Auf der kommenden EKD-Synode wird am 9. November ein neuer Rat gewählt. Der Wahlvorschlag des Ratswahlausschusses umfasst insgesamt 22 Personen, davon elf Frauen und elf Männer. Einer von ihnen ist Stefan Reimers, Ständiger Vertreter des Landesbischofs. Er bezeichnet sich im Kurzinterview als "überzeugten Teamplayer" und erklärt, er wolle eine "ehrliche, offene und vertrauensvolle Kultur des Aufbruchs" mitgestalten. 

Warum stellen Sie sich zur Wahl?

Stefan Reimers: Ich stehe zur Wahl, weil ich ein überzeugter Teamplayer bin und Kooperation als unheimlich beflügelnd erlebe: Entscheidende Perspektiven der Kirchenentwicklung können nicht durch einzelne Landeskirchen für sich gestaltet werden, sondern nur gemeinsam angegangen werden. Gerade wenn wir als Kirchen vor allem durch unsere Mitarbeitenden und unser Personal in Kontakt mit Menschen kommen, dann müssen wir gemeinsam über Personalentwicklung, Berufsbilder, Rahmenbedingungen etc. nachdenken, und dürfen nicht in Konkurrenz zueinander handeln. Gerade wenn wir alle in einer sich rasant verändernden Gesellschaft herausgefordert sind, müssen wir miteinander lernen, entwickeln, ausprobieren.

Für einen solchen grenzüberschreitenden, "lernenden Mut" stehe ich in meiner Landeskirche genauso wie auf Ebene der EKD.

Wofür wollen Sie sich besonders stark machen, wenn Sie gewählt werden?

Die EKD und in ihr vor allem der Rat der EKD bilden eine Art "Scharnier" zwischen unserer Kirche auf der einen Seite und der gesamten Gesellschaft auf der anderen Seite. Hier müssen gesellschaftliche  Diskussionen und inhaltliche Auseinandersetzungen geführt werden, aber so, dass es auch etwas mit den Gemeinden und Einrichtungen und den Lebenswegen der Menschen zu tun hat. Keine abgehobenen theologischen Diskurse, sondern lebensrelevante, theologisch begründete Provokation, Orientierung und Auseinandersetzung von Kirche und Gesellschaft. Dazu braucht es vielleicht mehr direkte Begegnungsformate als bisher.

Gleichzeitig sind die EKD und auch hier wieder der Rat der EKD das Forum innerkirchlicher Orientierung und ein großer gemeinsamer "Lern-Raum". Wir müssen viel intensiver die Chancen des Austauschs unter den Gliedkirchen nutzen, digital und analog. Wir können viel mehr voneinander lernen, als wir das bisher tun.

Wir sind in unseren Landeskirchen viel interessanter füreinander, als wir es bisher zeigen - und auch dafür brauchen wir mehr Begegnung. Beide Aspekte des innerkirchlichen wie des gesellschaftlichen Dialogs möchte ich gerne noch stärker machen.

Wie soll die Zukunft der Kirche aussehen? Und wie kann das der EKD-Rat gestalten und voranbringen?

Der Rat der EKD hat eine leitende Funktion. Aber Leitung bedeutet nicht zuerst das Setzen von Rahmen oder Regelungen, sondern das Ermöglichen von Gestaltung und Aufbrüchen. Ich wünsche mir eine Kirche, in der Menschen mit Herz und Verstand arbeiten, weil sie gestalten können und darin unterstützt werden. Wo nicht zuerst nach den Risiken, sondern zuerst nach den Chancen gefragt wird. Wo nicht die Regelungen, sondern die Herzensangelegenheiten am Anfang stehen - und dann durch entsprechende Rahmenbedingungen unterstützt werden. Die EKD kann solche Prozesse und Aufbrüche kraftvoll unterstützen und zusammen führen, Impulse geben und ein Ort motivierender Auseinandersetzung sein.

Damit könnte etwas zum Ausdruck kommen, was alle unsere Gliedkirchen in ihren Strukturen und Inhalten betrifft: Eine ehrliche, offene und vertrauensvolle Kultur des Aufbrechens zu entwickeln.