"Sea-Eye 5" bringt 78 Flüchtlinge sicher an Land
Freitag, 8. November 2024: Der Rettungskreuzer "Sea-Eye 5" hat 78 Flüchtlinge und Migranten aus zwei verschiedenen Seenotfällen in Pozallo auf Sizilien an Land gebracht. Wie die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye am Donnerstag mitteilte, hatte das Schiff am Dienstag und Mittwoch bei insgesamt drei Einsätzen 110 Menschen vor Lampedusa an Bord genommen. 31 Schiffbrüchige aus dem dritten Rettungseinsatz seien bereits am Mittwoch vor Lampedusa von der italienischen Küstenwache übernommen worden. Zudem sei eine weitere Person von der italienischen Küstenwache aus medizinischen Gründen evakuiert worden.
Seit Dienstagmorgen war es demnach vor der Mittelmeerinsel zu mehreren Seenotfällen gekommen. Italien habe dem Schiff zunächst einen Hafen in Ortona zugewiesen. Die "Sea-Eye 5" habe die Strecke zum weit entfernt liegenden Hafen aus technischen Gründen jedoch nicht zurücklegen können, hieß es weiter. Am Mittwochabend habe die italienische Küstenwache schließlich Pozzallo als Ausschiffungshafen benannt.
Das Mittelmeer zählt zu den weltweit gefährlichsten Fluchtrouten. Seit Beginn des Jahres kamen bei der Überfahrt laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als 1.700 Migranten ums Leben oder sie werden vermisst.
Sea-Eye: Humanitäre Krise im Mittelmeer ist ungelöst
Donnerstag, 31. Oktober 2024: Zehn Jahre nach dem Ende der italienischen Marineoperation "Mare Nostrum" fordert die Hilfsorganisation Sea-Eye eine staatliche Mission zur Rettung Geflüchteter im Mittelmeer. Seit dem Ende der Operation seien mehr als 27.000 Menschen auf dem Mittelmeer ums Leben gekommen oder sie werden vermisst, erklärte der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler am Donnerstag in Regensburg. Die Europäische Union müsse "endlich in die Verantwortung für die humanitäre Katastrophe im Mittelmeer zurückkehren und menschenrechtsbasierte Lösungen finden".
Es brauche eine staatliche Marineoperation mit dem Ziel, "so viele Menschenleben wie möglich zu retten", unterstrich Isler. Für die EU gehörten die vielen Toten zu einem "brutalen Kalkül der Abschreckung", kritisierte der Sea-Eye-Vorsitzende.
Die Marineoperation "Mare Nostrum" war im Oktober 2013 von Italien ins Leben gerufen worden. Im November 2014 wurde die Mission von der europäischen Operation "Triton" abgelöst, bei der jedoch die Überwachung der Grenzen und das Vorgehen gegen Schlepper im Vordergrund stand. Bis heute gibt es keine staatliche getragene Mission zur Rettung von Flüchtlingen und Migranten im Mittelmeer.
Lediglich die Schiffe privater Hilfsorganisationen, unter anderem von Sea-Eye, halten nach Flüchtlingsbooten Ausschau. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen allein seit Beginn dieses Jahres 1.643 Flüchtlinge und Migranten bei der Fahrt übers Mittelmeer ums Leben oder sie werden vermisst.
"Sea-Eye 5" zum ersten Rettungseinsatz im Mittelmeer aufgebrochen
Donnerstag, 24. Oktober 2024: Der zivile Rettungskreuzer "Sea-Eye 5" hat am Mittwoch den Hafen von Licata auf Sizilien verlassen und ist zu seinem ersten Einsatz aufgebrochen. Wie die Regensburger Hilfsorganisation "Sea-Eye", die das Schiff betreibt, mitteilte, habe die Besatzung vor dem Auslaufen in einer Schweigeminute Kränze ins Meer gelassen, um der mehr als 30.000 Menschen zu gedenken, die seit 2014 "auf der tödlichsten Fluchtroute der Welt" gestorben seien.
Mit der "Sea-Eye 5" könne jetzt noch schneller auf Seenotrettungsfälle reagiert werden, sagte Sea-Eye-Sprecher Gorden Isler. Die zivile Seenotrettungsorganisation hatte das Schiff in diesem Jahr gekauft und in den vergangenen Monaten überholt sowie technisch modernisiert. An Bord befindet sich auch eine Krankenstation. Der Rettungskreuzer ist das vierte Schiff des zivilgesellschaftlichen Bündnisses, dessen Ziel es ist, Geflüchtete vor dem Ertrinken im Mittelmeer zu retten.
Das Schiff wurde 1990 erbaut und gehörte zu einer Serie von Seenotkreuzern der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Um den Kaufpreis von insgesamt 465.000 Euro zu finanzieren, hatte das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiierte und von über 900 Partnern getragene zivilgesellschaftliche Bündnis United4Rescue im Juni eine Spendenkampagne ins Leben gerufen.
Sea-Eye fordert staatliche Lösung für humanitäre Krise im Mittelmeer
Freitag, 23. August 2024: Zum zehnjährigen Bestehen der zivilen Seenotrettung im Mittelmeer fordert die in Regensburg ansässige Hilfsorganisation Sea-Eye die Europäische Union auf, ein umfassendes staatliches Seenotrettungssystem aufzubauen. In den letzten zehn Jahren hätten zivile Seenotrettungsorganisationen die Verantwortung übernommen, "die grundsätzlich bei den EU-Mitgliedsstaaten liegt", sagte Sea-Eye-Sprecher Gorden Isler laut Mitteilung vom Freitag.
Statt auf staatlich organisierte Seenotrettung zu setzen, werde die Abschottung Europas mit der Operation Triton unter Leitung der EU-Grenzschutzagentur Frontex vorangetrieben. Deren Fokus liege nicht auf der Rettung von Schutzsuchenden, sondern auf der Grenzsicherung, hieß es weiter. Die EU-Mitgliedstaaten sollten "eine europäische staatliche Seenotrettung aufbauen, die den klaren Auftrag hat, möglichst vielen Menschen im Mittelmeer das Leben zu retten", forderte Isler.
Am 25. August 2014 reagierte die Migrant Offshore Aid Station (MOAS) als erste zivile Seenotrettungsorganisation mit einem Rettungseinsatz auf die hohe Zahl an Bootsunglücken und Todesfällen im Mittelmeer. Im selben Jahr stellte die italienische Marineoperation Mare Nostrum ihre Arbeit ein. Seitdem gebe es im Mittelmeer keine staatlich organisierte Seenotrettung mehr, sagte Isler.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit 2014 mehr als 30.000 Menschen im Mittelmeer ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer liegt vermutlich höher.
Zahl der Vermissten im Mittelmeer überschreitet 30.000er-Marke
Mittwoch, 24. Juli 2024: Die Zahl der Vermissten im Mittelmeer hat laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) die 30.000er-Marke überschritten. Fast 80 Prozent der seit 2014 Verschollenen, darunter viele Kinder, werden demnach im zentralen Mittelmeer vermisst. Ertrinken sei die häufigste Todesursache. Allein im Jahr 2024 sind nach Angaben der IOM bereits 1.097 Menschen auf der tödlichsten Fluchtroute verschwunden.
Mit Blick auf diese Zahlen hat die Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea-Eye die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten aufgefordert, "ihrer Verantwortung im Mittelmeer gerecht zu werden", teilte sie am Mittwoch mit. "Die EU ist inzwischen für über 30.000 verlorene Menschenleben im Mittelmeer verantwortlich", sagte deren Sprecher Gorden Isler und forderte die EU-Mitgliedsstaaten auf, sich "von diesem brutalen, europäischen Grenzregime" zu verabschieden und eine menschenrechtsbasierte Migrationspolitik anzustreben.
Die Europäische Union würde derzeit weder die Fluchtursachen bekämpfen noch für sichere Fluchtrouten sorgen, hieß es. Stattdessen werde die humanitäre Arbeit der Hilfsorganisationen durch Festsetzungen ihrer Schiffe oder die Zuweisung weit entfernter Häfen mit strengeren Auflagen erschwert.
Laut Sea-Eye machten Gerichtsurteile wie das in Reggio Calabria deutlich, dass es sich bei diesen Maßnahmen "um den Missbrauch staatlicher Machtbefugnisse" handle. Zwischen Juni 2023 und Juni 2024 sei die "Sea-Eye 4" an insgesamt 120 Tagen in Italien festgesetzt worden. Der in Regensburg ansässige Verein hat nach eigenen Angaben bereits mehrfach gegen die rechtswidrigen Festsetzungen geklagt.
"Sea-Eye 5" getauft
Dienstag, 23. Juli 2024: Im Hafen der italienischen Stadt Ancona ist das jüngste Seenot-Rettungsschiff der Organisation Sea-Eye getauft worden. Die Taufe der "Sea-Eye 5" nahmen am Montag die Oscar-nominierte Schauspielerin Sandra Hüller und Sea-Eye-Crewmanager Omorogbe Peter Obamwonyi vor, wie die Hilfsorganisation am Abend in Regensburg mitteilte.
Das Schiff sei bis 2020 unter dem Namen "Nis Randers" für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) im Einsatz. Unter seinem neuen Namen soll es künftig im Mittelmeer Menschen in Seenot zu Hilfe kommen. Zur Behandlung von medizinischen Notfällen ist eine Krankenstation an Bord geplant.
Hüller kritisierte bei der Schiffstaufe unter anderem die europäische Migrationspolitik: "Ich wünschte, die Regierungen Europas und der Welt würden endlich begreifen, dass Migration nicht aufhört, wenn sie das Sterben auf den Migrationsrouten zulassen." Sie werde aufhören, wenn die Regierungen "die Verantwortung für das Leid der Menschen übernehmen, die ihre Heimat verlassen, verursacht durch die Arroganz und Ignoranz des Rests der Welt und der Politik".
Die Schauspielerin wünschte der "Sea-Eye 5" außerdem: "Mögen dieses Schiff und die Menschen darauf gesegnet sein!" Um den Kaufpreis von insgesamt 465.000 Euro zu finanzieren, hatte das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiierte und von über 900 Partnern getragene zivilgesellschaftliche Bündnis United4Rescue im Juni eine Spendenkampagne ins Leben gerufen.
Mittelmeer: Dutzende Flüchtlinge aus Seenot gerettet
Freitag, 19. Juli 2024: Im Mittelmeer haben private Initiativen Dutzende Flüchtlinge und Migranten vor dem Ertrinken bewahrt. Die "Ocean Viking" kam bei zwei Einsätzen insgesamt 55 Schutzsuchenden zu Hilfe, wie die Organisation SOS Méditerranée, die das Schiff betreibt, am Donnerstag auf der Internetplattform X mitteilte. Auch die "Sea-Eye 4" des Regensburger Vereins Sea-Eye rettete mehr als 30 Flüchtlinge im Mittelmeer.
Nach Angaben von SOS Méditerranée nahm die "Ocean Viking" am Mittwoch zunächst 38 Menschen aus einem Glasfaserboot in der maltesischen Such- und Rettungszone an Bord. Bei einem weiteren Einsatz in der Nacht seien 17 weitere Menschen gerettet worden.
Auch die Crew der "Sea-Eye 4" absolvierte in den vergangenen Tagen drei Einsätze, bei denen 31 Menschen gerettet wurden. Der Verein Sea-Eye, der das Schiff betreibt, kritisierte einen Einschüchterungsversuch der libyschen Küstenwache kurz nach der zweiten Rettung am Dienstag. "Nachdem wir die Menschen gerettet hatten, zündete die sogenannte libysche Küstenwache das leere Boot an und umkreiste uns zweimal mit heulenden Sirenen", sagte "Sea-Eye 4"-Einsatzleiterin Julie Schweickert.
Den Angaben zufolge haben die italienischen Behörden der "Sea-Eye 4" den Hafen von Ortona in der Provinz Chieti zugewiesen. Mit einer Ankunft wird für Samstagabend gerechnet.
"Sea-Eye 4" rettet 231 Geflüchtete aus Seenot im Mittelmeer
Dienstag, 9. Juli 2024: Das Schiff "Sea-Eye 4" hat auf dem Mittelmeer in fünf Einsätzen 231 Menschen gerettet. Nun steuere die Besatzung den Hafen von Genua an, der ihr von den italienischen Behörden zugewiesen worden sei, teilte die Organisation Sea-Eye am Dienstag in Regensburg mit. "Fünf Rettungen in 24 Stunden: Das zeigt, welcher Ausnahmezustand derzeit im Mittelmeer herrscht", erklärte der Vorsitzende Gorden Isler. Umso wichtiger sei es, dass die privaten Seenotretter vor Ort seien.
Doch das werde durch die Zuweisung weit entfernter Häfen verhindert, kritisierte Isler. "Allein für die Fahrt nach Genua müssen wir sechs Tage An- und Abreise einplanen." Für schutzsuchende Menschen könne das tödliche Konsequenzen haben. Auf dem Mittelmeer, das zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit gehört, gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Lediglich private Initiativen halten Ausschau nach Flüchtlingen in Not.
Im ersten Einsatz nahm die "Sea-Eye 4" den Angaben zufolge am Sonntagmittag 46 Menschen aus einem Schlauchboot an Bord, nachdem die Hilfshotline Alarmphone die Crew über den Notfall informiert hatte. Wenige Stunden später erfolgte ein weiterer Notruf, zu dem das Segelschiff "Nadir" der Initiative Resqship als Erstes gelangt sei. Da die "Nadir" nicht für die Aufnahme vieler Menschen ausgerüstet ist, übernahm die "Sea-Eye 4" die 60 Geretteten. In der Nacht holte die Besatzung weitere zehn Menschen aus einem Glasfaserboot an Bord.
Am Montagmorgen brachte die Crew erneut zusammen mit der "Nadir" 58 weitere Menschen aus einem überfüllten Holzboot, in das bereits Wasser eingedrungen war, auf der "Sea-Eye 4" in Sicherheit, und im Anschluss 57 Geflüchtete aus einem weiteren Schlauchboot. Diese beim letzten Einsatz Geretteten übernahm demnach die italienische Küstenwache. Die anderen Überlebenden werden voraussichtlich am Donnerstag an Land gehen können, wenn die "Sea-Eye 4" in Genua eintrifft.
Derweil begleitete die "Nadir" 30 Menschen in einem Holzboot, dessen Motor versagt hatte. Sie waren von Libyen in Richtung Lampedusa aufgebrochen und wurden in der Nacht von den italienischen Behörden übernommen.
Mehr als 100 Menschen aus Seenot gerettet
Montag, 8. Juli 2024: Im gemeinsamen Einsatz haben zwei deutsche Seenotrettungsschiffe rund 100 Flüchtlinge und Migranten aus dem Mittelmeer gerettet. In der Nacht zum Montag hätten etwa 50 Menschen von einem überfüllten Holzboot in Seenot um Hilfe gerufen, erklärte die Hamburger Organisation "Resqship" auf der Onlineplattform X, vormals Twitter. Ihr Beobachtungsschiff "Nadir" habe etwa die Hälfte der Geflüchteten in Sicherheit gebracht, da das Boot zu kentern gedroht habe.
Zu Hilfe sei dann die "Sea-Eye 4" der Regensburger Organisation Sea-Eye gekommen und habe die Menschen an Bord genommen. Bereits am Vortag habe das Segelschiff "Nadir" ein Schlauchboot in Seenot mit rund 60 Menschen an Bord stabilisiert, bis die "Sea-Eye 4" eingetroffen sei und alle Personen sicher an Bord des Rettungsschiffes gebracht worden seien.
Neues Bündnisschiff gekauft: "Sea-Eye 5" soll im Sommer starten
Dienstag, 4. Juni 2024: Die Hilfsorganisationen Sea-Eye und United4Rescue schicken ein weiteres Bündnisschiff zur Seenotrettung auf das Mittelmeer. Die "Nis Randers", ein ehemaliger Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, soll in den kommenden Wochen überholt und noch in diesem Sommer als "Sea-Eye 5" in den Rettungseinsatz starten, teilten die beiden deutschen Rettungsorganisationen am Dienstag mit.
Der Rettungskreuzer sei eine Antwort auf die stetig zunehmenden Hürden, mit denen die zivile Seenotrettung behindert werde, hieß es weiter. Den zivilen Rettungsschiffen mit Geflüchteten und Migranten an Bord werden demnach weit entfernte Häfen zugewiesen oder die Schiffe festgesetzt, um weitere Einsätze zu verhindern. "Deshalb setzen wir zusammen mit unseren Partnerorganisationen ein Zeichen und entsenden einen Seenotrettungskreuzer, dessen Eignung weder in Italien noch in Deutschland angezweifelt werden kann", sagte ein Sea-Eye-Sprecher.
Um den Kaufpreis von 465.000 Euro zu finanzieren, hat das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiierte und von über 900 Partnern getragene zivilgesellschaftliche Bündnis United4Rescue eine Spendenkampagne ins Leben gerufen, die am Dienstag startete. Die "Sea-Eye 5" werde das vierte Bündnisschiff von United4Rescue, das auf dem Mittelmeer Menschenleben rette.
"Sea-Eye 4" rettet 52 Menschen aus Seenot
Mittwoch, 22. Mai 2024: Das Rettungsschiff "Sea-Eye 4" hat am Montagabend 52 Menschen aus Seenot im zentralen Mittelmeer gerettet. Die Bootsflüchtlinge seien nicht mehr in der Lage gewesen, eigenständig einen sicheren Hafen anzusteuern, weshalb sie auf das Rettungsschiff evakuiert wurden, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye, die das Schiff betreibt, am Dienstag mit. Zwei Menschen benötigten medizinische Hilfe.
Bei Ankunft des Rettungsschiffes sei das Boot überfüllt gewesen und die Wetterbedingungen hätten sich massiv verschlechtert, hieß es weiter. Für die Ausschiffung hätten die italienischen Behörden der "Sea-Eye 4" den rund 900 Seemeilen entfernten Hafen von Ravenna in der Region Emilia-Romagna zugewiesen. "Das bedeutet für die Überlebenden fünf weitere Tage auf dem Mittelmeer, bevor wir endlich anlegen dürfen", sagte Julie Schweickert, Einsatzleiterin an Bord.
Zuletzt hatten unter anderem auch die "Ocean Viking" von SOS Méditerranée und die "Humanity 1" von SOS Humanity jeweils Dutzende Flüchtlinge im Mittelmeer vor dem Ertrinken bewahrt.
"Sea-Eye 4" bricht nach Festsetzung wieder zu Rettungseinsatz auf
Dienstag, 14. Mai 2024: Nach 60 Tagen Zwangspause ist das private Rettungsschiff "Sea-Eye 4" zu einem Einsatz im Mittelmeer aufgebrochen. Wie die Hilfsorganisation Sea-Eye, die das Schiff unterhält, am Dienstag in Regensburg mitteilte, stach die "Sea-Eye 4" von Tarent im Süden Italiens aus in See. Zuvor hatten die italienischen Behörden das Schiff nach der Rettung Dutzender Flüchtlinge und Migranten für 60 Tage festgesetzt. "Trotz aller Erschwernisse, die durch die Politik der italienischen Regierung verursacht werden, nehmen wir unsere humanitäre Verantwortung weiter wahr", sagte der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler.
Nach Angaben der Seenotretter hatten die italienischen Behörden der Crew bei der Festsetzung im März vorgeworfen, Anweisungen der libyschen Küstenwache nicht befolgt und aus Seenot gerettete Flüchtlinge nicht an diese übergeben zu haben. In Libyen drohen Schutzsuchenden aus afrikanischen Ländern in Haftlagern Gewalt und Missbrauch. Auch der Küstenwache des nordafrikanischen Landes werden Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.
Unter der rechtsnationalen Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat Italien die Gangart gegen private Seenotretter verschärft. Ein Anfang 2023 erlassenes Dekret schreibt etwa vor, dass die Schiffe nach einem Einsatz direkt den ihnen zugewiesenen Hafen anlaufen müssen. Zuletzt hatten Hilfsorganisationen erfolgreich gegen die Festsetzung ihrer Schiffe geklagt.
Italienisches Gericht stellt Verfahren gegen Seenotretter ein
Freitag, 19. April: Die Anklage gegen vier Seenotretter wegen Beihilfe zu illegaler Einwanderung im italienischen Trapani ist fallen gelassen worden. Wie die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye am Freitag mitteilte, habe ein italienisches Gericht die Vorwürfe, die von Polizisten geäußert wurden, nach zweijähriger Vorverhandlung als unglaubwürdig eingestuft. Den Angeklagten habe eine Haft von 20 Jahren gedroht.
Laut Anklageschrift war der Crew vorgeworfen worden, mit libyschen Schleusern zusammengearbeitet zu haben. Diese Vorwürfe hätten sich nun als haltlos erwiesen, sagte der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler. Er bezeichnete es als "handfesten Justizskandal", dass sich die Seenotretter "für die völkerrechtliche Pflicht, Menschenleben aus Seenot zu retten", so lange vor Gericht hätten verantworten müssen.
Das Schiff "Iuventa" der zivilen Seenotrettungsorganisation "Jugend Rettet" war laut Mitteilung das erste Rettungsschiff, das 2017 vom damaligen italienischen Innenminister Marco Minniti festgesetzt wurde.
Seenotretter kritisieren Festsetzungen ihrer Schiffe in Italien
Mittwoch, 13. März 2024: Die zivile Seenotrettung beklagt eine Eskalation der Behinderung ihrer Arbeit durch die italienischen Behörden. Italien habe in der vergangenen Woche drei zivile Seenotrettungsschiffe unter deutscher Flagge für insgesamt 100 Tage festgesetzt, teilte das Bündnis United4Rescue am Mittwoch mit. Diese Eskalation stelle eine "neue Stufe der Kriminalisierung der zivilen Seenotrettung" durch Italien dar.
Die italienische Regierung blockiere die Rettungsschiffe "Humanity 1", die "Sea-Watch 5" und die "Sea-Eye 4" - nach der Rettung von mehr als 390 Geflüchteten. Die Schiffe sind Teil des Bündnis United4Rescue, getragen durch die Evangelische Kirche in Deutschland mit über 900 Partnern. Mit der erstmals 60-tägigen Blockade der "Sea-Eye 4" in der süditalienischen Stadt Reggio Calabria "eskalierten die Behinderungsmaßnahmen gegen die zivile Flotte", hieß es. Seit Januar 2023 sind den Angaben zufolge insgesamt neun Schiffe der zivilen Flotte in 19 Festsetzungen durch die italienischen Behörden blockiert worden.
Die italienischen Behörden begründeten ihr Vorgehen mit einem "unkooperativen Verhalten der Schiffe gegenüber der libyschen Küstenwache". Dies seien jedoch "falsche Anschludigungen", sagte United4Rescue. Allen Festsetzungen vorangegangen waren demnach Versuche der libyschen Küstenwache, Menschen in Seenot völkerrechtswidrig nach Libyen zurückzudrängen. In zwei Fällen sollen die Schiffsbesatzungen mit Waffen bedroht worden sein.
"Wir sind zutiefst beunruhigt über diese Entwicklung", sagte United4Rescue-Sprecherin Sandra Bils. Das Bündnis fordere eine sofortige Freigabe der Schiffe. Die Hilfsorganisationen SOS Humanity, Sea-Watch und Sea-Eye haben gerichtliche Klagen gegen die Festsetzungen ihrer Rettungsschiffe eingereicht. Das sogenannte Piantedosi-Gesetz, auf dessen Grundlage die Schiffe festgehalten werden, sieht bei wiederholter Festsetzung die Beschlagnahmung von zivilen Rettungsschiffen vor, hieß es.
"Sea-Eye 4" rettet 84 Menschen aus Seenot
Freitag, 8. März 2024: Das Rettungsschiff "Sea-Eye 4" hat während seines Einsatzes 84 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet. Nach Informationen über einen Seenotfall seien die Retter am Donnerstag (7. März) binnen einer Stunde bei einem in Seenot geratenen Schlauchboot gewesen, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye am Donnerstagabend mit. Unter den Geretteten befanden sich demzufolge viele Frauen und Familien mit Kindern. Erst vor einer Woche rettete die "Sea-Eye 4" 57 Geflüchtete aus Seenot, zwei konnten nur noch tot geborgen werden.
Bei der jüngsten Rettung sei es zu einem Zwischenfall mit der sogenannten libyschen Küstenwache gekommen, hieß es weiter. Diese habe mit Waffen auf das Rettungsboot gezielt. Zudem hätten die italienischen Behörden auf die Zuständigkeit der libyischen Küstenwache bestanden, obwohl die "Sea-Eye 4" bereits Menschen aus dem Wasser evakuierte. "Es kann nicht sein, dass unsere Rettungskräfte während ihrer humanitären Arbeit in den Lauf einer Kanone sehen müssen", sagte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler laut Mitteilung. Für die Ausschiffung der Geretteten wurde der "Sea-Eye 4" der rund 800 Seemeilen entfernte Hafen von Ancona zugewiesen.
"Sea-Eye 4" rettet Dutzende Menschen aus Seenot
28. Februar 2024: In einem Nachteinsatz hat die "Sea-Eye 4" Dutzende Menschen aus dem Mittelmeer gerettet. Nach Information über einen Seenotfall von 59 Personen seien die Retter am Dienstagabend in der maltesischen Such- und Rettungszone auf ein überfülltes Holzboot gestoßen, erklärte die Organisation Sea-Eye am Mittwoch in Regensburg. Vier Menschen seien bereits bewusstlos gewesen, zwei Personen hätten schließlich nur noch tot geborgen werden können.
Da sich der Gesundheitszustand weiterer Personen drastisch verschlechtert habe, seien die Rettungsleitstellen von Rom und Valletta um die Evakuierung von vier Überlebenden gebeten worden. Die maltesischen Streitkräfte hätten in der Nacht zum Mittwoch eine schwer verletzte Person mit einem Helikopter geholt, die drei anderen Notfallpatienten seien von der "Sea-Eye 4" nach Lampedusa gebracht worden, wo sie vom Schiff evakuiert worden seien. Für die Ausschiffung der anderen 53 Geretteten und der beiden Toten wurde der "Sea-Eye 4" der Hafen von Porto Empedocle in Sizilien zugewiesen.
Früheres Rettungsschiff "Sea-Eye" wird Denk- und Lernort in Nürnberg
15. Januar 2024: Ein ausgedientes Flüchtlingsschiff der Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye soll zum Denk- und Lernort in Nürnberg werden. Die Initiative "Ein Schiff für Nürnberg" wolle das frühere Rettungsschiff als Museumsort nutzen, um damit ein "Mahnmal für die Menschenrechte" zu setzen und das Thema "Flucht über das Mittelmeer" in den städtischen Alltag zu holen, teilte Sea-Eye auf der Plattform "X", dem früheren Twitter, am vergangenen Wochenende mit.
Dem früheren Sea-Eye-Rettungsschiff falle dabei eine "door-opener"-Funktion für die Beschäftigung mit dem Thema "Flucht und Migration" im Rahmen von Bildungsarbeit zu, heißt es dazu auf der Homepage der Initiative "Ein Schiff für Nürnberg". Das Schiff werde zudem dazu beitragen, Nürnberg weiter als Stadt der Menschenrechte zu profilieren.
Unterstützt wird die Idee unter anderem von der evangelischen Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern, dem Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde Jo-Achim Hamburger und von Stephan Doll, dem Vorsitzenden der Allianz gegen Rechtsextremismus, sowie Karl Freller, dem Direktor der Stiftung bayerische Gedenkstätten.
Seerettungsorganisation: 2023 war tödliches Jahr im Mittelmeer
30. Dezember 2023: Das Jahr 2023 ist nach der Bilanz der Regensburger Organisation "das tödlichste Jahr für schutzsuchende Menschen an den EU-Außengrenzen in den vergangenen fünf Jahren" gewesen. Mehr als 2.500 Menschen hätten im Meer ihr Leben verloren, beim Versuch, in Europa Schutz zu finden. In Italien seien Seenotrettungsschiffe mehrfach festgesetzt und Organisationen mit Geldstrafen belegt worden. Sea-Eye habe deswegen eine ganze Mission ausfallen lassen müssen.
Die Organisation kritisiert außerdem, dass sich Malta aus der Koordinierung von Seenotfällen von flüchtenden Menschen zurückgezogen habe. Die maltesische Such- und Rettungszone sei daher zu einem lebensgefährlichen Seegebiet für schutzsuchende Menschen in kleinen Schlauch- und Holzbooten geworden.
Der politische Druck auf humanitäre Hilfsorganisationen nehme zu, stellen die Seenotretter fest und rechnen mit noch schwereren Bedingungen, wenn im Jahr 2024 rechtsnationale Parteien bei den Europawahlen oder Landtagswahlen in Deutschland Siege einfahren sollten. Gorden Isler, Vereinsvorsitzender von Sea-Eye, forderte daher eine ausgewogene Sozialpolitik und mehr Solidarität gegenüber allen Menschen, die Schutz und Unterstützung benötigten. "Weitere Angriffe auf Menschenrechtskonventionen und auf die Rechte asylsuchender Menschen stärken rechtsnationale Parteien", so Isler.
Im Jahr 2024 plant Sea-Eye neun Missionen durchzuführen, heißt es in der Mitteilung .
"Sea-Eye 4" rettet 106 Menschen in Seenot
Mittwoch, 27. Dezember 2023 Die Besatzung des Rettungsschiffs "Sea-Eye 4" hat am zweiten Weihnachtstag (26. Dezember) 106 Menschen vor dem Ertrinken im Mittelmeer gerettet. Die Seenotfälle hätten sich in der maltesischen Such- und Rettungszone südlich von Lampedusa ereignet, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea Eye, die das Schiff betreibt, am Mittwoch mit. Unter den geretteten Menschen seien auch 40 Minderjährige.
Die Geflüchteten seien in zwei Booten unterwegs gewesen. Sie gaben an, in der Nacht zum Dienstag über Tunesien Richtung Europa geflohen zu sein, hieß es weiter. Sie stammen den Angaben zufolge aus Eritrea, Guinea, Kamerun, Mali, Gambia und dem Senegal. Die italienische Rettungsleitstelle habe der "Sea-Eye 4" den italienischen Hafen in Brindisi zur Ausschiffung der geretteten Menschen zugewiesen. Mit der Ankunft in Brindisi werde nicht vor Freitag gerechnet. Im Hafen von Brindisi ende damit die 5. Mission von Sea Eye in diesem Jahr. Insgesamt seien im Jahr 2023 zusammen mit den Organisationen German Doctors und Refugee Rescue 504 Menschenleben in Seenot gerettet worden.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres 2023 kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bei der Überquerung mindestens 2.500 Menschen ums Leben oder sie werden vermisst. Die Dunkelziffer liegt vermutlich höher.
