Die im Folgenden präsentierten Beschreibungen der neun Typen des Enneagramms sind äußerst verknappt und dienen lediglich der ersten Orientierung für diejenigen, denen das Enneagramm nicht bekannt ist. Um die Testergebnisse verstehen und einschätzen zu können, sollte man die detaillierten Beschreibungen in; Richard Rohr / Andreas Ebert, Das Enneagramm, Die 9 Gesichter der Seele, Claudius Verlag hinzuziehen.

Da es sich hier um eine knappe orientierende Übersicht handelt, konnten naturgemäß nur einige wenige Aspekte der Typenbeschreibung aufgenommen werden. Bei den Typen des Enneagramms handelt es um die Beschreibung von Verhaltensmustern, die dem Erleben und Handeln von Menschen ein bestimmtes Gepräge geben. Jeder kennt das, wenn er bei einem Anderen feststellt, dieses oder jenes Verhalten sei typisch für ihn.

Jeder Typ geht von einem Ideal aus, einem Fixpunkt, an dem sich seine Lebensgestaltung ausrichtet und auf das sie er auch fixiert ist.

Es macht geradezu das Verhaltensmuster des beschriebenen Typs aus, trotz aller Widrigkeiten an seinem Ideal festzuhalten. Sowohl die von der Umwelt als positiv als auch die als negativ wahrgenommen Charakterzüge sind Folge dieser Fixierung.

Gegen alle Widerstände und negativen Erfahrungen an dem fixierten Ideal festzuhalten, bedarf einer besonderen seelischen Antriebsenergie. Deshalb weist die Typenbeschreibung des Enneagramms jedem Verhaltensmuster eine bestimmte Leidenschaft zu. Sie wird bei jedem der folgenden Typbeschreibungen vorgestellt.

Eine weitere Dimension, die erklärt, weshalb die entsprechenden Verhaltensmuster auch bei negativen Gefühlen durchgehalten werden, ist der sogenannte Abwehrmechanismus.

Dieser hat den Zweck sich nicht mit bestimmten unangenehmen, konflikträchtigen Aspekten der eigenen Person auseinandersetzen zu müssen.

Auch wenn nach der Lehre des Enneagramms die den jeweiligen Typ prägenden Muster nicht einfach abgelegt werden können, besteht doch die Möglichkeit, sich aus einseitigen Fixierungen zu lösen. Durch Integration des Ausgeblendeten in die das eigene Muster gelingt es, die mit jedem Typ verbundenen Stärken und Fähigkeiten zu entwickeln. Zugleich wird man frei, nicht immer wieder mechanisch die starren Verhaltensmuster reproduzieren zu müssen.

Typ Vier

Der rote Faden, der das Leben von Menschen des Typs 4 durchzieht, ist die Suche nach sich selbst.

Sie umgibt die Aura einer unbestimmten Sehnsucht, die nie Erfüllung findet. Diese Sehnsucht nach dem ganz anderen bewirkt, dass VIERer häufig künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten suchen. In der Welt der Kunst lässt sich die Unbestimmtheit und die durch keine Realität erfüllbare Sehnsucht am besten ausdrücken. Die Uneindeutigkeit und Interpretationsbedürftigkeit der Kunst kommt der unsicheren Selbstwahrnehmung des VIERers sehr entgegen. Sie dient aber vornehmlich der Selbstinszenierung. Das Kunstwerk wird hier einzig als Ausdruck des Künstlers betrachtet.

Obwohl VIERer ganz auf sich und ihre Gefühlswelten konzentriert zu sein scheinen, sind sie doch wie die ZWEIer und DREIer außenorientierte Typen.

Im ständigen Blick auf die anderen versuchen VIERer ihre Identität in der Abgrenzung zu finden. In allen Lebenslagen präsentieren sie sich als Nonkonformisten. Auf der anderen Seite führt die stets im Unbestimmten, Ahnungsvollen verbleibende Selbstwahrnehmung dazu, dass VIERer häufig die Vermutung hegen, andere hätten etwas, was ihnen fehlt. Auch dieses Manko inszenieren sie als großes Gefühl. Sie fühlen sich häufig unverstanden und als Außenseiter. Die Tendenz zur Absonderung und der Beschäftigung mit der eigenen Gefühlswelt verstärkt sich dadurch sogar noch.

Bereits hieraus lässt sich ersehen, dass die die VIERer antreibende Leidenschaft der Neid ist.

Sie werden hin und her gerissen von dem Bestreben, sich abzugrenzen, und der Anziehungskraft, die das Leben der Mitmenschen auf sie ausübt. Es verspricht ihnen eine Erfüllung, die das eigene Leben nicht hat.

Der Abwehrmechanismus, den der Typ 4 entwickelt, um sich die damit verbundenen Gefühle der eigenen Unzulänglichkeit vom Leibe zu halten, äußert sich in einer mit großen Gefühlen verbundenen Selbstinszenierung. Da es sich aber um eine künstlich hergestellte Identität handelt, vergeht das Gefühl, authentisch und echt zu sein, so schnell, wie es gekommen ist. Es macht dann wieder dem Eindruck Platz, irgendwie unvollständig zu sein.

Aus dem Auf und Ab der extremen Gefühlslagen findet der VIERer nur heraus, wenn er einen gesunden Realismus entwickelt.

Er muss sich fragen, ob es nicht doch das kleine Glück oder die kleine Traurigkeit auch tut. Befreiung heißt für VIERer, im Hier und Jetzt zu leben, zwischen den extremen Gefühlsaufwallungen eine Balance herzustellen. Echtheit und Authentizität lassen sich auch im »banalen« Alltag, im Kleinen und Unscheinbaren finden.