Dialekt liegt im Trend. Zumindest in Franken. Und in der Kirche. Der Arbeitskreis Mundart in der Kirche präsentiert dieser Tage sein neues Weihnachtsbüchlein - und Nürnbergs Alt-Regionalbischof Karl-Heinz Röhlin gibt zusammen mit seiner Frau Ruth in diesem Dezember schon zum 50. Mal seine "Fränggische Weihnachd" zum Besten. Dieses Jubiläum fällt auf den 22. Dezember, den vierten Advent. Zu Gast sind die zwei dann in der Neuendettelsauer Diakoniekirche St. Laurentius. Passend dazu ist eine Neuauflage des erstmals 2009 erschienenen und schon seit längerem vergriffenen Buchs mit gleichem Titel herausgekommen.

Dass der bekennende Franke und Dialektsprecher Röhlin überhaupt das Weihnachtsevangelium nach Lukas auf Fränkisch verfasst hat - es war einer jener Zufälle, deren Langzeitwirkung kaum ahnen lässt. "Ich war in Röthenbach spazieren", erinnert sich der evangelische Pfarrer. An einer Scheune war ein älterer Mann beim Holzmachen - und beide kamen ins Gespräch. Der Herr war der Chef der Röthenbacher Blasmusik und auf der Suche nach einem fränkischen Dialektstück zu Weihnachten. Und weil Röhlin diese Idee "ziemlich spannend" fand, schrieb er einfach eins: Die "Fränggische Weihnachd" war geboren.

Immer gleich und doch wieder anders

Das war 2009, seither haben die Röhlins mit verteilten Rollen - Ruth übernimmt dabei unter anderem den Part der Maria - schon Dutzende Male ihre "Fränggische Weihnachd" vorgetragen. Ihre Textpassagen werden dabei von musikalischen Einlagen unterteilt. "Und zwar immer anders", sagt Ruth Röhlin. Denn während die Röhlins mit ihrem Text in ganz Franken und auch darüber hinaus unterwegs sind, begleitet werden sie in der Regel von Musikern vor Ort. Mal sind es Musikvereine, manchmal auch ein Saxophon-Ensemble oder auch einzelne Musiker. "Wir geben nichts vor - nur: Es muss halt zum Text passen", erläutert das Paar.

Nun, zum Zehnjährigen und zur 50. Aufführung, hat der Freimund-Verlag in Neuendettelsau das Weihnachtsbüchlein von Karl-Heinz Röhlin neu aufgelegt. Und es hat sich einiges verändert. Zum einen wurde der Text bearbeitet. "Es ist jetzt eine Art 'Hochfränkisch', damit es auch für Nicht-Nürnberger lesbarer wird", sagt der frühere Regionalbischof. Aus "Wäi" wurde beispielsweise "Wie" und aus "Däi" wurde "Die". Zudem wurde der Josef mit eingebaut. Wohl am auffälligsten ist aber die neue Bildgestaltung. Statt der modernen Bebilderung sind nun Fotografien des legendären Bamberger Krippenweges in der Neuauflage zu sehen.

Die Menschen werden durch das Hören ihrer eigenen Mundart "berührt"

Die Röhlins wissen natürlich auch darum, dass Dialekt nicht jedermanns Sache ist - und schon gar nicht in der Kirche. "Die liturgisch geprägte Sprache, die sich bewusst vom Alltag abhebt, das hat schon auch eine gewisse Theo-Logik", sagt Karl-Heinz Röhlin: "Aber Jesus hat auch in einfacher und bildhafter Sprache mit den Menschen gesprochen." Die Menschen werden durch das Hören ihrer eigenen Mundart "berührt", sagt Ruth Röhlin: "Mundart bedient das Beziehungsohr." Die liturgische Hochsprache könne nämlich durchaus auch Distanz erzeugen - und so auch Barrieren schaffen, findet der ehemalige Regionalbischof.

Dem Dialekt liebenden Ehepaar ist aber auch klar: Mundart ist nichts für überall und jeden. "Dem norddeutschen Pfarrer würde ich eher nicht raten, unsere 'Fränggische Weihnachd' vorzulesen", sagt Karl-Heinz Röhlin. Auch ihre Auftritte passten nicht in jede Gemeinde: "Es muss eine gewisse Zahl an Dialektsprechern oder -verstehern geben, sonst macht es keinen Sinn." Die gibt es aber nach wie vor oder auch wieder in vielen Gemeinden. Allein zwischen Mitte und Ende Dezember stehen die Röhlins mit ihrer "Fränggischen Weihnachd" fünf Mal auf der Bühne.