Italien setzt Rettungsschiff von Sea-Eye fest
Dienstag, 31. Oktober 2023: Italien hat das Rettungsschiff "Sea-Eye 4" festgesetzt. Am Montagnachmittag sei der Kapitän informiert worden, dass das Rettungsschiff erneut mit einer Verwaltungshaft von 20 Tagen und einer Geldstrafe von rund 3.000 Euro bestraft werde, teilte die Organisation Sea-Eye am Dienstag in Regensburg mit. Die Besatzung habe die Anweisungen der libyschen Küstenwache nicht befolgt, begründeten die italienischen Behörden demnach die Maßnahme. Die Rettungsorganisation kündigte an, juristisch gegen die Strafe vorzugehen. Es ist die dritte Festsetzung des Schiffes in diesem Jahr.
Laut Sea-Eye forderte die libysche Küstenwache, die zum Großteil aus Milizen besteht, die Crew in internationalen Gewässern unter Androhung von Gewalt dazu auf, das Rettungsgebiet Richtung Norden zu verlassen. Daraufhin habe die Küstenwache ein Schlauchboot mit etwa 50 Geflüchteten derart bedrängt, dass Panik auf dem Boot ausbrach und Menschen ins Wasser stürzten. Mindestens vier Menschen seien gestorben, kritisierte Sea-Eye. "Hätte die 'Sea-Eye 4' das Seegebiet verlassen, wären noch mehr Menschen ums Leben gekommen und niemand hätte von dieser Tragödie erfahren", erklärte Einsatzleiter Jan Ribbeck.
Sea-Eye werde neben der Klage gegen die Strafe juristisch prüfen lassen, ob die Verzögerungen bei der medizinischen Evakuierung einer von "Sea-Eye 4" geretteten, schwangeren Frau justiziabel sei. Die Besatzung hatte am Freitag mehrere Stunden um die Evakuierung der Schwangeren gebeten, weil sie sich in einem lebensgefährlichen Zustand befand. Die Rettungsleitstelle in Rom verwies demnach auf die Zuständigkeit Libyens. Libyen habe auf eine entsprechende Anfrage nicht geantwortet. Erst am Abend wiesen die italienischen Behörden die Crew an, die Insel Lampedusa anzusteuern, wo die Frau am Samstagmorgen von Bord geholt und medizinische versorgt wurde. Die "Sea-Eye 4" fuhr von dort weiter zu dem ihr zugewiesenen Hafen von Vibo Valentia in Kalabrien.
Seenotretter bringen 48 Gerettete und vier Tote nach Italien
Montag, 30. Oktober 2023: Nach einer dramatischen Rettungsaktion im Mittelmeer hat die "Sea-Eye 4" am Sonntagabend 48 Flüchtlinge sicher nach Italien gebracht. Neben den Geretteten übergab die Mannschaft nach Mitteilung der Organisation vom Montag allerdings auch vier Leichen von Menschen an die Behörden, für die der Rettungseinsatz zu spät gekommen war.
Die Männer, Frauen und Kinder waren laut Sea-Eye am Freitag in einem überfüllten Schlauchboot vor der libyschen Küstenwache geflohen, die das Boot mit gefährlichen Manövern ihres Schiffs bedrängt habe. Dabei seien mehrere Menschen ins Wasser gestürzt und fast ertrunken, darunter eine schwangere Frau. Die Herztöne des Kindes seien nicht mehr nachweisbar gewesen, dennoch habe die italienische Küstenwache keine dringend notwendige medizinische Evakuierung per Hubschrauber durchgeführt, beklagten die Seenotretter.
Erst am Abend habe Italien reagiert und der Crew den Hafen von Lampedusa angewiesen, wo die Frau am Samstagmorgen von Bord geholt und medizinisch versorgt worden sei. Die "Sea-Eye 4" fuhr von dort aus weiter zu dem ihr zugewiesenen Hafen von Vibo Valentia in Kalabrien.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bei der Überquerung bereits rund 2.450 Menschen ums Leben oder sie werden vermisst. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher. Eine staatlich organisierte Rettungsmission gibt es zurzeit nicht.
"Sea-Eye 4" rettet 51 Menschen in Seenot im Mittelmeer
Donnerstag, 19. Oktober 2023: Das deutsche Rettungsschiff "Sea-Eye 4" hat im zentralen Mittelmeer 51 Menschen in Seenot gerettet. Die Geflüchteten seien in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch von einem Schlauchboot an Bord des Schiffes genommen worden, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye am Donnerstag mit. Unter den Geflüchteten seien 38 Männer, 12 Frauen und ein Baby. Der Seenotfall war der Crew den Angaben zufolge durch die europäische Grenzschutzagentur Frontex gemeldet worden.
Die italienischen Behörden hätten der "Sea-Eye 4" Brindisi als Ausschiffungshafen zugewiesen. Dieser habe sich zum Zeitpunkt der Zuweisung 509 Seemeilen (943 Kilometer) entfernt befunden, hieß es weiter. Ein Hafen auf Sizilien wäre für die erschöpften Menschen schneller erreichbar gewesen, kritisierte ein Sea-Eye-Sprecher.
Barley dringt auf Seenotrettungsprogramm der EU
Montag, 18. September 2023: Die Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Katarina Barley (SPD), dringt auf ein Seenotrettungsprogramm der Europäischen Union (EU), um Flüchtlinge und Migranten vor dem Tod im Mittelmeer zu schützen.
"Ich finde, es ist absolut inakzeptabel, dass überhaupt Menschen im Mittelmeer ertrinken", sagte Barley am Montag im ZDF-"Morgenmagazin": "Das darf nicht sein."
Die EU-Seenotrettungsmission Sophia war 2019 eingestellt worden. Seitdem halten lediglich die Schiffe privater Hilfsorganisationen Ausschau nach in Not geratenen Flüchtlingen und Migranten. Im Juli hatte das EU-Parlament in einer Resolution eine "europäisch koordinierte Seenotrettungsmission" gefordert.
Seenotretter kritisieren Entscheidung Faesers
Freitag, 15. September 2023: Die (mittlerweile revidierte) Entscheidung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die freiwillige Übernahme von Geflüchteten aus Italien zu stoppen, hat ein kritisches Echo ausgelöst. Die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye wirft der Bundesregierung vor, ihre Zusagen im Rahmen des Solidaritätsmechanismus nicht einzuhalten. Bis zu 3.500 Geflüchtete zur Entlastung Italiens wollte Deutschland aufnehmen. Mit der Aufnahme von bisher etwa 1.000 Menschen bleibe das Bundesinnenministerium "weit hinter seinen Zusagen" zurück, kritisierte die Hilfsorganisation am Freitag in Regensburg.
Der Stopp der freiwilligen Aufnahme führe zu einer weiteren Verschärfung der humanitären Lage in Italien, sagte Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye. Er appellierte an die Bundesregierung, die Entscheidung zu revidieren. Die Ankünfte von Geflüchteten auf der italienischen Insel Lampedusa seien in den vergangenen Tagen stark angestiegen. Die Zahl der Ankünfte schutzsuchender Menschen in Italien habe sich laut Angaben der Seenotretter 2023 im Vergleich zum vergangenen Jahr verdoppelt.
Das Bundesinnenministerium wirft Italien vor, dass es seinerseits seit Monaten auch dann keine Geflüchteten aus Deutschland zurücknimmt, wenn das Land dies nach den Dublin-Regeln müsste, weil sie in Italien einen Asyl-Antrag gestellt haben.
Weitere Rettungsschiffe in Italien festgesetzt
Mittwoch, 23. August 2023: Nach der Rettung Hunderter Flüchtlinge haben die italienischen Behörden zwei weitere Schiffe von Hilfsorganisationen festgesetzt. Die "Sea-Eye 4" dürfe den Hafen von Salerno für 20 Tage nicht verlassen, teilte die gleichnamige Organisation am späten Dienstagabend mit. Zugleich sei eine Geldbuße in Höhe von 3.333 Euro verhängt worden. Die spanische "Open Arms" muss für 20 Tage im toskanischen Hafen von Carrara bleiben und eine Strafe über 10.000 Euro zahlen.
Die "Sea-Eye 4" (Heimathafen Regensburg) hatte zuvor 114 im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge und Migranten an Land gebracht, auf der "Open Arms" waren 195 Überlebende. Die Menschen waren jeweils bei mehreren Rettungseinsätzen an Bord genommen worden.
Der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler kritisierte das Vorgehen der italienischen Behörden. "Uns wird erneut vorgeworfen, dass wir mehrere Rettungsoperationen durchgeführt haben", sagte Isler. "Hätten wir das nicht getan, wären Menschen ums Leben gekommen." Auch die spanische Organisation Open Arms verurteilte die Festsetzung und warnte vor einer Behinderung des Schutzes von Menschenleben auf See.
Unter der rechtsnationalistischen italienischen Regierung wurde ein Gesetz erlassen, wonach Hilfsorganisationen nach der ersten Rettung den von den Behörden erteilten Hafen anlaufen müssen. Zudem wird den Schiffen häufig ein weit entfernter Hafen zugewiesen. Die Organisationen vermuten, dass so die Einsatzzeit in der Such- und Rettungszone verkürzt werden soll. Auch die "Aurora" von Sea-Watch wurde am Montag nach der Rettung von 72 Menschen festgesetzt.
Hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet
Montag, 21. August 2023: Private Helfer haben in den vergangenen Tagen erneut Hunderte Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer aus Seenot gerettet. Das Rettungsschiff "Open Arms" nahm am Wochenende mit 195 Menschen an Bord Kurs auf den toskanischen Hafen Carrara. Die Crew der "Sea-Eye 4" rettete innerhalb von 72 Stunden 114 Menschen, wie die Betreiberoganisation Sea-Eye am Samstagabend mitteilte. Derweil konnte das Schiff "Aurora" der Hilfsorganisation Sea-Watch 72 gerettete Flüchtlinge nach Lampedusa bringen.
Die "Open Arms" soll den Angaben zufolge am Dienstag den von den Behörden zugewiesenen Hafen von Carrara erreichen. Die insgesamt viertägige Fahrt dorthin bedeute unnötiges Leid für die Geretteten, darunter Frauen und Kinder, kritisierte die spanische Open Arms Foundation auf der Plattform X, vormals Twitter. Die "Open Arms" könne in dieser Zeit keine weiteren Rettungsaktionen unternehmen.
Die "Sea-Eye 4" war am Sonntag nach drei Rettungseinsätzen in Richtung Malta unterwegs, wie Sea-Eye-Sprecher Gorden Isler mitteilte. Bei einem der Einsätze seien vier Flüchtlinge bewusstlos angetroffen worden, hieß es. Die Crew habe sie medizinisch versorgt und stabilisiert. Die Menschen seien Meer und Sonne mehrere Tage in ihren Booten schutzlos ausgeliefert gewesen. "Dehydrierung, Hitze & unbehandelte Vorerkrankungen wie Diabetes können schnell zu einer lebensgefährlichen Situation führen", erklärte die Organisation auf X.
Dem Rettungsschiff "Aurora" bekam zunächst den sizilianischen Hafen Trapani zugewiesen. Wegen Treibstoff- und Trinkwassermangels sei der Hafen aber nicht erreichbar, beklagte Sea-Watch am Samstagnachmittag auf X. Die italienischen Behörden wiesen dem Schiff daraufhin den Hafen von Lampedusa zu, wo die "Aurora" am Abend anlandete.
"Ärzte ohne Grenzen" retten 55 Flüchtlinge im Mittelmeer
Freitag, 18. August 2023: Die Einsätze privater Seenotretter auf dem Mittelmeer dauern an. Wie die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" am Donnerstag mitteilte, rettete ihr Schiff, die "Geo Barents", 55 Flüchtlinge und Migranten. Unter den Überlebenden seien 43 unbegleitete Minderjährige, schrieb die Organisation auf der Plattform X, ehemals Twitter. In der vergangenen Woche hatten private Initiativen Hunderte Menschen vor dem Ertrinken gerettet.
Den Angaben zufolge haben die italienischen Behörden der "Geo Barents" den Hafen von Bari zugewiesen. Während der Rettung habe sich die libysche Küstenwache genähert und versucht, das Team auf dem Schiff einzuschüchtern.
Ende vergangener Woche hatte unter anderem die "Ocean Viking" von SOS Méditerranée mehr als 600 Flüchtlinge und Migranten gerettet. Die "Humanity 1" erreichte am Mittwoch mit 106 Überlebenden den italienischen Hafen von Ancona. Weitere Schiffe privater Initiativen sind derzeit im Mittelmeer im Einsatz und halten Ausschau nach in Seenot geratenen Flüchtlingen.
EU-Ombudsfrau untersucht Rolle von Frontex bei Bootsunglück
Donnerstag, 27. Juli 2023: Nachdem im Juni Hunderte Migranten vor der griechischen Küste ertrunken sind, hat die EU-Ombudsfrau Emily O'Reilly am Mittwoch eine Untersuchung eingeleitet, um die Rolle der europäischen Grenzschutzagentur Frontex bei dem Vorfall zu klären. Eine Tragödie dieses Ausmaßes erfordere, dass die Öffentlichkeit erfahre, wer die Verantwortung trage. "Die Migration nach Europa wird andauern. Es ist Aufgabe der EU sicherzustellen, dass die Grundrechte gewahrt werden", erklärte O'Reilly am Mittwoch in Brüssel.
Am 14. Juni war das Schiff "Adriana" vor der griechischen Küste gekentert. Mindestens 500 Menschen starben. Die genauen Umstände gelten als unklar. Migranten hatten berichtet, das Schiff sei gekentert, nachdem die griechische Küstenwache es in Schlepptau genommen hatte. Griechische Behörden untersuchen den Vorfall bereits auf nationaler Ebene.
Es sei aber klar, dass auch Frontex eine wichtige Rolle bei der Such- und Rettungsaktion gehabt habe, erklärt O'Reilly in einem Brief an Frontex-Direktor Hans Leijtens. Darum habe sie entschieden, auch eine Untersuchung auf EU-Ebene einzuleiten.
Es sei berichtet worden, dass Frontex die griechischen Behörden auf das Schiff aufmerksam gemacht habe, erläuterte O’Reilly. Es sei aber nicht klar, was Frontex hätte unternehmen können und sollen. Sie habe daher um Einsicht in interne Dokumente zum Unglück gebeten. Auch wolle sie grundsätzlich in Erfahrung bringen, wie Informationen über Such- und Rettungsaktionen zwischen Frontex und den nationalen Behörden ausgetauscht werden.
Auch zum jüngsten EU-Abkommen mit Tunesien will O'Reilly nach eigenen Angaben Informationen anfordern. Anschließend wolle sie die Auswirkungen des Abkommens auf die Menschenrechte bewerten.
Emily O’Reilly ist seit 2013 Europäische Bürgerbeauftragte. Als solche kann sie die verschiedenen Einrichtungen der EU zur Rechenschaft auffordern.
Rettungsschiff muss Gerettete zu drei Häfen in Italien bringen
Donnerstag, 20. Juli 2023: Die Besatzung der "Geo Barents" hat 462 im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge zu drei verschiedenen Häfen in Italien gebracht. Zuletzt erreichte das Schiff von "Ärzte ohne Grenzen" am Donnerstag mit der letzten Gruppe Geretteter den norditalienischen Hafen von Livorno, wie ein Sprecher der Organisation sagte.
Es gebe keinen ersichtlichen Grund für die Zuweisung verschiedener Häfen, das sei eine grausame Behandlung von verletzlichen Menschen. Nach zwölf Einsätzen am Wochenende erhielt die Crew zunächst die Anweisung, 116 Geflüchtete auf die Insel Lampedusa zu bringen. Am Mittwoch verließen weitere Menschen das Schiff in Marina Di Carrara.
Es ist das erste Mal, dass die italienischen Behörden einem zivilen Rettungsschiff mehrere Häfen zur Anlandung der Menschen an Bord zuweisen. "Statt eine sichere und effiziente Verlegung zu gewährleisten, wurden wir zu einer Fahrt von sechs Stunden gezwungen, um die Anlandung an einem Ort zu beenden, zu dem man mit dem Auto 50 Minuten braucht", kritisierte "Ärzte ohne Grenzen".
United4Rescue: Auswärtiges Amt kürzt Gelder für die Seenotrettung
Montag, 17. Juli 2023: Das Auswärtige Amt wolle entgegen des Bundestagsbeschlusses aus dem vergangenen Jahr keine Mittel an United4Rescue zur Förderung der zivilen Seenotrettung auszahlen, erklärt das Bündnis in einer Pressemitteilung.
Der Bundestag hatte Ende 2022 entschieden, dass United4Rescue von 2023 bis 2026 jährlich mit zwei Mio. Euro aus dem Haushalt des Auswärtigen Amtes gefördert werden solle. Nachdem das Auswärtige Amt United4Rescue "monatelang hingehalten habe", gab das Ministerium jetzt bekannt, dass humanitäre Organisationen stattdessen Gelder direkt beim Auswärtigen Amt beantragen sollen. Das Geld sei nicht mehr ausschließlich für die zivile Seenotrettung vorgesehen, sondern solle auch an humanitäre Projekte an Land fließen. Das Auswärtige Amt kürze damit letztlich Gelder, die für die Seenotrettung bestimmt gewesen seien, heißt es weiter.
"Das Vorgehen des Auswärtigen Amtes macht uns fassungslos", wird Liza Pflaum, Vorstandsmitglied von United4Rescue, in der Mitteilung zitiert:
"Besonders bitter ist, dass Mittel, die dafür vorgesehen waren, Menschen vor dem Ertrinken zu retten, nun für andere Zwecke verwendet werden sollen. Damit bleibt offen, ob und wie viel Geld tatsächlich in die Seenotrettung fließt."
Private Initiativen retten Hunderte Menschen im Mittelmeer
Montag, 17. Juli 2023: Im Mittelmeer haben private Initiativen am Wochenende nach eigenen Angaben erneut Hunderte Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Allein seit Freitag eilten sie etwa 40 Booten in Seenot zu Hilfe. So unterstützte die Mannschaft der "Aurora" etwa 485 Menschen in elf Booten in Seenot mit Rettungswesten und Rettungsinseln, bis die italienische Küstenwache eintraf, wie die Organisation Sea-Watch, die das Schiff betreibt, mitteilte. 52 Gerettete nahm die Crew der "Aurora" an Bord und brachte sie am Sonntag zum Hafen der sizilianischen Stadt Trapani, wie von den italienischen Behörden angeordnet.
Die "Geo Barents" von "Ärzte ohne Grenzen" absolvierte seit Samstagmittag neun Einsätze in 30 Stunden und nahm dabei in der libyschen Rettungszone und vor der Küste Maltas insgesamt 329 Menschen an Bord. Alle Einsätze seien von den italienischen Behörden koordiniert worden, erklärte die Organisation. Mehrere Boote seien von der tunesischen Stadt Sfax aus gestartet, wo die Regierung immer massiver gegen Geflüchtete aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara vorgeht und die Menschen gegen sie aufhetzt.
Auch an Bord des Segelschiffs "Nadir" befanden sich Gerettete, die von Tunesien aus nach Europa wollten. Die Menschen seien vor der rassistischen Gewalt in Tunesien geflohen, erklärte die Organisation Resqship, die das Schiff betreibt. Insgesamt unterstützte die Besatzung der "Nadir" vier Boote in Seenot mit 160 Insassen. 65 von ihnen nahm sie an Bord und brachte sie am Sonntag nach Lampedusa. Die anderen Geflüchteten seien von der italienischen Küstenwache übernommen worden.
Die "Rise Above" von Mission Lifeline brachte am Montag 77 Menschen zum Hafen der süditalienischen Stadt Vibo Valentia. In insgesamt 13 Stunden Einsatz hatte die Besatzung sieben Boote in Seenot bis zum Eintreffen der italienischen Küstenwache gesichert und in Absprache mit den Behörden 80 Insassen von zwei Booten an Bord genommen. Drei Gerettete wurden aus medizinischen Gründen evakuiert.
Mission Lifeline kritisierte die Zuweisung von Vibo Valentia zur Anlandung der Geflüchteten. Der Hafen habe in einer Entfernung von über 40 Stunden Fahrt gelegen. Auch Sea-Watch forderte erneut die Zuweisung von Häfen, die näher an den Einsatzorten liegen. Trapani habe vier- bis fünfmal so weit weg gelegen wie die Insel Lampedusa. Doch um eine Festsetzung durch die Behörden zu vermeiden, habe die Besatzung der Anweisung gefolgt. In den vergangenen Monaten setzten die italienischen Behörden vier Rettungsschiffe für jeweils 20 Tage fest, weil sie einen anderen Hafen als den angeordneten angesteuert hatten.
Auch das Rettungsschiff "Mare GO" der Initiative Zusammenland unterstützte am Wochenende sechs Boote in Seenot mit insgesamt 200 Insassen und nahm 38 von ihnen an Bord. Derweil brachte die "Humanity 1" von SOS Humanity am Samstag 199 Gerettete im Hafen der italienischen Stadt Ancon an Land. Die Besatzung hatte am Dienstag 204 Menschen aus vier Booten in Seenot gerettet. Zwei Personen und drei Angehörige waren davor aus medizinischen Gründen evakuiert worden.
UN-Organisation: "Alarmierender Anstieg" der Todesfälle im Mittelmeer
Donnerstag, 13. Juli 2023: Die Internationale Organisation für Migration (IOM) hat einen "alarmierenden Anstieg" der tödlich verlaufenden Bootstragödien im Mittelmeer beklagt. Im ersten Halbjahr 2023 seien auf der zentralen Mittelmeerroute bereits mehr Flüchtlinge und Migranten ums Leben gekommen als in jedem vollen Jahr zwischen 2018 und 2022, sagte die Sprecherin der UN-Organisation, Safa Msehli, in Genf.
Seit Januar seien auf der zentralen Route über das Mittelmeer bereits mehr als 1.700 Menschen gestorben, die meisten von ihnen seien ertrunken, sagte Msehli. In den fünf vollen Jahren zuvor lag die Zahl der Toten laut der IOM-Sprecherin jeweils deutlich darunter. So seien etwa von Januar bis Dezember 2018 auf dieser Route 1.314 Flüchtlinge und Migranten gestorben. 2020 habe es 1.000 Tote gegeben.
Die Migrationsexpertin warnte vor einer "Normalisierung" der tödlichen Tragödien in der öffentlichen Wahrnehmung. Es bestehe die Gefahr, dass sich die Öffentlichkeit an die Unglücke mit vielen Toten und Vermissten gewöhne, sagte sie. Mitverantwortlich für die "Normalisierung" seien populistische Politiker, die Schutzsuchende dämonisierten.
Msehli betonte, dass die Staaten eine völkerrechtliche Verpflichtung hätten, Menschen in Seenot zu retten. Verzögerungen bei den Rettungsaktionen seien völlig inakzeptabel. Viele Menschen, die auf dem riskanten Weg über das Mittelmeer nach Europa kommen wollten, hätten Kriege, Gewalt, Unterdrückung und bittere Armut erlebt. Auch der Klimawandel mit seinen verheerenden Folgen zwinge immer mehr Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen.
Sea-Eye klagt gegen italienische Behörden wegen Schiffsfestsetzung
Montag, 03. Juli 2023: Die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye hat beim Zivilgericht im italienischen Chieti Klage gegen die 20-tägige Verwaltungshaft ihres Rettungsschiffs Sea-Eye 4 in der Hafenstadt Ortona und die damit verbundene Geldstrafe in Höhe von 3.333 Euro eingereicht. Nach der Rettung von 49 Menschenleben aus zwei unterschiedlichen Notrufen sei die Sea-Eye 4 am 2. Juni von den italienischen Behörden für 20 Tage festgesetzt worden, teilte die Organisation mit Sitz in Regensburg am Montag mit.
Begründet worden sei die Festsetzung mit einem Verstoß gegen ein erst im Februar erlassenes Landesgesetz, wonach das Schiff nach der ersten Rettung von 17 Personen unverzüglich nach Ortona hätte fahren müssen. Die Sea-Eye 4 änderte jedoch den Angaben der Organisation zufolge wegen weiterer Notrufe ihren Kurs, um nach weiteren Menschen in Seenot zu suchen. Die Besatzung des Rettungsschiffs habe damit 32 weitere Menschenleben gerettet und dennoch den Hafen von Ortona rechtzeitig erreicht.
Laut Sea-Eye haben die italienischen Behörden das neue Gesetz bereits mehrfach für die Festsetzung von deutschen Rettungsschiffen genutzt, nachdem die Schiffe entweder mehrere Rettungen durchgeführt oder näher gelegene italienische Häfen angelaufen hatten, statt mehrtägige Anfahrten auf weit entfernte Seehäfen durchzuführen. Sea-Eye hatte das Auswärtige Amt am 4. Juni wegen der Festsetzung der Sea-Eye 4 formell um Unterstützung gebeten. Eine Intervention der deutschen Behörden blieb jedoch ergebnislos.
Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler sagte, man müsse sich klarmachen, "dass dieses Gesetz explizit für Seenotrettungsorganisationen geschrieben" wurde. Es beinhalte
"von Verstoß zu Verstoß eskalierende Strafen und könnte die zivile Seenotrettung zum Stillstand bringen",
erläuterte er. Werde die Sea-Eye 4 ein weiteres Mal wegen eines Verstoßes gegen das neue Gesetz festgesetzt, drohe der Organisation eine Geldstrafe von bis zu 50.000 euro und eine Festsetzung von bis zu sechs Monaten.
Europäisches Parlament ehrt Regensburger Hilfsorganisation
Freitag, 30. Juni 2023: Die Regensburger Hilfsorganisation Space-Eye erhält den Europäischen Bürgerpreis 2023. Das Europäische Parlament zeichne damit den Einsatz und die Ukraine-Nothilfe der NGO aus, teilte der Verein am Freitag mit. In den eineinhalb Jahren des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hat Space-Eye nach eigenen Angaben Hilfslieferungen und Dienstleistungen im Wert von mehr als zehn Millionen Euro für die Menschen in der Ukraine erbracht.
Der Verein organisiere unter anderem eine Busbrücke nach Odessa zur Evakuierung von Menschen aus dem Kriegsgebiet, die Unterbringung von Flüchtlingen in Regensburger Wohnungen und liefere Lebensmittel in die Ukraine. Ferner würden Menschen mit Notstromaggregaten und einer mobilen Brotbäckerei in den zerbombten Dörfern der Ostukraine versorgt, hieß es weiter.
"Space-Eye steht für die europäische Idee von Frieden und Freiheit", sagte der Space-Eye-Vorsitzende Michael Buschheuer. "Deshalb freut uns der Preis ganz besonders."
Buschheuer rief auch die Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea-Eye ins Leben. Der renommierte, undotierte Europäische Bürgerpreis werde am 9. November in Brüssel von Dita Charanzová, der Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und Kanzlerin für den Europäischen Bürgerpreis, überreicht.
Rettungsschiff bringt 45 Migranten nach Lampedusa
Montag, 26. Juni 2023: Das Seenotrettungsschiff Nadir hat 45 aus dem Mittelmeer gerettete Flüchtlinge nach Lampedusa gebracht. Wie die Organisation Resqship, die das Segelschiff Nadir betreibt, am späten Samstagabend mitteilte, konnten die Menschen am Samstagmorgen sicher an Land gehen. Die Organisation gab an, in den vergangenen sechs Tagen insgesamt 513 Menschen gerettet zu haben.
Ein Fischer hatte den Seenotfall in der maltesischen Such- und Rettungszone bereits am Freitagmittag gemeldet, hieß es. 45 Menschen hätten sich ohne Rettungswesten an Bord des Metallboots befunden. Die Menschen seien bereits seit über drei Tagen auf dem Wasser gewesen, nachdem sie am Dienstag in Sfax, Tunesien, gestartet waren. Der Motor des Boots habe schon wenige Stunden nach Abfahrt nicht mehr funktioniert. Das Boot hätte Schlagseite gehabt und Wasser sei eingedrungen.
Die 45 Menschen, darunter elf Frauen, 12 Männer, 20 Minderjährige und zwei Kleinkinder, hätten seit anderthalb Tagen kein Trinkwasser mehr gehabt. Viele von ihnen seien seekrank und stark dehydriert gewesen. Acht Menschen seien medizinisch erstversorgt worden. "Eine so lange Zeit dem offenen Meer ausgesetzt zu sein, ohne jegliches Trinkwasser führt zu massiver Dehydration, hinzu kommen die psychologischen Folgen", sagte Rachel Austin, Ärztin an Bord der Nadir, laut Mitteilung.
Die Situation auf dem Mittelmeer sei derzeit sehr angespannt: Ein Seenotfall nach dem anderen werde der Crew gemeldet, hieß es weiter. Die italienischen Behörden stießen an ihre Kapazitätsgrenzen und würden von den restlichen EU-Staaten alleine gelassen.
Eine italienische Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR hatte am Samstag getwittert, vor Lampedusa würden rund 40 Menschen, darunter mindestens ein Säugling, nach dem Kentern eines Flüchtlingsboots vermisst. Es sei inakzeptabel, weiterhin die Toten vor den Toren Europas zu zählen, ein koordinierter und gemeinsamer Rettungsmechanismus auf See zwischen den Staaten sei mittlerweile auch Gewissenssache, schrieb sie auf Twitter.
"Sea-Eye"-Vorsitzender fordert Unterstützung von Bundesregierung
Sonntag, 4. Juni 2023: Nach der Festsetzung des deutschen Seenotrettungsschiffs "Sea-Eye 4" in Italien fordert "Sea-Eye"-Chef Gorden Isler Hilfe von der Bundesregierung: "Ich erwarte, dass das Auswärtige Amt und die Bundesregierung entschieden gegenüber Italien auftreten und uns unterstützen", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ, Sonntag, online). Ein im Februar erlassenes Gesetz der italienischen Regierung kriminalisiere die zivile Seenotrettung, kritisierte Isler. Es verstoße gegen internationales Recht, "nach dem wir verpflichtet sind, Menschen in Seenot zu retten". Neben der "Sea-Eye 4", die am Freitag von den italienischen Behörden für 20 Tage im Hafen von Ortona festgesetzt wurde, wird außerdem das deutsche Schiff "Mare * Go" seit Freitag im Hafen von Lampedusa festgehalten.
