Die Corona-Pandemie hat bei Jugendlichen für einen Schub bei der Medienausstattung und Mediennutzung geführt. Fast die Hälfte der Jugendlichen bewertet den erlebten digitalen Unterricht als "sehr gut" oder "gut", heißt es in der am Freitag in Stuttgart veröffentlichten JIM-Studie 2020 (Jugend, Information, Medien). Aber sehr viele hätten Mühe, sich selbst zum Lernen zu motivieren und die Übersicht über die verschiedenen Informationskanäle zu behalten.
JIM-Studie 2020 zu Medienausstattung
Inzwischen besitzen 72 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren in Deutschland einen eigenen Computer oder Laptop und 38 Prozent ein eigenes Tablet. Jeder dritte Jugendliche habe inzwischen einen Fernseher mit Internetzugang. Diese Geräte würden bei den sogenannten hybriden Unterrichtsformen genutzt, bei denen neben Unterricht an den Schulen auch zu Hause gelernt werden muss. Dies sei für die Jugendlichen jedoch "alles andere als alltäglich", heißt es in der Studie.
Die Schulen nutzen in erster Linie (57 Prozent) den Versand von Unterrichtsmaterial und Aufgaben per E-Mail, aber fast gleich häufig eine Schulcloud oder eine eigene Online-Plattform für den Unterricht.
"Hier haben die Schulen offenkundig innerhalb weniger Monate erheblich nachgerüstet", heißt es in der Studie.
Etwa ein Viertel verwendet Videokonferenzsysteme. Eher eine Nische bildet die Unterrichts-Kommunikation über WhatsApp und anderen Chats. Technische Probleme wie eine schlechte Internetanbindung oder eine fehlende IT-Ausstattung hindern die Schülerinnen und Schüler eher weniger am Lernen.
"Das dominierende Problem besteht grundsätzlicher darin, dass die Schüler Probleme mit dem selbst organisierten Lernen haben", heißt es in der Studie.
Motivationsproblem beim selbstorganisierten Lernen
Knapp 60 Prozent hatten bei der Befragung angegeben, sich schlecht für das Lernen außerhalb der schulischen Normalität motivieren zu können. Zwölf Prozent hatten zu Hause keinen ruhigen Ort zum Lernen. Für sechs Prozent der Befragten funktioniert das elektronische Lernen überhaupt nicht. Die kritischen Bewertungen kamen vor allem von älteren Schülerinnen und Schülern, möglicherweise mit Blick auf die Vorbereitung des Schulabschlusses, führen die Studienautoren aus.
Zur allgemeinen Mediennutzung, dem regelmäßigen Hauptthema der Studie, heißt es, dass Jugendliche "in der speziellen Situation des Jahres 2020 über deutlich höhere Zeiten" berichten.
Nutzungsdauer der Medien
Die tägliche Internetnutzungsdauer ist nach eigener Einschätzung der Jugendlichen von 205 Minuten im Vorjahr auf 258 Minuten gestiegen. Dabei entfalle der größte Anteil, nämlich ein Drittel, auf Unterhaltung. Auf Informationssuche entfallen elf Prozent. Gestiegen seien 2020 auch Fernsehkonsum und die mit digitalen Spielen verbrachte Zeit.
Bei der Kommunikation bleibe WhatsApp weiterhin der bedeutendste Messenger-Dienst, der auch schulisch genutzt werde. Eine WhatsApp-Gruppe mit ihrer Klasse haben der Studie zufolge inzwischen 87 Prozent der Schülerinnen und Schüler. Die neue chinesische Plattform TikTok zähle schon bei jedem zehnten Jugendlichen zu den Lieblingsangeboten im Netz.
Für die Studie werden jährlich repräsentativ in Deutschland Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren befragt. Die Studienreihe JIM läuft seit 1998 und wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest in Zusammenarbeit mit dem SWR erstellt.