Am Dienstag (30. Oktober 2018) wird die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler bei einer Tagung in Berlin von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) zur "Botschafterin des Grünen Knopfs" ernannt. Als zweite Textilbotschafterin nach "Germanys Next Topmodel"-Kandidatin Barbara Meier will die evangelische Theologin für nachhaltig und fair produzierte Kleidung werben.
Der Grüne Knopf soll 2019 als Verbrauchersiegel in der Textilbranche eingeführt werden. Er ist mit der Arbeit des "Bündnisses für nachhaltige Textilien" verknüpft, das 2014 als Reaktion auf den Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Savar in Bangladesch gegründet wurde. Dem Bündnis gehören - vom Discounter bis zum Fair-Trade-Pionier - mittlerweile 130 Unternehmen an, die jährlich in sogenannten "Roadmaps" ihre Fortschritte dokumentieren müssen.
Frau Breit-Keßler, was ist Ihnen beim Kleiderkauf wichtig?
Breit-Keßler: Ich achte darauf, dass die Kleidung fair produziert wurde und dass die Produktionskette nachhaltig ist. Dabei hilft mir die App "Siegelklarheit", denn es ist nicht leicht, als Verbraucher zu erkennen, was man bedenkenlos kaufen kann. Außerdem gilt für mich eine Lebensweisheit meiner Mutter: Wir sind zu arm, um uns was Billiges zu kaufen. Das heißt, dass man lieber auf ein Stück mit hoher Qualität spart, von dem man dann auch lange etwas hat. Schönes ist immer schön. Viele Sachen habe ich über zehn Jahre lang. Man muss nicht jeden Modeschnickschnack mitmachen. Das ist überflüssige Verschwendu
Gibt es für Sie eine Preisgrenze nach unten?
Breit-Keßler: Wenn ein T-Shirt nur 4,99 Euro kostet, weiß man, dass damit etwas nicht stimmen kann.
Aber bei Modeketten wie H&M oder der irischen Billigkette Primark gibt es T-Shirts für weniger als 4,99 Euro, und sie sind dennoch Mitglied im Textilbündnis. Wie passt das zusammen?
Breit-Keßler: Nicht alle Mitglieder im Textilbündnis haben ihre Produktion schon zu 100 Prozent auf faire und nachhaltige Rahmenbedingungen umgestellt. Trotzdem geht es darum, möglichst alle Hersteller für das Bündnis zu gewinnen, damit sie künftig nur noch faire Textilien verkaufen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Aber es ist wichtig, damit anzufangen, sonst passiert gar nichts.
Als Botschafterin für den Grünen Knopf leihen Sie der Kampagne Ihr Gesicht. Vertrauen Sie diesem Siegel, das 2019 in die Läden kommen soll?
Breit-Keßler: Die Kundin, der Kunde muss sich darauf verlassen können, dass ein Kleidungsstück mit dem Grünen Knopf hundertprozentig sauber ist. Das heißt aber nicht, dass die restliche Produktpalette dieses Herstellers genauso sauber ist. Ein Pulli mit Grünem Knopf wäscht nicht den ganzen Produzenten rein. Ich persönlich würde Kleidungsstücke mit Grünem Knopf nur kaufen, wenn ich wüsste, dass wenigstens 50 Prozent der Kollektion nachhaltig und fair sind - und dass der Hersteller mit Hochdruck daran arbeitet, dabei auf 100 Prozent zu kommen.
Wann ist Kleidung für Sie fair?
Breit-Keßler: Wenn die Näherinnen einen sicheren Arbeitsplatz und gerechte Arbeitsverträge haben, wenn eine Gewerkschaft ihre Interessen wahrnimmt, wenn sie kranken- und sozialversichert sind, wenn sie bei ihrer Arbeit nicht mit Pestiziden verseucht werden. Meine Eleganz soll keine Menschen krank machen oder gar töten.
Was können Sie als Botschafterin des Grünen Knopfs tun?
Breit-Keßler: Ich werde Öffentlichkeitsarbeit machen und in meinem persönlichen Umfeld dafür werben, beim Kleiderkauf besser auf Nachhaltigkeit zu achten. Als Kundin kann ich mich in Geschäften qualitätsbewusst verhalten und auch mal nachfragen, wie ein Stück produziert wurde ...
... und darauf fragende Blicke ernten. Wie weit gehen Sie mit Ihrer Nachfrage - bis zum Geschäftsführer?
Breit-Keßler: Wenn ich keine zufriedenstellende Antwort bekomme, hinterlasse ich meine Telefonnummer und bitte um Auskunft. Leider habe ich bislang noch nie einen Rückruf bekommen. Aufklärungsarbeit macht Mühe, aber sie lohnt sich dennoch. Sie kommt Menschen zugute, die wie wir auf dieser Erde leben.
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