Die denkmalgeschützte Evangeliumskirche im Münchner Stadtteil Hasenbergl wird ab Montag (15. März) zur ersten "Diakoniekirche" Bayerns umgebaut. Das Gemeindezentrum "Grüß-Gott-Haus" werde dabei zur Verwaltungszentrale der Diakonie Hasenbergl umgestaltet, sagen die Verantwortlichen. Die Gemeinderäume fänden dann auf drei Stockwerken im hinteren Drittel des evangelischen Gotteshauses Platz.

"Das diakonische Profil stark machen"

Insgesamt seien eine enge Verzahnung von kirchlichen und diakonischen Angeboten und dem Gemeindeleben sowie eine stärkere Öffnung ins Viertel angedacht. "Wir wollen das diakonische Profil starkmachen und die richtigen Angebote für die Menschen im Quartier finden", sagt Felix Reuter, Dekan im Prodekanat Nord, auf epd-Anfrage.

Für den Umbau sind 5,8 Millionen Euro veranschlagt, von denen die Landeskirche 2,5 Millionen, die Diakonie Hasenbergl 1,8 Millionen, das Dekanat München eine Million und Prodekanat und Gemeinde den Rest übernehmen. Das neue Konzept wurde nötig, weil die Evangeliumskirche bei ihrer Einweihung 1962 für eine Gemeindegröße von 7.500 Menschen ausgelegt war. Heute zählt sie noch 1.600 Mitglieder.

Diakoniekirche als Zentrum für das Stadtviertel

Dreh- und Angelpunkt des neuen Zentrums soll das 140 Quadratmeter große Foyer im Erdgeschoss der Kirche sein. "Hier können sich Mutter-Kind-Gruppen und Familien aufhalten, an der Theke Getränke bekommen und draußen auf dem Vorplatz spielen", erläutert Reuter.

Am Tresen, der direkt mit dem Empfang der Diakonie nebenan verbunden ist, bekommen Suchende Auskunft. Die Neugestaltung des Vorplatzes soll Passanten zum Verweilen einladen. Kirche, Diakonie, gegenüber das neue Alten-Service-Zentrum - die Diakoniekirche solle "ein echtes Zentrum" für das Stadtviertel werden, betont Reuter.

Langjährige Planung des Umbaus

Schon seit acht Jahren laufen die Planungen für das Projekt. Knackpunkte waren unter anderem die Frage, wie man durch die fensterlose Fassade Licht in die neuen Gemeinderäume bekommt, ohne dass der Denkmalschutz streikt. Mauergitter aus Backstein waren schließlich die Lösung, der alle zustimmen konnten.

An manchen Stellen versucht die Gemeinde, die noch 100.000 Euro durch Fundraising aufbringen muss, Kosten zu sparen. "Wir werden aus den Kirchenbänken in der Mitte je einen Meter heraussägen, sodass beide Teile trotzdem stehen", erläutert Felix Reuter. So bekomme man eine flexiblere Bestuhlung, die gleichzeitig kostengünstig und nachhaltig sei, ergänzt Rolf Hartmann, geschäftsführender Pfarrer der Evangeliumskirche.

Geplante Öffnung am 1. Advent 2022

Manche Nuss bleibt noch zu knacken. Dazu gehört das Glasbausteinfenster der Apsis. "Das ist eine energetische Herausforderung", sagt Hartmann diplomatisch. In der Kirche ist es im Winter nur vier Grad "warm", weil höhere Temperaturen ökologisch und ökonomisch nicht sinnvoll sind.

"Wir wollen aber die Kirche später nicht nur von Mai bis Oktober vermieten können", sagt Reuter. Denn die Vermietung für Konzerte, kulturelle Events oder Tagungen soll schließlich auch die Kasse der Gemeinde, die für den Umbau alle Rücklagen aufbraucht, wieder füllen.

Wenn alle Zeitpläne eingehalten werden, soll die Evangeliumskirche zu ihrem 60. Kirchweihfest am 1. Advent 2022 wieder geöffnet werden. Und dann als Diakoniekirche in die Region ausstrahlen.