Nach Ansicht des neuen, designierten Schulreferenten von Regensburg wird es an Bayerns Schulen schneller als gedacht einen von beiden christlichen Konfessionen gemeinsam verantworteten Religionsunterricht geben. "Wir können zwar noch keine Abendmahlsgemeinschaft bilden, aber wir können die religiöse Bildung in den Schulen gemeinsam verantworten", sagte der evangelische Pfarrer Thomas Klenner im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Perspektivisch gesehen werde sich dieses Modell "in ganz Bayern durchsetzen".

Weniger Religionsunterricht wegen Lehrermangels

Im vergangenen Schuljahr fielen laut Klenner aufgrund des Lehrermangels viele Stunden im Fach Religion aus. Ursache dafür sei, dass staatliche Lehrkräfte zwar die Vocatio hätten, also die Erlaubnis, das Fach Religion zu unterrichten. Wegen des Personalmangels seien die Lehrkräfte aber überwiegend in ihren Hauptfächern eingesetzt.

Expertenwissen bleibt trotz Zusammenlegung

Das Fach "Christlicher Religionsunterricht" könne die Folgen abmildern, ohne dass konfessionelle Identitäten verloren gingen. "Es gibt bereits viele Schnittstellen im Lehrplan und viele Projekte, die jetzt schon ökumenisch sind", sagte der evangelische Pfarrer.

Das Expertenwissen bleibe trotzdem erhalten. So könnten beispielsweise die Themen Reformationszeit und Martin Luther auch künftig von den evangelischen Religionslehrkräften, die Sakramente und der Papst von den katholischen vermittelt werden.

Religion als Schulfach relevant

An der gesellschaftlichen Relevanz des Religionsunterrichts gibt es Klenner zufolge keine Zweifel. Auch Ethik-Schüler fänden zunehmend Interesse an den Kirchen, sagte er: "Wir leben in Deutschland im Kirchenjahreskreis, der unsere Gesellschaft prägt." Religion sei "mehr als normaler Unterricht. Wir nehmen auch keinem Hauptfach etwas weg, im Gegenteil: Wir entlasten, weil wir die jungen Menschen ernst nehmen."

Die Stärke des Religionsunterrichts sieht der Theologe darin, dass sich dieser Unterricht mit den Sinnfragen des Lebens beschäftige.

"Wichtig ist auch unser Menschenbild, dass es nicht nur um Leistung geht, sondern dass man auch schwach sein darf. Wenn man das den Kindern und Jugendlichen authentisch vermittelt, dann merken sie auch, dass der Religionsunterricht eine Oase der Menschlichkeit ist."

Thomas Klenner wird ab 1. September neuer Schulreferent im Dekanat Regensburg - und damit Dienstvorgesetzter von 19 Religionslehrkräften, zehn Katechetinnen und sieben Schulpfarrern. Zuletzt war der 57-Jährige noch Schulpfarrer am Domspatzengymnasium in Regensburg und am Gymnasium Lappersdorf sowie Öffentlichkeitsreferent im Dekanat Landshut. Er wird Nachfolger von Schulreferentin Elke von Winning, die in den Ruhestand geht.

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