Schwerpunkt der medialen Berichterstattung über den Kirchentag, war das humane Thema "Seenotrettung". Daneben stachen zwei Themen besonders hervor, über die berichtet wurde: Zum einen der Ausschluss von AfD-Vertretern von den Kirchentagspodien, zum anderen die Workshops "Vulven malen" und "Schöner kommen – Zur Sexualität von Frauen".

Tagelang haben sich deutsche Leitmedien über die kirchlichen Entdeckungstouren zu neuen Ufern der Sexualität lustig gemacht. Es waren Randthemen, deshalb waren die hämischen Kommentare unfair. Aber schmunzeln muss man schon über die Impulse für das evangelische Leben aus der Lendenregion heraus.

Als "Mitte-links" und damit politisch recht einseitig wurde die Auswahl an Podiumsgästen und Rednern bezeichnet. Nahezu die gesamte deutsche Medienlandschaft befand, dass das allerorts präsente Grün der Kirchentags-Schals diesen auch inhaltlich eher in die Nähe eines Treffens der grünen Partei rückten. Wen er zu seiner Feier einlädt, das bleibt dem Gastgeber freilich selbst überlassen. Wenn der Kirchentag keine Rassisten und Antisemiten dabeihaben will, ist das nachvollziehbar und richtig. Dazu passt dann aber nicht, dass das "Wir müssen draußen bleiben"-Schild zwar für die größte Oppositionsfraktion im Bundestag gilt, man jedoch mit dem türkisch-islamischen Moscheeverband DITIB gerne spricht, der in seinen Reihen auch Repräsentanten hat, die offen gegen Juden hetzen.

Gesinnungs-Party in einer binnenkirchlichen Filterblase

Es war immer eine Stärke des christlichen Glaubens, im Dialog zu bleiben und niemanden auszuschließen. Hätte Jesus vor 2000 Jahren auch schon unliebsamen Personen das Gespräch verwehrt, säße Zachäus wohl heute noch auf dem Baum.

Die Organisatoren müssen sich daher nicht wundern, wenn der Kirchentag von nach Antworten auf konkrete Lebensfragen suchenden Christen eher als internes Happening einer Wohlfühl-Gruppe empfunden wird.

Wenn im Jahr 2023 der nächste Evangelische Kirchentag nach Nürnberg kommt, dann wünscht man sich, dass die Medien wieder fairer berichten. Und man wünscht sich, dass der Kirchentag nicht zu einer netten Gesinnungs-Party in einer binnenkirchlichen Filterblase mit einem Schlussgottesdienst in einem dann vielleicht halb leeren Fußballstadion herabsinkt.