Am 17. Oktober laden Steinmetze bundesweit wieder zum inzwischen dritten "Tag des Grabsteins" ein. Der Tag wurde erst im Jahr 2018 vom mittelfränkischen Steinmetz und Grabstein-Händler Alexander Hanel ins Leben gerufen.
Hintergrund zum "Tag des Grabsteins"
Er wolle damit auf die jahrtausendealte Tradition steinerner Zeugnisse hinweisen, sagte der Grabstein-Experte Hanel Sonntagsblatt.de. Bereits seit der Antike würden Hinterbliebene in Trauersituationen am Grabdenkmal ihrer Verstorbenen großen Halt finden.
Gleichzeitig wird auf die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten der Gedenksteine aufmerksam gemacht. Durch Anpassungen der Friedhofssatzungen in den vergangenen Jahren können Grabsteine heutzutage "individueller" und "personenbezogener" hergestellt werden, stellte Hanel fest. So sei es beispielsweise möglich, Fotos der Verstorbenen auf dem Stein einzuarbeiten.
Die Bedeutung von Grabmälern
Hinterbliebenen können Grabdenkmale eine Stütze im Trauerprozess bieten. Denn Grabmäler stehen in enger Verbindung mit Trauerritualen.
Dazu gehört zum Beispiel der Besuch des Grabsteins, begleitet von kleinen verinnerlichten Handlungen, wie etwa dem Entzünden eines Grablichts. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass derartige Rituale und Symbole bei der Trauerbewältigung helfen können.
In unterschiedlichen Kulturen auf der ganzen Welt werden daher Grabsteine als Zeichen der Erinnerung errichtet. Friedhofsexperte Hanel erklärte, Menschen auf der ganzen Welt würden "'Halt' am Grabdenkmal Ihrer Verstorbenen finden".
Weltweit hätten sich über die Jahrhunderte hinweg somit ähnliche Trauerrituale entwickelt.
Die Friedhofskultur in Deutschland
Damit stellt der Grabstein einen bedeutenden Bestandteil der Friedhofskultur dar. "Friedhof bedeutet und leistet ja viel mehr als die meisten Menschen auf den ersten Blick denken", so Hanel.
Dies sei einer der Gründe, weshalb im März 2020 die Kultusministerkonferenz auf Empfehlung der deutschen UNESCO-Kommission die Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe erhoben habe.
Deutsche Friedhofskultur zeichne aus, dass sie "die vielfältigsten Traditionslinien" umfasst, so der Friedhofsexperte. Sie weise handwerkliche, städtebauliche, gesamtgesellschaftliche und emotionale Elemente auf.
Somit könne Menschen, die einen Angehörigen verloren haben, auf vielen Ebenen Halt geboten werden. "Gute Traditionen, anerkannte Rituale helfen entschieden bei der Trauerbewältigung."
UNESCO Immaterielles Kulturerbe
Zum UNESCO Immateriellen Kulturerbe werden in Deutschland unterschiedlichste Kulturformen gezählt. Dazu zählen unter anderem Brauchtum, Traditionen oder Handwerk.
Kriterium ist, dass die Gesellschaft in Bezug auf eine entsprechende Kulturform Wissen pflegt und an kommende Generationen weitergibt. Gemeinschaftsstiftende Traditionen, Ausdrucksformen, Wissen und Können fallen somit unter den Begriff "Immaterielles Kulturerbe".
Als Beispiel seien der Orgelbau, der Alpinismus oder auch der deutsche Karnevalsverein genannt. Eine Übersicht finden Sie im bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes.
Immaterielles Kulturerbe - Die Ausstellung "Kultur.Erben"
Wie sieht Immaterielles Kulturerbe aus?
Hinter diesem recht abstrakten Begriff verbergen sich die vielfältigsten Kulturformen. Im Rahmen des Lagois-Fotowettbewerbs 2018 haben sich Fotografinnen und Fotografen sowie Nachwuchskünstler weltweit auf die Suche nach Immateriellen Kulturgut gemacht. Die besten Ergebnisse der Künstler sind in der Ausstellung "Kultur.Erben" zu sehen.
In 37 fotografischen Arbeiten wird ein Einblick in die vielschichtige Kulturlandschaften unserer Erde geboten: vom fränkischen Jugendorchester bis zu mongolischen Musikern, von Glasbläserei bis zur Flößerei, von Eisschwimmen bis hin zu Gesellinnen auf der Walz.
Die Ausstellung erzählt die unterschiedlichsten Geschichten und verleiht dem Begriff "Immaterielles Kulturerbe" somit einen konkreten Erfahrungswert.