Viele Menschen wünschen sich einen sanften Tod: einfach einschlafen und nicht mehr aufwachen. Die Realität sieht jedoch meist anders aus: Laut Statistischem Bundesamt gab es 2017 in Deutschland 932.272 Todesfälle. Studien zufolge sterben bis zu 75 Prozent davon in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen – nach kurzer oder langer Krankheit oder gefühlt endlosen Phasen stetigen Schwächerwerdens.

Was braucht ein sterbender Mensch? Wie geht das Abschied nehmen? Und woran erkennt man überhaupt, dass jemand stirbt? Im Umgang mit Sterbenden sind viele Angehörige und Freunde unsicher und hilflos. Wissen, das noch bis ins 20. Jahrhundert selbstverständlich war, ist auf Grund der immer besseren medizinischen Versorgung und höheren Lebenserwartung, abhandengekommen. Schulungen sollen deshalb helfen, Sterben und Tod wieder als Teil des Lebens zu vermitteln.

Mit "Letzte Hilfe"-Kursen aufs Lebensende vorbereiten

Seit 2015 werden in Deutschland sogenannte "Letzte Hilfe"-Kurse angeboten. In vier Unterrichtsstunden setzen sich die Teilnehmenden mit dem Tod auseinander, sprechen über Patientenverfügungen und Versorgungsvollmachten und lernen, wie sie das Leid Sterbender lindern und von ihnen Abschied nehmen können. Die vom Deutschen Hospiz- und Palliativverband sowie der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin anerkannten Kurse werden auch in Bayern von Hospizvereinen, Kirchengemeinden und anderen Institutionen angeboten – zum Beispiel in Aschaffenburg, Dingolfing, München, Landshut und Straubing.

Auch das Evangelische Bildungswerk (EBW) der bayerischen Landeshauptstadt widmet sich in Kooperation mit dem Münchner Bildungswerk und dem Christophorus Hospiz Verein der Sterbebegleitung. Unter dem Titel "Sterbenden Menschen Zeit schenken" können Angehörige lernen, wie sie Schwerkranke und Sterbende in der letzten Phase ihres Lebens würdevoll begleiten.

Evangelisches Bildungswerk bildet ehrenamtliche Sterbebegleiter aus

In dem Kurs geht es unter anderem darum, wie sich Sterbende vor dem Tod körperlich verändern, wie man mit ihnen über den Tod spricht und wie Angehörige unterstützt werden können. Die neun Module, die je einen ganzen Tag dauern, richten sich auch an Menschen, die beruflich mit dem Sterben zu tun haben, – und an diejenigen, die ehrenamtlich Sterbebegleiter werden wollen.

Neben der medizinischen und pflegerischen Versorgung sind Ehrenamtliche ein wichtiger Beistand für Sterbende. Sie besuchen einsame Menschen in Altenheimen, Hospizen oder Zuhause. Aber auch für Sterbende mit Familie sind sie da. Denn diese wollen ihre Angehörigen oft nicht mit Sinnfragen oder Gesprächen über den Tod belasten.

Warum Sterbebegleitung im Altenheim wichtig ist

Wer Schwerkranke auf dem letzten Stück ihres Lebenswegs begleiten möchte, sollte einfühlsam, sensibel und resilient sein. Die pädagogische Referentin des EBW in München, Rosine Lambin, sagt: "Man muss den Tod akzeptieren und loslassen können." Die Begleiterinnen und Begleiter sollten außerdem gut zuhören können und dürfen nicht ihre Vorstellungen vom Lebensende auf die Sterbenden übertragen. Rund vier Stunden sollten die Ehrenamtlichen laut Lambin für die Betreuung pro Woche einplanen.

Im Mittelpunkt des Kurses steht die Sterbebegleitung im Altenheim. Denn dort werden ehrenamtliche Sterbebegleiter nach Ansicht von Lambin bisher viel zu selten eingesetzt. Während Hospize ganz auf die Begleitung sterbender Menschen ausgerichtet seien, fehlten in Pflegeheimen oft die Strukturen, sagt die Theologin und Religionswissenschaftlerin. "Dabei sterben sehr viele Menschen in Altenheimen."

Sterbende begleite: Kursangebot in Bayern

  • Der Grundkurs "Sterbenden Menschen Zeit schenken" des Münchner Bildungswerks, des EBW und des Christophorus Hospiz Vereins läuft noch bis 18. Februar 2018. Die nächste Seminarreihe findet vom 17. September 2019 bis 31. März 2020 statt. Es besteht die Möglichkeit, sich nur für einzelne Module anzumelden. Ausführliche Informationen finden Sie hier.
     
  • Informationen über die "Letzte Hilfe"-Kurse und der nächsten Veranstaltung in Ihrer Nähe finden Sie auf der Website www.letztehilfe.info.
     
  • Wer sich über ehrenamtliches Engagement in der Hospizarbeit informieren möchte, kann das auf der Website der Bayerischen Stiftung Hospiz tun. Dort finden Sie auch die Kontaktdaten aller Hospizvereine in Bayern.