Kunststoff statt Messing: Mit einem außergewöhnlichen Projekt hat die Rosenheimer Studentin Anna-Lena Rotter ihr Maschinenbau-Studium abgeschlossen. Für ihre Bachelorarbeit baute die Hobby-Musikerin eine Posaune aus Carbonfaser-verstärkten Kunststoffen, wie die Technische Hochschule (TH) Rosenheim mitteilte. Ihr 3D-Drucker hatte für das Projekt zwei Monate zu tun.
Posaune aus Carbon auch "deutlich günstiger" als Blechinstrument
Das Instrument wiegt mit knapp 500 Gramm ein Viertel des Gewichts einer Posaune aus Blech. Außerdem lässt sie sich individuell gestalten: Unterschiedliche Farben oder Logos sind kein Problem, erzählt die 24-Jährige aus Oberbayern laut der TU-Mitteilung. Auch preislich sei die Carbon-Posaune den Blechinstrumenten klar überlegen und „deutlich günstiger“.
Begonnen hat das Projekt, als Rotter ihren Freund beim Modellbau beobachtete. „Ich dachte mir, man könnte ausprobieren, mit dieser Technik ein Musikinstrument zu bauen anstelle eines Flugzeugrumpfs“, sagt sie. Eigentlich spielt die Studentin Euphonium, den „kleinen Bruder“ der Tuba. Das sei in der kurzen Zeit aber zu kompliziert zu bauen gewesen. Also wurde es die Posaune, die Rotter ebenfalls beherrscht.
3D-Drucker hatte zwei Monate lang zu tun
Zunächst vermaß die 24-Jährige die Elemente der Posaune und erstellte ein virtuelles Modell. Sie untersuchte den Luftfluss und stellte Berechnungen zur Materialauswahl an. Dann ging es an den 3D-Druck. „Ich habe einen Drucker zuhause und der hatte über zwei Monate sehr viel zu tun“, sagt sie. So entstanden die Formen zur Fertigung der einzelnen Hohlkörper.
Ein halbes Jahr nach Projektstart hielt sie die fertige Carbon-Posaune in der Hand. „Ich war gespannt, was da herauskommt“, sagt sie. Der erste Ton sei schräg gewesen, aber sie habe sich schnell an das andere Ansprechverhalten gewöhnt und nun klappe es ganz gut. „Im Vergleich zum Blechblasinstrument ist der Klang hörbar dunkler“, sagt die Studentin.
Selbst Musikprofis sind begeistert
Auch die Musikprofis seien angetan. Der Rosenheimer Musiklehrer Wolfgang Gahabka lobt das Instrument: „Der Klang ist weich und dunkel, also sehr angenehm“, sagt er. Und das geringe Gewicht sei gerade für jüngere Schülerinnen und Schüler interessant, ebenso wie die Robustheit.
Auch Rotters Professor, Ingenieur Martin Reuter, ist stolz auf seine Studentin. Die Arbeit rage heraus, weil sie verschiedene Themen eines technischen Studiums mit einem ganz anderen Fachgebiet, dem Instrumentenbau, kombiniert. Für die Zukunft sei durchaus denkbar, daraus ein Geschäftsmodell mit der individuellen Fertigung verschiedener Blasinstrumente zu entwickeln.