Wenn Maria Tugira von sich erzählt, beginnt sie mit der Anzahl ihrer Kinder. Sieben Kinder hat sie großgezogen, alle auf der Müllhalde von Uruguaina, einer Stadt am Rio Uruguay, der die Grenze zu Argentinien markiert. 22 Enkel habe sie und einen Urenkel.

Als junge Mutter, die ersten beiden Söhne waren noch ganz klein, konnte sie nicht mehr als Haushaltshilfe arbeiten, sie verkaufte Gemüse, beinahe jedes Jahr kam ein Kind, irgendwann beschlossen sie und ihr Mann, so kann es nicht weiter gehen, die Armut, der Hunger. "Als wir die Müllhalde sahen und die ganzen Essensreste dort, dachten wir, das hier ist ein guter Ort zum Überleben."

Leben vom Müll und dem Recycling

Mehr als zwanzig Jahre lang lebte ihre Familie vom Müll und vom Recyclen, Maria Tugira fand auf der Müllhalde nicht nur Essen und Material, das sich verkaufen ließ, sondern auch Bücher. Die brasilianische Verfassung zum Beispiel. "Jede Arbeit ist würdevoll", sagt sie, "nur die Arbeitsbedingungen sind es nicht."

2002 kam eine große Recycling-Firma nach  Uruguaiana, die Bewohner der Müllhalde schöpften kurz Hoffnung, erfuhren aber dann, dass sie vertrieben werden sollte. Maria Tugira ließ sich Kopien der Verträge der Firma geben, führte den Widerstand an, wurde Teil des Movimento Nacional dos Catadores de Materiais Recicláveis - der Bewegung der Müllsammler. 2006 marschierten 1200 von ihnen in die Hauptstadt Brasília, um für ihre Rechte zu kämpfen.

Auf der Müllhalde ein Kollektiv gegründet

In Tugiras Hütte auf der Müllhalde gründeten die Müllsammlerinnen und Müllsammler 2007, Tugiras Mann war gerade gestorben, unterstützt von er evangelischen und katholischen Kirche, ein Kollektiv, mit Versammlungen, Abstimmungen und dem gemeinsamen Ziel, das Leben für alle zu verbessern. 

Heute reist Maria Tugira viel, sie ist in der nationalen Vertretung des Movimento dos Catadores. Ihre Kinder und Enkel leben nicht mehr vom Müll.

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Stipendienprogramm Journalismus und Religion

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