Etwa 20 Prozent der Menschen in Bayern sind evangelisch, rund 50 Prozent sind katholisch. Doch wie viele evangelische Kirchengemeinden gibt es eigentlich? Und warum bezeichnet man die evangelische Kirche als Volkskirche? Wir erklären die wichtigsten Fakten um das evangelische Leben in Bayern.

Über 1.500 evangelische Gemeinden in Bayern

In Bayern gibt es 1.536 evangelische Gemeinden mit rund 2,4 Millionen Mitgliedern. Die meisten evangelischen Gemeinden gibt es in Franken.

Zu den klassischen Angeboten einer Gemeinde gehört der sonntägliche Gottesdienst sowie verschiedene Familienangebote. Viele Gemeinden engagieren sich in der Flüchtlingsarbeit, bieten Dienste an für Senioren oder Pflegebedürftige, kümmern sich um Gruppen, Kreise und Veranstaltungen.

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

Die bayerische Landeskirche ist organisatorisch in drei Strukturebenen aufgeteilt:  Die Kirchengemeinden und Gesamtkirchengemeinden sind Teil eines Dekanatsbezirks, die wiederum zu einem Kirchenkreis gehören. Der Freistaat Bayern hat hingegen vier Strukturebenen. Die politischen Gemeinden sind in Landkreisen zusammengefasst, dann folgen die Regierungsbezirke und das Land.

In Bayern gibt es 66 evangelische Dekanatsbezirke. Die Dekanate oder Dekanatsbezirke organisieren das kirchliche Leben in einer Region. Wir stellen die Dekanate in unserem Dossier unter diesem Link vor.

Ein Organigramm der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern gibt es in dieser Infografik.

Evangelische Kirche ist Volkskirche

Die Evangelisch-Lutherische Kirche ist eine Volkskirche. Das bedeutet, dass die Menschen in den Gemeinden bestimmen, welche Formen des gemeinsamen Lebens gewünscht werden. Innerhalb der Gemeinde engagieren sich viele Menschen ehrenamtlich - etwa im Kirchenvorstand oder in Arbeitskreisen und bei Events. Alle Gemeinden haben das Recht der Selbstverwaltung: Sie sind selbständige kirchliche Körperschaften und können somit eigenständig beschließen, was sie tun oder lassen möchten.

Wer evangelisch ist und Kontakt sucht zu der Gemeinde aus seinem Ort, kann über die Postleitzahlsuche auf der Webseite der evangelischen Landeskirche die eigene Gemeinde finden.

Volkskirche meint Mitbestimmung in der Kirche

Jede Gemeinde wird von einem Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen geleitet. Diese werden alle sechs Jahre bei den Kirchenvorstandswahlen ernannt. Der Kirchenvorstand beschließt, welche Maßnahmen ausgeführt werden sollen. Er trifft die Entscheidungen zu allen Aufgaben und Aktivitäten der Gemeinde.  Der Kirchenvorstand entsendet einige Mitglieder zu den übergreifenden Organisationen. Dazu gehören zum Beispiel die Dekanatssynode, die Landessynode oder Gremien der Kommunen.

Kirchengemeinde: Zur Etymologie des Begriffes

Den Begriff "Gemeinde" wählte Martin Luther für die Übersetzung des biblischen Wortes ἐκκλησία, ekklēsía (wörtlich: die Versammlung).

Unter einer Gemeinde verstehen wir heute nicht nur die vor Ort agierende Organisation, sondern auch eine Art lokaler Vertretung der Institution Kirche. Der Begriff Kirchengemeinde versinnbildlicht diese Verbindung aus regionaler Organisation und überregionaler Verbundenheit.

Die Besonderheit evangelischer Kirchengemeinden ist ihr Selbstverständnis: Die evangelische Kirche unterscheidet nicht in Priester und Laien. Sie folgt vielmehr Martin Luthers Idee des "Priestertum aller Gläubigen" : Demnach ist jedes Mitglied  selbst auch verantwortlich für das Leben in der Gemeinde.