Unsere sieben Jahre alte Enkelin kommt in den Schulferien immer mal ein paar Tage zu uns zu Besuch. Wir als Großeltern freuen uns auf sie und für meine Tochter und ihren Mann ist es eine Entlastung. Die Kleine findet das sowieso super, wenn sie uns endlich mal ganz für sich hat. Sie ist neugierig und aufgeweckt und macht sich viele Gedanken über alles, was sie so mitkriegt.
Und genau da liegt das Problem. Wir sind als Erwachsene natürlich politisch interessiert, lesen Zeitung und schauen Nachrichtensendungen. Da passiert aber zur Zeit so viel Schlimmes, dass ich mir überlege, wie ich meine kleine Enkelin davor schützen kann.
Am liebsten würde ich, wenn sie da ist, den Fernseher ganz auslassen und die Zeitung weglegen. Aber mein Mann sagt: Das ist doch Quatsch, sie kriegt es doch sowieso mit…
"Märchen bringen Kinder nicht erst auf die Idee, dass es das Böse gibt. Aber sie können ihnen helfen, sich klarzumachen, dass man das Böse bekämpfen kann", hat G. K. Chesterton einmal gesagt. Kinder wissen ja nicht erst durch die Nachrichten vom Terroranschlag in Manchester davon, dass Leben überall auf der Welt bedroht ist. Wer sie mit ihren Fantasien und den Gerüchten, die durch Internet und Schulhofgerede noch verstärkt werden, alleine lässt, weil er als Erwachsener mit ihnen lieber nicht darüber redet, macht alles nur noch schlimmer.
Bei ganz kleinen Kindern werden Sie nichts anderes betonen, als dass Sie jetzt hier sind, um dieses Kind zu beschützen. Siebenjährige aber haben einen unglaublich wachen Blick für die Welt.
Auch für sie ist es wichtig, zu besprechen, dass sie da, wo sie jetzt leben, (relativ) sicher sind. Wir leben nicht in einem Erdbebebengebiet, wir sind nicht vom Krieg bedroht. Trotzdem macht die Beliebigkeit dessen, was passieren kann, ein Unfall, ein mörderisches Attentat, einem große Angst.
Fragen zu dürfen und Erwachsene zu haben, die diese Fragen wirklich ernst nehmen, sind wichtige Mittel gegen die Angst. Man kann mit Kindern schon besprechen, warum es Menschen gibt, die andere und sich selbst töten, oder was die Ursachen für Unfälle oder Naturkatastrophen sind. Da ist es gut, dass Sie selber sich für Nachrichten und Hintergründe interessieren und etwas zu sagen haben.
Wichtig ist, dass Sie im Gespräch mit Ihrer Enkelin genau auf deren Fragen hören und nur diese Fragen beantworten. Sie dürfen auch sagen, dass es Fragen gibt, bei denen Sie selbst nach einer Antwort suchen. Und Sie brauchen Ihr eigenes Erschrecken nicht zu verhehlen. Erwachsene sind nicht allmächtig und haben nicht alles im Griff.
Aber es gehört auch zur Realität, dass es die Möglichkeit gibt, Böses zu bekämpfen und zu helfen, wenn Menschen unter Bösem und Unglück leiden. Das ist vielleicht die wichtigste Anregung in Chestertons Satz. Wann immer Sie mit Ihrer Enkelin über das reden, was sie erschreckt, erzählen Sie ihr auch davon, dass wir alle auch die Möglichkeit haben, diesem Schrecken etwas entgegenzusetzen und es auch tun: zum Beispiel der Taxifahrer, der Kindern nach dem Anschlag in Manchester geholfen hat, sicher nach Hause zu kommen.