Die Festsetzung der "Sea-Eye 4" durch die italienische Küstenwache sei damit begründet worden, dass das Schiff nach der Rettung von 17 Menschen in der libyschen Such- und Rettungszone 32 weitere Menschen in der maltesischen Such- und Rettungszone an Bord genommen und nicht so schnell wie möglich den Hafen von Ortona angefahren habe, teilte die Organisation "Sea-Eye" mit Sitz in Regensburg am Freitagabend auf Twitter mit.
Der Sea-Eye-Vorsitzende Isler schrieb auf Twitter zu dem Vorgehen: "Die langen Anfahrten zu zugewiesenen, weit entfernten Häfen werden immer wieder dazu führen, dass wir auf dem Weg dorthin entscheiden müssen, ob wir auf weitere Notrufe reagieren. Natürlich tun wir das." Dies führe dann zu dem Vorwurf, dass die Crew der Rettungsschiffe italienische Gesetze bräche. "Es ist ein weiterer, verwerflicher Versuch, die Seenotrettung und die Flucht selbst zu kriminalisieren, um immer brutaleres, staatliches Agieren zu rechtfertigen."
Die faschistische Regierung Italiens weist den Rettungsschiffen grundsätzlich weit entfernte Häfen zu, um die Geretteten an Land zu bringen. Zudem müssen die Helferinnen und Helfer meist direkt nach dem ersten Einsatz zum Hafen fahren. Die privaten Rettungsorganisationen vermuten dahinter eine Taktik, damit so wenig Gerettete wie möglich nach Italien gebracht werden. Die Praxis der italienischen Behörden wird vom Europarat scharf kritisiert.
Derweil barg das Rettungsschiff "Humanity 1" von der deutschen Organisation "SOS Humanity" am Samstagmorgen 30 Menschen im Mittelmeer. Unter anderem vier Frauen und elf Minderjährige, darunter ein erst zwei Monate altes Baby, seien von einem überbesetzten Schlauchboot geholt worden, teilte die Organisation am Samstag auf Twitter mit. Die Geretteten hätten sich seit über zwei Tagen auf See befunden, ohne genügend Treibstoff, Rettungs- und Navigationsausrüstung, hieß es weiter.
Die Überlebenden seien erschöpft, durchnässt und teilweise seekrank. "Sie werden nun an Bord der 'Humanity 1' erstversorgt", hieß es auf Twitter von der Organisation. Am Sonntag teilte "SOS Humanity" mit, dass die "Humanity 1" Civitavecchia als Hafen zugewiesen bekommen habe. "Er ist knapp 1.000 km entfernt, wir werden in ca. 3 Tagen dort ankommen", hieß es weiter. Zuvor hätten ihnen die italienischen Behörden den fast 1.400 km entfernten Hafen von Ancona als sicheren Ort zugewiesen.
Rettungsschiff "Sea-Eye 4" in Ortona für 20 Tage festgesetzt
Samstag, 3. Juni 2023: Das von der Organisation "Sea-Eye" im Mittelmeer betriebene Rettungsschiff "Sea-Eye 4" ist in der italienischen Hafenstadt Ortona für 20 Tage festgesetzt worden. Die Festsetzung durch die italienische Küstenwache sei damit begründet worden, dass das Schiff nach der Rettung von 17 Menschen in der libyschen Such- und Rettungszone 32 weitere Menschen in der maltesischen Such- und Rettungszone aufnahm und nicht so schnell wie möglich den Hafen von Ortona angefahren habe, teilte die Organisation "Sea-Eye" am Freitagabend auf Twitter mit.
Der Vorsitzende der Organisation, Gorden Isler, teilte mit: "Die langen Anfahrten zu zugewiesenen, weit entfernten Häfen werden immer wieder dazu führen, dass wir auf dem Weg dorthin entscheiden müssen, ob wir auf weitere Notrufe reagieren. Natürlich tun wir das."
Dies führe dann zu dem Vorwurf, dass die Crew der Rettungsschiffe italienische Gesetze bräche. "Es ist ein weiterer, verwerflicher Versuch, die Seenotrettung und die Flucht selbst zu kriminalisieren, um immer brutaleres, staatliches Agieren zu rechtfertigen." Der Verein Sea-Eye wurde 2015 in Regensburg gegründet, um Menschen im zentralen Mittelmeer aus Seenot zu retten. Im Herbst 2020 kaufte der Verein die "Sea-Eye 4".
Die faschistische italienische Regierung weist den Rettungsschiffen grundsätzlich weit entfernte Häfen zu, um die Geretteten an Land zu bringen. Zudem müssen die Helfer*innen meist direkt nach dem ersten Einsatz zum Hafen fahren. Die privaten Rettungsorganisationen vermuten dahinter eine Taktik, damit so wenig Gerettete wie möglich nach Italien gebracht werden. Die Praxis der italienischen Behörden wird vom Europarat scharf kritisiert.
Derweil ist die "Humanity 1" von der deutschen Organisation "SOS Humanity" mit Sitz in Berlin am Freitagnachmittag wieder zu Rettungseinsätzen im Mittelmeer aufgebrochen.
"Humanity 1" rettet 88 Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer
Samstag, 27. Mai 2023: Die deutsche Organisation SOS Humanity hat 88 Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer gerettet. Wie die Seenotretter mitteilten, wurden die Menschen am Freitagmorgen von der Crew der "Humanity 1" aus einem überbesetzten Holzboot geholt. Unter den Schutzsuchenden seien mehr als zehn Minderjährige.
Die Flüchtlinge kamen den Angaben zufolge aus der libyschen Stadt Tobruk. Sie seien erschöpft, aber in einem stabilen medizinischen Zustand, hieß es. Außer der "Humanity 1" ist derzeit auch die "Sea-Eye 4" im zentralen Mittelmeer im Einsatz.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sterben jedes Jahres hunderte Menschen beim Versuch der Überfahrt oder werden vermisst. Eine staatliche Seenotrettungsmission gibt es nicht.
Flüchtlings-Rettungsschiff bricht zu Fahrt im Mittelmeer auf
Samstag, 20. Mai 2023: In diesem Jahr sind nach Angaben der Rettungsorganisation Sea-Eye bereits mindestens 1.000 Flüchtlinge auf im Mittelmeer ertrunken. Daher sei der Einsatz von Rettungsschiffen dringend nötig, sagte ein Sprecher von Sea-Eye am Samstag dem Evangelischer Pressedienst (epd). Ihr Schiff Sea-Eye 4 sei am Freitag ins zentrale Mittelmeer aufgebrochen. Für die Sea-Eye 4 sei es die zweite Fahrt im Jahr 2023. Begleitet werde die Crew von einer Bordärztin der German Doctors.
Sea-Eye kritisierte in einer Mitteilung die aktuell in Deutschland geführte Diskussion über eine Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS). Nach eigenen Angaben hat man zusammen mit 50 weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen einen Appell an die Bundesregierung gerichtet. Darin werden die Ampelkoalition und besonders Innenministerin Nancy Faeser (SPD) auffordert, der GEAS-Reform im Juni nicht zuzustimmen. Sonst seien sie "für die weitreichendsten Asylrechtsverschärfungen der Nachkriegsgeschichte verantwortlich" und würden gegen den eigenen Koalitionsvertrag verstoßen.
Bevor die Sea-Eye 4 den neuen Einsatz starten konnte, lag das Schiff im Trockendock, teilte die Organisation mit. Dort wurden Arbeiten am Schiff durchgeführt und die Zulassung des Schiffs erneuert. Der Großteil der Kosten für die Werft sei von United4Rescue getragen worden. Das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiierte Bündnis zur Unterstützung der zivilen Seenotrettung habe insgesamt 200.000 Euro bezahlt, damit das Schiff für den Rest des Jahres einsatzbereit sei. Der Verein Sea-Eye wurde 2015 in Regensburg gegründet, um Menschen im zentralen Mittelmeer aus Seenot zu retten. Im Herbst 2020 kaufte der Verein die Sea-Eye 4.
"Geo Barents" rettet Hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer
Mittwoch, 3. Mai 2023: Die "Geo Barents" hat erneut Hunderte Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer gerettet. In weniger als zwölf Stunden seien mehr als 330 Menschen an Bord genommen worden, teilte die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen", die das Schiff betreibt, am Dienstag auf Twitter mit. Demnach haben die italienischen Behörden den Seenotrettern kurz nach den Einsätzen den nördlichen Hafen von La Spezia zugewiesen.
Den Angaben zufolge hatte die Schiffscrew bei einem ersten vierstündigen Einsatz am Montag zunächst etwa 300 Menschen aus einem überfüllten Holzboot gerettet. Wie "Ärzte ohne Grenzen" am Dienstagmorgen mitteilte, wurden bei einem zweiten Einsatz in internationalen Gewässern vor Malta 36 weitere Personen an Bord genommen.
Ohne den Einsatz der zivilen Seenotretter hätten die Menschen auf dem Meer sterben können, erklärte die Hilfsorganisation. Unter den Überlebenden seien 52 Mädchen und Frauen, von denen drei schwanger seien, sowie 80 Minderjährige. Die Hilfsorganisation kritisierte, dass La Spezia etwa 1.245 Kilometer vom Einsatzort entfernt sei. Ebenso geeignete Häfen wie Palermo oder Augusta seien deutlich näher.
Die rechtsgerichtete italienische Regierung hat privaten Rettungsschiffen zuletzt häufig weit entfernte Häfen zugewiesen. Die Seenotretter warnen, dass ihre Präsenz in den Einsatzgebieten dadurch verkürzt werde.
Auch die "Ocean Viking" erreichte am Dienstagmorgen mit 168 Flüchtlingen und Migranten den ebenfalls nördlich gelegenen Hafen Civitavecchia. Nach Angaben der Betreiberorganisation SOS Méditerranée waren die Menschen in den vergangenen Tagen bei mehreren Einsätzen im Mittelmeer gerettet worden. Zu dem Hafen habe das Schiff mehr als 940 Kilometer zurücklegen müssen.
Seenotretter: Ministeriumspläne zur Schifffahrt blockieren Hilfe
Mittwoch, 1. März 2023: Pläne des Bundesverkehrsministeriums zu neuen Vorgaben für die Schifffahrt bedeuten nach Einschätzung deutscher Seenotrettungsorganisationen das Aus oder zumindest eine dramatische Einschränkung ihrer Arbeit. Menschen auf der Flucht würden die geplanten Rechtsänderungen mit dem Leben bezahlen, protestierte ein Zusammenschluss von Organisationen gegen das Vorhaben, über das das ARD-Magazin "Monitor" am Dienstagabend berichtet hatte.
"Sollte der aktuelle Entwurf der Schiffssicherheitsverordnung in Kraft treten, sehen wir uns mit einer massiven Erhöhung finanzieller Anforderungen durch unnötige Anpassungen und einer aktiven Behinderung unserer Arbeit konfrontiert, die letztendlich unsere Einsätze mit diesen Schiffen unmöglich macht",
heißt es in der gemeinsamen Erklärung von Sea-Eye, Sea-Watch, Resqship, Mission Lifeline, MareGo und Sarah Seenotrettung vom Dienstagabend. Solche Änderungen seien ein klarer Bruch des Koalitionsvertrags, nach dem zivile Seenotrettung nicht behindert werden dürfe. Eine staatlich organisierte Seenotrettung im Mittelmeer gibt es nicht.
Der Entwurf des Ministeriums sieht den Rettungsorganisationen zufolge unter anderem vor, dass auch kleinere Schiffe und Boote ein Schiffssicherheitszeugnis vorlegen müssten - eine pauschale Anforderung, die der kommerziellen Schifffahrt entspreche. Auch sollen Boote mit humanitären Aktivitäten oder vergleichbaren ideellen Zwecken nicht mehr zum Freizeitbereich gehören. Damit würden neue Anforderungen an Bau und Ausrüstung gestellt, der Fahrtbereich könne eingeschränkt, Auflagen könnten erteilt werden.
Das mache "letztendlich unsere Einsätze mit diesen Schiffen unmöglich" und sei eine "aktive Behinderung" der Arbeit, betonen die Organisationen.
Das Bundesverkehrsministerium erklärte dazu: "Die anstehende Änderung der Schiffssicherheitsverordnung zielt nicht auf die Behinderung von privater Seenotrettung im Mittelmeer ab - im Gegenteil." Damit solle die Arbeit abgesichert, mögliche Sicherheitsmängel bei den eingesetzten Schiffen sollten verhindert werden. Aktuell drohten auch keine direkten Konsequenzen, da sich der Abstimmungsprozess noch im Frühstadium befinde und eine Übergangszeit vorgesehen sei.
Die Rettungsorganisationen widersprechen dieser Argumentation. Die Änderungen seien zur Erhöhung der Sicherheit weder geeignet noch erforderlich, betonen sie in ihrer Erklärung. Die Regelungen für Frachtschiffe seien nicht auf die Einsatzzwecke ziviler Rettung zugeschnitten. Diese seien hingegen ihrem Einsatz entsprechend auf hohen Niveau ausgestattet. Bisher habe es auch noch keinen einzigen Unfall gegeben, bei dem ein Crewmitglied oder eine gerettete Person wegen Sicherheitsmängeln in Gefahr geraten sei.
Sea-Eye übt scharfe Kritik an Italiens Regierung
Dienstag, 7. Februar 2023: Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Eye hat nach der Rettung von 105 Geflüchteten die italienische Regierung scharf verurteilt. Eigentlich hätten die Migranten schnelle Versorgung benötigt, die Helfer wurden jedoch an einen weit entfernten Hafen verwiesen.
Nach der Rettung von 105 Geflüchteten auf dem Mittelmeer hat die deutsche Hilfsorganisation Sea-Eye die Migranten in der süditalienischen Stadt Neapel an Land gebracht. Zwei Menschen konnten zu Beginn der Rettungsaktion nur tot aus dem Wasser geborgen werden.
Ein weiterer Geflüchteter wurde aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes bereits per Notfallevakuierung von Bord der Sea-Eye 4 in ein Krankenhaus gebracht. Nach Angaben von Sea-Eye sei die Person kurze Zeit später verstorben.
Nach einem neuen italienischen Dekret müssen zivile Schiffe nach einer Seenotrettung unverzüglich den ihnen zugewiesenen Hafen ansteuern, auch wenn es nicht der nächstgelegene ist. Auf dem Weg darf außerdem auf keine weiteren Notfälle reagiert werden.
Die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatović, kritisierte Italien für diese Regelung; Fachleute für internationales Recht halten sie für rechtswidrig. Der Vorsitzende von Sea-Eye, Gordon Isler, nannte es "zynisch, bei der Zuweisung des Hafens von Neapel von einem Entgegenkommen zu sprechen". Die italienische Regierung erschwere die Arbeit von Seenotrettungsorganisationen und verlängere so auch das Leid schutzsuchender Menschen.
Mittelmeer: Von "Sea-Eye 4" geretteter Flüchtling gestorben
Montag, 6. Februar 2023: Ein von der Besatzung der "Sea-Eye 4" geretteter Flüchtling ist tot. Nach einer dramatischen Rettung in der Nacht zum Freitag habe sich der Gesundheitszustand von zwei Geflüchteten derart verschlechtert, dass sie von Bord des Rettungsschiffes evakuiert worden seien, teilte die Organisation Sea-Eye am Montag an ihrem Vereinssitz in Regensburg mit. Eine dieser Personen sei nun im Krankenhaus gestorben. Derweil ist das Schiff im Hafen von Neapel angekommen, um die Geflüchteten an Land zu bringen.
Die Crew hatte vor der libyschen Küste insgesamt 109 Flüchtlinge in zwei Einsätzen an Bord geholt. Zwei von ihnen waren demnach bereits tot, als das Schiff an den Einsatzort kam.
Die italienischen Behörden hatten der Besatzung zunächst den Hafen von Pesaro zugewiesen, um die Geretteten an Land zu bringen. Die Stadt im Norden wäre eine fünftägige Fahrt entfernt gewesen. Nach mehreren Anfragen und Protest des Kapitäns unter Hinweis auf den schlechten Zustand der Geretteten und die beiden Leichen an Bord erhielt die "Sea-Eye 4" die Erlaubnis, in den halb so weit entfernten Hafen von Neapel einzulaufen.
"Wir hätten uns einen noch näheren Hafen gewünscht, und wir sind sicher, dass das möglich gewesen wäre", sagte Sea-Eye-Sprecher Maximilian James dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sowohl für die Geflüchteten als auch für die Crew sei diese Rettung besonders belastend gewesen:
"Das hatten wir schon sehr lange nicht mehr, dass wir zu spät kamen."
Nach Angaben der Bordärztin Angelika Leist von "German Doctors" ist der Zustand der Geretteten aus dem ersten Einsatz besonders schlecht. Die 30 Geflüchteten, darunter mehrere Frauen und Kinder, seien sechs Tage ohne Trinken und Essen auf dem Mittelmeer gewesen. Während diese Menschen versorgt wurden, habe die Besatzung den Notruf eines völlig überfüllten Gummibootes erhalten, aus dem sie 77 Flüchtlinge rettete.
Die neue italienische Regierung weist den Rettungsschiffen grundsätzlich weit entfernte Häfen zu, um die Geretteten an Land zu bringen. Zudem müssen die Helferinnen und Helfer meist direkt nach dem ersten Einsatz zum Hafen fahren. Die privaten Rettungsorganisationen vermuten dahinter eine Taktik, damit so wenig Gerettete wie möglich nach Italien gebracht werden. Am Freitag hat der Europarat diese Praxis scharf kritisiert.
"Sea-Eye 4" rettet 109 Menschen in Seenot und betrauert zwei Tote
Freitag, 3. Februar 2023: Ein tragischer Einsatz für das deutsche Rettungsschiff "Sea-Eye 4" in der Nacht zum Freitag: Bei der ersten von zwei Rettungen vor der libyschen Küste sei jede Hilfe zu spät gekommen, teilte die Regensburger Hilfsorganisation, die das Schiff betreibt, am Freitag mit. Die Crew konnte nur noch zwei Leichen bergen, darunter die Mutter eines Babys, das nun gemeinsam mit dem Vater an Bord des Schiffes versorgt werde. Bei ihrem ersten Einsatz in diesem Jahr rettete die "Sea-Eye 4" insgesamt 109 Geflüchtete in Seenot, darunter zahlreiche Kinder.
Zunächst seien 32 Menschen an Bord genommen worden, wenige Stunden später bei einem weiteren Einsatz 77 Menschen. Das Schiff sei inzwischen unterwegs zum italienischen Hafen Pesaro. Der von den italienischen Behörden zugewiesene Hafen liege rund fünf Tage Reisezeit entfernt. Eine Anfrage nach einem näher gelegenen Hafen sei von den Behörden unbeantwortet geblieben, hieß es.
Entdeckt und gemeldet hatte den Seenotfall ein ziviles Aufklärungsflugzeug der Organisation Sea Watch. Obwohl sich die "Sea-Eye 4" sofort auf den Weg gemacht habe, dauerte die Fahrt sechs Stunden. Als die Seenotretter ankamen, waren laut Mitteilung zwei der 34 Geflüchteten im Boot bereits verstorben. Viele der Überlebenden hätten im Bordkrankenhaus versorgt werden müssen. Der Zustand einer Person war lebensbedrohlich, sodass sie von den maltesischen Behörden mit einem Rettungshubschrauber evakuiert worden sei.
Die Hilfsorganisation Sea-Eye ist mit ihren Rettungsschiffen seit sechs Jahren im Einsatz, um den Verlust von Menschenleben zu verhindern. "Doch dieses Mal kamen wir für zwei Menschen zu spät. Sie waren Europas brutalem Grenzregime ausgeliefert. Das ist unverzeihlich", sagte Sea-Eye-Sprecher Gorden Isler
"Sea-Eye 4" startet zur ersten Rettungsmission in 2023
Donnerstag, 26. Januar 2023: Das deutsche Rettungsschiff "Sea-Eye 4" ist am Donnerstag vom spanischen Hafen Burriana aus zu seinem ersten Einsatz in 2023 aufgebrochen. Die neue Rettungsmission im zentralen Mittelmeer habe bis zuletzt wegen eines Spendeneinbruchs auf der Kippe gestanden, teilte der Regensburger Verein Sea-Eye am Donnerstag mit. Die finale Finanzierung sei durch eine Förderung von 100.000 Euro des zivilgesellschaftlichen Bündnisses United4Rescue gesichert worden.
Die akute Notwendigkeit für Rettungseinsätze ergibt sich nach Sea-Eye-Angaben mit Blick auf die aktuellen Todeszahlen für das laufende Jahr: Bereits 33 Menschen seien seit Jahresbeginn bei ihrer Flucht über das Mittelmeer ums Leben gekommen. "Auch jetzt im Winter fliehen Menschen über das Mittelmeer", sagte Sandra Bils, Vorstandsmitglied von United4Rescue.
Die Januar-Mission des Schiffs ist die erste von insgesamt sechs geplanten Missionen für 2023. Die folgenden fünf Einsätze hängen laut Mitteilung weiterhin am seidenen Faden. Ein Einsatzmonat kostet Sea-Eye zufolge rund 250.000 Euro. Der Verein wurde 2015 in Regensburg gegründet und rettete nach eigenen Angaben mehr als 17.000 Geflüchtete in Seenot vor dem Ertrinken im Mittelmeer.
"Sea-Eye 4": Januar-Mission durch Spenden gesichert
Donnerstag, 05. Januar 2023: Das zivile Seenotrettungsschiff "Sea-Eye 4" will in der zweiten Januarhälfte zu seiner ersten Mission im neuen Jahr aufbrechen, dies stand aufgrund fehlenden finanziellen Mittels jedoch auf der Kippe.
Möglich gemacht wurde die Aktion schlussendlich durch das Bündnis United4Rescue aufgrund ihrer Spende im Wert von 100.000 Euro. United4Rescue wurde von der evangelischen Kirche gegründet und wird von zahlreichen kirchlichen Gruppen unterstützt.
Die Januar-Mission des Schiffs "Sea-Eye 4" ist die erste von insgesamt sechs geplanten Missionen für 2023, hieß es. Die folgenden fünf Einsätze hängen laut Mitteilung weiterhin am seidenen Faden, da ein Einsatzmonat "Sea-Eye" rund 250.000 Euro koste.
Seenotretter von "Sea-Eye" beklagen starken Spendeneinbruch
Samstag, 31. Dezember 2022: Die Hilfsorganisation "Sea Eye" hat nach eigenen Angaben im laufenden Jahr 23 Prozent weniger Spenden eingenommen als 2021. Nun drohen Absagen von Rettungsmissionen, teilte das Hilfswerk am Donnerstag in Regensburg mit. So sei drei Wochen vor einem geplanten Missionsstart des Rettungsschiffs "Sea-Eye 4" die Finanzierung noch nicht gesichert, beklagt der Vereinsvorsitzende Gorden Isler.
"Sea-Eye" verweist auf die nach wie vor dramatische Situation für Menschen, die über das Mittelmeer nach Europa flüchten wollten. Es handele sich um "die tödlichste und gefährlichste Außengrenze der Welt". In diesem Jahr seien über 2.000 Menschen bei dem Versuch gestorben, in Europa Schutz zu finden. Zivile Organisationen seien für viele Menschen in Seenot die einzige Aussicht auf Rettung.
"Schon dieses Jahr mussten wir eine Mission aus finanziellen Gründen absagen. Für das kommende Jahr sieht es noch schlechter aus”, so Vereinschef Isler weiter. Für 2023 seien insgesamt sechs Missionen geplant. "Sie alle hängen am seidenen Faden."
Die Energiekrise und die stark gestiegenen Treibstoffpreise hätten das Problem zusätzlich verschärft. Schon vor einem Jahr habe die Organisation Kosten von rund 250.000 Euro im Monat gehabt. Der Anfang eines Jahres sei typischerweise eine eher spendenschwache Zeit, doch gerade jetzt brauche der Verein jede Unterstützung, betonen die Verantwortlichen.
Der Verein "Sea Eye" wurde 2015 gegründet. Unterstützung erfährt er insbesondere aus kirchlichen Kreisen, darunter von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und mehreren katholischen Bistümern.
"Sea-Eye 4" bringt 108 Geflüchtete in Livorno an Land
Freitag, 23. Dezember 2022: Das deutsche Rettungsschiff "Sea-Eye 4" hat mit 108 im Mittelmeer geretteten Menschen an Bord den Hafen von Livorno erreicht. In der italienischen Stadt hätten die Seenotretter am Freitag die Geflüchteten von Bord gebracht und den Behörden übergeben, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye am Freitag mit. Der Verein betreibt das Schiff und hatte die Flüchtlinge, darunter unbegleitete Kinder, zuletzt vor der libyschen Küste und im zentralen Mittelmeer von seeuntauglichen Booten gerettet.
Sea-Eye beklagte, von den Behörden in Rom den weit entfernten Hafen von Livorno in der Toskana zugewiesen bekommen zu haben. Es habe mehrere Tage gedauert, ehe das Schiff die Mission dort beenden konnte. "Es deutet vieles darauf hin, dass es eine neue Strategie der italienischen Behörden ist, so schnell wie möglich Häfen zuzuweisen, die so weit wie möglich entfernt sind. Damit wird versucht, Rettungsschiffe so schnell und lange wie möglich aus dem Einsatzgebiet fernzuhalten", sagte Sea-Eye-Sprecher Gorden Isler.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als 2.000 Menschen bei der Überfahrt gestorben oder gelten als vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Die Rettungsmission der "Sea Eye 4" wird maßgeblich von dem zivilen Seenotrettungsbündnis United4Rescue ermöglicht, das 2019 von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiiert wurde.
Mittelmeer: Italien weist Rettungsschiffen weit entfernte Häfen zu
Donnerstag, 22. Dezember 2022: Drei private Rettungsschiffe auf dem Mittelmeer können die Flüchtlinge an Bord nach Italien bringen. Allerdings haben die Behörden ihnen weit entfernte Häfen zugewiesen. So sollen die "Life Support" und die "Sea-Eye 4" zum toskanischen Livorno fahren. Die "Rise Above" erhielt die Anweisung, statt wie zunächst mitgeteilt im südlichen Roccella Ionica anzulanden, die Menschen ins 150 Kilometer nördlicher gelegene Tarent zu bringen.
"Uns wurde noch nie ein so weit entfernter Hafen zugewiesen", sagte der Vorsitzende der Regensburger Rettungsorganisation Sea Eye, Gorden Isler, dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Es geht darum, die Rettungsschiffe so lange wie möglich vom Rettungsort im zentralen Mittelmeer zu entfernen." Das sei völkerrechtswidrig. Die "Sea-Eye 4" brauche fünf Tage für die Fahrt nach Livorno und gelange voraussichtlich am Freitagmorgen dort an. Sie hat 108 Geflüchtete aus zwei Rettungsaktionen an Bord.
Die "Life Support" der italienischen Organisation Emergency brachte zum Abschluss ihrer ersten Rettungsfahrt 142 Menschen nach Livorno. Die Crew hatte die Geflüchteten am Sonntag und Montag in drei Rettungsaktionen an Bord geholt, darunter Kinder und 26 unbegleitete Minderjährige. Das Schiff war in der vergangenen Woche zu seinem ersten Rettungseinsatz aufgebrochen. Auf dem Schiff können bis zu 175 Menschen Aufnahme finden und erstversorgt werden.
Auf der "Rise Above" befinden sich mehr als 80 Gerettete, mehrheitlich Minderjährige und Kinder. Die weite Fahrt nach Tarent bringe die Besatzung an den Rand der Kraftstoffkapazitäten, erklärte die Dresdner Organisation Mission Lifeline, die das Schiff betreibt. Es sei fraglich, ob das Schiff es bis nach Tarent schaffe. "Unsere Befürchtung, dass man gezielt Rettungskapazitäten aus Suchgebieten abzieht, scheint sich zu bestätigen." Die Geretteten seien erschöpft und ängstlich.
Eine staatlich organisierte Seenotrettung gibt es auf dem Mittelmeer nicht, lediglich die Schiffe privater Hilfsorganisationen halten Ausschau nach in Not geratenen Flüchtlingen und Migranten. Bei der gefährlichen Flucht über das Mittelmeer kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr bereits mehr als 2.000 Flüchtlinge und Migranten ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen.
Erneuter Seenotfall: "Sea-Eye 4" jetzt mit 108 Geretteten an Bord
Dienstag, 20. Dezember 2022: Das deutsche Rettungsschiff "Sea-Eye 4" hat weitere 45 Menschen in Seenot an Bord genommen. Zusammen mit den 63 Geretteten vom vergangenen Samstag befänden sich nun 108 Menschen an Bord, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye, die das Schiff betreibt, am Montag mit. Das Schiff befinde sich auf dem Weg nach Livorno, wo ihm von den italienischen Behörden ein Hafen zugewiesen wurde.
Das Schiff habe die 45 Geflüchteten am Montag in internationalen Gewässern vor Malta an Bord genommen, nachdem sie sechs Tage in einem Kunststoffboot auf hoher See ausgeharrt hatten, hieß es weiter. Zuvor hätten italienische Behörden versucht, die Rettung der Menschen zu verhindern, indem sie zwei Handelsschiffe anwiesen, den Seenotfall zu ignorieren, sagte Sea-Eye-Sprecher Gorden Isler, der eine Dokumentation der Korrespondenz vorlegte. Eines der Handelsschiffe sei dennoch bei dem Seenotfall geblieben, sodass die "Sea-Eye 4" die 45 Bootsflüchtlinge schließlich finden und evakuieren konnte.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 1.988 Menschen bei der Überfahrt gestorben oder gelten als vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
Die Rettungsmission der "Sea Eye 4" wird maßgeblich von dem zivilen Seenotrettungsbündnis United4Rescue ermöglicht, das 2019 von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiiert wurde.
"Sea-Eye 4" rettet 63 Menschen im Mittelmeer
Samstag, 17. Dezember 2022: Das deutsche Rettungsschiff "Sea Eye 4" hat am Freitagabend 63 Menschen im zentralen Mittelmeer gerettet. Die Geflüchteten seien auf einem seeuntauglichen Schlauchboot in internationalen Gewässern vor Libyen unterwegs gewesen, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye, die das Schiff betreibt, am Samstag mit.
Als Erstes habe das zivile Rettungsschiff "Rise Above" von Mission Lifeline den Seenotfall erreicht und die Erstversorgung übernommen. Nach Eintreffen der "Sea Eye 4" seien die Geflüchteten auf das größere Schiff evakuiert worden, wo sie medizinisch betreut wurden. Unter den Geretteten sollen sich zwölf Minderjährige und fünf Frauen befinden.
