Es sind Zitate von Kindern aus den Flüchtlingslagern auf Lesbos, die die Sozialreporterin Alea Horst vorliest - und die betroffen machen: "Warum beschießt man Kinder mit Tränengas?" "Ein Schmuggler hat meinen Opa vom Pferd geworfen. Das war so traurig. Mein Opa ist dann gestorben." "Ich habe gebetet, lieber Gott, rette uns." "Ich hätte so gerne ein echtes Zuhause."

Seit 2016 reist die Foto-Reporterin in Krisengebiete, um Interviews aufzuzeichnen und Fotos zu machen, die die Not der Menschen zeigen. Eine Ausstellung ihrer Werke ist bis zum 6. Mai auf dem Regensburger Domplatz zu sehen. Danach wandert die Schau nach Straubing. "Ich bin nicht betroffen, ich muss nur hinsehen", sagt sie. Mit ihren Bildern will sie wachrütteln und bei anderen den Wunsch erzeugen, etwas gegen das Elend zu tun.

Eine Ausstellung für draußen

Die Ausstellung "Fotografien aus Moria" umfasst 20 etwa 1,5 Meter große Bilder auf wetterfesten Hartschaumplatten. "Sie wurde coronabedingt für draußen erarbeitet", erklärt Space-Eye-Sprecher Hans-Peter Buschheuer. Der Verein hat die Ausstellung mit der Unterstützung von Seebrücke e.V. nach Regensburg geholt, um damit auch auf die eigenen Rettungsaktionen im Mittelmeer aufmerksam zu machen.

In die Flüchtlingslager reiste Horst gemeinsam mit Hilfsorganisationen und packte mit an, was für das Gelingen ihrer Fotos wesentlich sei, sagt sie. "Die Menschen haben mich aufgenommen und in ihr Leben gelassen." Schon oft sei sie von den ärmsten Menschen dieser Welt eingeladen worden, in ihrem aktuellen Zuhause unter Plastikplanen Tee mit ihnen zu trinken. Sie wolle keinen plakativen, sondern einen "sensitiven Blick" auf die Betroffenen werfen. "Mir ist wichtig, den Menschen ihre Würde zu lassen."

Eine verändernde Erfahrung

Wie überall gebe es auch im Flüchtlingslager Menschen, die es nicht wollten, in dieser Situation fotografiert zu werden. Andere wiederum drängten sich in den Vordergrund. "Sie wollen sich und ihre Lebensumstände zeigen in der Hoffnung, dass die Menschen auf der Welt ihnen helfen."

Insgesamt vier Mal für jeweils drei Wochen war Alea Horst bereits in den Flüchtlingslagern auf Lesbos. "Wenn man das Elend der Menschen dort gesehen und gerochen hat, dann kann man nicht mehr in ein normales Leben zurückkehren", sagt Horst.

Die Reporterin hat auch schon Straßenkinder in Rumänien fotografiert, die Kinderarbeit in Bangladesch und die Not in Aleppo dokumentiert. Aktuell arbeitet sie an einer Ausstellung, die unter anderem den Pflegenotstand in Deutschland in den Blick rückt. In der Berliner Malzfabrik wartet bereits eine große Ausstellung über die Flüchtlingslager auf die Eröffnung. Wegen Corona musste sie bisher verschoben werden.

Selbst an dunklen Orten gibt es Schönheit

Hinschauen, wenn andere wegschauen - das ist für Alea Horst zur Lebensaufgabe geworden. Mit ihren Fotos sucht sie Zugang zu den Herzen der Menschen und will sie dazu bewegen, einen Blick auf das Elend dieser Welt zu werfen. Mit ihrer Kamera gelingt es ihr auch an den dunkelsten Orten dieser Welt, Schönheit, Leichtigkeit und Freude in den Gesichtern der Menschen einzufangen.

Ihre Fotos sollen dem Betrachter Mut geben, einen Blick auf eine Welt zu riskieren, in der niemand leben will - um sich dann für eine bessere Welt einzusetzen, "weil es auch im größten Elend etwas Positives zum Entdecken gibt", sagt Horst.

Fotoausstellung "Frauen auf der Flucht" ausleihen

Eine Foto-Ausstellung über Flucht, Vertreibung und Asyl. Neun Fotografinnen und Fotografen haben für "Auf der Flucht - Frauen und Migration" das Leben von Mädchen und Frauen in ihrer Heimat, auf der Flucht und im Asyl dokumentiert.Die Ausstellung umfasst 36 Tafeln.

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