Wie können Haupt- und Ehrenamtliche evangelischer Kirchen lernen, kleine Videos selbst zu produzieren? Diese Frage treibt die Pfarrerinnen und Pfarrer des Prodekanates München-Südost schon seit längerem um.

Mit einem ungewöhnlichen Videoprojekt haben die Gemeinden trotz des Corona-Shutdowns in den vergangenen Monaten gelernt, selbst kleine Videos zu drehen. Kurz vor Ostern präsentieren sie nun stolz die ersten Ergebnisse. Ein Erfahrungsbericht.

Digitalisierung in evangelischen Gemeinden vorantreiben

Wie können Kirchengemeinden ihre Dienste digital anbieten – und wie erreichen sie die Menschen vor Ort, wenn die Schulen geschlossen sind und öffentliche Veranstaltungen wegen Corona abgesagt werden müssen? Für Dekan Mathis Steinbauer vom Prodekanat München Südost stand schon im vergangenen Jahr fest: "Wir müssen als Gemeinde digitale Angebote schaffen". Gesagt, getan: Im Oktober 2020 organisierte Steinbauer eine Pfarrkonferenz zum Thema - und bat die Online-Redaktion des Sonntagsblatts um einen Vortrag.

Die Pfarrkonferenz wurde gleichzeitig dazu genutzt, eine Idee zu diskutieren, die von zwei Pfarrern und einer Ehrenamtlichen entwickelt worden war: Die Pfarrer Stefan Ammon und Paul Streidl sowie die Ehrenamtliche Carolin Lochner stellten bei der Konferenz einen Projektantrag für den Digitalisierungsfonds der bayerischen Landeskirche vor mit der Idee, jede Woche ein Video zu produzieren und zu veröffentlichen.

Videoprojekt als Kooperation zwischen Prodekanat und Sonntagsblatt

Getreu dem Motto "Kein Projekt ohne Partnerschaft" beschloss die Pfarrkonferenz das Projekt – und begründete damit auch eine einzigartige Kooperation. Prodekanat und Sonntagsblatt-Onlineredaktion könnten doch zusammenarbeiten und sich inhaltlich wie fachlich austauschen, so die Grundidee. Eine Arbeitsgruppe wurde gegründet, in mehreren Runden das Konzept ausgearbeitet und der Antrag gestellt.

Zum Videoprojekt gehören vier Teile. Am Anfang stand ein Training in Form eines Webinars, bei dem grundlegende Fragen zur Technik behandelt wurden und von dem möglichst viele Haupt- und Ehrenamtliche der Gemeinden profitieren sollten. Zweiter Teil bildete eine Reihe von Workshops vor Ort, bei denen das theoretische Wissen nun praktisch erprobt werden sollte. 

Zum Projekt gehörte auch die Frage, inwiefern Dienstleistungen für die Produktion angeboten werden können. Schließlich sollte der Youtube-Kanal "360 Grad Evangelisch" als zentrale Plattform für die Videos eingerichtet und genutzt werden.

Startschuss mit Webinaren

Kann ich mit einem Handy ein komplettes Video produzieren? Worauf muss ich beim Ton achten? Wie ist das mit den Bild- und Musikrechten? Um möglichst viele haupt- und ehrenamtliche Mitglieder der Gemeinden auf das Thema einzustimmen, wurde zunächst ein Webinarkonzept erarbeitet. An vier Abenden wurden über hundert Personen in die Grundlagen der Videoproduktion geschult.

Im ersten Webinar informierte die Online-Redaktion über Strategie, Verbreitung und visuelle Identität von Videos, dann folgte ein Webinar zu organisatorischen Fragen rund um eine Videoproduktion. Das dritte Webinar gab einen Einblick in die Technik der Videoproduktion mit Ton, Licht, Kamera. Im vierten Webinar wurden Distributionswege und Marketingmaßnahmen vorgestellt.

Zu jedem Webinar wurde auch eine Fragerunde angeboten, die rege genutzt wurde von den TeilnehmerInnen, zu denen Jugendliche aus der Konfiarbeit und junge Erwachsene aus der Jugendarbeit gehörten ebenso wie Hauptamtliche Mitarbeitende aus den Gemeinden.