"Sea-Eye 4" rettet 74 Menschen im Mittelmeer
Freitag, 11. November 2022: Das deutsche Rettungsschiff "Sea-Eye 4" hat am Mittwoch 74 Menschen von einem Schlauchboot im Mittelmeer aufgenommen. Zusammen mit weiteren Geflüchteten ist das Schiff unterwegs Richtung Malta auf der Suche nach einem Hafen, wie die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye, die das Schiff betreibt, am Donnerstagabend mitteilte.
Das Rettungsschiff war bereits auf dem Weg nach Malta, als der Notruf das Schiff erreicht habe. Nach mehreren Stunden Anfahrt fand die "Sea-Eye4" das Schlauchboot mit 74 Personen, darunter 22 Kinder. Im Bordhospital des Schiffes mussten 15 Personen medizinisch behandelt werden. Die geflüchteten Menschen stammen aus Ägypten, Nigeria, Sudan, Südsudan und Syrien. Mit den Geretteten, die am Dienstag von einem Containerschiff übernommen wurden, befänden sich nun 106 Geflüchtete an Bord des Schiffes.
Die "Sea-Eye 4" werde am Freitag die maltesischen Gewässer erreichen, einen Tag vor dem Besuch des Papstes auf Malta, hieß es. Geplant sei auch ein Treffen mit Migranten in einem katholischen Aufnahmezentrum. "Vielleicht kann ein unmissverständlicher Appell des Papstes an die maltesische Regierung bewirken, dass Malta sich als nächstgelegener EU-Staat für 106 schutzsuchende Menschen verantwortlich fühlt", sagte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler.
Hunderte Flüchtlinge harren weiter auf Mittelmeer aus
Dienstag, 8. November 2022: Hunderte Flüchtlinge, die von Hilfsorganisationen im Mittelmeer gerettet wurden, müssen weiter auf dem Mittelmeer ausharren. Zwar konnten sowohl von der "Humanity 1" als auch von der "Geo Barents" einige der aus Seenot geretteten Menschen in Italien an Land gehen. Doch 214 Personen an Bord der von "Ärzte ohne Grenzen" betriebenen "Geo Barents" durften das Schiff am Montag vorerst nicht verlassen, wie eine Sprecherin der Hilfsorganisation dem Evangelischen Pressedienst (epd) mitteilte. Auch auf der "Humanity 1" wurde Dutzenden im Mittelmeer geretteten Flüchtlingen und Migranten der Gang an Land zunächst verwehrt.
Die Crew der "Geo Barents" hatte zwischen dem 27. und 29. Oktober 572 Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer gerettet und seitdem auf die Zuweisung eines Hafens gewartet. Am Sonntag hätten zunächst 357 Menschen das Schiff in Catania verlassen, sagte die Sprecherin von "Ärzte ohne Grenzen". In der Nacht auf Montag sei eine weitere Person wegen Unterleibsschmerzen evakuiert worden.
Auch von der "Humanity 1" durften lediglich 144 der 179 geretteten Flüchtlinge in Catania an Land gehen. 35 Schutzsuchende mussten somit nach Angaben der deutschen Organisation "SOS Humanity" an Bord bleiben. Am Montag habe die Organisation rechtliche Schritte eingeleitet, "um die Ausschiffung zu vollenden", sagte ein Sprecher von "SOS Humanity" dem epd.
Die "Ocean Viking" des internationalen Verbundes "SOS Méditerranée" wartete am Montagmittag derweil weiter auf einen Hafen für alle der mehr als 230 im Mittelmeer geretteten Flüchtlinge. Auch "Mission Lifeline" forderte abermals einen Hafen für 95 Flüchtlinge und Migranten auf der "Rise Above". "Die Stimmung an Bord ist gedrückt", erklärte die Dresdner Organisation auf Twitter. Die Menschen seien erschöpft, Kinder erkältet und psychisch angeschlagen.
Bereits in der Vergangenheit mussten im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge und Migranten immer wieder tagelang warten, bis sie einen Hafen in Europa zugewiesen bekommen. Es wird befürchtet, dass die neue rechtsgerichtete Regierung in Italien den Kurs gegen die privaten Seenotrettungsorganisationen verschärft.
Die Bundesregierung äußerte sich am Montag zurückhaltend zu der Frage, ob Deutschland weitere Gerettete aufnehmen werde. Ein Sprecher des Innenministeriums wies auf laufende Gespräche hin und darauf, dass Deutschland bereits über den im Juni vereinbarten gemeinsamen Solidaritätsmechanismus 3.500 Menschen aufnehme, die über das Mittelmeer nach Europa gekommen seien. Mitte Oktober habe es einen ersten Transfer aus Italien mit 74 Asylsuchenden gegeben. Zugleich mahnte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes an, dass die zivile Seenotrettung nicht behindert werden dürfte.
"Sea-Watch 5" in Hamburg getauft
Freitag, 4. November 2022: Knapp drei Jahre nach Gründung des von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ins Leben gerufenen Bündnisses "United4Rescue" ist am Donnerstag in Hamburg das dritte Bündnisschiff, die "Sea-Watch 5", getauft worden. Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich und der EKD-Flüchtlingsbischof Christian Stäblein dankten dem Bündnis für dessen Engagement für die Seenotrettung, wie die EKD mitteilte. Das Bündnisschiff sei der "schwimmende Beweis" dafür, wie viel Kirche bewegen könne, wenn sie sich in starke Netzwerke mit anderen Organisationen und Partnern begebe, sagte Heinrich.
"Drei Rettungsschiffe in weniger als drei Jahren aus Spenden an den Start zu bringen, ist eine enorme Leistung. Keine Organisation kann so etwas allein schaffen, gemeinsam gelingt viel mehr",
unterstrich die Präses. Sie sei allen "super dankbar", die diese "lebensrettende Hilfe" mit Spenden und Aktionen möglich machten.
Der Berliner Bischof Christian Stäblein sagte in Hamburg, Seenotrettung sei humanitäre Pflicht und christliche Uraufgabe. Seit 2014 sind laut EKD mehr als 25.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken, allein in diesem Jahr zähle die Internationale Organisation für Migration (IOM) 1.765 Opfer, hieß es.
"Solange Menschen auf der Flucht an den Grenzen Europas ertrinken, werden wir als evangelische Kirche nicht nachlassen, die Seenotrettung zu unterstützen. Die Werte Europas gehen im Mittelmeer unter, wenn wir Menschen dem Ertrinken überlassen",
sagte Stäblein.
Das dritte Bündnisschiff sei ein Zeichen, dass die Aufgabe wichtig bleibe, so Stäblein. "Auch dieses Schiff wird Leben retten. Gemeinsam mit vielen anderen Organisationen setzen wir der tödlichen Abschottungspolitik der EU-Mitgliedsstaaten unsere Mitmenschlichkeit, Solidarität und Nächstenliebe entgegen", so der Bischof.
United4Rescue wurde 2019 von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiiert. In dem zivilgesellschaftlichen Bündnis sind laut EKD mehr als 850 Organisationen und Gruppen verbunden, die sich für die Seenotrettung im Mittelmeer engagieren.
"Ocean Viking" rettet 56 Flüchtlinge im Mittelmeer
Donnerstag, 27. Oktober 2022: Die Besatzung des Rettungsschiffs "Ocean Viking" hat im Mittelmeer 56 Flüchtlinge aus Seenot gerettet. Die Überlebenden hätten stundenlang in einem überfüllten Holzboot in internationalen Gewässern vor Lampedusa ausgeharrt, teilte die Organisation "SOS Méditerranée", die das Schiff betreibt, am Mittwoch auf Twitter mit. Demnach befanden sich 27 unbegleitete Minderjährige und zwei Frauen unter den Geretteten. Nach mehreren Einsätzen seien nun insgesamt 202 Menschen an Bord der "Ocean Viking".
Außer der "Ocean Viking" hält derzeit auch die "Humanity 1" auf dem Mittelmeer nach in Seenot geratenen Flüchtlingen und Migranten Ausschau. Das Schiff der deutschen Organisation "SOS Humanity" hat nach eigenen Angaben 180 Überlebende an Bord.
EU-Parlamentsvize Barley: Frontex handelt illegal
Mittwoch, 26. Oktober 2022: Die Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Katarina Barley (SPD), hat bei einer Fernsehdiskussion auf ProSieben scharfe Kritik an der EU-Grenzschutzagentur Frontex geübt. "Frontex handelt total illegal. Die machen auch Pushbacks an Land. Sie schieben und schoben aktiv zurück, das ist bekannt", sagte Barley in einer Talkrunde zur Seenotrettung.
Frontex sei bisher "so etwas wie eine Blackbox" gewesen, erläuterte die SPD-Politikerin. Dass es eine Grenzschutzagentur gebe, sei "normal". Aber es könne verlangt werden, dass Frontex sich im rechtlichen Rahmen bewege. Deshalb versuche man derzeit, die Strukturen bei Frontex zu verändern. Personelle Konsequenzen seien bereits gezogen worden, betonte sie. Auch finanzielle Konsequenzen werde es voraussichtlich bald geben, sagte Barley in der Sendung.
Sophie Weidenhiller von Sea-Eye beklagte einen dramatischen Spendenrückgang bei den Seenotrettungsorganisationen. Sie äußerte die Befürchtung, dass die privaten Hilfsorganisationen ihre Rettungsmissionen reduzieren müssten. Barley sprach sich für eine staatliche Finanzierung aus: "Meine Fraktion ist dafür, die Seenotrettung finanziell zu unterstützen. Wir haben dafür aber nicht immer Mehrheiten."
Sea-Eye sehe die Bundesregierung in der Pflicht, sagte Weidenhiller. "Wenn auf europäischer Ebene die Mehrheiten fehlen, ist jetzt eben die SPD-geführte Ampel-Koalition in Berlin gefragt, die dringend benötigte finanzielle Hilfe auf den Weg zu bringen."
ProSieben zeigt Sea-Eye-Doku "Route 4"
Donnerstag, 20. Oktober 2022: Der Fernsehsender ProSieben zeigt am Montag (24. Oktober) die preisgekrönte Sea-Eye-Dokumentation "Route 4" zur Primetime um 20.15 Uhr. Direkt im Anschluss an den Film moderiere Klaas Heufer-Umlauf eine Talkrunde mit Sophie Weidenhiller von Sea-Eye, Zain Alabidin Al Kathir, der selbst die Flucht über das Mittelmeer überlebte, Katarina Barley, der Vizepräsidentin des EU-Parlaments, und der Journalistin Franziska Grillmeier, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye am Donnerstag mit.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut Sea-Eye-Angaben sind seit 2014 mehr als 25.000 Menschen bei der Flucht über das Mittelmeer ums Leben gekommen. Umso wichtiger sei es, dass ProSieben mit einem Sonderprogramm die Zustände vor Ort und die schwierige Situation der Seenotrettungsorganisationen thematisiere, sagte ein Sea-Eye-Sprecher.
Sea-Watch schickt weiteres Rettungsschiff ins Mittelmeer
Dienstag, 27. September 2022: Die Rettungsorganisation Sea-Watch erwirbt ein weiteres Schiff für den Einsatz im Mittelmeer. Der Rechtsruck bei den Parlamentswahlen in Italien am Sonntag zeichne ein dystopisches Bild für die zivile Seenotrettung, erklärte die Organisation am Montag. Der Wahlkampf des Bündnisses um die Rechtsradikale Giorgia Meloni sei auf die Beschränkung von Migration ausgerichtet gewesen.
"Der Kriminalisierung von Migration und Seenotrettung durch einen Parteizusammenschluss mit neofaschistischen Wurzeln setzen wir diametrale Werte entgegen",
sagte Sea-Watch-Vorstand Johannes Bayer. Das neue Schiff sei eine Kampfansage.
Es wird demnach "Sea-Watch 5" heißen und ist laut Sea-Watch mit 58 Metern Länge und einem Alter von zwölf Jahren größer und effizienter als die bisherigen Schiffe der Organisation. Das andere Schiff, das Sea-Watch derzeit betreibt, die "Sea-Watch 3", wurde Mitte vergangener Woche von den italienischen Behörden festgesetzt. Trotz eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs, das willkürliche Hafenstaatkontrollen verbiete, werde das Schiff unter der wiederkehrenden fadenscheinigen Begründung, zu viele Menschen gerettet zu haben, blockiert.
Die "Sea-Watch 5" könne noch mehr Gerettete aufnehmen, und sie könnten dort zudem besser versorgt werden. Mit seinem technisch einwandfreien Zustand sei es außerdem besser gerüstet gegen Kriminalisierungs- und Abschreckungsversuche. In den kommenden Monaten werde es für den ersten Einsatz umgebaut und vorbereitet. Für die Finanzierung des neuen Schiffes werde Sea-Watch von zahlreichen Privatpersonen unterstützt sowie durch das Bündnis United4Rescue, das maßgeblich von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiiert wurde.
Die ersten beiden Schiffe von Sea-Watch sind nicht mehr in Betrieb. Die "Sea-Watch 4" ging an die Rettungsorganisation SOS Humanity über und ist nun als "Humanity1" im Einsatz.
Mehr als 420 von der "Sea-Watch 3" gerettete Flüchtlinge dürfen in Italien an Land gehen
Sonntag, 18. September 2022: Die Behörden haben dem Schiff den Hafen Reggio di Calabria zugewiesen, wie die Organisation Sea-Watch in der Nacht zum Samstag twitterte. Zuvor hatte die Crew den Angaben zufolge den Notstand ausgerufen, weil die Vorräte an Bord zur Neige gingen.
Die "Sea-Watch 3" hatte in mehreren Einsätzen insgesamt 428 Migranten und Flüchtlinge gerettet, anschließend wartete das Schiff tagelang auf die Erlaubnis, die Geretteten an Land zu bringen. Ein Mensch musste am Freitag aus medizinischen Gründen evakuiert werden.
Weiter auf die Zuweisung eines Hafens wartete am Samstagvormittag die Humanity 1" der Organisation SOS Humanity mit 415 Geflüchteten an Bord. Die Besatzung hatte die Menschen in vier Einsätzen innerhalb einer Woche an Bord genommen. Die Hälfte der Geretteten seien Kinder und Jugendliche, 113 davon unbegleitet. Viele wiesen Verletzungen auf, die sie sich auf der Flucht zugezogen hätten.
Auf dem Mittelemeer ist derzeit zudem die "Open Arms" der gleichnamigen spanischen Organisation im Einsatz. Die Crew hatte am Donnerstag 19 Geflüchtete aus einem Holzboot, darunter vier Kinder und zwei Babys, gerettet.
Das Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben seit Jahresbeginn bei der Überfahrt mindestens 1.297 Menschen oder gelten als vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen. Es gibt keine staatlich organisierte Seenotrettung, nur private Organisationen halten nach Flüchtlingen in Seenot Ausschau. Nach ihren Rettungen müssen die Helferinnen und Helfer oftmals lange auf die Zuweisung eines Hafens warten, um die Menschen an Land zu bringen.
"Sea-Eye 4" legt mit 129 Menschen an Bord in Italien an
Freitag, 16. September 2022, 22.30 Uhr: Das deutsche Rettungsschiff "Sea-Eye 4" hat mit 129 Geflüchteten an Bord den Hafen von Tarent erreicht. Der italienische Stützpunkt sei dem Rettungsschiff zugewiesen worden, teilte die Regensburger Hilfsorganisation, die das Schiff betreibt, am Freitag mit. Die ersten Geflüchteten, von denen mehr als die Hälfte 14 Tage an Bord waren, verließen das Schiff bereits am Freitagnachmittag. Unter den Geflüchteten sind auch 48 Minderjährige.
Während der Rettungsmission habe die Crew nach zwei weiteren Seenotfällen in der maltesischen Such- und Rettungszone gesucht, aber in beiden Fällen keine Unterstützung von der zuständigen Rettungsleitstelle in Malta erhalten. Über den Verbleib der Boote sei bisher nichts bekannt.
Das Mittelmeer zählt zu den wichtigsten und zugleich gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 1.226 Menschen (Stand August) bei der Überfahrt gestorben oder gelten als vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
"Sea-Eye 4" mit 129 Geretteten an Bord sucht sicheren Hafen
Donnerstag, 8. September 2022, 10.30 Uhr: Das deutsche Rettungsschiff "Sea-Eye 4" sucht mit 129 geretteten Menschen an Bord einen sicheren Hafen. Noch am Dienstagabend habe das Schiff von einem anderen Rettungsschiff 54 im Mittelmeer gerettete Menschen übernommen, teilte die Regensburger Organisation Sea-Eye am Donnerstag mit, die das Schiff betreibt. Bereits wenige Tage zuvor hatte das Schiff 76 Menschen in Seenot von einem Holzboot aufgenommen.
Der Zustand eines Geflüchteten habe sich so verschlechtert, dass er bei Malta mit einem Helikopter evakuiert werden musste. Auch die zusätzlichen 54 Geflüchteten seien sehr geschwächt und dehydriert gewesen. Drei Tage hätten sie ohne Essen und Trinken auf ihrem Boot ausgeharrt. Inzwischen seien alle stabilisiert. Unter den 129 Menschen seien 48 Minderjährige.
Noch keine Spur gebe es von einem Seenotfall mit 82 weiteren Menschen, der sich in der maltesischen Such- und Rettungszone ereignete. Mehrfach seien aktualisierte Koordinaten gesendet worden, bis die Verbindung zu den 82 Menschen abriss. Aufgrund der Größe des Suchgebietes sei es ohne Koordinaten nicht möglich gewesen, die Menschen zu retten. "Hätte Malta ein Aufklärungsflugzeug geschickt und uns in die Suche einbezogen, hätten wir die Menschen möglicherweise gefunden", sagte Sea-Eye-Sprecher Gorden Isler.
"Geo Barents" rettet 32 weitere Flüchtlinge im Mittelmeer
Donnerstag, 1. September 2022, 12.17 Uhr: Die Einsätze privater Seenotretter auf dem Mittelmeer gehen weiter. Die Crew der von "Ärzte ohne Grenzen" betriebenen "Geo Barents" rettete 32 weitere Flüchtlinge und Migranten aus Seenot, wie die Organisation am Dienstagabend mitteilte. Die Menschen seien aus Libyen aufgebrochen, hieß es. Nach mehreren Einsätzen sind rund 260 Überlebende an Bord der "Geo Barents".
Auch die "Ocean Viking" hat seit Mitte vergangener Woche etwa 460 Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer gerettet. Nach Angaben der internationalen Organisation "SOS Méditerranée", die das Schiff betreibt, weisen viele der aus Libyen aufgebrochenen Menschen Spuren von Folter auf.
Es gibt auf dem Mittelmeer keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission. Lediglich die Schiffe privater Organisationen halten Ausschau nach in Seenot geratenen Schutzsuchenden. Derzeit sind auch die "Humanity 1" von "SOS Humanity" und die "Sea-Eye 4" der gleichnamigen Organisation auf dem Weg in ihre Einsatzgebiete.
Das Mittelmeer zählt zu den wichtigsten und zugleich gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 1.226 Menschen bei der Überfahrt gestorben oder gelten als vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
"Sea-Eye 4" wieder auf Rettungsmission im Mittelmeer
Mittwoch, 31. August 2022, 13.05 Uhr: Das deutsche Rettungsschiff "Sea-Eye 4" ist von der italienischen Hafenstadt Trapani auf Sizilien ins zentrale Mittelmeer aufgebrochen. Es werde voraussichtlich am Freitag die libysche Such- und Rettungszone im Mittelmeer erreichen, sagte Sea-Eye Vorsitzender Gorden Isler dem Sonntagsblatt am Mittwoch.
Ermöglicht wurde die fünfte Rettungsmission der Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye in diesem Jahr maßgeblich durch die Stadt Bochum, die im Juli eine Schiffspatenschaft für die "Sea-Eye 4" übernommen hatte. Die Patenschaft enthalte eine Förderung, die sich laut Sea-Eye aus städtischen Haushaltsmitteln von 30.000 Euro und Spenden von 38.000 Euro zusammensetzt.
Die Unterstützung aus Bochum sei zum richtigen Zeitpunkt gekommen, sagte Isler: "Wir erleben derzeit eine Gleichzeitigkeit verschiedener Krisen, was insgesamt auch zu einem Spendenrückgang bei Sea-Eye geführt hat." Die Städte Konstanz, Rostock, Potsdam und Greifswald hätten bereits zuvor Rettungsmissionen finanziell unterstützt.
Isler kritisierte, "dass bis auf München keine einzige bayerische Stadt, auch nicht Regensburg als Heimathafen von Sea-Eye", eine Patenschaft übernommen hat. Die Stadt München bezuschusst Missionen des Rettungsschiffs "Ocean Viking", um Geflüchtete in Seenot vor dem Ertrinken zu retten.
Über 100 Migranten gerettet
Dienstag, 30. August 2022, 10.45 Uhr: Das von "Ärzte ohne Grenzen" betriebene Seenotrettungsschiff "Geo Barents" hat 79 weitere Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer gerettet. Die Crew nahm die Menschen aus einem in Seenot geratenen Schlauchboot an Bord, wie die Hilfsorganisation am Sonntagabend mitteilte. Demnach sind 32 Minderjährige unter den Überlebenden. Nach insgesamt vier Rettungen seit dem späten Freitagabend seien nun 176 Schutzsuchende auf der "Geo Barents".
Auch die "Ocean Viking" von "SOS Méditerranée" hatte am Wochenende Dutzende Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer gerettet. Nach Angaben des internationalen Verbundes sind nach mehreren Einsätzen insgesamt 466 Überlebende an Bord. Viele von ihnen seien dehydriert und hätten in Libyen Gewalt erfahren.
Sea-Watch-Klage vor EuGH erfolgreich
Montag, 1. August 2022, 12.19 Uhr: Behörden dürfen Schiffe humanitärer Organisationen künftig nur noch aus triftigem Grund kontrollieren. Das hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) am Montag in Luxemburg entschieden. Das Urteil schaffe "Rechtssicherheit für die Seenotrettung", sagte Sea-Watch-Sprecher Oliver Kulikowski dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Organisation hatte geklagt, weil italienische Behörden im Sommer 2020 die beiden Schiffe "Sea-Watch 3" und "Sea-Watch 4" über Monate festgehalten hatten.
Staaten dürfen in ihren Häfen dem Urteil zufolge grundsätzlich auch Schiffe humanitärer Organisation kontrollieren. Für eine Kontrolle müssten die Behörden "jedoch konkret und detailliert nachweisen, dass belastbare Anhaltspunkte für eine Gefahr für die Gesundheit, die Sicherheit, die Arbeitsbedingungen an Bord oder die Umwelt vorliegen", entschieden die Richter.
Sea-Watch wertet das als Erfolg. "Dass Hafenstaatkontrollen weiterhin an NGO-Schiffen stattfinden dürfen, ist gut so. Denn sie sollen der Schiffssicherheit dienen, an der auch uns sehr viel liegt", teilte die Nichtregierungsorganisation (NGO) auf Twitter mit. Anlass der Klage sei die Willkür der Kontrollen gewesen.
Das Urteil gibt eine klare Rechtssicherheit für NGOs und ein Sieg für die Seenotrettung. In Zukunft werden die Schiffe somit weiter das tun, was sie am besten können: Menschen retten, anstatt willkürlich im Hafen festzusitzen.
— Sea-Watch (@seawatchcrew) August 1, 2022
Die beiden Schiffe "Sea-Watch 3" und "Sea-Watch 4" waren auch mit der Begründung überprüft worden, dass sie eine weitaus höhere Zahl von Personen an Bord aufgenommen hätten als zulässig gewesen sei. Rettungsschiffe steuern oft mit Hunderten Flüchtlingen und Migranten die Häfen an. Das Gericht stellte nun klar, dass die Personenzahl für sich genommen keinen Grund darstellen dürfe, der eine Kontrolle rechtfertige.
Außerdem hatten die italienischen Behörden von den Sea-Watch-Schiffen eine Zertifizierung als Rettungsschiff verlangt. Diese Kategorie gebe es in Deutschland aber nur für Rettung im staatlichen Auftrag, nicht für eine zivilgesellschaftliche Initiative, erklärte Kulikowski. Auch das Gericht wies diese Forderung der italienischen Behörden zurück. Die "Sea-Watch 3" und "Sea-Watch 4" führen unter deutscher Flagge und erfüllten alle Forderungen des Flaggenstaats. Der Hafenstaat sei nicht befugt, weitere als die vom Flaggenstaat ausgestellten Zeugnisse zu verlangen, heißt es in der Mitteilung des EuGH.
Mehr als 430 Flüchtlinge verlassen "Sea-Watch 3" in Tarent
Sonntag, 31. Juli, 21 Uhr: Die mehr als 430 von der "Sea-Watch 3" im Mittelmeer geretteten Flüchtlinge sind Italien an Land gegangen. Eine Woche nach der ersten Rettung hätten die Menschen das zivile Rettungsschiff im Hafen von Tarent verlassen, erklärte die Regensburger Betreiber-Organisation Sea-Watch.
Die italienischen Behörden hatten der "Sea-Watch 3" den Hafen von Tarent am vergangenen Donnerstag zugewiesen. Das Schiff hatte die Flüchtlinge und Migranten am Wochenende zuvor bei mehreren Einsätzen im Mittelmeer gerettet und anschließend auf die Zuweisung eines europäischen Hafens gewartet. Mehrere der Überlebenden mussten aus medizinischen Gründen evakuiert werden.
Derzeit sind noch die "Geo Barents" von "Ärzte ohne Grenzen" und die von dem internationalen Verbund "SOS Méditerranée" betriebene "Ocean Viking" auf dem Mittelmeer unterwegs. Beide Schiffe haben in den vergangenen Tagen ebenfalls jeweils Hunderte Menschen gerettet und warten nun auf einen Hafen. Am Freitagabend brach außerdem die "Sea-Eye 4" vom Hafen von Messina zu einer neuen Mission auf.
Das Mittelmeer ist eine der wichtigsten und zugleich gefährlichsten Fluchtrouten nach Europa. Immer wieder wagen Menschen auf der Suche nach Schutz die riskante Überfahrt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn des Jahres mindestens 1.037 Flüchtlinge und Migranten bei der Fahrt über das Mittelmeer gestorben oder gelten als vermisst.
"Geo Barents" rettet 89 Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer
Mittwoch, 27. Juli 2022, 11.05 Uhr: Die Crew der "Geo Barents" hat Dutzende Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet. Bei zwei Rettungsaktionen in der Nacht zum Dienstag wurden 89 Schutzsuchende an Bord geholt, wie die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen", die das Schiff betreibt, auf Twitter mitteilte. In den vergangenen Tagen haben die Schiffe privater Seenotrettungsorganisationen Hunderte Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer gerettet.
Auf der "Geo Barents" sind nach den jüngsten Rettungen laut Angaben von "Ärzte ohne Grenzen" 141 Überlebende. Bereits am Montag wurden demnach 52 Frauen, Männer und Kinder an Bord genommen.
Auch die "Sea-Watch 3" und die "Ocean Viking" haben mehrere hundert Flüchtlinge und Migranten an Bord. Die "Sea-Watch 3" hatte am Wochenende 444 Menschen vor der libyschen Küste gerettet. Nachdem mehrere Menschen aus gesundheitlichen Gründen evakuiert wurden, warten nun 439 Überlebende auf die Zuweisung eines Hafens. Die von dem internationalen Verbund "SOS Méditerranée" unterhaltene "Ocean Viking" hat nach mehreren Rettungen 387 Flüchtlinge an Bord, darunter mehr als hundert Minderjährige.
Auf der Suche nach Schutz in Europa wagen Flüchtlinge und Migranten immer wieder die riskante Fahrt über das Mittelmeer. Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission, lediglich die Schiffe privater Organisation halten Ausschau nach Schutzsuchenden. In den vergangenen Tagen haben sich laut Medienberichten Hunderte Flüchtlinge auf die italienische Insel Lampedusa gerettet.
Hunderte Flüchtlinge retten sich in Italien an Land
Dienstag, 26. Juli 2022, 11.43 Uhr: Hunderte Geflüchtete haben sich seit dem Wochenende auf die italienische Insel Lampedusa gerettet. Im Morgengrauen des Montags seien sieben Boote angekommen, berichtete der staatliche italienische Sender RAI. Am Sonntag waren demnach 784 Frauen, Kinder und Männer in 31 Booten angelandet.
Dem Sender zufolge befinden sich in der Erstaufnahmeeinrichtung in Lampedusa nun 1.871 Menschen, obwohl nur 350 Plätze verfügbar sind. Weitere Flüchtlinge wurden durch die privaten Rettungsschiffe "Ocean Viking" und "Sea-Watch 3" sowie von der italienischen Küstenwache gerettet.
Die "Ocean Viking " nahm am Sonntag in einer dritten Rettung 73 Menschen an Bord und versorgt nun insgesamt 268 Gerettete, darunter 100 unbegleitete Minderjährige, wie die Organisation SOS Méditerranée mitteilte, die das Schiff betreibt. Die "Sea-Watch 3" der gleichnamigen Organisation rettete nach eigenen Angaben am Wochenende 444 Menschen in fünf Einsätzen vor der libyschen Küste. Die private Notrufhotline Alarm Phone hatte die Besatzung auf die Notfälle aufmerksam gemacht. Nach der Evakuierung einer hochschwangeren Frau und eines Kindes mit schweren Verbrennungen mit deren jeweiligen Angehörigen befänden sich noch 439 Gerettete an Bord. Die Besatzung hofft auf die baldige Zuweisung eines Hafens, um die Menschen an Land zu bringen.
Die italienische Küstenwache rettete laut RAI zudem mehr als 120 Menschen aus drei Schiffen in Seenot. Die Geflüchteten stammen demnach aus Ländern wie Eritrea, Sudan, Palästina, Syrien, Marokko, Bangladesch und Tunesien.
Auf der Suche nach Schutz in Europa wagen Flüchtlinge und Migranten immer wieder die riskante Fahrt über das Mittelmeer. Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission, lediglich die Schiffe privater Organisation halten Ausschau nach Schutzsuchenden. Die italienische Küstenwache reagiert nur in seltenen Fällen. Immer wieder braucht es mehrere Tage, bis die privaten Rettungsschiffe die Erlaubnis zur Anlandung in einem italienischen Hafen erhalten. Malta lässt seit Monaten keine Seenotretter einlaufen. Am Samstag hatte das Rettungsschiff "Rise Above" der Organisation Mission Lifeline die Erlaubnis erhalten, mit 70 Flüchtlingen an Bord den sizilianischen Hafen Augusta anzulaufen.
