Bei der dritten Synodalversammlung zur "Erneuerung der katholischen Kirche" in Deutschland wurden einige wichtige Beschlüsse getroffen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, bezeichnete das dreitägige Treffen als einen großen Erfolg. "Wir machen Texte, um das konkrete Handeln der Kirche zu verändern. Ich bin zuversichtlich, dass uns der Durchbruch in eine veränderte Kultur gelingt: deutlich partizipativer, gerechter, in geteilter Verantwortung aller, die durch Taufe und Firmung zum Gottesvolk gehören", so Bätzing.

Bischof Franz-Josef Bode, Vizepräsident des Synodalen Weges und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, erklärte, die Versammlung gebe einen kräftigen Schub für die Reformen. Jetzt seien entscheidende Grundlagen für die Entwicklung einer lebendigen Zukunft in wichtigen Bereichen gelegt. Gerade für das Forum "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche" sei diese Versammlung eine Ermutigung. "Denn die theologische Argumentation und die pastoralen Erfahrungen haben mutige Schritte nach vorn eröffnet, beispielsweise für den Diakonat der Frau und die Öffnung für weitere sakramentale Dienste und Ämter", so Bode.

Zwei verbindliche Beschlüsse wurden getroffen. Indem zwei Grundlagentexte und ein Handlungspapier in zweiter Lesung angenommen wurden, können diese Themen in die Umsetzungsphase gehen.

Berufung von katholischen Bischöfen

Künftig sollen die Gläubigen der Bistümer stärker an der Berufung eines neuen Bischofs beteiligt werden. Zwar gibt es noch keinen Zeitplan für die Umsetzung, doch ist damit zumindest eine wichtige Hürde überwunden worden.

Weitere elf Texte wurden ebenfalls von der Synodalversammlung angenommen. Diese bleiben allerdings ohne konkrete Folgen. Verbindliche Entscheidungen hierzu werden erst im Herbst oder Frühjahr 2023 erwartet. Zu den Themen gehörten das Zölibat, die Frauenweihe, der Umgang mit Sexualmoral und das kirchliche Arbeitsrecht.

Themen der Synodalversammlung

Im Kern der Texte stehen folgende Forderungen:

  • Katholische Priester, die verheiratet sind, sollen künftig zugelassen werden.
  • Frauen sollen als Diakoninnen zugelassen werden.
  • Homosexuelle Paare sollen sich von der Katholischen Kirche segnen lassen können.
  • Das kirchliche Arbeitsrecht soll modernisiert werden. Damit soll etwa vermieden werden, dass homosexuelle kirchliche Mitarbeitende diskriminiert oder gekündigt werden können. Auch sollen Mitarbeitende im Falle einer Scheidung keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen fürchten.

Die große Mehrheit der Synodalen zeigte sich bei der Tagung in Frankfurt recht reformwillig. An den Abstimmungen nahmen meist rund 85 Prozent teil. Auch kam die notwendige Zweidrittelmehrheit der Bischöfe bei den drei entscheidenden Abstimmungen zusammen, wenngleich recht knapp. Insgesamt nahmen rund 215 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Tagung teil.

 

Auszüge aus den Anträgen der Synodalversammlung

Zu Frauen im sakramentalen Amt

Der Ausschluss von Frauen aus dem sakramentalen Amt bedarf einer Begründung, die in Achtung der überlieferten Rede von Gottes Handeln menschlicher Vernunft zugänglich ist. Frauen, die sich als berufen erfahren und offenkundig Charismen haben, die sie auch für Leitungsdienste im sakramentalen Amt empfehlen, dürfen nicht ausgeschlossen bleiben. Geschieht dies nicht, macht sich die Kirche bei ihrem Dienst der Verkündigung des
Evangeliums vor Gott schuldig, weil seine Geistesgaben keine Achtung finden.

Synodalforum - Frauen im sakramentalen Amt - Februar 2022

Zum Diakonat der Frau:

Mit der Einrichtung eines Diakoninnenamtes kann der diakonische Grundvollzug der Kirche be-st rkt werden, den das 2. Vatikanische Konzil neben der Aufgabe der Evangelisierung als zent-rales Moment der Identit t der Kirche herausgestellt hat.

Antrag Synodalforum - Diakonat der Frau - Februar 2022

Zur Segnung von Homosexuellen:

Die Synodalversammlung fordert die Bischöfe auf, in ihren Bistümern Segensfeiern von Paaren, die sich lieben und binden wollen, denen aber die sakramentale Ehe nicht zugänglich ist oder die sie nicht eingehen wollen, offiziell zu ermöglichen. Dies gilt auch für gleichgeschlechtliche Paare auf der Basis einer Neubewertung von Homosexualität als Normvariante menschlicher Sexualität.

Antrag Synodalforum - Segensfeier für Menschen die sich lieben - Februar 2022

Zum Zölibat

Die Synodalversammlung bittet den Heiligen Vater, die Erteilung der Weihen gemäß der Tradition und Praxis einiger katholischer Ostkirchen hinsichtlich der Regelungen, die den Zölibat betreffen, auch der Kirche des lateinischen Ritus zu ermöglichen. Da es sich um eine gravierende Frage handelt, könnte diese Frage einem Konzil vorgelegt werden.

Antrag Synodalforum - Versprechen der Ehelosigkeit - Februar 2022

Alle Anträge und Dokumenten zum Synodalen Weg gibt es auf dieser Seite zum Nachlesen.