Sie sind harmlos und scheu, aber auch neugierig: Immer wieder verirren sich Fledermäuse im Sommer in Wohnungen und Häuser. Grund zur Panik ist das nicht. Die nachtaktiven Flugkünstler sind nicht aggressiv, sondern für Menschen völlig ungefährlich und greifen niemanden an, betonen Experten.
Es sind vor allem die etwa daumengroßen Zwergfledermäuse, deren Jungtiere im Sommer neugierig menschliche Behausungen besuchen, sagt die Heidelberger Fledermausexpertin Brigitte Heinz. Manchmal finden sie den Weg nach draußen nicht mehr alleine: Hier hilft es, das Licht auszuschalten und die Fenster weit zu öffnen.
Trotz Pandemie keine Angst vor Fledermäusen
Auch wenn sie in Corona-Zeiten keinen allzu guten Ruf haben, weil ein Vorfahr des Erregers möglicherweise aus Fledermäusen stammt: Heimische Exemplare sind keine Träger des neuartigen Coronavirus, wie Nabu-Artenschutzexperte Sebastian Kolberg (Berlin) betont. Sie seien weder gruselig noch blutsaugende Vampire, sagt er, sondern anmutig und gefährdet. Blut trinkende Arten gebe es lediglich in Südamerika.
Fledermäuse gehören zu den ältesten Säugetieren der Welt und fliegen seit mehr als 50 Millionen Jahren lautlos durch die Nacht. Sie vertilgen jede Menge Insekten, Spinnen und Schädlinge und sind so für Landwirtschaft und Menschen nützlich: Eine Zwergfledermaus verspeist bis zu 1.000 Stechmücken pro Nacht.
Weil sie schnell und zackig hin- und herfliegen, erscheinen sie einigen Menschen auch unberechenbar und unheimlich.
In der bildenden Kunst werden dämonische und teuflische Wesen häufig mit Fledermausflügeln dargestellt und unterscheiden sich dadurch von Engeln. Der Vampirglaube des Mittelalters hat sich bis heute in der Populärkultur gehalten.
Auch die Bibel schreibt Fledermäusen negative Eigenschaften zu, zählt sie zu den unreinen Tieren und bringt sie in Verbindung mit heidnischen Götzenbildern. Das ist längst überholt: Heute finden viele der stark gefährdeten Flugsäuger ihre Traumwohnung im Kirchendach.
In Ägypten und Mesopotamien wurde das Blut von Fledermäusen als Medizin verwendet, etwa in der Augenheilkunde - vermutlich weil man von einer besonderen Scharfsichtigkeit der Nachtschwärmer ausging.
Doch die faszinierenden Tiere sehen in Wirklichkeit nicht sehr gut, sondern nehmen ihre Umwelt vor allem über das Gehör wahr.
Mit Ultraschallrufen kann sich die Fledermaus blitzschnell orientieren und ein Hindernis umfliegen. Durch das ständige Rufen und die unterschiedlichen Echos unterscheiden die Tiere auch zwischen Nahrung und Hindernis.
Menschen können die Laute nur mit Hilfe eines sogenannten "Bat-Detektors" hören, dessen Knacken und Knattern ein heranfliegendes Tier ankündigt. Damit können auch die unterschiedlichen Fledermausarten bestimmt werden, die individuelle Rufcharakteristiken haben und bestimmte Frequenzbereiche nutzen.
In Deutschland sind 25 Arten heimisch, alle sind gefährdet, wie Kolberg sagt. Durch das Bundesnaturschutzgesetz sind sie besonders geschützt. Jede Störung der Ruheplätze ist verboten. Bußgelder bis 65.000 Euro drohen denjenigen, die Fledermäuse fangen, verletzen oder töten.
Wie fast alle Säugetiere haben auch die Fledermäuse ein Fell, das sie wärmt und schützt.
Nach fünf Monaten Winterschlaf kommen in den sogenannten Wochenstuben etwa zehn bis dreißig Weibchen zusammen, um ihre Jungen zu gebären und aufzuziehen. Als Quartiere nutzen sie gerne Spalten, Nischen und Hohlräume an Gebäuden. Doch die werden infolge von Sanierungen und Energiesparmaßnahmen immer weniger.
Wer die Insektenjäger am Nachthimmel beobachten will, kann dies im Rahmen einer der 200 Veranstaltungen tun, die rund um die Internationale Batnight am 29. und 30. August stattfinden. Oder einfach in den Abendhimmel schauen: Ein besonders Schauspiel ist in der Dämmerung am Heidelberger Schloss zu beobachten, wenn bis zu 500 Tiere über den Ruinen flattern - von der kleinen Zwergfledermaus bis zum Großen Mausohr.