"Sea-Watch 3" rettet über 400 Flüchtlinge im Mittelmeer
Montag, 25. Juli 2022, 13.16 Uhr: Die "Sea-Watch 3" hat am Wochenende mehr als 400 Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet. Wie die Rettungsorganisation Sea-Watch am Sonntag auf Twitter mitteilte, wurden bei mehreren Rettungsaktionen insgesamt 444 Menschen an Bord genommen. Sie waren in überfüllten Booten unterwegs gewesen.
Nun fahre das Schiff in Richtung Norden, hieß es Die Crew hoffe, bald einen sicheren Hafen zu finden. Die "Sea-Watch 3" war erst am Samstag zu ihrem aktuellen Einsatz in der Rettungszone vor der libyschen Küste eingetroffen.
Auf der Suche nach Schutz in Europa wagen Flüchtlinge und Migranten immer wieder die riskante Fahrt über das Mittelmeer. Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission, lediglich die Schiffe privater Organisation halten Ausschau nach Schutzsuchenden.
Am Samstag hatte das Rettungsschiff "Rise Above" die Erlaubnis erhalten, mit 70 Flüchtlingen an Bord den sizilianischen Hafen Augusta anzulaufen. Wie die Dresdner Organisation Mission Lifeline, die das Rettungsschiff betreibt, via Twitter mitteilte, waren die Menschen am Dienstag aus einem überfüllten, nicht seetauglichen Holzboot im südlichen Mittelmeer gerettet worden.
Seit Beginn des Jahres sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 990 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
"Rise Above" mit 70 Flüchtlingen darf Hafen von Augusta anlaufen
Montag, 25. Juli 2022, 09.16 Uhr: Die rund 70 von der "Rise Above" geretteten Flüchtlinge und Migranten können in Italien von Bord gehen. Wie die Dresdner Organisation Mission Lifeline, die das Rettungsschiff betreibt, via Twitter mitteilte, darf die "Rise Above" den Hafen von Augusta auf Sizilien anlaufen. Die Menschen waren am Dienstag aus einem überfüllten, nicht seetauglichen Holzboot im südlichen Mittelmeer gerettet worden.
Auf der Suche nach Schutz in Europa wagen Flüchtlinge und Migranten immer wieder die riskante Fahrt über das Mittelmeer. Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission, lediglich die Schiffe privater Organisation halten Ausschau nach Schutzsuchenden.
Seit Beginn des Jahres sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 990 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
Brückenpreis 2022 geht an Sea-Eye-Gründer Michael Buschheuer
Freitag, 22. Juli 2022, 13.54 Uhr: Der Brückenpreis der Stadt Regensburg geht in diesem Jahr an Michael Buschheuer, den Gründer der Seenotrettungsorganisation Sea-Eye. Buschheuer sei ein "unermüdlicher Kämpfer in der Seenotrettung von Flüchtlingen", teilte die Stadt Regensburg am Freitag mit. "Keine Widrigkeiten, Drohungen und Anfeindungen konnten ihn und sein Team von ihrem Einsatz, Menschen im Mittelmeer zu retten, abbringen", begründete die Jury ihre Auszeichnung.
Der Verein Sea-Eye rettete seit seiner Gründung 2015 nach eigenen Angaben mehr als 16.000 Geflüchtete vor dem Ertrinken im Mittelmeer. Dotiert ist der Preis mit 15.000 Euro. 2020 erhielt Buschheuer bereits den renommierten Georg-Elser-Preis für Zivilcourage von der Stadt München.
Im Frühjahr 2018 zog sich der Unternehmer und Gründer von Sea-Eye aus dem Vorstand zurück, gilt aber bis heute als Gesicht und Herz der Organisation und setzt sich nach wie vor für deren Ziele ein. Buschheuer rief im November 2018 einen weiteren Verein ins Leben, die Organisation Space-Eye. Diese überwacht und dokumentiert die Bewegung von Flüchtlingsbooten im Mittelmeer vor der libyschen Küste, um eine sichere Hilfe durch Seenotretter zu ermöglichen.
Space-Eye sammelt zudem dringend benötigte Hilfsgüter und lässt diese in die Flüchtlingsunterkünfte auf die griechischen Inseln oder ins bosnische Bihać bringen. Der Unternehmer hat auch die Initiative "Second Life - zweite Heimat Regensburg" gestartet, mit deren Hilfe Flüchtlinge aus den Camps auf den griechischen Inseln ein Zuhause bei Paten in Regensburg finden können. Seit Kriegsausbruch in der Ukraine organisiert er laut Mitteilung gemeinsam mit der Stadt Hilfstransporte nach Odessa und unterstützt mit Space-Eye ankommende Flüchtlinge aus der Ukraine in Regensburg.
Im Rahmen eines Festaktes am 15. Oktober wird der Brückenpreis im Reichssaal von Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) überreicht. Der Brückenpreis wurde im Jahr 1995 anlässlich des Jubiläums "750 Jahre Stadtfreiheit" gestiftet.
"Geo Barents" mit 314 Flüchtlingen darf italienischen Hafen anlaufen
Mittwoch, 13. Juli 2022, 10.56 Uhr: Die 314 von der "Geo Barents" im Mittelmeer geretteten Flüchtlinge können in Italien an Land gehen. Das zivile Seenotrettungsschiff darf den Hafen von Tarent anlaufen, wie die Organisation "Ärzte ohne Grenzen", die das Schiff betreibt, am Montagabend mitteilte.
Die Crew der "Geo Barents" hatte die Flüchtlinge und Migranten am vergangenen Donnerstag bei mehreren Einsätzen im Mittelmeer gerettet und seitdem auf die Zuweisung eines europäischen Hafens gewartet. An Bord sind nach Angaben der Organisation auch mehr als 70 Minderjährige.
"Sea-Eye 4" bringt mehr als 470 gerettete Migranten nach Sizilien
Donnerstag, 23. Juni 2022, 08:29 Uhr: Das deutsche Rettungsschiff "Sea-Eye 4" mit mehr als 470 im Mittelmeer geretteten Flüchtlingen an Bord darf in Sizilien anlegen. Die italienischen Behörden haben dem Schiff den Hafen in Messina zugewiesen, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye, die das Schiff betreibt, am Mittwochabend mit. Die Ausschiffung habe bereits begonnen.
Die Crew der "Sea-Eye 4" hatte in der Woche zuvor 494 geflüchtete Menschen bei mehreren Einsätzen aus seeuntauglichen Booten im Mittelmeer gerettet. Die italienische Küstenwache evakuierte unterdessen 18 von ihnen wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes. Die Menschen waren vor dem libyschen Bürgerkrieg geflüchtet. Sie stammen laut Angaben von Sea-Eye aus 23 unterschiedlichen Herkunftsländern, darunter Afghanistan, Äthiopien, Eritrea, Mali oder Syrien.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Vor allem aus Libyen, wo Flüchtlingen und Migranten Folter und anderen Menschenrechtsverletzungen drohen, wagen viele Schutzsuchende die Überfahrt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn dieses Jahres bislang mehr als 800 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
"Sea-Eye 4" rettet fast 500 Flüchtende aus dem Mittelmeer
Donnerstag, 16. Juni 2022, 13:40 Uhr: Mit fast 500 aus Seenot geretteten Menschen an Bord hat die "Sea-Eye 4" am Donnerstag auf die Zuweisung eines Hafens in Europa gewartet. Die Mannschaft des Rettungsschiffes hatte nach Angaben der Regensburger Organisation Sea-Eye in drei Einsätzen seit Mittwoch mehr als 350 Männer, Frauen und Kinder in Sicherheit gebracht, bereits am Montag waren weitere 63 Flüchtlinge und Migranten gerettet worden.
Bei der letzten Rettung in der Nacht zum Donnerstag habe die Crew der "Sea-Eye" ein schweres Unglück noch verhindern können, erklärte die Organisation Sea-Eye. "Die Menschen hatten großes Glück, dass die 'Sea-Eye 4' zum Zeitpunkt des Notrufs weniger als drei Stunden entfernt war und dass sie bei Nacht noch rechtzeitig gefunden worden sind", sagte Vorsitzender Gorden Isler.
Bereits im ersten Notruf habe die Organisation Alarm Phone den Behörden berichtet, dass das Schlauchboot beschädigt sei, Wasser eindringe und die Menschen um Hilfe riefen. "Von staatlichen Akteuren gab es erneut keine Reaktionen." Als die "Sea-Eye 4" den Unglücksort erreicht habe, sei in den Schläuchen kaum noch Luft gewesen. Sehr viele der Geretteten hätten Verätzungen erlitten, weil bei der Vermischung von auslaufendem Kraftstoff mit Meerwasser ein stark ätzendes Gemisch entstehe.
Zu einem weiteren Seenotfall kam laut Sea-Eye am Mittwoch das spanische Rettungsschiff "Aita Mari": Mehr als 100 Menschen hätten sich dort in einem überfüllten Schlauchboot auf der Flucht befunden. Der Einsatz der Retter sei von der libyschen Küstenwache gestört worden. 17 Menschen, die ins Wasser gesprungen seien, seien dann von der Crew der "Aita Mari" gerettet worden. Die auf dem Schlauchboot verbliebenen Menschen seien von der libyschen Küstenwache auf deren Schiff gezwungen und gegen ihren Willen zurück nach Libyen gebracht worden.
"Heute mussten wir erneut beobachten, wie gefährlich die sogenannte libysche Küstenwache agiert. Von den EU-Staaten finanziert, verschleppt die sogenannte libysche Küstenwache flüchtende Menschen in ein Bürgerkriegsland, wo sie schwersten Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind", erklärte Isler.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Vor allem aus Libyen, wo Flüchtlingen und Migranten Folter und anderen Menschenrechtsverletzungen drohen, wagen viele Schutzsuchende die Überfahrt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn dieses Jahres bislang 818 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
Sea-Eye: 21 Seenotretter in Italien angeklagt
Freitag, 20. Mai 2022, 10.14 Uhr: An diesem Samstag (21. Mai ) beginnt in Trapani auf Sizilien die Vorverhandlung gegen 21 Seenotretter. Ihnen werde vorgeworfen, "Beihilfe zu illegaler Migration" geleistet zu haben, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye am Freitag mit.
Anlässlich der Vorverhandlung veröffentlichen Sea-Eye, German Doctors, Refugee Rescue und United4Rescue, die als Partnerorganisationen mit dem Rettungsschiff "Sea-Eye 4" Seenotrettung betreiben, ein gemeinsames Statement, das dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Darin heißt es unter anderem, dass die Anklage von Menschen, die andere vor dem Ertrinken retten, "niemals zur Normalität" werden dürfe. Der Prozess mit seinem insgesamt fünfjährigen Ermittlungsverfahren verfolge das Ziel der Abschreckung. Den 21 Angeklagten drohten laut Sea-Eye bis zu 20 Jahre Haft und eine Geldstrafe von 15.000 Euro pro geretteter Person.
Zahlreiche Hilfsorganisationen bekundeten im Vorfeld ihre Solidarität mit den Angeklagten. Laut Mitteilung findet am Samstag ein deutschlandweiter Aktionstag statt, bei dem Sea-Eye-Gruppen sowie Aktivisten der Seebrücke und anderen Organisationen auf die Straße gehen.
Seebrücken aus ganz Bayern fordern solidarische Migrationspolitik
Dienstag, 17. Mai 2022, 15.09 Uhr: Seebrücke-Organisationen aus ganz Bayern haben sich für eine solidarische Migrationspolitik ausgesprochen. Mit ihrer Forderung für Gleichbehandlung aller Menschen auf der Flucht wandten sich die 26 bayerischen Seebrücken an die Staats- und die Bundesregierung, teilten sie am Dienstag mit. Eine Spaltung in Geflüchtete erster und zweiter Klasse dürfe es nicht geben.
Solidarität und Hilfsbereitschaft müssten allen Menschen gelten, auch denen, "die aus Syrien, dem Irak, Afghanistan oder anderen Kriegs- und Krisengebieten fliehen", sagte Johannes Rückerl von der Seebrücke Regensburg. Statt solidarischer Aufnahme erlebten diese Menschen jedoch "Abschottung, Zurückweisung und die Verweigerung von Menschenrechten".
Unter anderem forderten die Seebrücke-Organisationen sichere Fluchtwege, ein Ende der Pushbacks und der Gewalt an den europäischen Grenzen sowie keine weiteren Abschiebungen. Zudem müsse Bayern ein Landesaufnahmeprogramm aufsetzen und aufnahmewillige Kommunen unterstützen, sagte Laura Hoffmann von der Seebrücke München: "Durch die Erklärung zum sicheren Hafen wird eine Kommune nicht automatisch zu einem echten Zufluchtsort. Vielmehr braucht es dafür konkrete Maßnahmen und Aktionen."
"Sea-Eye 4" bringt 58 Gerettete in Italien an Land
Montag, 16. Mai 2022, 10.27 Uhr: Die Besatzung der "Sea-Eye 4" hat 58 gerettete Flüchtlinge in Sizilien an Land gebracht. Alle Menschen seien im Hafen von Pozzallo von Bord gegangen, teilte die gleichnamige Organisation am Sonntag mit. Zugleich kritisierte Sea-Eye die maltesischen Behörden scharf. Malta habe seine Pflicht zur Koordinierung von Seenotfällen mehrfach nicht erfüllt. Das sei inakzeptabel und müsse juristische und politische Konsequenzen haben, forderte der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler. Zwei weitere private Rettungsschiffe warteten derweil noch auf die Zuweisung eines Hafens.
Die Besatzung der "Sea-Eye 4" hatte die 58 Geflüchteten im Mittelmeer in zwei Einsätzen an Bord genommen. 24 konnten in der Nacht auf Freitag nach mehreren Tagen in Seenot aus einem kleinen Holzboot gerettet werden. Die Menschen waren bereits am 8. Mail aus der libyschen Hafenstadt Benghazi aufgebrochen. Malta hatte der Organisation zufolge drei Tage lang keine Hilfe geschickt.
Bereits am 7. Mai hatte die Crew der "Sea-Eye 4" 34 Menschen von einem Frachtschiff übernommen, dessen Besatzung die Flüchtlinge aus einem kleinen Holzboot gerettet hatte. Auch in diesem Fall hatte Malta demnach die Koordinierung der Rettung abgelehnt.
Derweil warteten die Rettungsschiffe "Sea-Watch 4" von der gleichnamigen Organisation und "Geo Barents" von "Ärzte ohne Grenzen" auf die Zuweisung von Häfen, um die Flüchtlinge an Bord an Land zu bringen. Auf der "Sea-Watch 4" befinden sich 145 Gerettete, auf der "Geo Barents" 470.
"Sea-Eye 4" rettet weitere Bootsflüchtlinge im Mittelmeer
Samstag, 14. Mai 2022, 15.23 Uhr: Die Besatzung der "Sea-Eye 4" hat 24 Menschen im Mittelmeer nach mehreren Tagen in Seenot gerettet. Die Flüchtlinge in einem kleinen Holzboot hätten bereits in der Nacht zum Donnerstag in der maltesischen Rettungszone einen Notruf abgesetzt, erklärte die Organisation Sea-Eye in Regensburg. Die maltesischen Behörden hätten allerdings die Koordinierung der Rettung verweigert. Ein Öltanker, der sich in der Nähe des Bootes befand, habe die Anordnung erhalten, das Boot lediglich zu überwachen. Schließlich habe die "Sea-Eye 4" die Menschen in der Nacht zum Freitag an Bord genommen. "Malta schickte drei Tage keine Hilfe!", erklärte der "Sea-Eye"-Vorsitzende Gorden Isler.
Die 24 Flüchtlinge waren demnach bereits am 8. Mai mit dem Boot aus der libyschen Hafenstadt Benghazi aufgebrochen. Sie stammen laut "Sea-Eye" aus Ägypten, Eritrea, Libyen, Sudan, Syrien und Tschad. Der Öltanker "Ross Sea" habe zunächst gar keine Antwort von der maltesischen Rettungsleitstelle erhalten. Der Tanker hätte die Menschen im Falle einer Rettung zum nächsten Zielhafen, der maltesischen Hauptstadt Valletta, gebracht. Obwohl Handelsschiffe rechtlich dazu verpflichtet seien, Menschen in Seenot zu retten, weise Malta sie an, Abstand zu halten.
Die "Sea-Eye 4" hatte bereits am vergangenen Samstag 34 Menschen von einem Frachtschiff übernommen, die von dessen Besatzung aus einem kleinen Holzboot an Bord genommen worden waren. Auch in diesem Fall hatte Malta demnach die Koordinierung der Rettung abgelehnt.
Derweil warten die Rettungsschiffe "Sea-Watch 4" von der gleichnamigen Organisation und "Geo Barents" von "Ärzte ohne Grenzen" auf die Zuweisung von Häfen, um die Flüchtlinge an Bord an Land zu bringen. Auf der "Sea-Watch 4" befinden sich 145 Gerettete, auf der "Geo Barents" 470.
Die Mittelmeer-Route gilt als extrem gefährlicher Fluchtweg. Es gibt dort keine staatlich organisierte Rettungsmission. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn dieses Jahres schon 646 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
Deutsche Containerschiffe helfen bei Rettung Dutzender Menschen
Montag, 9. Mai 2022, 10.09 Uhr: Die deutschen Schiffe "Sea-Watch 4" und "Sea-Eye 4" haben am Wochenende 122 weitere Menschen im Mittelmeer aus Seenot gerettet. Am Sonntagabend seien 88 Flüchtlinge und Migranten auf die "Sea-Watch 4" in Sicherheit gebracht worden, teilte die Betreiberorganisation Sea-Watch am Montag auf Twitter mit. Damit seien nun 145 gerettete Männer, Frauen und Kinder an Bord.
Die "Sea-Eye 4" nahm am Sonntag 34 Menschen an Bord, die von einem Containerschiff aus dem Meer gerettet worden waren. Die Flüchtlinge und Migranten seien am Freitag in einem Schlauchboot vor der libyschen Küste entdeckt worden, erklärte die Organisation Sea-Eye aus Regensburg am Montag. Das deutsche Containerschiff "Berlin Express" sei zuerst am Unglücksort gewesen, habe die Menschen aus baulichen Gründen aber nicht an Bord holen können.
Malta habe die Hilferufe ignoriert. Die "Sea-Eye 4" sei dann von deutschen Behörden um Hilfe gebeten worden, habe ihren Kurs geändert und die 34 Flüchtlinge und Migranten schließlich vom ebenfalls für eine deutsche Reederei fahrenden Frachter "BSG Bahamas" übernommen, der die Menschen inzwischen gerettet hatte. Ohne die Besatzungen der beiden Handelsschiffe hätten die Menschen keine Überlebenschance gehabt, sagte Sea-Eye-Sprecher Gorden Isler.
Für die "Sea-Watch 4" dürfte der aktuelle Einsatz einer der letzten unter dem derzeitigen Namen sein. Ab August wird das Seenotrettungsschiff von SOS Humanity betrieben und sticht unter dem neuen Namen "Humanity 1" in See, wie Sea-Watch und SOS Humanity am Montag bekanntgaben. Die "Sea-Watch 4" ist ein ehemaliges deutsches Forschungsschiff, das vor zwei Jahren auf Initiative des Bündnisses United4Rescue erworben, umgebaut und in Betrieb gesetzt wurde. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte die breit angelegte Spendenkampagne unter dem Motto "Wir schicken ein Schiff" initiiert. Inzwischen umfasst das Bündnis United4Rescue mehr als 800 Organisationen, Religionsgemeinschaften, Unternehmen und Initiativen.
"Die 'Sea-Watch 4' ist ein Symbol zivilgesellschaftlichen Engagements, das viele Menschen bewegt und fast 1.700 Leben gerettet hat", erklärte Sea-Watch-Vorsitzender Johannes Bayer: "Es ist für uns unglaublich wichtig, dass ihre Erfolgsgeschichte nicht nur im Mittelmeer, sondern auch als Bündnisschiff von United4Rescue weitergeführt wird." Sea-Watch werde mit dem Rettungsschiff "Sea-Watch 3" sowie mit den Aufklärungsflugzeugen "Seabird 1" und "Seabird 2" weiterhin im zentralen Mittelmeer aktiv sein.
SOS Humanity wurde als Organisation zur Rettung Schiffbrüchiger im Mittelmeer 2015 in Berlin gegründet und war bis 2021 im Verbund von SOS Méditerranée aktiv, der aktuell die "Ocean Viking" betreibt. Im Januar löste sich SOS Humanity von dem Verbund mit dem Ziel, der humanitären Krise im Mittelmeer noch stärker entgegenzutreten, und war auf der Suche nach einem eigenen Schiff.
Gerettete von "Sea-Eye 4" können in Sizilien an Land
Mittwoch, 6. April 2022, 12.29 Uhr: Die Besatzung des Rettungsschiffs "Sea-Eye 4" kann die 106 Flüchtlinge an Bord nach Sizilien bringen. Die italienischen Behörden hätten dem Schiff den Hafen der Stadt Augusta zugewiesen, teilte die Organisation "Sea-Eye" am späten Dienstagabend mit und wünschte den Geretteten "ein Leben in Sicherheit, in Würde und in Freiheit".
Die Crew hatte die Menschen am Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche bei zwei Einsätzen an Bord genommen. 32 Schutzsuchende übernahm die "Sea-Eye 4" von einem deutschen Handelsschiff. 74 rettete sie aus einem in Seenot geratenen Schlauchboot, darunter 22 Kinder. Seitdem hatte "Sea-Eye" auf die Zuweisung eines Hafens gewartet.
Auch die "Geo Barents" der medizinischen Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" wartet darauf seit Tagen. Die Besatzung hatte bereits am 29. März 113 Menschen aus einem Schlauchboot gerettet, in das Wasser lief. Die Geretteten bräuchten dringend einen sicheren Ort und Hilfe, erklärte die Organisation. Starker Wind und zwei Meter hohe Wellen machten die Situation an Bord noch schwieriger.
Die Mittelmeer-Route gilt als die gefährlichste Fluchtroute der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn dieses Jahres mindestens 467 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
"Sea-Eye 4" zufolge befanden sich drei Boote in Seenot. Ein weiteres mit 145 Menschen sei von der libyschen Küstenwache abgefangen und die Menschen zur Rückkehr gezwungen worden. Das dritte Boot mit 90 Insassen sei verschollen.
"Sea-Eye 4" bittet Malta um Hafen für 106 Gerettete
Freitag, 1. April 2022, 12.45 Uhr: Die Besatzung des Rettungsschiffs "Sea-Eye 4" hat Malta um Hilfe für die Anlandung von insgesamt 106 Flüchtlingen an Bord gebeten. Bisher habe es auf die Anfragen in der Nacht noch keine Reaktion gegeben, erklärte der "Sea-Eye"-Vorsitzende Gorden Isler am Freitagvormittag. Die Crew hatte am Donnerstag 74 Menschen von einem Schlauchboot in Seenot gerettet, darunter 22 Kinder. Am Mittwoch hatte die "Sea-Eye 4" 32 Gerettete von einem deutschen Handelsschiff übernommen.
Die zuletzt Geretteten stammen den Angaben nach aus Ägypten, Nigeria, Sudan, Südsudan und Syrien. 15 von ihnen hätten medizinische versorgt werden müssen. Die "Sea-Eye 4" habe nur eines von gleichzeitig drei in Seenot geratenen Booten erreichen können, erklärte Isler. Ein weiteres mit 145 Menschen sei von der libyschen Küstenwache abgefangen und die Menschen zur Rückkehr gezwungen worden. Das Dritte mit 90 Insassen sei verschollen.
Isler appellierte an Papst Franziskus, bei seinem Besuch auf Malta am Samstag die Lage der Flüchtlinge anzusprechen. "Vielleicht kann ein unmissverständlicher Appell des Papstes an die maltesische Regierung bewirken, dass Malta sich als nächstgelegener EU-Staat für 106 schutzsuchende Menschen verantwortlich fühlt." Schließlich finanzierten auch die Kirchen in Deutschland die "Sea-Eye 4" über das Bündnis "United@Rescue".
Norddeutscher Reeder ruft "Sea-Eye 4" vor Libyen zu Hilfe
Mittwoch, 30. März 2022, 11.05 Uhr: Das deutsche Rettungsschiff "Sea-Eye 4" hat am Dienstag 32 in Seenot geratene Flüchtlinge von einem norddeutschen Handelsschiff übernommen. Der Frachter hatte bei hohem Wellengang die Geflüchteten von einem Holzboot vor der Küste Libyens gerettet, teilte die Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea-Eye am Mittwoch mit.
Der ukrainische Kapitän des Handelsschiffes berief sich laut Mitteilung auf die Genfer Flüchtlingskonvention, die zur Hilfe verpflichte. Weil der Frachter nicht für die Verpflegung und medizinische Versorgung von Flüchtlingen ausgerichtet ist, habe er die Crew der "Sea-Eye 4" um Hilfe gebeten. Das Schiff war laut Sea-Eye-Angaben zu dem Zeitpunkt etwa 50 Seemeilen von dem Frachter entfernt.
Einige der Geflüchteten wurden laut Mitteilung wegen Unterkühlung und Dehydrierung im Bordhospital behandelt. Die "Sea-Eye 4" steuert die Insel Malta an und wolle um einen sicheren Hafen bitten, sagte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler. Neben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Mennonitischen Hilfswerk gehört das Erzbistum München und Freising zu den Unterstützern des Seenotrettungsvereins Sea-Eye.
Rettungsschiff "Sea Eye 4" startet zum fünften Einsatz
Montag, 14. März 2022, 9.45 Uhr: Zu seinem fünften Rettungseinsatz für Flüchtlinge in Seenot ist das Schiff "Sea Eye 4" am Sonntag vom spanischen Burriana aus aufgebrochen. Die Crew werde in den kommenden Wochen an der südlichen europäischen Meeresgrenze vor Libyen Wache halten, teilte der Regensburger Trägerverein mit. "Es bleibt die tödlichste Meeresgrenze der Welt", schreibt der Vereinsvorsitzende Gordon Isler.
Der Einsatz beginnt nach einer zehn Wochen langen Pause, in der das Schiff auf Werft lag. Die Seenotretter machen sich zum ersten Mal seit Jahresbeginn auf den Weg. Von den EU-Staaten fordern sie, für sichere Fluchtwege aus Libyen, Syrien und Afghanistan Sorge zu tragen. Zivile Rettungsinitiativen müssten weiterhin staatliche Aufgaben im zentralen Mittelmeer wahrnehmen, bedauert der Verein.
Das Schiff "Sea Eye 4" hatte zuletzt Mitte Dezember in vier Rettungseinsätzen 223 Menschen vor der maltesischen Küste gerettet.
"Sea-Watch 4" schließt Rettung von 129 Flüchtlingen ab
Montag, 28. Februar 2022: Das Seenotrettungsschiff "Sea-Watch 4" hat die Rettung von 129 Flüchtlingen erfolgreich abgeschlossen. Die Menschen konnten am Samstag auf Sizilien sicher an Land gehen, wie die Organisation Sea-Watch am Abend auf Twitter mitteilte. Hinter ihnen lägen "ihre Flucht und eine Woche auf rauher See und Sturm an Bord".
Aufgrund schlechter Wetterbedingungen hatten die italienischen Behörden dem Schiff Porto Empedocle als sicheren Hafen zugewiesen und nicht wie zunächst geplant Trapani. Die Besatzung der "Sea-Watch 4" hatte die Menschen rund eine Woche zuvor in der libyschen Seenotrettungszone an Bord genommen.
Immer wieder wagen Flüchtlinge und Migranten in oft seeuntauglichen Booten von Libyen aus, wo ihnen Folter und andere Menschenrechtsverletzungen drohen, die Überfahrt nach Europa. Es gibt auf dem Mittelmeer zurzeit keine staatliche organisierte Seenotrettungsmission, einzig die Boote privater Hilfsorganisationen halten Ausschau nach in Seenot geratenen Flüchtlingen und Migranten.
"Sea-Eye 4" erhält sicheren Hafen in Pozzallo
Sonntag, 27. Dezember 2021: Dem deutschen Rettungsschiff "Sea-Eye 4" mit 214 Flüchtlingen an Bord ist ein sicherer Hafen im italienischen Pozzallo zugewiesen worden. Wie die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye, die das Schiff betreibt, am Donnerstagnachmittag mitteilte, werde das Schiff den Ort am Freitagmorgen (24. Dezember) erreichen. "Wir hoffen, dass die Menschen nun zeitnah an Land gehen dürfen und nicht auch noch die Weihnachtstage an Bord verbringen müssen", sagte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler. Viele der geretteten Menschen müssten medizinisch versorgt werden.
Das Schiff hatte Mitte Dezember in vier Rettungseinsätzen 223 Menschen vor der maltesischen Küste gerettet, Malta hatte sich jedoch geweigert, die Koordinierung zu übernehmen. Während die "Sea-Eye 4" sieben Tage lang auf einen sicheren Hafen wartete, mussten neun Menschen aus medizinischen Gründen von der italienischen Küstenwache evakuiert werden. Die Rettungsschiffe "Ocean Viking" von SOS Méditerranée und "Geo Barents" von "Ärzte ohne Grenzen" mit mehr als 500 Geretteten an Bord suchen laut Mitteilung weiter nach einem sicheren Hafen.
Unterdessen hat die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Anna-Nicole Heinrich, die neue Bundesregierung zur Mitwirkung aufgefordert: "Auch heute noch müssen sich hochschwangere Frauen auf den Weg machen oder Familien sich mit ihren Kindern in Gefahr begeben, weil Flucht ihre letzte Hoffnung ist. Auch nach 2000 Jahren ist immer noch kein Raum in der Herberge, die EU-Staaten weisen Schutzsuchende unbarmherzig ab und verweigern jede Hilfe", sagte Heinrich laut Mitteilung. Sie hoffe, dass die neue Bundesregierung alles dafür tue, dass die Geretteten spätestens Heiligabend an Land seien.
"Sea-Eye 4": EKD-Synoden-Präses fordert rasche Hilfe für Geflüchtete
Donnerstag, 23. Dezember 2021, 15.14 Uhr: Auf dem deutschen Rettungsschiff "Sea-Eye 4" warten nach sieben Nächten noch immer 216 Menschen auf die Zuweisung eines sicheren Hafens durch die italienischen Behörden. Nach Angaben der Regensburger Hilfsorganisation, die das Schiff betreibt, lehnt Malta "trotz unstrittiger Zuständigkeit" die Verantwortung ab, teilte Sea-Eye am Donnerstag mit. Das Schiff hatte Mitte Dezember 223 Menschen vor der Küste Maltas gerettet. Sieben Menschen wurden bereits aus medizinischen Gründen von der italienischen Küstenwache evakuiert.