Digitale Beratung durch Medienexpertinnen und Videoprofis

In der Corona-Pandemie müssen viele Pläne spontan verändert werden. So auch bei diesem Projekt. Nachdem relativ bald fest stand, dass die  Workshops in der geplanten Art nicht stattfinden können, wurde das Konzept angepasst. In den Webinaren wurden nun kleine Übungsaufgaben gestellt. Außerdem wurden Ideen und Vorstellungen der Gemeinden abgefragt und diskutiert.

Daraus entstand schließlich der Plan, die Gemeinden virtuell bei der Umsetzung erster Videos zu unterstützen. Gesagt, getan: Mit Handykamera, bestehender Ausrüstung und großem Engagement machten sich fünf Gemeinden an die Arbeit – und produzierten innerhalb von vier Wochen jeweils ein selbst gedrehtes und geschnittenes Video. Die Sonntagsblatt-Redakteurin Lea Kiehlmeier unterstützte die Gemeinden dabei mit Rat und Tat, gab Feedback und half punktuell vor Ort. In einem letzten Schritt begleitete die Redaktion die Macherinnen und Produzenten auch bei Produktion und Schnitt.

Videos zu "Hoffnungsorten" auf Youtube

Die Ergebnisse der Video-Reihe wurden auf der Youtube-Playliste "Evangelisch in München" veröffentlicht – und können sich durchaus sehen lassen. Sie zeigen, wie mit geringen Mitteln kleine Videos produziert werden können.

  • Da ist die Sophie-Scholl-Gemeinde, die mit einem kleinen Video ihre beiden Kirchen präsentiert und die Zuschauerinnen und Zuschauer dazu auffordert, in die offene Kirche zu kommen, um eine Kerze anzuzünden.
  • Die St. Paulusgemeinde hat eine Andacht aufgezeichnet, die von einer Tänzergruppe mitgestaltet wurde.
  • An Neuankömmlinge und Neugierige aus dem Stadtviertel richtet sich das Video der Gustav-Adolf-Kirche: Die Kamera führt die BesucherInnen durch den Kirchenraum und stellt Kirchenfenster, Altar und Kunstwerke des Kirchenraums vor.
  • Die  Lätare-Gemeinde plant eine Serie zu Orten rund um die Kirche. Das erste Video widmet sich der Geschichte des Dietzfelbinger-Platzes in München-Ramersdorf.
  • Die Heilandskirche in Unterhaching stellt ihr Gemeindeleben vor, indem sie kurze Interviews mit Haupt- und Ehrenamtlichen präsentiert.

Die Videos unterscheiden sich stark; sie wurden mit Handy und Spiegelreflexkamera gedreht, von erfahrenen und weniger erfahrenen Gemeindemitgliedern produziert. Auch inhaltlich verfolgen die Gemeinden verschiedene Ziele: Mal erzählen sie ihre Geschichte mit einem Interview, dann mit Tanz oder Musik und einem geistlichen Wort.

Videos produzieren im Prodekanat München-Südost

Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen. Sobald es die Pandemie zulässt, soll es einen Workshop vor Ort geben. Dann werden die letzten Filme produziert und veröffentlicht. Das Prodekanat München-Südost überlegt ferner, wie die Videoarbeit verstetigt werden könnte. Deutlich wurde, dass für die regelmäßige Videoarbeit auch entsprechende personelle und technische Ressourcen zur Verfügung gestellt werden müssen.

Die bayerische Landeskirche hat in Aussicht gestellt, das Projekt weiter finanziell zu unterstützen. Geplant ist etwa die Anschaffung eines kompletten Filmproduktions-Sets, das von Gemeinden im Dekanat München ausgeliehen werden kann – begleitet von einem Filmprofi aus der Redaktion.

Digitalisierung in der bayerischen Landeskirche

Die bayerische Landeskirche hat einen Fonds für die Digitalisierung von Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen begründet. Mit der Digitalstrategie sollen die Einrichtungen besser mit Menschen ins Gespräch kommen, Prozesse verbessern und Standards etablieren. Die Liste aller Projekte kann hier eingesehen werden.

Prodekanat München-Südost

Das Prodekanat München-Südost gehört zum Dekanat München und umfasst elf Kirchengemeinden mit rund 47.600 Kirchenmitgliedern.
Das Gebiet erstreckt sich innerhalb des Stadtgebiets München von Ramersdorf bis Waldperlach, vom Fasangarten bis Berg am Laim. Im Landkreis München befinden sich die Gemeinden Putzbrunn, Ottobrunn, Neubiberg, Taufkirchen, Höhenkirchen, Oberhaching/Deisenhofen und Unterhaching. Dekan für den Münchner Südosten ist Mathis Steinbauer.

Folgende Kirchengemeinden gehören zum Prodekanat München-Südost

    Gustav-Adolf-Kirche (Ramersdorf)
    Heilandskirche (Unterhaching)
    Jerusalemkirche (Taufkirchen)
    Jesajakirche (Fasangarten)
    Jubilatekirche (Waldperlach-Putzbrunn)
    Kreuz-Christi-Kirche (Höhenkirchen)
    Laetarekirche (Neuperlach)
    Michaelskirchengemeinde (Ottobrunn-Neubiberg-Hohenbrunn)
    Kirchengemeinde Sophie Scholl (Berg am Laim-Ramersdorf)
    St. Paulus (Perlach)
    Zum Guten Hirten (Oberhaching)

Mit einem Videoprojekt will das Prodekanat München Südost die elf Gemeinden stärker in der Öffentlichkeit präsentieren. "Hoffnungsorte" heißt die Video-Reihe, die Haupt- und Ehrenamtliche trotz des Corona-Shutdowns gedreht haben.

Wie können Haupt- und Ehrenamtliche evangelischer Kirchen lernen, kleine Videos selbst zu produzieren? Diese Frage treibt die Pfarrerinnen und Pfarrer des Prodekanates München-Südost schon seit längerem um.

Mit einem ungewöhnlichen Videoprojekt haben die Gemeinden trotz des Corona-Shutdowns in den vergangenen Monaten gelernt, selbst kleine Videos zu drehen. Kurz vor Ostern präsentieren sie nun stolz die ersten Ergebnisse, die Sie in dieser Playlist finden.
Wir geben die Hoffnung nicht auf, und Sie? Was ist Hoffnung für Sie? Was macht Ihnen Hoffnung? Welcher Ort macht Ihnen Hoffnung?
Welches Wort macht Ihnen Hoffnung? Mit diesem Video wollen wir einen kleinen und hoffnungsfrohen Spaziergang rund um unsere Kirche machen. Kommen Sie mit.

Das Video zeigt Bilder und Szenen in und um die Kirche. Im Mittelpunkt sind kurze Sequenzen, die die Gustav-Adolf Kirche als Hoffnungsort mit Hoffnungswort darstellen.

Einzelne Gemeindemitglieder drücken aus, was ihnen der jeweilige Ort zum Hoffnungsort macht. Die Botschaft des Videos ist die, dass ein guter Grund zur Hoffnung oft viel näher liegt wie gedacht. Die einzelnen Szenen des Films wollen dies aufzeigen. Implizit kommt im Film auch Gott zur Sprache, der uns hilft, die Augen und alle Sinne für die Hoffnung zu öffnen. Darum endet der Film auch mit Hoffnungswort des Segens.

Der Film richtet sich vor allem an die Neuzugezogenen oder auch die, die Kontakt zur Kirchengemeinde knüpfen wollen. Der Film stellt Räume und örtliche Begebenheit dar. Der Film will aber auch Lust auf Begegnung mit der Kirchengemeinde machen. Denn hier findet sich ein Hoffnungsort mit Hoffnungswort.
St. Paulus ist die ältestes Münchner evangelische Kirche. Sie wurde vom Architekten Georg Friedrich Ziebland 1849 im neugotischen Stil erbaut. Zum Ensemble gehört auch das 1903/4 vom Architekten Theodor Fischer erbaute Pfarrhaus und der von Reinhard Riemerschmid 1979 entworfene Gemeindepavillon (Gemeindehaus). Die Perlacher Gemeinde ist eine Gründung von Protestanten aus der Pfalz, die sich ab 1816 dort angesiedelt haben. Die neugotische Innenausstattung mit Lettner und Ausmalung wurde bei einer Renovierung 1965 entfernt.
Die Heilandskirche ist für viele Unterhachinger ein Ort, an dem sie Menschen treffen, aber auch Ruhe und Trost finden, neue Hoffnung schöpfen, oder auch eigene Ideen verwirklichen. In der Gemeinde trifft "Hinz auf Kunst": Jung auf Alt, Sänger:innen auf Yogis, und Liebhaber des Seniorencafés auf Kicker-Freunde. Um die Vielstimmigkeit der unserer Gemeinde abzubilden, haben wir mit einigen Aktiven Interviews geführt und versucht, auf diese Weise die ganz besondere Stimmung unserer Gemeinde einzufangen.