Auf dem weißen Plakat steht "Wünsch dir deinen Song!" mit der Abbildung einer Wurlitzer-Jukebox. Ein solches Gerät spielt eine wichtige Rolle in St. Gumbertus – und spielt einige der Songs ab, die die Gottesdienstbesucher sich wünschen. Die Initiatoren möchten mit ihm "erreichen, dass auch mal andere Musik in die Kirche getragen wird, um damit vielleicht bestehende Berührungsängste abzubauen", erklärt Stillerich. Die Gottesdienstbesucher wählen ihre Lieblingslieder. Beschränkungen gibt es nicht, von Schlager über Pop bis zu Rock ist alles möglich.

Nach jedem Wunschsong soll es ein Gespräch darüber geben

"Ich stelle mir das wie früher bei einem Jugendfreund vor, zu dem man geht, mal wieder eine Lieblingsplatte hört und dann darüber quatscht", so der Viva-Voce-Sänger. Und Heike Stillerich ergänzt: "Wir wollen das ernst nehmen, was die Leute mitbringen. Vielleicht verbinden manche besonders viel Freude mit einem Lied – oder Traurigkeit."

Im Altarraum wirkt Victor Linn mit, ein brasilianischer Pfarrer aus Ingolstadt. Jörg Schwartz-manns nennt ihn einen "sehr außergewöhnlichen Pfarrer. Die Leute strömen zu ihm, wenn er Gottesdienst hält – nicht nur an Weihnachten." Er bringe die nötige Gelassenheit mit und könne sofort reagieren, wenn es bei den Wunschliedern beispielsweise um ernste Themen gehe. "Er hat eine sehr einladende Art und erkennt schnell, was die Leute brauchen", fügt Pfarrerin Stillerich über ihren Kollegen an.

Pfarrerin Heike Stillerich und Sänger Jörg Schwartzmanns.
Der Sänger und die Pfarrerin: Schwartzmanns und Stillerich erproben einen Gottesdienst mit Lieblingsliedern.

Frei von der Seele singen ist nicht leicht

Die Erfinder dieses Gottesdiensts haben selbst je ein Lieblingslied auf Lager. Das wird an der Orgel gespielt oder begleitet. Singen in der Kirche sei etwas sehr Schönes, sagt Jörg Schwartzmanns. Doch er singe lieber bei Auftritten in der Kirche als bei Gottesdiensten: "Ich habe immer das Gefühl, es traut sich keiner frei von der Seele zu singen. Das funktioniert nur bei den Gottesdiensten an Weihnachten oder Ostern, wenn die Kirche wirklich voll ist." Mit dem Jukebox-Gottesdienst hofft das Paar, das ein klein wenig zu ändern und auch ein anderes Publikum in die Kirche zu locken. Was sich dann ergibt, ist völlig offen.

Die Stuhlreihen in der Schwanenritterkapelle sind bei der Veranstaltung locker aufgestellt. "Es ist also Platz, sich zu bewegen", erläutert Heike Stillerich. "Jeder Besucher kann sich so verhalten, wie es seinem Herzen entspricht." Jörg Schwartzmanns kann sich auch vorstellen, dass bekannte Lieder den Einzug in die Gesangbücher schaffen. "Warum nicht beispielsweise ›All you need is love‹ von den Beatles?", fragt er. "Es ist ein Liebeslied zwischen Menschen, aber man kann es auch auf die Liebe zu Gott beziehen." Jede Generation habe ihre Lieder. Bis zum 13. Oktober kann man Titel einreichen:

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