Die Schiffsführung habe Italien bereits zum vierten Mal um die Zuweisung eines sicheren Hafens gebeten. Auch die Rettungsschiffe "Ocean Viking" von SOS Méditerranée und "Geo Barents" von "Ärzte ohne Grenzen" mit mehr als 500 Geretteten an Bord suchten nach einem sicheren Hafen. "Die Not der Menschen macht keine Weihnachtsferien", sagte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler. Mit jeder Stunde, die vergehe, werde eine Ausschiffung vor Weihnachten unwahrscheinlicher.
Unterdessen forderte die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Anna-Nicole Heinrich, die neue Bundesregierung zur Mitwirkung auf: "Auch heute noch müssen sich hochschwangere Frauen auf den Weg machen oder Familien sich mit ihren Kindern in Gefahr begeben, weil Flucht ihre letzte Hoffnung ist. Auch nach 2000 Jahren ist immer noch kein Raum in der Herberge, die EU-Staaten weisen Schutzsuchende unbarmherzig ab und verweigern jede Hilfe", sagte Heinrich laut Mitteilung. Sie hoffe, dass die neue Bundesregierung alles dafür tue, dass die Geretteten spätestens Heiligabend an Land seien.
Mehrere Seenotrettungsschiffe suchen sicheren Hafen
Montag, 20. Dezember 2021, 13.58 Uhr: Das Seenotrettungsschiff "Sea-Eye 4" mit 223 Männern, Frauen und Kindern an Bord ist weiter auf der Suche nach einem sicheren Hafen. Unter den Geretteten seien sieben schwangere Frauen und acht Kinder, mehrere Personen benötigten eine medizinische Behandlung, erklärte die Regensburger Organisation Sea-Eye am Montag auf Twitter. Ein fünf Jahre alter Junge, der tagelang nahezu bewegungslos auf einem kleinen Boot ausharren musste, könne wegen starker Schmerzen nicht mehr alleine gehen. Die Mannschaft trainiere nun täglich mit ihm.
Noch am Sonntagabend hätten zwei Personen aus gesundheitlichen Gründen evakuiert werden müssen, teilte Sea-Eye am Montag mit. Für die anderen Geretteten sei dringend ein sicherer Hafen nötig, betonten die Retter. Im Mittelmeer waren am Montag weiter die "Ocean Viking" von SOS Méditerranée und die "Geo Barents" unterwegs, die von "Ärzte ohne Grenzen" betrieben wird. Auch die Mannschaften dieser Schiffe hatten Ende vergangener Woche jeweils Dutzende Menschen aus Seenot gerettet.
Derweil hat das Schiff "Rise Above" eine halbe Woche nach der Rettung von 66 Flüchtlingen aus Seenot Sizilien erreicht. Das Schiff der Dresdner Organisation Mission Lifeline legte am Sonntagabend in Porto Empedocle an, wie die Seenotretter am Montag mitteilten. Die Geretteten sollten nun bald von Bord gehen.
Die Flüchtlinge und Migranten waren am Donnerstag laut Mission Lifeline in der Malta zugewiesenen Zone aus dem Meer gerettet worden. "Eigentlich wäre Malta zuständig gewesen, den Einsatz zu koordinieren und uns einen sicheren Hafen zuzuweisen", erklärte Sprecher Axel Steier. Doch Malta habe zu keinem Zeitpunkt auf die Meldungen der Organisation reagiert.
Die Überfahrt über das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bislang mindestens 1.691 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen.
"Sea-Eye 4" rettet 223 Menschen in Seenot
Samstag, 18. Dezember 2021, 20.59 Uhr. Das deutsche Rettungsschiff "Sea-Eye 4" hat auf seiner vierten Rettungsmission vor der libyschen Küste 223 Menschen in Seenot an Bord genommen. Unter ihnen seien 29 Frauen, darunter vier Schwangere, und acht Kinder, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye am Freitag mit, die das Schiff betreibt. Die Crew suche derzeit nach einem weiteren Boot in Seenot.
Die "Sea-Eye 4" war vor einer Woche vom spanischen Hafen Burriana zu ihrer Weihnachtsmission aufgebrochen. Nach dem Eintreffen in der maltesischen Such- und Rettungszone hätten die Crew zahlreiche Meldungen über Boote in Seenot erreicht. Obwohl noch weitere Boote mit Menschen in akuter Seenot gemeldet wurden, habe Malta seine Verpflichtung zur Koordinierung und Rettung von Seenotfällen erneut nicht wahrgenommen, teilte die Hilfsorganisation mit.
Zivile Seenotrettungsorganisationen sind derzeit die einzigen europäischen Einsatzkräfte, die aktiv nach Menschen auf Flüchtlingsbooten suchen. Da sich das Wetter voraussichtlich bald deutlich verschlechtern werde, sinken die Überlebenschancen für Geflüchtete deutlich. "Einerseits bin ich dankbar, dass die Sea-Eye 4 erneut viele Menschen retten konnte. Gleichzeitig ist es schwer zu ertragen, dass wir annehmen müssen, dass für einige Boote in Not keine Hilfe kam", sagte eine Sea-Eye-Sprecherin.
Die 25-köpfige Crew kündigte an, Weihnachten im Einsatzgebiet Wache zu halten. Die "Sea-Eye 4" ist ein Bündnisschiff, das maßgeblich durch das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiierte zivile Seenotrettungsbündnis United4Rescue finanziert wird.
Die Überfahrt über das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bislang mindestens 1.691 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen. (00/4260/17.12.2021)
"Sea-Eye 4" startet vierte Rettungsmission im Mittelmeer
Sonntag, 12. Dezember 2021, 15.08 Uhr: Das deutsche Bündnisschiff "Sea-Eye 4" ist am Samstag vom spanischen Hafen Burriana aus zu seinem vierten Rettungseinsatz aufgebrochen. Das Schiff werde sein Einsatzgebiet vor der Küste Libyens noch vor dem vierten Advent erreichen, sagte ein Sea-Eye-Sprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Sonntag. Die 25-köpfige Crew kündigte an, Weihnachten im Einsatzgebiet Wache zu halten.
Die "Sea-Eye 4" ist ein Bündnisschiff, das maßgeblich durch das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiierte zivile Seenotrettungsbündnis United4Rescue finanziert wird. Die Weihnachtsmission sei dank Spenden von Menschen möglich geworden, "die nicht einverstanden sind mit der europäischen Abschottungspolitik und nicht mitverantwortlich sein wollen, für das Leid und Sterben an den EU-Außengrenzen", sagte ein Vorstandsmitglied von United4Rescue.
Die Crews der Regensburger Seenotretter von Sea-Eye und der Bonner Hilfsorganisation German Doctors retteten bei ihren bisherigen drei Missionen mit der "Sea-Eye 4" laut eigenen Angaben bereits 1.194 Menschenleben. Auf der dritten Rettungsmission Anfang November 2021 kam die Crew 757 Menschen zur Hilfe, nachdem sich Malta geweigert hatte, mehrere Seenotfälle zu koordinieren und Menschen von einem mit 400 Personen überladenen Holzboot zu retten.
Die Überfahrt über das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bislang mindestens 1.645 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.
Rettungsschiff mit 800 Flüchtlingen an Bord darf in Sizilien anlegen
Sonntag, 7. November 2021, 16.31 Uhr: Die gefährliche Überfahrt ist zunächst zu Ende. Das Rettungsschiff "Sea-Eye 4" mit mehr als 800 Flüchtlingen und Migranten an Bord darf den sizilianischen Hafen Trapani ansteuern, teilte die Rettungsorganisation "Sea-Eye" mit Sitz in Regensburg mit. Das private Rettungsschiff werde voraussichtlich Sonntagnachmittag anlegen. Die Seenotretter hatten die Flüchtlinge und Migranten seit Dienstag bei sieben Einsätzen im Mittelmeer gerettet.
"Wir haben auch auf dieser Mission erneut erlebt, wie Rettungsleitstellen nicht mehr auf Notrufe reagieren", sagte "Sea-Eye-Vorsitzender" Gordon Isler. Die EU-Staaten müssten Malta eindringlich dazu ermahnen, dass die Rettungsleitstelle in Valletta endlich wieder auf Notrufe reagiere - und zwar unabhängig von der Hautfarbe der Person, die sich in Seenot befinde.
Ein weiteres Rettungsschiff wartet noch auf die Zuweisung eines Hafens. Auf dem vom SOS Méditerranée betriebenen Schiff "Ocean Viking" befinden sich Schätzungen zufolge mehr als 300 Menschen, heißt es weiter.
"Sea Eye 4" sucht weiter nach Hafen für mehr als 800 Migrant*innen
Freitag, 5. November 2021, 15.27 Uhr: Mit mehr als 800 Flüchtlingen und Migranten an Bord hat das Rettungsschiff "Sea Eye 4" auch am Freitag einen Hafen gesucht. Die "Sea Eye 4" liege vor der italienischen Insel Sizilien und warte auf die Zuweisung eines Hafens durch die italienischen Behörden, sagte der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler (Regensburg) dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Ich hoffe, dass wir den Geretteten ersparen können, noch eine Nacht auf dem Schiff verbringen zu müssen." Dennoch seien die Menschen an Bord voller Hoffnung und arbeiteten gut mit.
Das private Rettungsschiff hatte die bis zu 850 Flüchtlinge und Migranten seit Dienstag bei sieben Einsätzen im Mittelmeer gerettet. Allein in der Nacht zu Donnerstag nahm die "Sea Eye 4" bei einem gemeinsamen Einsatz mit der "Rise Above" des Dresdner Vereins Mission Lifeline etwa 400 Menschen an Bord. Unter den Überlebenden seien mehr als 200 Kinder, sagte Isler.
Ausgelegt ist die "Sea Eye 4" für etwa 200 Menschen. Die größte Sorge an Bord sei, dass es nicht genug Decken gebe und die Lebensmittelvorräte knapp werden, sagte Isler. Für die Überlebenden müsse "sofort die Ausnahmesituation an Bord beendet werden". Aufgrund der Enge und der Dunkelheit unter Deck seien mehrere Personen kollabiert.
Die Überfahrt über das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bislang mindestens 1.559 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen.
"Sea-Eye 4" sucht sicheren Hafen: 400 weitere Menschen gerettet
Donnerstag, 4. November 2021: Das Rettungsschiff "Sea-Eye 4" hat erneut Hunderte Menschen im Mittelmeer aus Seenot gerettet. In der Nacht auf den 4. November habe es eine dramatische Rettung von mehr als 400 Menschen von einem überfüllten Holzboot gegeben, teilte der Regensburger Verein "Sea-Eye" mit. In den Tagen zuvor hatten die Seenotretter von "Sea-Eye" und "Mission Lifeline" bereits 400 Menschen in mehreren Einsätzen gerettet. Insgesamt befinden sich nun 800 Menschen an Bord der "Sea-Eye 4".
Das Schiff sei nun auf der Suche nach einem sicheren Hafen, Malta habe sich bisher jeder Kommunikation verweigert, teilte "Sea-Eye-Sprecher" Gorden Isler mit. "Es ist beschämend, wie Malta sich immer wieder seiner Verantwortung entzieht und Notrufe ignoriert." Die "Sea-Eye 4" habe nun Kurs auf Lampedusa aufgenommen, weil die italienische Insel der am schnellsten erreichbare sichere Hafen sei.
Die Zeit eilt: "Auf der Sea-Eye 4 herrscht nun der Ausnahmezustand. Jede Verzögerung durch die Behörden gefährdet die Gesundheit und das Leben der geretteten Menschen und unserer Besatzung", sagte Isler. Die Situation vor Ort sei dramatisch, bestätigte auch Christine Winkelmann, Vorständin der "German Doctors", die an der Rettungsaktion beteiligt sind. "Wir brauchen Hilfe, damit alle Menschen, die gerade in Seenot sind, gerettet werden können. Das ist doch unsere gemeinsame moralische Verantwortung."
Axel Steier, Vorstand und Sprecher von "Mission Lifeline" (Dresden), geht derweil mit der EU hart ins Gericht. Das Verhalten der europäischen Behörden habe beinahe kriminelle Züge. Die Zuständigkeiten seien eindeutig und klar geregelt. "Warum sich die Staaten nicht daran halten und wissentlich Menschen in Seenot im Stich lassen, kann nur mit mangelndem Verfolgungsdruck des internationalen Strafgerichtshofs zusammenhängen."
"Sea-Eye 4" sucht sicheren Hafen für fast 400 Gerettete
Mittwoch, 3. November 2021: Mit fast 400 im Mittelmeer aus Seenot geretteten Flüchtlingen an Bord hat die "Sea-Eye 4" am Mittwoch um einen sicheren Hafen gebeten. Die Hilferufe seien aber bislang unbeantwortet geblieben, sagte ein Sprecher der Betreiberorganisation "Sea-Eye" mit Sitz in Regensburg am Mittwochnachmittag - viele Stunden nach der letzten Rettungsaktion.
Dabei hatten am frühen Morgen die Mannschaften der "Sea-Eye 4" und der von Mission Lifeline aus Dresden betriebenen "Rise Above" gemeinsam 72 Menschen aus Seenot gerettet, wie Mission Lifeline auf Twitter mitteilte. Bereits am Dienstag hatten die Crews die Rettung von 325 Menschen in fünf Notfällen gemeldet. Alle Geretteten harren den Angaben nach an Bord der deutlich größeren "Sea-Eye 4" aus.
Neben den beiden Rettungsschiffen ist noch die "Ocean Viking" im Mittelmeer im Einsatz. Bis zum Dienstag hatte sie nach Angaben der Betreiberorganisation SOS Méditerranée 139 Gerettete an Bord.
Die Überfahrt über das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bislang mindestens 1.559 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen.
Deutsche Rettungsschiffe retten 325 Migranten aus Seenot
Mittwoch, 3. November 2021: Das deutsche Rettungsschiff "Sea-Eye 4" hat 325 Migranten aus dem Mittelmeer gerettet und an Bord untergebracht. Der Notruf sei in der Nacht auf Dienstag eingegangen, die Rettungsaktion habe zusammen mit dem Schiff "Rise Above" von "Mission Lifeline" (Dresden) stattgefunden, teilte der Regensburger Verein "Sea-Eye" am Mittwoch mit. Schon während der ersten Rettung seien weitere Notrufe eingegangen.
Bis zum Dienstagmorgen konnten die Crews beider Schiffe schließlich 325 Menschen von insgesamt fünf Booten retten. Unter den Geretteten sind den Angaben zufolge 152 Kinder, 31 Frauen und 142 Männer. Fünf Menschen seien schwer verletzt. Auf der "Sea-Eye 4" werden die Menschen nun einem ersten medizinischen Check-up unterzogen, auf Covid-19 getestet und mit Nahrung und Trinkwasser versorgt.
Eine glückliche Fügung war offenbar die Zusammenarbeit der kleinen und schnellen "Rise Above", die zuerst am Unglücksort eintraf, und der großen "Sea-Eye 4", die mehrere Hundert Menschen unterbringen kann. "Die spezifischen Stärken und Vorteile jedes der beiden Schiffe zu kombinieren, war für die Rettungen von unschätzbarem Vorteil”, sagte Axel Steier, Vorsitzender von "Mission Lifeline", laut Mitteilung.
Der Verein "Sea-Eye" wurde 2015 in Regensburg gegründet und hat seitdem rund 16.000 Migranten im zentralen Mittelmeer aus Seenot gerettet. Die "Sea-Eye 4" ist das größte Rettungsschiff des Vereins und ist seit Mai 2021 für Rettungseinsätze unterwegs.
Würzburger drehen Kino-Dokumentation über Seenotrettung
Mittwoch, 27. Oktober 2021: In rund einem Monat feiert der Dokumentarfilm "Route 4" Premiere. An dem unabhängigen Filmprojekt von und über die Seenotrettungsorganisation "Sea-Eye" waren maßgeblich Studierende und Absolventen der Hochschule Würzburg-Schweinfurt beteiligt. Martina Chamrad, Marco Riedl, Fabian Heinz, Franziska Heinemann, Felix Konrad und Alexander Draheim haben das Projekt realisiert, wie die Hochschule mitteilte. Die Filmemacher begleiteten dazu über 15 Monate die Fahrten des Seenotrettungsschiffs "Alan Kurdi" des Regensburger Vereins "Sea-Eye".
In "Route 4" geht es um die zentrale Mittelmeerroute, die Experten zufolge die tödlichste Fluchtroute der Welt ist. Der Film will den Erzählschwerpunkt nicht nur auf eine Seite - die der Flüchtenden oder die der Seenotretter - legen, "sondern einen Überblick schaffen". Der 54-minütige Film berichtet von der Gefahr der Migrationsrouten nach, durch und in Libyen. Dabei werde "keine durchgängige Geschichte" erzählt, sondern es würden "Einblicke vermittelt über das Erlebte und Geschehene". Dazu Regisseurin Martina Chamrad: "Der Film soll berühren, aufwühlen und auch wütend machen."
Den Zuschauern soll ein möglichst realistisches Bild vermittelt werden, so die Filmemacher: "Brutalität wird nicht beschönigt." Es werde von körperlichen Misshandlungen, Vergewaltigungen und psychischen Grausamkeiten berichtet, explizite Szenen würden dabei verpixelt gezeigt. Der Film sei aus mehr als 70 Stunden Rohmaterial entstanden. Er hat am 24. November in verschiedenen Kinos bundesweit und in der Schweiz Premiere, unter anderem in Kiel, Regensburg, Freiburg, Münster, Bern, Fulda, Köln und Heidelberg.
"Sea-Eye 4" bricht zur dritten Rettungsmission auf
Montag, 25. Oktober 2021: Nach wochenlanger Vorbereitung ist die "Sea-Eye 4" wieder auf Mission im Mittelmeer. Am Samstagnachmittag brach das Rettungsschiff in Palermo zu seinem dritten Einsatz auf. "Während in Berlin über die Bildung einer neuen Bundesregierung verhandelt wird, kämpfen die zivilen Seenotrettungsorganisationen im Mittelmeer weiterhin um jedes Menschenleben", erklärte die Regensburger Seenotrettungsorganisation am Samstagabend in einer Mitteilung.
Die "Sea-Eye 4" ist ein Bündnisschiff, das maßgeblich durch das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiierte zivile Seenotrettungsbündnis United4Rescue finanziert wird. Es fordert von der künftigen Bundesregierung eine Kehrtwende in der Migrationspolitik. So hätten die vergangenen Bundesregierungen das Mittelmeer als "Waffe" in ihrer Abschottungspolitik benutzt und die Menschen ertrinken lassen, damit sie die EU nicht erreichen.
"Zusätzlich wurden viele tausend Menschen von der libyschen Küstenwache zwangsweise in das Bürgerkriegsland Libyen und seine Folterlager zurückgeführt", kritisierte Sea-Eye. Gemeinsam mit AlarmPhone, Borderline Europe, Resqship, Sea-Watch und Seebrücke fordert die Rettungsorganisation von der künftigen Bundesregierung "diese grausame Politik endlich aufzugeben".
Das Bündnis fordert sichere und legale Einreisewege nach Deutschland sowie ein flächendeckendes, nicht-militärisches EU-Seenotrettungsprogramm mit Ausschiffung in einen sicheren Hafen. Da Frontex für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen wie Push-Backs und Aussetzen von flüchtenden Menschen auf See verantwortlich sei, müsse Deutschland sich dafür einsetzen, dass die Grenzschutzagentur abgeschafft werde. "Außerdem muss Deutschland bei der Aufnahme von Geflüchteten eine Führungsrolle einnehmen und sich für die Abschaffung des Dublin-Ersteinreiseprinzips aussprechen."
An Europas Grenzen würden Menschen "frieren, hungern und sterben", sagte Sea-Eye-Sprecherin Sophie Weidenhiller. "Polizistinnen und Polizisten, Frontex-Beamtinnen und Beamte prügeln auf wehrlose Menschen ein und setzen sie auf See aus. Dieses Leid, die Qualen der Opfer sind unvorstellbar und sie sind von den Politikerinnen und Politikern der EU-Staaten mit voller Absicht so erzeugt worden."
Sea-Watch 3: 400 Flüchtlinge verlassen Boot
Sonntag, 24. Oktober 2021: Die mehr als 400 Flüchtlinge und Migranten an Bord der "Sea-Watch 3" haben das Rettungsschiff im Hafen von Pozzallo in Sizilien verlassen. Die aus Seenot geretteten Menschen seien sicher an Land gebracht worden, teilte die Organisation Sea Watch am Sonntag auf Twitter mit. Rund die Hälfte der insgesamt 406 Menschen an Bord konnte das Schiff bereits am Samstag verlassen, die übrigen folgten am Sonntag. Bei der Aktion habe es keine Zwischenfälle gegeben, sagte eine Sea-Watch-Sprecherin am Sonntag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Rettungsschiff "Sea-Eye 4" brach unterdessen in Palermo zu einem neuen Einsatz im Mittelmeer auf.
Die Crew der "Sea-Watch 3" hatte vor rund einer Woche bei sieben Rettungseinsätzen insgesamt 412 Menschen vor der libyschen Küste im Mittelmeer aus Seenot gerettet. Mehrere Menschen durften das Schiff bereits in den vergangenen Tagen wegen gesundheitlicher Probleme verlassen, darunter zwei schwangere Frauen.
Das Rettungsschiff "Sea-Eye 4" brach nach wochenlanger Vorbereitung in Palermo zu seinem dritten Einsatz auf, wie die Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea-Eye am Samstagabend mitteilte. Die "Sea-Eye 4" ist ein Bündnisschiff, das maßgeblich durch das von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiierte zivile Seenotrettungsbündnis United4Rescue finanziert wird. Es fordert von der künftigen Bundesregierung eine Kehrtwende in der Migrationspolitik.
In der Vergangenheit mussten private Seenotretter oft tagelang auf die Zuweisung eines sicheren Hafens in Europa warten. Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettung für Migranten aus Afrika, die auf der Überfahrt nach Europa häufig in Seenot geraten. Nur private Organisationen halten mit verschiedenen Schiffen Ausschau nach gefährdeten Menschen. Bislang sind in diesem Jahr laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) im Mittelmeer mindestens 1.530 Menschen zu Tode gekommen oder gelten als vermisst.
"Sea-Eye 4" darf in Sizilien anlegen
Montag, 6. September 2021, 14.59 Uhr: Mit 29 aus Seenot geretteten Menschen an Bord hat die "Sea-Eye 4" einen sicheren Hafen zugewiesen bekommen: Die Geretteten, darunter zwei Hochschwangere und vier Babys, sollten noch am Sonntag in Porto Empedocle in Sizilien an Land gehen dürfen, teilte die Organisation Sea-Eye mit Sitz in Regensburg auf Twitter mit. Die Seenotretter hatten die Flüchtlinge am Mittwoch auf einem kleinen Holzboot im Mittelmeer entdeckt.
Die "Sea-Eye 4" war auf ihrer zweiten Rettungsmission im zentralen Mittelmeer. Sie wird vom Bündnis United4Rescue unterstützt, das unter anderem von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) getragen wird.
Bedford-Strohm aus Palermo: Seenotrettung ist Akt der Nächstenliebe
Sonntag, 5. September 2021, 12 Uhr: Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat auf Sizilien die private Seenotrettung im Mittelmeer als Gebot der Nächstenliebe verteidigt. Natürlich sei mit der Rettung von Menschen im Mittelmeer kein migrationspolitisches Problem gelöst, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in einem ZDF-Fernsehgottesdienst aus Palermo. Man dürfe jedoch niemanden in Not alleine lassen, betonte er in einer Auslegung des biblischen Gleichnisses vom Barmherzigen Samariter.
"Natürlich müssen zuallererst die Fluchtursachen bekämpft werden", fügte Bedford-Strohm hinzu: "Krieg. Armut. Wetterextreme aufgrund des Klimawandels. Natürlich muss man diskutieren, wie die besten Lösungen aussehen. Aber doch nicht anstatt der Rettung von Menschenleben! Sondern zusätzlich dazu!" Der Theologe forderte für die Geflüchteten sichere Orte in Europa, "in denen sie menschlich behandelt werden." Alle Menschen seien es wert, gerettet zu werden, einfach weil es Menschen sind.
An dem Gottesdienst beteiligten sich auch der Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Rettungsschiffen. Die Liturgie wurde gestaltet von der evangelischen Pastorin Sandra Bils, die durch ihre Abschlusspredigt auf dem evangelischen Kirchentag im Juni 2019 in Dortmund bekannt wurde. Dort erklärte sie: "Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt."
Mit Blick auf die Fluchtsuchenden sagte Bedford-Strohm, es sei auch nicht entscheidend, "wie man die Motive der Menschen in den Booten beurteilt - ob man ihr Handeln leichtsinnig findet oder ob man es als Folge purer Verzweiflung sieht". Das Entscheidende sei: "Sie sind auf diesen Booten und ihr Leben ist in Gefahr." Der Samariter in der Bibel habe nicht danach gefragt, wie der Verletzte am Wegesrand in diese Situation gekommen sei: "Er hat die Not des Anderen gesehen und hat geholfen."
Mit dem Gottesdienst wurde auf die Arbeit privater Rettungsschiffe im Mittelmeer aufmerksam gemacht. Bedford-Strohm hatte das Projekt der "Sea-Watch 4", die im vergangenen Jahr mit Hilfe von kirchlichen Spenden zur Rettung von Flüchtlingen ins Mittelmeer geschickt wurde, vorangetrieben.
Im Gottesdienst sagte er: "Ich konnte nicht mehr zuschauen, wie Tausende Menschen ertrinken und die einzigen, die überhaupt noch retten, auch noch blockiert und mit Gerichtsverfahren überzogen werden." Ohne staatliche Seenotrettung der EU kümmern sich überwiegend private Schiffe im Mittelmeer um die geflüchteten Menschen.
"Sea-Eye 4" bringt hochschwangere Gerettete an Land
Freitag, 3. September 2021, 14.35 Uhr: Wegen schwerer See und hochschwangerer Geretteter will die Besatzung der "Sea-Eye 4" 29 Flüchtlinge auch ohne offizielle Erlaubnis an Land bringen. Besonders zwei Frauen im neunten Schwangerschaftsmonat und vier Babys müssten zügig an Land gebracht und medizinisch versorgt werden, erklärte die private Rettungsorganisation Sea-Eye mit Sitz in Regensburg am Freitag. Die italienische Küstenwache habe die Koordinierung am Donnerstag abgelehnt und auf die deutschen Behörden verwiesen.
"Es wäre aus unserer Sicht unverantwortlich, den Frauen eine Geburt bei schwerer See in einem Schiffshospital zuzumuten", sagte Sprecherin Sophie Weidenhiller. Die Besatzung hatte die Menschen am Mittwoch auf einem kleinen Holzboot entdeckt. Da die aus Libyen Geflüchteten nicht über ein GPS-fähiges Mobiltelefon verfügt hätten, sei die Rettung ein Glücksfall gewesen. Die "Sea-Eye 4" war am Samstag zu ihrer zweiten Rettungsmission ins zentrale Mittelmeer aufgebrochen. Sie wird vom Bündnis United4Rescue unterstützt, das unter anderem von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) getragen wird.
Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettung für Migranten aus Afrika, die regelmäßig auf der gefährlichen Überfahrt nach Europa in Seenot geraten. Einzig private Organisationen halten mit verschiedenen Schiffen Ausschau nach gefährdeten Menschen. Bislang sind in diesem Jahr laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 1.353 Menschen ums Leben gekommen.
ZDF-Fernsehgottesdienst in Palermo zur Seenotrettung mit Bedford-Strohm
Freitag, 3. September 2021, 9.35 Uhr: Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat den zivilen Seenotrettern im Mittelmeer gedankt. Mit ihrem Einsatz hätten sie nach der Einstellung der staatlichen Seenotrettung im Mittelmeer Tausende Menschen aus Lebensgefahr gerettet, sagte der bayerische Landesbischof am Freitag. Der EKD-Ratsvorsitzende predigt am Sonntag in einem ZDF-Fernsehgottesdienst in Palermo. Dieser steht unter dem Motto "Mut zur Menschlichkeit".
"Mit ihrem mutigen Einsatz nehmen die ehrenamtlichen Crews unter widrigsten Bedingungen eine Verantwortung wahr, die wir eigentlich alle gemeinsam haben", sagte Bedford-Strohm. Zuallerst müssten die Fluchtursachen bekämpft werden. "Wie dafür die besten Lösungen aussehen, kann man kontrovers diskutieren. Aber müssten wir uns nicht darauf einigen können, dass auch bei unterschiedlichen Meinungen über die Flüchtlingspolitik das Retten von Menschenleben eine christliche Grundpflicht ist", sagte er.
Neben Crewmitgliedern der "Sea-Watch 4", die von Bord des im sizilianischen Trapani festgesetzten Rettungsschiffes zugeschaltet werden, wirken an dem Fernsehgottesdienst am Sonntag auch ein Geretteter sowie Palermos Bürgermeister Leoluca Orlando mit. Orlando und Bedford-Strohm hatten sich mehrfach gemeinsam mit dem Aufruf an die Regierungen, Parlamente und die EU-Kommission gewendet, beschlagnahmte oder festgehaltene Rettungsschiffe freizugeben.
"Sea-Eye 4" rettet 29 Geflüchtete im Mittelmeer
Donnerstag, 2. September 2021, 10.15 Uhr: Das Rettungsschiff "Sea-Eye 4" hat 29 Geflüchtete im Mittelmeer gerettet. Die Besatzung habe die Menschen am frühen Morgen auf einem kleinen Holzboot entdeckt, teilte die Betreiberorganisation Sea-Eye mit Sitz in Regensburg am Mittwoch auf Twitter mit. Die libysche Küstenwache sei bei der Rettungsaktion vor Ort gewesen, habe sie aber nicht behindert, sagte der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler dem Evangelischen Pressedienst (epd).
An Bord des Holzboots waren nach Angaben der Regensburger Organisation vier Babys und 14 weitere minderjährige Schutzsuchende und Migranten. Zudem seien zwei schwangere Frauen unter den Geretteten. Die "Sea-Eye 4" war am Samstag zu ihrer zweiten Rettungsmission ins zentrale Mittelmeer aufgebrochen.
Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettung für Migranten aus Afrika, die regelmäßig auf der gefährlichen Überfahrt nach Europa in Seenot geraten. Einzig private Organisationen halten mit verschiedenen Schiffen Ausschau nach gefährdeten Menschen. Bislang sind in diesem Jahr laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 1.311 Menschen ums Leben gekommen.
