Knapp 900.000 Menschen in Bayern werden laut einem neuen Gutachten bis zum Jahr 2050 pflegebedürftig sein. Derzeit gebe es im Freistaat rund 500.000 Pflegebedürftige, teilte das Gesundheitsministerium mit. Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte, dass sich entsprechend auch der Bedarf an Pflegepersonal erhöhe: "Gebraucht werden rechnerisch zusätzlich mindestens 62.000 Vollzeit-Pflegekräfte."
Das "Gutachten für den Bereich der Pflege für die Jahre 2025 bis 2050 in Bayern" hatte sein Ministerium 2019 in Auftrag gegeben.
Prognosen des Pflegegutachtens
Mit den Ergebnissen des Pflegebedarfsgutachtens könne man nun erstmals bayernweite und regionalisierte langfristige Prognosen über die Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen und der benötigten Pflegekräfte aufstellen, sagte Holetschek. Konkret erhöhe sich beispielsweise der Bedarf an Pflegefachpersonen in Bayern von 2.937 Vollzeit-Fachkräften im Jahr 2020 auf 7.489 Fachkräfte bis zum Jahr 2025. Im Jahr 2050 würden dann knapp 32.000 Pflegefachkräfte benötigt. Zudem würden genauso viele Pflegehilfskräfte benötigt.
Angesichts der Zahlen forderte Holetschek: "Wir müssen die Pflege jetzt zukunftsfest machen." Dazu gehöre, die Pflegeberufe langfristig attraktiver zu machen und zu stärken. Es brauche dazu mutige und vorausschauende Lösungen beim Bund und in den Ländern, etwa Steuererleichterungen für Pflegekräfte und finanzielle Entlastung für Pflegebedürftige. Außerdem brauche es Versorgungsstrukturen, die den Mensch in den Mittelpunkt stellen - "und nicht Abrechnungsfragen", betonte der Minister.
Meinung er SPD in Bayern
Die SPD in Bayern zeigte sich angesichts der Zahlen alarmiert. Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Ruth Waldmann, sagte: "Die Lage ist ernst." Es müssten viel mehr Pflegekräfte gewonnen werden, indem man den Berufsstand attraktiver mache.
Vor allem in der Corona-Pandemie seien viele Pflegekräfte bis an die Grenze der Erschöpfung gegangen, fühlten sich aber weitgehend alleingelassen. Symbolpolitik wie der Corona-Pflegebonus oder der zweimonatige Brotzeitzuschuss reichten nicht aus, sondern führten eher zu dem Eindruck, mit den echten Nöten nicht ernst genommen zu werden.