Ein neuer ökumenischer Verein will in Zukunft kirchliche Aktivitäten in Sachen Asyl vernetzen. Bei der Gründung von "matteo" in Nürnberg unterstrich die zukünftige Vorsitzende, die Augsburger Pfarrerin Anne-Kathrin Kapp-Kleineidam, der Verein strebe keine Kirchenasyle für Flüchtlinge an, versuche sie eher zu vermeiden, sehe sie aber weiterhin als letzte Möglichkeit für einen Flüchtling an. Man wolle mit dem neuen Verein "lauter und deutlicher" auf Probleme in der Asylarbeit hinweisen, sagte die Bayreuther Asylkoordinatorin Anna Westermann.

Unter anderem kritisierten die "matteo"-Vertreter das "Vier-Lager-Projekt" der bayerischen Staatsregierung. In diesen großen Asyl-Rückführungszentren in Manching, Bamberg, Deggendorf und Regensburg würden Flüchtlinge abgeschottet, Ehrenamtliche könnten sie kaum mehr betreuen und Asylsozialberatung sei nur eingeschränkt möglich. Anders als in den früher dezentralen Einrichtungen "werden Härtefälle nicht mehr bekannt", sagte "matteo"-Gründungsmitglied David Geitner, Asylsozialberater aus dem Landkreis Nürnberger Land.

Flucht und Asyl

Dossier

Weltweit sind etwa 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Auch in Bayern suchen viele Schutz. Wie geht es den Flüchtlingen hier? Welche Erfahrungen machen Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit? Lesen Sie das und mehr in unserem Dossier "Flucht und Asyl".

"matteo" will Asylnetzwerk aufbauen

Mitinitiator Stephan Theo Reichel, früher Kirchenasyl-Koordinator der bayerischen evangelischen Landeskirche, erklärte, man werde die drei wichtigsten Gründe für Kirchenasyl thematisieren. Dies seien unwürdige Zustände für Flüchtlinge, die nach Bulgarien zurückgeschickt würden, ebenso wie für Asylbewerber aus Eritrea und Äthiopien, die wieder nach geltenden europäischen Vereinbarungen nach Italien zurück müssen. Außerdem wolle man gegen Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber nach Afghanistan kämpfen.

Bei "matteo" wollen Protestanten und Katholiken und andere Gruppierungen und Ehrenamtliche zusammenarbeiten. Es hätten sich 50 Mitglieder gefunden, 40 weitere Voranmeldungen seien bereits registriert, sagte Reichel. Unter den Mitgliedern sind den Angaben nach das Kloster der Dillinger Franziskanerinnen in Bamberg, aber auch zwei Rechtsanwaltskanzleien, die auf Asylfragen spezialisiert sind.

Der Verein "matteo" wolle den zahlreichen Flüchtlingsinitiativen, die in den Kirchengemeinden in den vergangenen drei Jahren entstanden sind, "bestimmte Hilfen anbieten, die die Landeskirche oder Bistümer nicht anbieten konnten". Unter anderem soll ein Rechtshilfefonds aufgebaut werden. Im Laufe der vergangenen Jahre sei in den Kirchengemeinden in Dörfern und Städten eine gut funktionierende Flüchtlingsarbeit entstanden, der aber eine unabhängige umfassende Vernetzung gefehlt habe, erklärte Reichel.

Landeskirche will zentrale Anlaufstelle für Kirchenasylfragen bleiben

Die evangelische Landeskirche sucht derweil für Reichel weiter nach einem Nachfolger, wie der Sprecher der Landeskirche dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Man sehe sich auch nach der Gründung des Vereins "matteo" als "zentrale Schnittstelle" in Kirchenasylfragen. Die Landeskirche und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hätten die Kontakte zu staatlichen Stellen und dem BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge). Der Sprecher warnte vor "Doppelstrukturen", wenn "matteo" Gemeinden in Kirchenasylfragen berate.

Grundsätzlich halte man "matteo" aber für unterstützenswert und begrüße die geplante Vernetzungsarbeit. Man teile das grundsätzliche Ziel, Kirchenasyle in Zukunft zu vermeiden. Ende Oktober sei ein gemeinsames Gespräch mit dem neuen Vereinsvorstand geplant. Finanzzusagen von der Kirche an den Verein gebe es nicht.

Der Name des Vereins "matteo" leitete sich aus dem Matthäus-Evangelium ab, in dem steht: "Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen."