Am Horizont biegt ein kleines weißes Fahrzeug auf den Feldweg ein, das einen dachlosen Anhänger hinter sich her zieht. Geladen ist ein Kanister, der mit seiner Größe das Auto weit überragt. Fahrgeräusche kommen von den Reifen, die über den unbefestigten Grund holpern. Das Fahrzeug selbst ist leise; es ist ein E-Auto, gefahren von Pfarrer Roland Thürmel, der auf dem Weg zur Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) Jura ist.

Thürmel ist zuständig für die Dekanatsentwicklung im Donaudekanat Regensburg. Nun fährt er nach Feierabend mehrere 600-Liter-Kanister mit Wasser, weil das Feld der SoLaWi bewässert werden muss. "Es hat nicht viel geregnet, die Beete dürfen nicht austrocknen", sagt er. Der gebürtige Münchner hat nicht nur seinen grünen Daumen entdeckt, sondern sich dem Klimaschutz und der Bewahrung der Schöpfung verschrieben.

Solidarische Landwirtschaft ist ein Gemeinschaftsprojekt

In und um Regensburg herum sind mehrere Solidarische Landwirtschaften entstanden. Nun auch in Nittendorf (Kreis Regensburg). Die Idee: nachhaltige und solidarische Landbewirtschaftung mit Fokus auf Biodiversität, regionaler und saisonaler Ernährung und achtsamen Umgang mit der Natur. Die Mitglieder einer SoLaWi teilen sich die Kosten, Risiken und auch die Ernte. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt, das zusammenwächst und zum Schutz von Klima und Natur beitragen soll. Die gesamte Region soll davon nachhaltig profitieren.

Ziel der SoLaWi ist es, dass die vielfältige Landwirtschaft zur regionalen Ökonomie beitragen und als Katalysator für andere Projekte im Namen des Klima- und Artenschutzes wirken soll. Thürmel ist ein Mensch, der Dinge in die Hand nehmen muss - und persönlich zur Hacke greift, während er Rede und Antwort steht. Nur darüber reden reiche ihm nicht. "Es ist ein konkretes Projekt vor Ort. Als ich davon gelesen habe, habe ich mir gedacht: Was nicht geht, ist nicht dabei zu sein. Ich muss einfach einsteigen und mitmachen", sagt er. Seine Begeisterung für Feldarbeit wirkt ansteckend.

Saisonaler Anbau in der SoLaWi

Für den Theologen hat die Arbeit auf dem Feld "zwei Komponenten": Als Akademiker ist die körperliche Arbeit ein idealer Ausgleich zum häufig theoretischen und wortbeladenen Alltag. "In den letzten Wochen stand nach getaner Arbeit immer ein Kasten Bier hier", erzählt Thürmel. "Wenn man gemeinsam - mit Abstand - zusammensitzt und auf sein Tagwerk blickt, dann macht das sehr zufrieden. Die Gemeinschaft ist dabei ein großes Geschenk." Die Sonne steht fast senkrecht über dem Feld. Er kneift die Augen zusammen, nickt kurz und blickt auf "sein" Feld.

Andererseits gehe es auch um einen besseren Umgang mit der Natur. "Bebauen und Bewahren sind wichtige Themen im Alten Testament", holt Thürmel aus. "Wir müssen neue Wege finden, um den Umgang mit der Natur zu verbessern, um die Lebensgrundlage für viele kommenden Generationen zu sichern." Bei der SoLaWi Jura gibt es 90 Beete, in denen 50 Kulturen geplant sind. Jahr für Jahr sollen die Beete gewechselt werden. Angebaut wird alles, was saisonal möglich ist. Auch im Winter wird man hier tätig, denn die ganzjährige Gemüseversorgung ist ein erklärtes Ziel der Hobby-Landwirte.

Warum das bei der SoLaWi so gut funktioniert? "Das sind lauter normale Leute, keine Spinner", sagt Thürmel. "Jeder möchte etwas bewegen, da springt der Funke schnell über." Erfrischend findet er, dass "nicht lange diskutiert" wird. Hier sind Macher am Werk. Mit einem klaren Auftrag, aber auch mit "steilen Lernkurven", denn nicht alles läuft bereits perfekt, berichtet der Pfarrer. "Aber das ist ja auch Pionierarbeit!"

Hoher Lernfaktor bei der Mitarbeit

Das nötige Know-how kommt auch von Gartenbauern, die bei der SoLaWi mitarbeiten. Immer wieder betont Thürmel, dass der Lernfaktor enorm groß sei. Auch die Arbeitsteilung sei eine Stärke bei den Nittendorfer Feldarbeitern. "Die einen möchten immer ins Beet, die anderen sind handwerklich begabt, andere kümmern sich um die Organisation und Öffentlichkeitsarbeit." Und wo liegen seine Stärken? Er kneift wieder die Augen zusammen und muss lachen. "Na ja", sagt er nach kurzer Überlegung. "Es hat nun jemanden gebraucht, der das Wasser ranschafft." Er zeigt auf den Wasserkanister - und ist zufrieden. Das Feierabend-Bier hat er sich verdient.