Waschti hatte eine gute Partie gemacht, würde man heute sagen: Ihr Mann Ahasveros war König "vom Indus bis zum Nil". Die 127 Länder seines Reichs regierte er von der Festung Susa aus. Soviel Macht will gefeiert werden. In seinem dritten Amtsjahr lud er "alle seine Fürsten und Großen, die Heerführer von Persien und Medien, die Edlen und Obersten" zum Festmahl der Superlative ein: 180 Tage sollte die große Sause dauern. Als die Granden abgereist waren, öffnete Ahasveros die Fest(ungs)-tore für das Volk. Sieben Tage lang durften die einfachen Männer und Frauen im aufwendig geschmückten Hofgarten feiern. Das Fest wurde zum Saufgelage, Freiwein für alle. Der "königliche Wein" wurde in "goldenen Gefäßen" serviert, "man schrieb niemand vor, was er trinken sollte; denn der König hatte allen Vorstehern in seinem Palast befohlen, dass jeder tun sollte, wie es ihm wohlgefiele."

Königin Waschti hatte offensichtlich kein Interesse an solchen Trinkorgien. Sie hatte sich selbst Frauen eingeladen und feierte mit ihnen zur selben Zeit im Palast. Die Stimmung des wohl eher beschaulichen Fests wurde empfindlich gestört, als sieben Mitarbeiter ihres Mannes vor ihr standen mit dem Auftrag, sie "mit ihrer königlichen Krone" zu holen, "um dem Volk und den Fürsten ihre Schönheit zu zeigen; denn sie war schön." Waschti wollte diesen Wunsch ihres trunkenen Mannes nicht erfüllen – was den wiederum "sehr zornig" machte. "Sein Grimm entbrannte in ihm" so stark, dass er sich mit juristischen Beratern zusammensetzte und Konsequenzen überlegte. Die Männer schaukelten sich hoch in ihrer selbstherrlichen Stimmung gegen die Königin. Waschti habe sich "nicht allein an dem König verfehlt, sondern auch an allen Fürsten und an allen Völkern in allen Ländern des Königs Ahasveros", meinte einer. Würde Waschtis Verhalten "allen Frauen bekannt werden", könnte das Schule machen, "sodass sie ihre Männer verachten und sagen: Der König Ahasveros gebot der Königin Waschti, vor ihn zu kommen; aber sie wollte nicht." 

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