Muslime sollten nach Ansicht des islamischen Theologen Mouhanad Khorchide von Verleumdungen und Hasskommentaren im Internet absehen. "Wir Muslime vergessen immer wieder, dass ein verantwortliches islamisches Verhalten auch in diesen Medien geboten ist", sagte der Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster. Religiös sein dürfe nicht nur auf den Aufenthalt in der Moschee oder am Gebetsteppich reduziert werden, sondern müsse sich auch in jeder sozialen Interaktion und Kommunikation beweisen. Außerdem kritisiert er, wenn Männer und Frauen sich aus Angst vor sexuellen Gefühlen nicht die Hand geben.

Video-Interview mit Islamprofessor Mouhanad Khorchide an der Evangelischen Akademie Tutzing zu seinem Vortrag »Was hat das Christentum gebracht? Eine muslimische Perspektive“«

 

Khorchide fordert respektvollen Umgang im Alltag

In Syrien sei es eine verbreitete Tradition, dass sich Männer und Frauen ohne Handschlag grüßen. "Ich habe ein Problem damit, wenn dies mit sexuellen Argumenten begründet wird, denn dadurch wird die Frau auf ein Sexualobjekt und der Mann auf ein sexuelles Tier reduziert", sagte er. Beide Geschlechter müssten lernen, respektvoll miteinander umzugehen, ohne in dem jeweiligen Gegenüber ein Sexualobjekt zu sehen, sagte Khorchide.

Mit seinem neuen Buch "Muslim sein in Deutschland" wolle er auch ein Gegenangebot zum menschenfeindlichen Angebot der Salafisten machen, um Muslimen, die neu eingewandert sind, zu zeigen, dass sie Muslime und gleichzeitig loyale Bürger dieses Landes sein können, betonte Khorchide. In der arabisch-deutschen Ausgabe, die sich speziell an Flüchtlinge richtet, ermutigt der Theologe zum kritischen Nachdenken über das eigene Islamverständnis. Khorchide setzt Islam mit Barmherzigkeit gleich und folgert daraus: "Alles, was im Sinne der Liebe und Barmherzigkeit ist, ist im Sinne Gottes."