherstellen sollen. Die Faktenchecker verweisen darauf, dass ihre Arbeit dazu beigetragen habe, russische Desinformationskampagnen aufzudecken. Auch ohne die Kooperation mit Meta wolle Correctiv weitermachen – unter anderem mit dem Aufbau der ersten Faktencheck-Community.

Lockerungen mit Risiken

Meta plant noch weitere Änderungen:

  • Filter, die bisher Postings mit Verstößen gegen die Nutzungsbedingungen blockierten, sollen gelockert werden. Nur noch schwerwiegende Verstöße oder illegale Inhalte werden automatisch entfernt. Alles andere wird erst nach Beschwerden geprüft.
  • Politische und gesellschaftliche Themen, die zuletzt absichtlich weniger angezeigt wurden, sollen wieder präsenter werden – insbesondere Migration und Geschlechterfragen.

Während Meta dies als Schritt hin zu mehr Meinungsfreiheit verkauft, befürchten Kritiker*innen eine verstärkte Verbreitung von Desinformationen sowie die Förderung von Ausgrenzung und Rassismus.

Ob Zuckerbergs Plan aufgeht oder Meta sich damit ins eigene Bein schießt? Die Antwort könnte bald auch uns betreffen.

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