Rettungsschiff "Sea-Eye 4" ist zur zweiten Mission aufgebrochen
Samstag, 28. August 2021, 13.41 Uhr: Das Rettungsschiff "Sea-Eye 4" ist von Palermo aus zu seiner zweiten Rettungsmission ins zentrale Mittelmeer aufgebrochen. Die italienischen Behörden hatten das Schiff zuvor zehn Wochen im Hafen der sizilianischen Stadt festgehalten und forderten technische Anpassungen, teilte der Verein Sea Eye am Freitagabend in Regensburg mit. Mit Unterstützung der zuständigen deutschen Behörde, der Dienststelle Schiffssicherheit/BG Verkehr, sei es dem Team gelungen, die "Sea-Eye 4" so anzupassen, dass die italienische Küstenwache die Festsetzung aufhob.
Der Verein widmet den zweiten Rettungseinsatz seines jüngsten Schiffes dem Unfallchirurgen Professor Tilman Mischkowsky, der in April verstorben ist. Der frühere Vereinsvorsitzende sei ein "Mann der ersten Stunde" bei Sea-Eye gewesen und habe schon auf dem ersten Rettungsschiff eine kleine Krankenstation gebaut. Er "konnte nicht nur an der Basis zupacken, sondern auch in großen Dimensionen denken und lenken", heißt es in der Würdigung. Mitglied es medizinischen Teams an Bord des Schiffes bei seiner zweiten Rettungsfahrt ist nun Daniela Klein von der Organisation German Doctors als Einsatz- und Schiffsärztin.
Sea Eye verweist darauf, dass seit 2014 mehr als 20.000 Menschen auf ihrer Flucht im Mittelmeer ums Leben kamen. Allein 2021 starben schon über 1.200 Menschen.
Rettungsschiff "Sea-Eye 4" wieder frei
Donnerstag, 19. August 2021, 16.51 Uhr: Das deutsche Rettungsschiff "Sea-Eye 4" ist wieder frei. Nach einer dreimonatigen Festsetzung entließ die italienische Küstenwache das Schiff am Mittwochabend aus einer sogenannten Verwaltungshaft, wie die Hilfsorganisation Sea-Eye am Donnerstag mitteilte. Die Organisationen Sea-Eye und United4Rescue, die das Schiff betreiben, wollen das Bündnisschiff zeitnah in seinen zweiten Einsatz entsenden.
Die "Sea-Eye 4" hatte bei ihrem ersten Einsatz im Mai insgesamt 408 Menschenleben, darunter 150 Kinder, gerettet und wurde anschließend in Palermo festgesetzt. Wie bei anderen Festsetzungen von deutschen Rettungsschiffen hätten die italienischen Behörden überhöhte Anforderungen an das Rettungsschiff gestellt, bemängelten die Zertifizierung des Schiffes und erklärten die Abwasser- und Müllentsorgungskapazitäten für unzureichend.
Inzwischen beschäftigt sich laut der Mitteilung der Europäische Gerichtshof mit der Frage, ob die Festsetzungen rechtmäßig sind. Sea-Eye gehe wie deutsche Behörden davon aus, dass die Festsetzungen unrechtmäßig sind. Mit einem Urteil des EuGHs werde nicht vor einem Jahr gerechnet. Sea-Eye entschied daher, keine Ressourcen in eine weitere Klage zu stecken und in Abstimmung mit den deutschen Behörden die geforderten Anpassungen freiwillig zu erfüllen, um schnellstmöglich wieder Menschenleben retten zu können.
Die "Sea-Eye 4" wird wie auch die "Sea-Watch 4" der gleichnamigen Organisation vom Bündnis United4Rescue unterstützt, das unter anderem von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) getragen wird.
Bundesweite Proteste für Seenotrettung im Mittelmeer
Freitag, 6. August 2021, 12:18 Uhr: Ein breites Bündnis aus Seenotrettungs- und Geflüchteten-Organisationen ruft an diesem Wochenende (7./8. August) zu Demonstrationen unter dem Motto "Seenotrettung ist #unverhandelbar" auf. In mehr als 15 deutschen Städten würden Tausende Menschen bei den Protesten erwartet, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye am Freitag mit. Organisatoren sind unter anderem Sea-Eye, Sea-Watch, SOS Méditerranée, Pro Asyl und Amnesty International.
Allein in diesem Jahr ertranken laut Sea-Eye-Angaben mehr als 1.100 Menschen im Mittelmeer. Mehr als 14.000 Menschen seien völkerrechtswidrig von der libyschen Küstenwache zurück nach Libyen gebracht worden. In den vergangenen Tagen retteten die Schiffe "Sea-Watch 3" und "Ocean Viking" mehr als 800 Menschen im Mittelmeer, warteten aber noch immer auf die Zuweisung eines sicheren Hafens, sagte Aktivistin Alina Hansen: "Wir können und wollen uns nicht an das Sterben im Mittelmeer und die Abschottungspolitik der EU gewöhnen, deshalb werden wir am Wochenende laut sein und unsere Forderungen an die Bundesregierung auf die Straße tragen."
Mit den Demonstrationen solle auch gezeigt werden, wie viele Menschen sich gegen das Sterben im Mittelmeer stellten, hieß es. Aktionen finden unter anderem in folgenden Städten statt: Bad Berleburg, Bamberg, Berlin, Braunschweig, Bremerhaven, Dresden, Duisburg, Freiburg, Hamburg, Herrenberg, Ismaning, Karlsruhe, Köln, München, Münster und Norden.
EKD-Ratsvorsitzender Bedford-Strohm wirft Europa Verrat ethischer Traditionen vor
Montag, 12. Juli 2021, 11.52 Uhr: Einen Verrat an den eigenen ethischen Traditionen wirft der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, den europäischen Staaten bei der Rettung von Flüchtlingen vor. Es sei ein moralischer Skandal, dass Rettungsschiffe blockiert würden, während es die Staaten gleichzeitig ablehnten, selbst die Seenotrettung im Mittelmeer wieder aufzunehmen, sagte Bedford-Strohm laut Redemanuskript am Samstag in Offenburg. Der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof sprach zur Eröffnung der Ausstellung "Grenzenlose Menschlichkeit - Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt." in der Evangelischen Stadtkirche.Bedford-Strohm warb dafür, Ursachen für Fremdenfeindlichkeit in Deutschland ernst zunehmen. Dazu gehörten Verunsicherung, Angst vor dem Fremden sowie das Gefühl, zu kurz zu kommen. "Darüber müssen wir ins Gespräch kommen, anstatt Menschen vorschnell einen rechtsradikalen Hut aufzusetzen", betonte der Theologe.Die Offenburger Ausstellung zeigt auf 16 Tafeln Gesichter von Flüchtlingen und deren Rettern sowie pointierte Sätze zur Seenotrettung. Organisiert wird sie von der Stiftung Deutsches-Albert-Schweitzer-Zentrum (Frankfurt a. M.). Schirmherr ist Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), der an der Eröffnung persönlich teilnahm. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit dem Bündnis United4Rescue konzipiert, das unter anderem von der EKD getragen wird.
Küstenwachse setzt Sea-Eye 4 in Palermo fest
Sonntag, 6. Juni 2021, 17.32 Uhr: Das neue Schiff der Regensburger Seenotretter "Sea-Eye 4" ist von Inspekteuren der italienischen Küstenwache in Palermo festgesetzt worden. Als Grund für die Festsetzung sei auch angeführt worden, dass die Rettungsschiffe regelmäßig zu viele Menschen vor dem Ertrinken retten und für diesen humanitären Zweck falsch zertifiziert seien, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e.V. laut einer Mitteilung der Organisation vom Samstag.
Diese Begründung sei "grotesk": Wie bereits bei anderen zivilen Rettungsschiffen würden nun auch bei der "Sea-Eye 4" die gleichen technischen Gründe angeführt, um weitere Einsätze des Schiffes zu stoppen, so Isler. "Unser Kapitän ist der Pflicht zur Seenotrettung vorbildlich nachgekommen. Er hat Seenotfälle gesehen und eine sichere Rettung durchgeführt. Daran können sich die EU-Staaten ein Beispiel nehmen."
Inzwischen sind vier Rettungsschiffe unter deutscher Flagge von Italien festgesetzt worden: Die Alan Kurdi, die Sea-Watch 3, die Sea-Watch 4 und nun auch die "Sea-Eye 4". Die "Sea-Eye 4" führte im Mai nach eigenen Angaben ihre erste Rettungsmission durch und rettete 408 Menschen, darunter 150 Kinder. Die geretteten Menschen konnten in Pozzallo auf Sizilien an Land gehen, nachdem die "Sea-Eye 4" mehrere Tage einen sicheren Hafen gesucht hatte.
"Sea-Eye 4" erreicht sizilianischen Hafen Pozzallo
Freitag, 21. Mai 2021, 11.43 Uhr: Das Rettungsschiff "Sea-Eye 4" hat in der Nacht zum Freitag mit mehr als 400 Geretteten an Bord den Hafen von Pozzallo auf Sizilien erreicht. Die Mehrheit der Bootsflüchtlinge, darunter Familien mit kleinen Kindern, sollten laut der Organisation Sea-Eye mit Sitz in Regensburg nach ihrer Ankunft auf das Quarantäne-Schiff "Aurelia" gebracht werden. Die 150 an Bord befindlichen Minderjährigen sollten in Aufnahme-Einrichtungen auf dem Festland untergebracht werden.
Die italienischen Behörden hatten dem Schiff der deutschen Organisation Sea-Eye Pozzallo als sicheren Hafen zugewiesen, nachdem ein junger Syrer als medizinischer Notfall von der Küstenwache in Palermo an Land gebracht worden war, in dessen Nähe das Schiff ankerte. Die Organisation hatte die Entscheidung der italienischen Behörden kritisiert, der "Sea-Eye 4" einen zwei Reisetage entfernt liegenden Zielort zuzuweisen, während sie bereits vor Palermo als sicherem Hafen lag. Dessen Bürgermeister Leoluca Orlando hatte den italienischen Behörden angeboten, die geretteten Migrantinnen und Migranten in seinem Hafen an Land gehen lassen.
Die mehr als 400 Menschen waren in den vergangenen Tagen bei sechs Einsätzen im Mittelmeer gerettet worden, nachdem sie bei der Fahrt von Afrika nach Europa in Seenot geraten waren. Es war der erste Rettungseinsatz des neuen Schiffes "Sea-Eye 4".
"Sea-Eye 4" rettet mehr als 400 Menschen im Mittelmeer
Dienstag, 18. Mai 2021, 08.52 Uhr: Das deutsche Rettungsschiff "Sea-Eye 4" hat nach eigenen Angaben mehr als 400 Menschen auf dem Mittelmeer an Bord genommen. Die Crew arbeite am Limit, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye mit, die das Schiff betreibt. In der Nacht zum Montag habe die Brückenwache ein kleines Boot mit 50 Menschen Bord gesichtet und diese aufgenommen. Nach einem weiteren Einsatz am Montag seien zunächst 99 Menschen gerettet worden. Sie gaben an, größtenteils aus Syrien zu stammen, hieß es. Bis Mittag nahm das Schiff erneut rund 70 Schutzsuchende auf, twitterte Sea-Eye. Die Bootsmigranten brechen laut Sea-Eye meist von Libyen oder Tunesien aus nach Italien auf. Viele von ihnen sind auf hochseeuntauglichen Holzbooten unterwegs.
Bereits am Sonntag nahm das Schiff bei zwei Einsätzen 172 Migranten an Bord. Unter ihnen seien Kinder, ein acht Monate altes Baby und eine schwangere Frau. "Wir mussten 12 Menschen im Hospital behandeln - ein Kind und ein erwachsener Mann mussten länger stabilisiert werden. Glücklicherweise gibt es unter den Geretteten aber keine Schwerverletzten", sagte der Einsatzarzt des Schiffes laut Mitteilung.
Bereits am Freitag hatte die Crew des Schiffes einen Notruf von einem Boot mit 50 Menschen an Bord erhalten, das Boot aber nur noch leer vorgefunden, teilte Sea-Eye weiter mit. Während des Einsatzes habe die Crew ein Frontext-Flugzeug gesichtet und sei davon ausgegangen, dass die Bootsinsassen "auf Veranlassung der EU-Staaten Opfer einer weiteren rechtswidrigen Zurückweisung geworden sind und die Menschen in die Internierungslager Libyens zurückgebracht wurden", sagte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler. Nach UN-Angaben starben bis Anfang Mai mehr als 600 Menschen bei dem Versuch, das zentrale Mittelmeer nach Europa zu überqueren.
Das in Rostock umgerüstete Schiff "Sea-Eye 4" hatte am 8. Mai seine erste Rettungsmission vom spanischen Hafen Burriana aus gestartet. Der Einsatz wird von United4Rescue und der Hilfsorganisation German Doctors unterstützt. "Die Pflicht zur Seenotrettung ist ein Völkerrecht - auch wenn diese Pflicht aktuell nur von der zivilen Seenotrettung wahrgenommen wird und nicht von den Mitgliedstaaten der EU", sagte Thies Gundlach, Vorsitzender von United4Rescue. Das Bündnis United4Rescue wird unter anderem von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unterstützt.
Protestaktion mit 400 Stühlen in Regensburg
Dienstag, 11. Mai 2021, 11.20 Uhr: Mit 400 leeren Stühlen protestierte die Hilfsorganisation Seebrücke am Sonntag in Regensburg gegen die Situation von Geflüchteten an den EU-Außengrenzen. Die leeren Sitze auf dem zentralen Haidplatz sollten die Menschen symbolisieren, die an den EU-Außengrenzen festgehalten werden, und jene, die ihr Leben auf der Flucht lassen mussten, teilte Seebrücke am Montag mit. Die Aktion wurde von den Organisationen Sea-Eye, Campus Asyl, der BürgerInnen-Initiative Asyl und der Initiative "Ausbildung statt Abschiebung" unterstützt.
Ziel der Kampagne #WirHabenPlatz sei es, die Geflüchteten aus Kara Tepe und weiteren Lagern an den EU-Außengrenzen zu evakuieren und die Menschen in Deutschland aufzunehmen. Im Jahr 2021 sind nach IOM-Angaben bereits mehr als 600 Menschen auf der Flucht über das zentrale Mittelmeer ertrunken. Darüber hinaus sind die Lager auf den griechischen Inseln und an der bosnisch-kroatischen Grenze überfüllt.
"Wir wissen seit Jahren von den Zuständen in den Lagern und auf dem Meer, wir haben seit über einem Jahr eine Pandemie - und Europa hält sich die Augen zu. Das ist unverantwortlich", sagte Annika von Seebrücke Regensburg laut Mitteilung. Neben Regensburg haben sich in Deutschland bereits mehr als 240 Städte, Gemeinden und Kommunen zum Sicheren Hafen erklärt. Darüber hinaus signalisierten Bundesländer wie Thüringen oder Berlin in den vergangenen Monaten mehrmals ihre Aufnahmebereitschaft für zusätzliche Geflüchtete.
Neues Bündnisschiff "Sea-Eye 4" auf dem Weg ins Mittelmeer
Sonntag, 9. Mai 2021, 18.10 Uhr: Das neue Rettungsschiff "Sea-Eye 4" ist am Samstag (8. Mai) vom spanischen Hafen in Burriana zu seinem ersten Einsatz aufgebrochen. Das Schiff werde das Such- und Rettungsgebiet im zentralen Mittelmeer voraussichtlich in fünf Tagen erreichen, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye mit, die das Schiff betreibt. Unterstützt werde der humanitäre Einsatz auf dem Mittelmeer von United4Rescue, dem Bündnis für die zivile Seenotrettung, und der Hilfsorganisation German Doctors.
United4Rescue unterstützt die Missionen der "Sea-Eye 4" laut Mitteilung mit weiteren 423.000 Euro und ermögliche so die Erweiterung der zivilen Rettungskapazitäten im Mittelmeer. Zuvor hatte United4Rescue bereits maßgeblich den Kauf und Umbau des Schiffes finanziert. Die "Sea-Eye 4" ist bereits das zweite Bündnisschiff von United4Rescue.
Mehr als 600 Menschen seien in den vergangenen vier Monaten an Europas Außengrenze ertrunken, erläuterte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler. Italienische Wissenschaftler hätten errechnet, dass das Risiko, auf See zu sterben, wieder deutlich gestiegen sei. "Wir brauchen endlich sichere Fluchtrouten", sagte Isler weiter. Das Bootsunglück Ende April und die Rettungen der "Sea-Watch 4" und der "Ocean Viking" in den vergangenen Wochen zeigten, dass die zivile Seenotrettung im Mittelmeer unverzichtbar sei, ergänzte Michael Schwickart, Vorstandsmitglied von United4Rescue.
"Alan Kurdi" verlässt Hafen von Olbia in Richtung Spanien
Freitag, 7. Mai 2021: Nach sechsmonatiger Festsetzung hat das deutsche Rettungsschiff "Alan Kurdi" am Mittwochnachmittag den Hafen von Olbia auf Sardinien verlassen. Das italienische Verwaltungsgericht in Cagliari hob die Festsetzung des Schiffes wegen angeblich technischer Mängel zuvor auf, teilte die Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye mit, die das Schiff betreibt. Das Schiff werde nun in die spanische Stadt Burriana überführt, um einen geplanten Werftaufenthalt zu absolvieren.
Das Schiff müsse regulär alle zwei Jahre gewartet werden. Wie es mit dem Schiff danach weitergehe, sei derzeit Gegenstand grundlegender Diskussionen bei Sea-Eye. "Unter normalen Einsatzbedingungen, wäre es uns durchaus möglich zwei Schiffe zu betreiben. Die Bedingungen sind aber nicht normal", sagte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler. Italien setze Schiffe regelmäßig fest, was zu hohen zusätzlichen Kosten führe, ohne dass dadurch mehr Menschen gerettet würden.
Die Regensburger Seenotretter wollen dazu in den kommenden Wochen mit ihren Bündnispartnern sprechen. "Uns ist wichtig, dass das Schiff im Rettungseinsatz bleibt. Nach der Werft ist das Schiff für weitere zwei Jahre einsatzbereit. Zusammen mit unseren Partnern finden wir eine Lösung", sagt Isler weiter.
Die "Alan Kurdi" rettete in zehn Einsätzen seit Dezember 2018 mehr als 900 Menschenleben auf der Flucht über das Mittelmeer. Es war das erste Rettungsschiff unter deutscher Flagge. Das neue Schiff von Sea-Eye, die "Sea-Eye 4", ist deutlich größer und besser ausgerüstet. Es soll in den kommenden Tagen in seinen ersten Einsatz aufbrechen.
Seebrücke Regensburg ruft zu Kundgebung auf
Sonntag, 2. Mai 2021: Die Seebrücke Regensburg ruft für diesen Sonntag (2. Mai) zu einer Kundgebung auf. Unter dem Motto "Ertrinken verhindern, Lager evakuieren - LeaveNoOneBehind" fordert die Hilfsorganisation sichere Fluchtwege sowie die Aufnahme der Geflüchteten aus den lebensgefährlichen Flüchtlingscamps.
Noch immer spielten sich an den europäischen Außengrenzen menschenverachtende Szenen ab. Weder habe sich die Situation für die Geflüchteten in den Lagern an der bosnisch-kroatischen Grenze und auf den griechischen Inseln verbessert. Noch seien Bootsflüchtlinge vor dem Ertrinken sicher. Erst in der vergangenen Woche ertranken nach UN-Angaben vermutlich 130 Flüchtende im Mittelmeer. Die Kundgebung auf dem Donaumarkt beginnt um 16.30 Uhr.
"Sea-Watch 4" hat nach zweitem Einsatz über 120 Gerettete an Bord
Samstag, 1. Mai 2021: Kurz nach Erreichen des zentralen Mittelmeers hat das Rettungsschiff "Sea-Watch 4" bereits zum zweiten Mal Menschen in Seenot an Bord geholt. Weitere 77 Geflohene seien am Freitagvormittag gerettet worden, darunter elf Frauen und ein Baby, teilte Sea-Watch mit. Sie seien aus einem Schlauchboot in Sicherheit gebracht worden. Nachdem das Schiff bereits am Donnerstag 44 Menschen gerettet hatte, befanden sich 121 Flüchtlinge an Bord.
Derweil wartete die "Ocean Viking" von der Organisation SOS Méditerranée mit 236 Geretteten an Bord auf die Zuteilung eines Hafens. Die Besatzung hatte die Menschen am Dienstag vor der libyschen Küste aus zwei überfüllten Schlauchbooten an Bord geholt. 114 von ihnen sind den Helfern zufolge unbegleitete Minderjährige.
Die "Sea-Watch 4" wurde im vergangenen Jahr mit Hilfe von kirchlichen Spenden zur Rettung von Flüchtlingen ins Mittelmeer geschickt. Nach ihrer ersten Rettungsmission wurde sie im Hafen von Palermo festgesetzt und erst im März durch einen Gerichtsbeschluss wieder freigegeben. Betreiber ist der 2015 gegründete Berliner Verein Sea-Watch.
Das Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Migrationsrouten der Welt. Seit Jahresbeginn kamen nach UN-Angaben bei dem Versuch, auf diesem Wege nach Europa zu gelangen, bereits 599 Menschen ums Leben. Im gleichen Zeitraum 2020 waren es 278.
Sea-Eye erhält Unterstützung von Sea-Watch
Donnerstag, 29. April 2021: Für die Entsendung ihres neuen Schiffs ins Mittelmeer haben die Seenotretter von Sea-Eye Unterstützung der Hilfsorganisation Sea-Watch erhalten. Diese habe sich bereiterklärt, bei den Fertigstellungskosten der "Sea-Eye 4" und bei der langfristigen und nachhaltigen Stärkung der Strukturen mit 550.000 Euro unter die Arme zu greifen, erklärte Sea-Eye am Donnerstag in Regensburg. Der Umbau des neuen Rettungsschiffes war kürzlich abgeschlossen, die "Sea-Eye 4" ins Mittelmeer entsandt worden.
Die durch die Corona-Pandemie verursachten Verzögerungen bei den Werftarbeiten hätten aber im Zusammenspiel mit höheren Sicherheitsanforderungen zu steigenden Kosten geführt, erklärte Sea-Eye. "Gerade in Krisenzeiten müssen wir zusammenhalten und zeigen, was praktische Solidarität wirklich bedeutet", betonte Sea-Watch in Berlin. "Mit der Sea-Eye 4 startet ein weiteres Schiff der Solidarität in den Einsatz", sagte Marlene Lippmann von der Leitung Fundraising der Organisation.
Bedford-Strohm wünscht sich "Sea-Watch 4" ohne Antifa-Fahne
Donnerstag, 22. April 2021: Aus Sicht des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm verdeckt die Debatte um eine Antifa-Fahne auf dem kirchlich unterstützten Flüchtlings-Rettungsschiff "Sea-Watch 4" die Ziele der Hilfsorganisation. "Ich würde es ausdrücklich begrüßen, wenn die Flagge alsbald eingeholt wird, da die Diskussion darum das eigentliche Anliegen der Seenotretter zunehmend unsichtbar macht", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Kritik an der Fahne war in den vergangenen Tagen lauter geworden.
Vor knapp zwei Wochen hatte die Organisation Sea-Watch die Flagge bewusst noch prominenter als zuvor am Schiff platziert: "Aufgrund der Stimmungsmache von AfD und anderen Rechten gegen eine Flagge der Antifaschistischen Aktion an unserem Bug haben wir uns entschieden, diese zu entfernen. Sie hängt jetzt etwas sichtbarer weiter oben. Gern geschehen", heißt es in einem Tweet bei Twitter vom 8. April, auf dem die Fahne wehend an einem Mast zu sehen ist.
In den vergangenen Tagen hatten unter anderen mehrere CDU-Bundestagsabgeordnete die Flagge kritisiert. Bedford-Strohm sagte dem epd: "Als EKD haben wir eine glasklare Position für den Schutz von Menschenleben und für Gewaltfreiheit. Wo Menschen unter dem Label des Antifaschismus Gewalt anwenden oder dazu aufrufen, macht mich das zornig. Mit wirklichem Antifaschismus hat das für mich nichts zu tun." Die "Sea-Watch 4" und ihre Besatzung retteten Menschenleben. Damit seien sie erkennbar im Dienste der Nächstenliebe und der Menschenrechte unterwegs.
Die "Sea-Watch 4" wurde im vergangenen Jahr mit Hilfe von kirchlichen Spenden zur Rettung von Flüchtlingen ins Mittelmeer geschickt. Betreiber ist der 2015 gegründete Berliner Verein Sea-Watch.
Kritik an kirchlicher Unterstützung
Montag, 19. April 2021: Der sächsische Bundestagsabgeordnete Alexander Krauß (CDU) wirft den Betreibern des Rettungsschiffes "Sea-Watch 4" vor, eine Flagge von Linksextremisten zu hissen. Er habe die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) aufgefordert, ihre Unterstützung für dieses Rettungsschiff einzustellen, solange es "unter der Antifa-Flagge segelt", erklärte Krauß in Berlin. Die Kirche könne nicht "mit linken Gewalttätern in einem Boot sitzen".
Zu Recht distanziere sie sich vom Rechtsextremismus, erklärte Krauß. Dies müsse auch beim Linksextremismus geschehen. Die Antifa stehe für politisch motivierte Gewalt. "Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm muss jetzt ein Machtwort sprechen", forderte der sächsische Bundestagsabgeordnete aus dem Erzgebirge.
"Sea-Watch 4" wurde mit Hilfe von kirchlichen Spenden zur Rettung von Flüchtlingen ins Mittelmeer geschickt. Betreiber ist der 2015 gegründete Berliner Verein Sea-Watch. Die EKD hatte zudem das Rettungsschiff "Sea-Eye 4" der Hilfsorganisation "Sea-Eye" mit Sitz in Regensburg unterstützt. Es ist nach der "Sea-Watch 4" das zweite Schiff, das mit Hilfe von kirchlichen Spenden finanziert wird. "Sea-Eye 4" hatte am Samstag den Rostocker Hafen zu seiner Überführungsfahrt ins Mittelmeer verlassen.
Sea-Eye 4 auf dem Weg ins Mittelmeer
Sonntag, 18. April 2021: Das neue Rettungsschiff Sea Eye 4 hat am Samstag den Werfthafen in Rostock verlassen und ist zur Überfahrt ins Mittelmeer aufgebrochen. Es fährt unter deutscher Flagge, teilten der Verein Sea-Eye am Samstag in Regensburg mit. Die Ankunft des Schiffes in Spanien sei für Ende April geplant. Von dort aus werde es dann so schnell wie möglich in den ersten Rettungseinsatz aufbrechen.
Sechs Monate lang wurde das Rettungsschiff von rund 250 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern umgebaut und für den ersten Einsatz vorbereitet. Das ehemalige Offshore-Versorgungsschiff hat eine Krankenstation und ist auch auf Corona-Patienten vorbereitet.
Der Aufbruch der Sea-Eye 4 sei "ein wichtiges Signal eines breiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses an die EU-Mitgliedstaaten", sagte Gorden Isler, Vorsitzender des Vereins Sea-Eye. Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen, um die Zahl der Asylanträge in Europa zu reduzieren und andere von der Flucht abzuschrecken, sei menschenverachtend.
Der Verein United4Rescue, zu dessen 744 Bündnispartnern auch die evangelische und katholische Kirche gehören, habe Kauf und Umbau des Rettungsschiffs maßgeblich ermöglicht und trage auch ein großer Teil der Einsatzkosten. Die Überfahrt ins Mittelmeer wird durch Zuwendungen der katholischen (Erz-)Bistümer München und Freising, Paderborn und Trier finanziert. Thies Gundlach, Vorsitzender von United4Rescue, sagte, das Schiff sei "auch ein Symbol dafür, dass wir als United4Rescue nicht nachlassen werden im Einsatz für Menschlichkeit".
Der Verein Sea-Eye wurde 2015 in Regensburg gegründet und rettet seitdem Menschen im zentralen Mittelmeer aus Seenot. Insgesamt beteiligten sich in den vergangenen fünf Jahren über 1.000 ehrenamtliche Sea-Eye Crewmitglieder an der Rettung von 15.189 Menschen. United4Rescue wurde als ziviles Seenotrettungsbündnis von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiiert.
Sea-Eye: Rettungsschiff "Alan Kurdi" ist wieder frei
Sonntag, 11. April 2021: Nach sechs Monaten Zwangspause ist das deutsche Rettungsschiff "Alan Kurdi" wieder frei. Dies teilte die Regensburger Hilfsorganisation "Sea-Eye", der das Schiff gehört, am Sonntag mit. Die italienische Küstenwache hatte die "Alan Kurdi" wegen angeblich technischer Mängel im Oktober im Hafen von Olbia auf Sardinien festgesetzt, nachdem deren Crew 133 Menschenleben gerettet hatte. Gegen die Festsetzung hatte "Sea-Eye" im Eilverfahren geklagt.
Nach Angaben des Vereins entschied ein italienisches Gericht am Freitag, dass das Schiff nicht länger festgehalten werden dürfe, weil "Sea-Eye" dadurch "schwere finanzielle Schäden" und "weitere Schäden komplexer Art" entstehen könnten, wenn nicht gestattet werde, das Schiff rechtzeitig zu seiner zweijährigen Inspektion und geplanten Wartungen nach Spanien zu überführen. Der Verhandlungstermin in der Hauptsache, bei dem über die Rechtmäßigkeit der Festsetzung entschieden werde, wurde auf den 3. November 2021 gelegt.
Vertreter des italienischen Verkehrsministeriums setzten sich vor Gericht für strengere Regeln und höhere technische Auflagen für Rettungsschiffe ein. "Sea-Eye"-Vorsitzender Gorden Isler sagte, die italienischen Behörden gingen offenbar davon aus, "dass wir die Auflagen nur schwer erfüllen könnten". Sowohl deutsche als auch spanische Behörden und eine international anerkannte Schiffsklassifikationsgesellschaft hätten der "Alan Kurdi" zuvor die nötige Schiffssicherheit bescheinigt.
Die "Alan Kurdi" werde nun auf die Überfahrt nach Spanien vorbereitet, um geplante Wartungsarbeiten durchzuführen, teilte "Sea-Eye" weiter mit. Ferner wolle "Sea-Eye" im April ein weiteres Schiff namens "Sea-Eye 4" entsenden, an dem auch das kirchlich initiierte Bündnis "United4Rescue" beteiligt ist, sagte Isler
Gericht hebt Blockade der "Sea-Watch 4" auf
Mittwoch, 3. März 2021: Die "Sea-Watch 4" kann den Hafen von Palermo nach sechs Monaten wieder verlassen. Das Verwaltungsgericht Palermo hob am Dienstag nach Angaben der Seenotrettungsorganisation die Blockade des Rettungsschiffs bis zu einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) auf. Der EuGH soll über die von Sea-Watch in Palermo eingelegten Rechtsmittel gegen die Festsetzungen ihrer Rettungsschiffe befinden.
