Die meisten Feiertage, die mit Tieren zu tun haben, kommen aus den USA. So auch der "National Pet Day" am kommenden Montag, dem 11. April - der Tag des Haustieres. Er soll vor allem Tieren in Tierheimen Aufmerksamkeit verschaffen. Auch in Deutschland ist der Kontakt zu Haustieren eng, weiß die Erlanger Psychologin Andrea Beetz. Im Gespräch mit dem Sonntagsblatt erläutert die Professorin für Heilpädagogik und Inklusionspädagogik an der IU Internationalen Hochschule Bad Honnef, warum der Kontakt mit Tieren so guttut.

Frau Beetz, Tiere werden in vielen Bereichen eingesetzt, um Menschen zu unterstützen: in der Therapie von körperlichen und psychischen Erkrankungen, der Altenpflege, der Pädagogik. Warum funktioniert das so gut?

Beetz: Es gibt da verschiedene Ansätze. Edward O. Wilson, ein bekannter Biologe, hat die Biophilie-Hypothese aufgestellt. Die besagt, dass wir Menschen uns im Laufe der Evolution immer zusammen mit Tieren entwickelt haben. Zum einen konnten wir sie essen, zum anderen haben sie uns Gefahren angezeigt, waren aber auch gefährlich für uns. Deswegen haben wir auch heute noch Interesse an Tieren. Wenn friedliche Tiere in unserer Umgebung sind, wissen wir: Hier ist es sicher, hier kann ich entspannen. Und im direkten Kontakt mit Tieren setzt das Streicheln eines warmen, weichen Fells zum Beispiel das Hormon Oxytocin frei, das Stress entgegenwirkt und auch soziale Verbundenheit fördert. Das geht nicht nur mit Haustieren, oft sind auch landwirtschaftliche Nutztiere ganz beliebt. Vom Huhn auf dem Schoß, das sich streicheln lässt, zu Kühen, Ziegen, Pferden oder Alpakas. Auch das Beobachten von Tieren in der Natur kann für Menschen beruhigend wirken und unterstützt die Achtsamkeit für das Hier und Jetzt.

 

Eine Frau mit welligen Haaren, die über ihre Schultern fallen. Sie trägt eine Perlenkette und lächelt den Betrachter an.
Andrea Beetz, Professorin für Heilpädagogik und Inklusionspädagogik an der IU Internationalen Hochschule Bad Honnef. Im Gespräch mit dem Sonntagsblatt erläutert sie, warum der Kontakt mit Tieren so guttut.

"Dazu zu stehen, dass Hund oder Katze volle Familienmitglieder sind, das geht heutzutage viel einfacher."

Wie hat sich die Beziehung zwischen Menschen und ihren Haustieren gewandelt?

Beetz: Ich denke, es ist enger geworden und das wird inzwischen auch sozial akzeptiert. Es gab früher bestimmt auch schon Leute, die ganz enge Beziehungen zu ihren Tieren hatten. Da war es aber verpönt zu sagen, dass man ein Vierteljahr traurig war, weil der Hund gestorben ist. In den USA zum Beispiel gibt es schon lange Kondolenzkarten für verstorbene Tiere. Dazu zu stehen, dass Hund oder Katze volle Familienmitglieder sind, das geht heutzutage viel einfacher.

Gibt es dabei auch ein Zuviel, eine zu starke Fixierung auf das Haustier?

Beetz: Sagen wir mal so: Menschen sind psychisch gesund, wenn sie guten Kontakt mit anderen Menschen haben. Ein Tier kann für Menschen auch ein bisschen Sozialbeziehung und Familienmitglied sein. Wenn es aber zum vollkommenen Ersatz wird, kann das problematisch werden. Oder auch, wenn das Tier nicht in seinem Wesen gesehen, nicht nach seinen Bedürfnissen gehalten wird. Es müssen beide Seiten etwas davon haben. Bevor man sich ein Tier anschafft, sollte man auf jeden Fall überlegen, ob das zum eigenen Lebensstil passt, ob man sich das leisten kann und die Zeit dafür hat - auch für einen Hund, der 15 Jahre alt werden kann.