Als der Franzose Pierre de Coubertin Ende des 19. Jahrhunderts darüber nachdachte, wie man die Menschen auf der Welt dazu bringen könnte, friedlich miteinander zu leben, kam ihm der Gedanke Olympischer Spiele in den Sinn. Frieden in der Welt ist ein edler Wunsch.

2022 wird dieser Wunsch leider wieder einmal ad absurdum geführt. Olympische Winterspiele in Peking, pompös eröffnet unter dem Motto: "One World, one Family." Schön wär’s! In China werden die Menschenrechte mit Füßen getreten. Folter, Einschränkung der Pressefreiheit oder die Unterdrückung von ethnischen Minderheiten sind an der Tagesordnung. Von der Vielzahl verhängter Todesurteile ganz zu schweigen. Chinas Unterdrückungspolitik ist kein Geheimnis, sondern offen gelebte Realität.

Und in diesem Land soll der olympische Gedanke von Frieden gelebt werden?

Rund 1 Million Menschen werden in "Umerziehungslagern" festgehalten

Den deutschen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, lässt das kalt, oder er verschließt die Augen, oder wie soll man seinen Satz "Wenn ich keine politischen Kommentare abgebe, nehme ich keine Seite ein" sonst deuten?

Vielleicht sind wir auch einfach zu kritisch. Denn auch IOC-Funktionär Richard Pound bekräftigt in einem Interview im Deutschlandfunk, dass er von keinen Menschenrechtsverletzungen in China wisse. Nur werden laut Schätzungen von Amnesty International rund eine Million Menschen in China in "Umerziehungslagern" festgehalten. Wenn man sich an der Maßgabe des IOC orientiert, garantiert zu ihrer eigenen Sicherheit.

Kritische Stimmen werden nicht gehört

Diese Diskussionen sind nicht neu. Schließlich ist es ja nicht das erste Mal, dass Olympische Spiele in China stattfinden. Gerade einmal 14 Jahre ist es her, da waren Sommerspiele in Peking, und schon damals wurden kritische Stimmen laut, die aber schon damals an den Entscheidern im IOC abperlten. Lernprozess? Fehlanzeige. "Korruption!" ist zu hören, "demokratische Abstimmung" entgegnen andere.

"Augen zu und durch, Hauptsache, die Kohle stimmt", vermuten viele.

Die Idee de Coubertins ist spätestens 2022 zur Posse verkommen. Der Versuch, zu verstehen, warum immer wieder Sportgroßereignisse an Länder vergeben werden, in denen das Wort Menschenrechte ein Fremdwort ist, misslingt. Ein Schelm, wer das nötige Kleingeld hinter solchen Entscheidungen vermutet. Der positive nachhaltige Effekt ist:

Ich kann diesen Kommentar in ein paar Monaten zur Fußball-WM erneut verwenden. Ich muss dann nur das Wort "China" durch "Katar" ersetzen.