Das Rettungsschiff "Sea-Watch 3" wartet unterdessen mit 363 Geretteten an Bord vor Sizilien weiter auf die Zuweisung eines sicheren Hafens. Unter den Schiffbrüchigen seien 47 Frauen, darunter einige Schwangere. Ein Drittel der Migranten und Flüchtlinge seien minderjährig, davon 120 ohne Begleitung.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, äußerte sich erleichtert über die Freigabe des Bündnisschiffes "Sea-Watch 4 - powered by United4Rescue". Er sei dankbar über die Entscheidung des italienischen Gerichts.
"Die Sea-Watch 4 darf jetzt wieder auslaufen. Und das ist auch dringend nötig", so der bayerische Landesbischof.
Allein in den ersten Wochen dieses Jahres seien bereits 185 Menschen im zentralen Mittelmeer ertrunken, fügte Bedford-Strohm hinzu: "Europa darf dabei nicht einfach zuschauen. Jeder Mensch ist geschaffen zum Bilde Gottes. Jedes einzelne Menschenleben ist kostbar." Deswegen sei es so wichtig, dass wenigstens die zivilen Seenotretter vor Ort sind und Leben retten können. Der Bischof forderte erneut einen europäischen Verteilmechanismus. Dieser solle ermöglichen, dass die geretteten Menschen in aufnahmebereite Länder gelangen und dort ein Asylverfahren durchlaufen könnten.
Das Verwaltungsgericht Palermo hatte im Dezember angeordnet, die Sache an den Europäischen Gerichtshof zu verweisen. Damit bat das italienische Gericht den EuGH um Klärung. Die "Sea-Watch 4", die im vergangenen Jahr von dem kirchlich initiierten Bündnis United4Rescue aus Spenden erworben und als Rettungsschiff ausgestattet worden war, war nach seiner ersten Rettungsmission, bei der es mehr als 350 Migranten aus Seenot gerettet hatte, seit September im Hafen von Palermo festgesetzt worden.
Zur Begründung gaben die italienischen Behörden angebliche Sicherheitsmängel an. Sie kritisierten, das Schiff habe zu viele Rettungswesten an Bord und sei im Flaggenstaat nicht als Rettungsschiff angemeldet. Dagegen hatte Sea-Watch vor dem Verwaltungsgericht in Palermo Widerspruch eingelegt.
Schiff "Sea-Eye 4" in Rostock getauft
Montag, 1. März 2021: Das neue Rettungsschiff der Flüchtlingsorganisation "Sea-Eye" ist am Sonntag im Rostocker Hafen getauft worden. Die "Sea-Eye 4" soll im Frühsommer Richtung Mittelmeer starten, um dort Flüchtlinge in Seenot zu retten. Die Schiffstaufe der "Sea-Eye 4" sei ein wichtiges Zeichen für die Humanität und für das praktische Eintreten für Menschenrechte, sagte Claudia Roth (Grüne), Bundestagsvizepräsidentin und Mitglied von "Sea Eye" mit Sitz in Regensburg. Es seien zivile Seenotretter und Seenotretterinnen, die die Grundwerte der Europäischen Union hochhalten.
Finanziert wurde das neue Schiff größtenteils von dem Bündnis "United4Rescue", an dem auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) beteiligt ist. Die Kosten für Anschaffung, Umbau und Überführung liegen bei etwa einer Million Euro. Nach Angaben von "Sea-Eye" werden noch weitere Spenden gebraucht. Es ist nach der "Sea-Watch 4" das zweite Schiff, das mit Hilfe von kirchlichen Spenden zur Rettung von Flüchtlingen ins Mittelmeer geschickt wird.
Taufpate der "Sea-Eye 4" war der 19-jährige Alpha Jor Barry. Er gehörte zu den ersten 17 Flüchtlingen, die von dem "Sea-Eye"-Rettungsschiff "Alan Kurdi" am 29. Dezember 2018 im Mittelmeer gerettet wurden. In dem kleinen Holzboot hätten die Menschen den Sturm damals nicht überlebt, sagte Barry. "Wenn die 'Alan Kurdi' mich damals nicht gefunden hätte, wäre ich nicht mehr am Leben."
Das knapp 50 Jahre alte Schiff ist 55 Meter lang und hat bisher Baumaterialien auf der Ostsee transportiert. Mehrere Dutzend Freiwillige arbeiten seit Oktober 2020 daran, das Rettungsschiff herzurichten. Heimathafen soll Regensburg werden, wo der Verein seinen Sitz hat. Die Feier im kleinen Kreis fand nach eigenen Angaben unter strengen Corona-Regeln statt.
"Sea-Eye 4" startet im Frühjahr erste Rettungsmission
Donnerstag, 11. Februar 2021: Die deutsche Seenotrettungsorganisation Sea-Eye will voraussichtlich noch im Frühjahr das neue Schiff "Sea-Eye 4" auf Mission ins Mittelmeer schicken. Wie die Regensburger Hilfsorganisation am Donnerstag mitteilte, seien die Finanzierung des Kaufs und ein großer Teil der Umbaukosten für das neue Schiff gesichert. Die "Sea-Eye 4" soll Ende Februar getauft und daraufhin ins Mittelmeer überführt werden.
Aktuell befinde sich die "Sea-Eye 4" noch in einer Werft in Rostock. Das ehemalige Offshore-Versorgungsschiff (Baujahr 1972) sei mit 55 Metern Länge und elf Metern Breite deutlich größer und besser ausgestattet als die "Alan Kurdi", das derzeitige Rettungsschiff von Sea-Eye.
Im November 2020 riefen das kirchlich initiierte Bündnis für die zivile Seenotrettung, United4Rescue, und Sea-Eye gemeinsam zur Spendenaktion für ein weiteres Rettungsschiff auf. Innerhalb von wenigen Wochen sei das Spendenziel von 434.000 Euro erreicht worden. "Das zeigt auch, wie viele Menschen es in unserem Land gibt, die dem Sterben im Mittelmeer nicht tatenlos zuschauen wollen", sagte United4rescue-Vorstand Michael Schwickart laut Mitteilung.
Die Lage auf dem Mittelmeer sei nach wie vor dramatisch. Laut Sea-Eye sind in den ersten Wochen des neuen Jahres 124 Menschen auf ihrer Flucht im Mittelmeer ertrunken, zahlreiche Geflüchtete seien von der libyschen Küstenwache zurück nach Libyen gebracht worden. Die EU-Mitgliedstaaten ignorierten "ihre staatliche Pflicht zur Seenotrettung". Rettungsschiffe würden immer wieder aus politischen Gründen behindert und festgesetzt. In der Folge sei über Monate kein einziges Rettungsschiff im Einsatz gewesen.
Sea-Eye klagt gegen Festsetzung der "Alan Kurdi" in Sardinien
Mittwoch, 6. Januar 2021: Die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye klagt gegen die Festsetzung ihres Schiffes "Alan Kurdi" in Sardinien. Die italienische Küstenwache verweigere Inspektionen zur Beendigung der Festsetzung, begründete der Regensburger Verein am Dienstag die Klage vor dem Verwaltungsgericht Cagliari. Dieses solle nun in einem Eilverfahren über die Rechtmäßigkeit der Maßnahme entscheiden.
Die "Alan Kurdi" hatte im vergangenen September im südlichen Mittelmeer 133 Flüchtlinge aus Seenot gerettet, darunter 62 Minderjährige. Nach tagelangem Warten hatte das Schiff die Genehmigung erhalten, die nach einer Evakuierung medizinischer Notfälle an Bord verbliebenen 125 Migranten nach Sardinien zu bringen. Seit Oktober ist das Schiff im Hafen von Olbia im Norden der Insel blockiert.
Die italienische Küstenwache beanstandet technische Mängel des Schiffs und eine Überzahl an Rettungswesten. Sea-Eye-Sprecher Gordon Isler wirft der italienischen Küstenwache politisch motiviertes Vorgehen vor. Das Verwaltungsgericht Palermo hatte vor wenigen Tagen Klagen von Sea-Watch gegen die Festsetzung von zwei Schiffen der Organisation an den Europäischen Gerichtshof (EuGH) verwiesen.
Seehofer drängte auf schärfere Regeln für Seenotretter
Samstag, 26. Dezember 2020: Ein internes Schreiben des Bundesinnenministeriums hat die zivilen Seenotretter der Hilfsorganisation Sea-Eye auf den Plan gerufen. Das Schriftstück belege, wie Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) Anfang Mai überzeugen wollte, deutsche Seenotretter unter Druck zu setzten, teilte die Regensburger Organisation Sea-Eye mit. Der Bundesinnenminister mache sich laut Sea-Eye darin die Argumentation der italienischen Behörden zu eigen, hieß es.
In dem Brief bitte Seehofer den Bundesverkehrsminister darum, der italienischen Perspektive zu folgen, "um so schließlich die Seenotrettung unter deutscher Flagge zu erschweren", sagte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler. Sea-Eye rekonstruierte den zeitlichen Ablauf ihrer sechswöchigen Mission im April und brachte nun das Schreiben vom 7. Mai mit dem Einsatz ihres Schiffes "Alan Kurdi" in Verbindung. Der Name des Schiffes wurde in dem Schreiben zwar geschwärzt, es könne sich aber nur um dieses Schiff handeln, da es zu dieser Zeit im Mittelmeer im Einsatz war.
Seehofer argumentiere, dass er um die internationalen Beziehungen zu Italien besorgt sei. "Es besteht nach meiner Auffassung eine erhebliche Diskrepanz zwischen den Anforderungen an die Ausrüstung von Frachtschiffen, welche im vorliegenden Falle an das Schiff angelegt werden, und den tatsächlichen Erfordernissen, welche in der selbsterklärten Mission des Schiffes liegen", schrieb der Bundesinnenminister in dem Brief, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Da das Schiff regelmäßig viele Menschen rette, müssten strengere Regeln gelten als für normale Frachtschiffe. So seien die Abwassertanks nur für die Besatzung ausgelegt, nicht aber für die hohe Zahl an Flüchtlingen an Bord.
Zurzeit liegt die "Alan Kurdi" in einem spanischen Hafen und werde überholt, um die behördlichen Auflagen zu erfüllen. Die zivilen Seenotretter sprechen von einer "gezielten Kampagne". Der Brief belege, "dass der Bundesinnenminister keine Anstrengungen unternimmt, um Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren", sagte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler laut Mitteilung. "Wer um die Sicherheit der Menschen besorgt ist, der schickt Schiffe und diskutiert nicht mit Seenotrettern über Sanitäranlagen", sagte Isler.
Seenotretter von Sea-Eye kooperieren mit Initiative Moas aus Malta
Dienstag, 8. Dezember 2020: Die private Hilfsorganisation Sea-Eye plant gemeinsame Such- und Rettungseinsätzen auf dem Mittelmeer mit der maltesischen Initiative Moas. Eine operative Zusammenarbeit auf dem neuen Schiff "Sea-Eye 4" sei beschlossen, teilte die Regensburger Organisation Sea-Eye am Freitag mit. Das Schiff wird derzeit in Rostock zum Rettungsschiff umgebaut. Ziel sei es, gemeinsam mehr Menschenleben zu retten. Mehr als 700 Geflüchtete sind laut Sea-Eye-Angaben in diesem Jahr allein im zentralen Mittelmeer ertrunken.
Die Initiative "Migrant Offshore Aid Station" (Moas) rettete nach eigenen Angaben zwischen 2014 and 2017 mehr als 40.000 Menschen vor dem Ertrinken. "Wir sind stolz darauf, die Seenotretter von Moas auf unserem Schiff zurück in den Einsatz zu bringen", sagte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler. Zwischen 2016 und 2017 seien sich die Crews im Rettungseinsatz begegnet.
Die gemeinsamen Missionen mit der "Sea-Eye 4" seien ab Februar 2021 geplant. Bis dahin soll das 48 Jahre alte Offshore-Versorgungsschiff bereit sein für seine Einsätze im Mittelmeer. Das neue Schiff von Sea-Eye wurde mit der Unterstützung des von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiierten Bündnisses United4Rescue erworben und soll als Heimathafen Regensburg haben. Heimathafen des zweiten Sea-Eye-Schiffes, "Alan Kurdi", ist Hamburg.
Sea-Eye rüstet mit Hilfe von United4Rescue ein neues Rettungsschiff aus
Dienstag, 1. Dezember: Noch sieht die "Sea-Eye 4" ziemlich abgerockt und unspektakulär aus. Sie liegt im Rostocker Hafen eingekeilt zwischen Kaimauer und Schwimmkran, und es ist schwer erkennbar, was für ein Schiff das genau ist. Doch zwei Dutzend Freiwillige arbeiten seit vier Wochen daran, sie zum Rettungsschiff umzubauen, das ab Frühjahr 2021 Ertrinkende aus dem Mittelmeer retten soll. Für die kommende Woche haben sich noch mal genauso viele Helfer zusätzlich angekündigt.
Der Plan sei, dass das Schiff Ende Januar, Anfang Februar fertig ist und ins Mittelmeer überführt werden kann, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye. "Im März oder April könnte die 'Sea-Eye 4' dann zu ihrer ersten Mission starten." Insgesamt werden Anschaffung, Umbau und Überführung etwa eine Million Euro Spendengelder kosten. Die Kampagne #WirSchickenNochEinSchiff soll dabei helfen, dieses Geld zusammenzubekommen.
Das 55 Meter lange Schiff ist 48 Jahre alt und hat bisher Baumaterialien auf der Ostsee transportiert. Für den Einsatz als Rettungsschiff sei es besonders gut geeignet, weil es zwei große Decks hat, sagt Jörg Beiler, der die technische Leitung hat. "Dieses Schiff ist genau das, was wir suchten und brauchten." In den nächsten Tagen werden die zwei riesigen Seilwinden auf dem Achterdeck abgebaut. Stattdessen kommen dort zwei große Container als Notunterkunft für die geretteten Geflüchteten hin. Es wird eine große Krankenstation aufgebaut, und im Rumpf, wo bisher Zement gelagert wurde, soll Stauraum für Kleidung, Wasserflaschen und Rettungswesten geschaffen werden.
In die bisherigen Einzelkabinen werden Doppelstockbetten gebaut. Die Messe wird vergrößert, damit es einen Ort gibt, an dem die Crew sich in Ruhe versammeln kann - für Briefings, Besprechungen und Mahlzeiten. An Bord wird immer wie vorgeschrieben eine Crew von neun Hauptamtlichen sein - plus bis zu 17 Freiwillige, Ärzte und Journalisten.
Derzeit stehen noch überall Kisten und Eimer, liegen Arbeitsgeräte und Pläne, es riecht nach Öl und Diesel. Über das ganze Schiff verteilen sich die freiwilligen Helfer und schweißen, sägen, messen und planen. Sie kämen aus ganz Deutschland und aus allen möglichen Berufen, sagt Isler. Schiffbauer seien ebenso dabei wie Menschen aus Bürojobs, "die machen dann halt Hilfsarbeiten, da brauchen wir auch viele Hände." Als es schon dämmert, kommt Daniel Hempel (31) aus Detmold mit großem Seesack auf dem Rücken über die Gangway. Der Erzieher war bereits auf der "Alan Kurdi" von Sea-Eye aktiv. "Ich habe ein paar Tage frei und helfe bei den Umbauarbeiten", sagt er und steigt über eine große Kabeltrommel.
Wenn das Schiff einsatzbereit ist, werden Helfer mit zwei festen Schlauchbooten, sogenannten Ribs (engl. "Rigid Inflatable Boat"), Menschen vor dem Ertrinken aus dem Mittelmeer retten. Von zwei festen Kränen aus ("Davits") können diese innerhalb von fünf Minuten ins Wasser gelassen werden. An Bord der Ribs wird immer jeweils ein Einsatzfahrer, ein Kommunikator und ein medizinischer Helfer sein. Durch eine Rettungspforte an Bord der "Sea-Eye 4" werden die Geflüchteten in Empfang genommen.
Das Schiff soll den Heimathafen Regensburg bekommen, wo der Verein seinen Sitz hat. Beim ersten Sea-Eye-Schiff, der "Alan Kurdi", ist es Hamburg. Aber die Hansestadt habe nicht deutlich gemacht, dass ihr das Thema Menschenrettung viel bedeute, kritisiert Isler. "Außer warmen Worten kommt da nicht viel", sagt er und verweist auf das Bekenntnis zum "Sicheren Hafen". Bei der Aufnahme von Menschen aus den griechischen Lagern ist ihm Hamburg viel zu zurückhaltend
Die "Sea-Eye 4" ist das zweite Schiff, das United4Rescue ins Mittelmeer schickt. Das Bündnis wurde maßgeblich von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiiert. Seit November 2019 gibt es den Trägerverein "Gemeinsam Retten e.V.", im August 2020 startete das erste Bündnisschiff "Sea-Watch 4" zu seiner ersten Mission.
Kirchlich initiiertes Bündnis finanziert weiteres Rettungsschiff
Montag, 16. November: Das kirchlich initiierte Bündnis "United4Rescue" wird den Kauf und maßgeblich auch den Umbau eines neuen Rettungsschiffs "Sea-Eye 4" finanzieren. Wie der Betreiber, die Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea Eye mitteilte, liegt das ehemalige Offshore-Versorgungsschiff aus dem Jahr 1972 im Hafen von Rostock und soll für seine Rettungseinsätze im Mittelmeer ausgerüstet werden
Der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, begrüßte die Finanzierung des neuen Bündnisschiffes:
"Ich bin dankbar dafür, dass Sea Eye nun ein weiteres Schiff in den Einsatz im Mittelmeer bringen kann."
Gerade die letzten Tage hätten gezeigt, wie dringend notwendig das ist. "Das konkrete Handeln der zivilen Seenotretter überwindet die Ohnmacht, die wir empfinden, wenn wir die Bilder von ertrinkenden Menschen im Mittelmeer sehen. Nur durch unsere Unterstützung können sie gerettet werden."
"Ohne die Unterstützung durch das Bündnis wäre der Kauf eines so großen Schiffes für uns unvorstellbar geblieben", sagte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler laut Mitteilung. Mit seinen 55 Metern Länge und elf Metern Breite sei es größer als das derzeitige Rettungsschiff "Alan Kurdi" der Organisation.
Die "Sea-Eye 4" werde in der Lage sein, mehr Menschen aufzunehmen und zu versorgen als die bisherigen Sea-Eye-Schiffe. Sea-Eye rettet nach eigenen Angaben seit 2016 mehr als 15.000 Menschen im Mittelmeer das Leben.
"United4Rescue" unterstützt bereits das Rettungsschiff "Sea-Watch 4", das derzeit in Italien festgesetzt ist. Bei der "Sea Watch 4" habe das Bündnis so viel Unterstützung erfahren, dass man beschlossen habe: "Wir schicken noch ein Schiff", so Sandra Bils, Gründungsmitglied von "United4Rescue".
Bedford-Strohm betonte, dass die evangelische Kirche auch in Zukunft die zivile Seenotrettung nach Kräften unterstützen werde, "solange Menschen weiter zu Hunderten im Mittelmeer ertrinken und niemand sonst sie rettet."
Dem Bündnis gehören mehr als 660 zivilgesellschaftliche Gruppen an, darunter die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Das Bündnis wird sich insgesamt mit 434.000 Euro am Projekt beteiligen. Um die "Sea-Eye 4" möglichst schnell in den Einsatz schicken zu können, hat "United4Rescue" eine Spendenkampagne auf der Website www.wirschickennocheinschiff.de gestartet.
Laut Sea-Eye-Informationen ist die spanische "Open Arms" derzeit das einzige zivile Rettungsschiff auf dem Mittelmeer. Die anderen sechs zivilen Hochseeschiffe seien wegen angeblich technischer Mängel festgesetzt. Weil es kaum sichere, legale Fluchtwege gibt, wagten Menschen weiterhin die lebensgefährliche Überfahrt über das Mittelmeer.
Ein weiteres ziviles Rettungsschiff sei daher notwendig. Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union ignorierten ihre Pflicht zur Seenotrettung, sagte Isler. Sie weigerten sich ihrer staatlichen, humanitären Aufgabe im Mittelmeer nachzukommen.
Zugleich erinnert das Bündnis mit einem Unterwasser-Requiem an die Menschen, die weiterhin auf ihrer Flucht nach Europa ertrinken. Dabei spiele die dänische Künstlergruppe "Between Music" die Europahymne mit Spezialinstrumenten auf dem Grund des Mittelmeers. Das Video werde am 15. November europaweit veröffentlicht. Auch appelliere "United4Rescue" mit einer Petition an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, das Sterben auf dem Mittelmeer zu beenden und sich für staatliche Seenotrettung einzusetzen.
Sea-Eye präsentiert neues Rettungsschiff "Sea-Eye 4"
Mittwoch, 11. November: Die Regensburger Seenotrettungsorganisation Sea-Eye stellt an diesem Sonntag (15. November) ihr neues Rettungsschiff vor. Das vierte Schiff der Hilfsorganisation sei deutlich größer als die bisherigen Rettungsschiffe, teilte Sea-Eye am Dienstag mit. Es sei die Antwort von Sea-Eye auf die zunehmenden Anforderungen, die im Einsatz an zivile Rettungsschiffe gestellt würden.
Bereits im September hatte Sea-Eye den Kauf des neuen Schiffes angekündigt. Es solle nun mit Spenden zum Rettungsschiff umgerüstet werden. Das neue Rettungsschiff werde künftig den Namen "Ghalib Kurdi" tragen. Geplant sei eine Schiffstaufe, bei der Abdullah Kurdi, der Vater der ertrunkenen Kinder Ghalib und Alan Kurdi, das Schiff taufen werde.
Aufgrund der Corona-Einschränkungen könne derzeit kein Termin für eine Schiffstaufe festgelegt werden. "Aus tiefem Respekt vor der Familie und dem Schmerz, den die Familie in sich trägt, muten wir es ihnen nicht zu, den Namen schon jetzt in allen Medien und auf unserem Schiff zu lesen", sagte Sea-Eye-Vorsitzender Gorden Isler. Deshalb werde das neue Schiff vorerst den Projekttitel "Sea-Eye 4" tragen.
Die Umrüstung zum Rettungsschiff sei eine "enorme Herausforderung" für den Regensburger Verein, der auf Spenden angewiesen sei. An dem ambitionierten Projekt seien insgesamt 237 Menschen beteiligt, größtenteils arbeiteten sie ehrenamtlich.
Deutsches Rettungsschiff "Alan Kurdi" erneut in Italien festgesetzt
Montag, 12. Oktober: Das deutsche Rettungsschiff "Alan Kurdi" darf den Hafen von Olbia auf Sardinien vorerst nicht verlassen. Die italienische Küstenwache habe die Weiterfahrt unter anderem wegen Sicherheitsmängeln untersagt, teilte Gorden Isler von der Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye mit. Die Hilfsorganisation bezeichnete die abermalige Festsetzung des Schiffes als "politisch motiviert", dadurch würden Menschenleben gefährdet.
Die Organisation mit Sitz in Regensburg verwies darauf, dass deutsche und spanische Fachbehörden der "Alan Kurdi" nach einer langen Werftpause vor kurzem erst Einsatzbereitschaft attestiert hätten. Sea-Eye werde gegen die erneute Festsetzung Klage einreichen, sagte Isler. Sea-Eye habe bereits das Auswärtige Amt und Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) um Unterstützung gebeten.
Die "Alan Kurdi" ist im Mittelmeer im Einsatz, um in Seenot geratene Flüchtlinge zu retten. Die Überquerung des Mittelmeers gilt als eine der gefährlichsten Flüchtlingsrouten der Welt.
"Alan Kurdi": Alle Flüchtlinge von Bord gegangen
Sonntag, 27. September: Nach einer Nacht an Bord des Rettungsschiffs "Alan Kurdi" im Hafen von Olbia im Norden Sardiniens ist auch die zweite Hälfte der insgesamt 125 Flüchtlinge an Land gegangen. Nachdem bei sämtlichen Flüchtlingen Corona-Abstriche gemacht worden seien, sei auch die Besatzung auf Covid-19 getestet worden, teilte die Hilfsorganisation Sea-Eye, die das Schiff betreibt, auf Twitter mit. Die Ergebnisse stünden noch aus. Die italienischen Behörden hätten die Besatzung jedoch bereits zu einer zweiwöchigen Quarantäne verpflichtet. Eine Bitte des Kapitäns, nach der Ausschiffung der Flüchtlinge weiter nach Marseille fahren zu dürfen, sei abgelehnt worden.
61 Flüchtlinge der "Alan Kurdi" waren am Vortag in Olbia von Bord gegangen und laut Medienberichten in einem Gebäude der Feuerwehr untergebracht worden. Dann wurde die Ausschiffung laut Sea-Eye von den Behörden unterbrochen.
Unter den Flüchtlingen waren den Angaben zufolge 50 Minderjährige. Das Schiff war tagelang im Mittelmeer umhergefahren und machte sich schließlich auf den Weg nach Marseille, bis ihm ein Hafen zugewiesen wurde. Ein Fünftel der Geretteten solle auf Sardinien verbleiben, die übrigen 100 würden auf andere europäische Länder verteilt, hieß es.
125 Flüchtlinge mit "Alan Kurdi" vor Küste von Sardinien
Samstag, 26. September, 19.29 Uhr. Die Hälfte der 125 Flüchtlinge auf dem deutschen Rettungsschiff "Alan Kurdi" hat die erste Nacht nach der Ankunft im Hafen von Olbia im Norden Sardiniens weiterhin an Bord verbracht. Nach Angaben der Organisation Sea-Eye, die die "Alan Kurdi" betreibt, wurde die Ausschiffung der Migranten am Freitagabend unterbrochen. Die 61 Flüchtlinge, die an Land gegangen und auf das Coronavirus getestet worden waren, wurden dem örtlichen Internet-Nachrichtendienst "Olbianova" zufolge in ein Gebäude der Feuerwehr gebracht.
Die italienischen Behörden ordneten für die Besatzung der "Alan Kurdi" laut Sea-Eye eine zweiwöchige Quarantäne an. Eine Bitte des Kapitäns, nach der Ausschiffung der Flüchtlinge weiter nach Marseille fahren zu dürfen, sei abgelehnt worden.
Unter den Flüchtlingen sind den Angaben zufolge 50 Minderjährige. Das Schiff war tagelang im Mittelmeer umhergefahren und machte sich schließlich auf den Weg nach Marseille, bis ihm ein Hafen zugewiesen wurde. Ein Fünftel der Geretteten solle auf Sardinien verbleiben, die übrigen 100 würden auf andere europäische Länder verteilt, hieß es.
125 Flüchtlinge wurden auf Covid-19 getestet
Freitag, 25. September, 14.26 Uhr. Die 125 Flüchtlinge auf dem deutschen Rettungsschiff "Alan Kurdi" sind im Hafen von Olbia im Norden Sardiniens auf Covid-19 getestet worden. Gegen Abend wurde mit der Ausschiffung begonnen, sagte Gorden Isler von der Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye, die das Schiff betreibt, dem Sonntagsblatt. Zunächst hatte es geheißen, die aus Seenot Geretteten sollen an Bord zurückkehren, bis die Ergebnisse vorlägen, berichtete der italienische Rundfunk am Freitag. Nur die Frauen und Kinder sollten das Schiff verlassen dürfen. Nach Diskussionen mit den italienischen Behörden sei es der deutschen Crew aber gelungen, nun auch eine Lösung für die Männer zu finden, sagte Isler. Ein leeres Gebäude sei vorbereitet worden, in dem sie unterkommen könnten.
Unter den Flüchtlingen sind den Angaben zufolge 50 Minderjährige. Das Schiff war tagelang im Mittelmeer umhergefahren und machte sich schließlich auf den Weg nach Marseille, bis ihm ein Hafen zugewiesen wurde. Die französische Regierung habe noch am Mittwochabend auf eine Lösung gedrungen und erfolgreich an Italien appelliert, die humanitären Grundsätze im Fall der "Alan Kurdi" zu beachten, erklärte Sea-Eye.
Gegen die Erlaubnis für das Schiff, den Hafen von Olbia anzulaufen, protestierten die Regionalregierung und Politiker der rechtsnationalen Lega. Das italienische Innenministerium hatte die "Alan Kurdi" am Vortag wegen drohenden schlechten Wetters angewiesen, einen Hafen in Sardinien anzulaufen. Die 125 Geretteten seien nun schon sieben Tage an Bord der "Alan Kurdi" gewesen. Der Crew sei von den Behörden bereits eine 14-tägige Quarantäne angekündigt worden. Die Bitte des Kapitäns, nach der Ausschiffung weiter zum Zielhafen Marseille fahren zu dürfen, sei bislang abgelehnt worden.
Rettungsschiff "Alan Kurdi" darf Hafen nicht verlassen
8. Mai 2020, 12.12 Uhr: Weil die italienische Küstenwache bei einer Untersuchung technische und betriebliche Mängel festgestellt habe, dürfe das Rettungsschiff bis auf weiteres
den Hafen nicht verlassen.
Die Alan Kurdi
hatte bei ihrem letzten Einsatz 146 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet und nach langer Irrfahrt einer italienischen Fähre übergeben, auf der die geflüchteten Menschen wegen des Corona-Pandemie in Quarantäne gekommen waren.
Die Liste der Beanstandungen durch die Küstenwache seien technisch lösbare Aufgaben
, erklärte Sea-Eye. Dabei würden die Seenotretter mit den italienischen und deutschen Behörden kooperieren, berechtigte Beanstandungen beheben und das Schiff für den nächsten Einsatz vorbereiten.
Allerdings dürfte die Beseitigung der Mängel vor dem Hintergrund der Corona-Krise dazu führen, dass die Alan Kurdi
im Mai zu keinem neuen Einsatz auslaufen könne.
Zivile Rettungsschiffe sind nach Einschätzung von Sea-Eye die häufigst kontrollierten Schiffe
im zentralen Mittelmeer. Während an sich nur eine Hafenstaatkontrolle
im Jahr üblich sei, sei die Alan Kurdi
in den letzten 16 Monaten vier Mal in Spanien und Italien überprüft worden.
Die letzte Kontrolle durch den Flaggenstaat Deutschland in Tarent habe ergeben, dass die Alan Kurdi korrekt registriert und zertifiziert
sei und sich rechtskonform
verhalte, teilte die Regensburger Organisation mit.
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