Pfarrer Rainer Liepold findet es schade, dass wir in den letzten Jahrzehnten so viele Aufgaben an Bestattungsfirmen abgegeben haben. Die bieten mittlerweile einen Rundumservice vom Sterbebildchen bis zur Grabbepflanzung an. Die Angehörigen müssen sich um nichts mehr kümmern. Eine Folge ist, dass sich viele Menschen bei einer Trauerfeier noch schwerer tun.

Liepold sagt aber auch, dass dies neue Rituale ermögliche, "ehrlich, wertschätzend und authentisch loszulassen". Darin stecke viel Potenzial. "Ich kann verstehen, dass viele Menschen in dieser Situation nicht das machen wollen, was man schon immer gemacht hat, sondern dass man das machen möchte, was einem gut tut", betont der Theologe.

Neue Abschiedsrituale auf Trauerfeiern

Vielen Menschen ist zum Beispiel Musik besonders wichtig. Allerdings komme sie auf Trauerfeiern oft vom Tonband, bedauert Pfarrer Liepold. Er regt an, mehr Live-Musik einzubauen, zum Beispiel von der Orgel. Denn: "Wenn auf dem Friedhof zu viel Technik stattfindet, bleibt das Echte, das Persönliche, das Ehrliche auf der Strecke." Und das will vor allem als letztes Geleit keiner.

Neue Abschiedsrituale kann jeder für sich entdecken: Manche möchten den Sarg bemalen, andere Sterbebilder am Computer selber gestalten. So bekomme die Trauerfeier eine "persönliche, schöne Note", sagt Liepold. Denn schließlich ist die Beerdigung der letzte direkte Kontakt zum Verstorbenen – und den möchten wir in guter und liebevoller Erinnerung behalten.