"Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder", dieser Wochenspruch aus Psalm 98 hat dem Sonntag "Kantate" seinen Namen gegeben: "Singet!" Der Sonntag mit seinem Motto könnte nicht besser passen für eine Ehrung der ganz besonderen Art: 50 Jahre Posaunenchorleitung.

So wurde am vergangenen Sonntag Reinhard Lammel, derzeit Leiter des Posaunenchors Gesees, im Rahmen eines festlichen Konzerts in der Kirche St. Marien zu Gesees (Dekanatsbezirk Bayreuth/Bad Berneck) durch den leitenden Landesposaunenwart Dieter Wendel für dieses besondere Jubiläum ausgezeichnet. Das Konzert wurde vom Posaunenchor Gesees unter der Leitung des Jubilars sowie dessen Bruder Helmut Lammel an der Orgel gestaltet, die Laudatio hielt Regionalbischöfin Dorothea Greiner. Insgesamt 850 Posaunenchöre gibt es in ganz Bayern, und vor allem in Franken ist die Dichte besonders groß.

Immer wieder Neues wagen

Unter ihrem Leitspruch "Gott loben, das ist unser Amt" leisten sie mit ihrer Musik einen wesentlichen Beitrag zur Verkündigung des Evangeliums und sind vielerorts aus dem musikalischen Leben der Kirchengemeinden nicht mehr wegzudenken. "Dazu braucht es immer wieder Begeisterte, die die Menschen mit ihrer Musik berühren, die auch Neues wagen und nicht nur in alten Mustern verharren – so, wie Reinhard Lammel", sagte Dieter Wendel in seinem Grußwort, "er ist ein Glücksfall für die Posaunenchorarbeit, ein Motor für deren Fortbestand und ein Herzensmensch für alle, die seine Liebe zu den Posaunenchören teilen." Kein Wunder, denn seine musikalische Laufbahn und seine vielfältigen Aktivitäten sind alles andere als selbstverständlich.

Bereits mit 14 Jahren bildete der Pfarrerssohn Reinhard Lammel Jungbläser aus – die meisten waren damals älter als er selbst – und brachte später in dieser Eigenschaft sogar Regionalbischöfin Dorothea Greiner und ihrem Mann das Posaunespielen bei. Rund 100 Jungbläserinnen und Jungbläser lernten so nicht nur das Spielen auf ihrem Instrument, sondern nicht zuletzt auch die große Leidenschaft an der Musik. Im Alter von 23 Jahren, nach dem Osterfest 1974, übernahm Lammel schließlich von Karl Puchtler den Posaunenchor BayreuthAltstadt, ehe er 2006 nach Gesees wechselte.

Doch das ist noch lange nicht alles: Als Lehrer für Deutsch, Religion und Musik an der Gesamtschule Hollfeld bildete er auch dort Jungbläser aus und gründete eine Bläsergruppe, der in ihren Hoch-Zeiten 30 bis 40 Schülerinnen und Schüler angehörten. Zudem war er zunächst von 1975 bis 1988 stellvertretender Bezirksposaunenchorleiter und übernahm schließlich von Günter Wendel, Vater des leitenden Landesposaunenwarts Dieter Wendel, die Leitung.

Viele Bläserinnen und Bläser erinnern sich heute noch gerne an das große Posaunenchortreffen in Oberfranken, das er in Zusammenarbeit mit dem bayerischen Posaunenchorverband im Bayreuther Eisstadion auf die Beine stellte. Eines lag Reinhard Lammel immer besonders am Herzen: Er wollte durch die Musik nicht nur die Zuhörerinnen und Zuhörer erfreuen, sondern auch die Gemeinschaft der Glaubenden stärken und einen Beitrag zur Verkündigung des Evangeliums leisten.

"Bei allen deinen Chorleiteraufgaben waren stets drei Dimensionen tragend, die nie zu kurz kamen", betonte Regionalbischöfin Dorothea Greiner in ihrer sehr persönlichen und kurzweiligen Laudatio, "zum einen die menschliche Dimension, denn jeder und jede sollte sich im Chor wohl und angenommen fühlen, dann die geistliche Dimension, weil für dich mit der Musik auch Inhalt transportiert wird, und natürlich die musikalische Dimension. Trotz deines phänomenalen musikalischen Gehörs bleibst du gütig, weil es nicht um musikalische Perfektion, sondern um ein Zusammenspiel geht, aber trotzdem reizt du jede Gruppe, sich immer weiter zu entwickeln und nie stehen zu bleiben."

Aufhören ist keine Option

Diese drei Dimensionen sowie die große musikalische Leidenschaft Reinhard Lammels waren auch im Festkonzert spürbar, in dem die Musikerinnen und Musiker einen bunten Querschnitt aus den verschiedensten Epochen und Stilen der Posaunenchorliteratur präsentierten. Im Mittelpunkt stand dabei eine Bearbeitung zum Choral "Du, meine Seele, singe" von Helmut Lammel für Bläser und Orgel, das an jenem Sonntag zum ersten Mal aufgeführt wurde.

50 Jahre Posaunenchorleitung ist eine lange Zeit und ein Grund zu feiern – und Reinhard Lammel denkt noch lange nicht ans Aufhören. "Reinhard Lammel ist ein Gottesgeschenk, ein Segen für unsere Kirche. Die Geseeser spüren es und wir alle wissen es", sagte Greiner.

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