Am Freitag ist zum Jubiläumsjahr 500 Jahre Augsburger Fuggerei ein Pavillon auf dem Rathausplatz in Augsburg eröffnet worden. Zu den Eröffnungsfeierlichkeiten am Wochenende werde unter anderem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erwartet, teilten die Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Stifungen als Veranstalter mit. Am Freitag eröffne UNIDO-Generalsekretär Gerd Müller als Schirmherr den Pavillon.

Unter dem Titel "Fuggerei NEXT500- from 1521 to future" steht laut Veranstalter während des Jubiläumsjahres immer wieder die Frage im Mittelpunkt, inwieweit die Fuggerei auch international Vorbild für soziale Innovationen sein könne. Wichtig sei dabei gewesen, darüber nachzudenken, wie sich Personen, Unternehmen und Institutionen dem Stiftungsgedanken anschließen können.

Die Ergebnisse aus den Diskussionen und Überlegungen der unterschiedlichen Veranstaltungen im Jubiläumsjahr seien nun in einem fünfwöchigen Ausstellungs- und Festivalprogramm am Rathausplatz erlebbar. Der Pavillon selbst ist laut Stiftung vom renommierten niederländischen Architekturbüro MVRDV in Holzbauweise mit Holz aus den Fuggerschen Stiftungswäldern gebaut worden. Seine Konstruktion stelle eine moderne Referenz an die Fuggerei dar.

Die Fuggerei gilt als älteste Sozialsiedlung der Welt. Am 23. August 1521 unterzeichnete der Augsburger Kaufmann Jakob Fugger die Stiftungsurkunde für die Siedlung in der Augsburger Jakobervorstadt. In den 67 Häusern und 140 Wohnungen leben noch heute bedürftige Augsburger. Sie zahlen eine jährliche Kaltmiete von 0,88 Euro - den heutigen Gegenwert eines Rheinischen Guldens. Die Fuggerschen Stiftungen finanzieren die Sozialsiedlung bis heute.

Programmfestival der Augsburger Fuggerei beginnt

Bis zum 12. Juni finden täglich zahlreiche Talk- und Netzwerkveranstaltungen, Workshops und Kulturevents sowie Konzerte, Lesungen und geführte Touren statt. Zentraler Veranstaltungsort des Programmfestivals ist der Pavillon, der eigens für das 500-jährige Jubiläum geplant und mit Holz aus den Stiftungswäldern gebaut wurde. "Der NEXT500 Pavillon ist ein außergewöhnliches Holzgebäude und der abschließende Höhepunkt unseres Jubiläumsjahres", sagte Alexander Erbgraf Fugger-Babenhausen, Vorsitzender des Fuggerschen Familienseniorats.

Das Festprogramm wird am Samstag im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses von Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission eröffnet. Hinter den 500 Jahren Fuggerei "steht ein bewundernswerter Bürgersinn gepaart mit unternehmerischer Weitsicht. Es hat sich als nachhaltig erwiesen, das Wohl der Gesellschaft stets über das eigene zu stellen und so mit gemeinsamer Stärke historischen Herausforderungen, aber auch den Härten des Alltags zu begegnen", sagte von der Leyen vor der Eröffnung.

Auf dem ersten von insgesamt sieben Pavillon Summits am Samstagabend wird von der Leyen auch über die Idee der Fuggerei der Zukunft sprechen. Das Konzept werde bereits in Projekten im Kampf gegen Altersarmut in Litauen und zum Schutz von jungen Frauen und Mädchen in Sierra Leone umgesetzt.

Die Fuggerei

Die Augsburger Fuggerei

Augsburg (epd). Vor 500 Jahren gründete der wohlhabende Augsburger Kaufmann Jakob Fugger (1459-1525) die Fuggerei - die heute älteste Sozialsiedlung der Welt. Dort können Bedürftige bis heute fast umsonst wohnen: es kostet sie einen symbolischen Gulden - heute 88 Cent und drei Gebete. Die Kaufmannsfamilie Fugger war im 15. Jahrhundert durch Tuchhandel und andere Geschäfte unermesslich reich geworden. Stifter Jakob Fugger sorgte sich um sein Seelenheil. Und so verlangte er von den Bewohnern der Fuggerei statt einer Miete drei Gebete pro Tag für sich seine Familie.

Bis heute müssen Bewohnerinnen und Bewohner nach dem Stiftungsstatut drei Bedingungen erfüllen: in Augsburg wohnen, katholisch und bedürftig sein. Letzteres heißt, kein Vermögen über 5.000 Euro zu besitzen. Die Einkommen der meisten Bewohner liegen um die 900 Euro. Wegen der schwierigen Lage auf dem Wohnungsmarkt wollen auch heute noch Menschen zu diesen Bedingungen in der Fuggerei leben. Die Warteliste ist lang. Früher galt die Fuggerei als "Asozialen-Siedlung" mit geringstem Wohnstandard - heute haben alle Wohnungen für 150 Mieterinnen und Mieter Bäder.

Gegründet wurde die Fuggerei zwar 1521 - die Feierlichkeiten zum 500. Jubiläum wurden aber wegen der Corona-Pandemie auf dieses Jahr verschoben.