Als Robert Friedrich im Januar 1945 in Erlangen das Licht der Welt erblickte, war der Zweite Weltkrieg noch in seinen letzten Zügen. Im November erschien die erste Nachkriegsausgabe des Sonntagsblatts. Zwölf Jahre später sollte der junge Robert Woche für Woche die Zeitschrift im Bereich Erlangen, Buckenhofer Siedlung, austragen. »Einmal im Monat habe ich dann auch bei den Sonntagsblatt-Empfängern das Geld kassiert und pünktlich mit der Post per Zahlkarte weitergeleitet«, erinnert sich der immer noch aktive selbstständige Umwelttechniker an die verantwortungsvolle Aufgabe. Im Alter von 15 Jahren musste er diese aber aufgeben, da es ihn zur Lehre nach Hessen zog.

Ab 1968 war Robert Friedrich aber dann wieder zumindest »Mitleser« bei seiner damaligen Schwiegermutter in Erlangen, wo er mit seiner ersten Frau und den beiden Kindern lebte. Dann schlug das Schicksal zu: Robert Friedrichs Ehefrau verstarb nach längerer Krebserkrankung im Mai 1990. Es sollte Monate dauern, bis der Witwer wieder empfänglich für besondere Signale war, die dann nicht zufällig vom Sonntagsblatt ausgesandt wurden. Dort inserierte im September 1991 Karin auf der Suche nach einem Mann, der auch christliche Werte teilt. »Ich war damals Mitte 40 und stand vor dem Scherbenhaufen einer gescheiterten Beziehung«, erinnert sie sich.

Nur das Sonntagsblatt kam für die Anzeige in Frage

Als Lehrerin für Deutsch und Geschichte arbeitete sie bereits seit vielen Jahren an einer katholischen Klosterschule in Niederbayern. »An dieser traditionsreichen, in einem großen Klostergarten gelegenen Schule herrschte ein sehr gutes Arbeitsklima und schon damals ein erfreulich ökumenischer Geist, weshalb ich dort viel Freude an meinem Beruf hatte. Ihre Heiratspläne wollte sie allerdings trotz der vorhergegangenen Lebenskrise nicht ganz aufgeben. Warum also dem Glück durch eine diesbezügliche Anzeige nicht etwas nachhelfen? Vom Sonntagsblatt hatte sie bis dahin noch nie etwas gehört, war aber schon einige Zeit auf der Suche nach einer passenden evangelischen Zeitung für ihren Inserat-Plan.

Schließlich wurde sie fündig, und zwar durch den Hinweis ihrer Mutter und ihrer Cousine, die bei einem gemeinsamen Gottesdienstbesuch in einer Münchner Kirche das Sonntagsblatt dort entdeckt hatten. Und so machte sie sich mithilfe dieser Zeitung auf die Suche nach einem neuen Partner. »Nach meinen schlechten Erfahrungen wollte ich nicht irgendeinen Mann, sondern jemanden, der meinen Glauben teilt«, sagt sie. Und damit hat es eine ganz besondere Bewandtnis.

Karins Familie stammt mütterlicherseits aus Schlesien, der Vater ist im Krieg geblieben. So konnte sie ihn nur durch die wiederholten, intensiven Erzählungen ihrer Mutter kennenlernen, für die sie jetzt in der Rückschau auf ihr Leben besonders dankbar ist. Diese Berichte hat sie immer noch gut im Gedächtnis: »Meine Eltern waren wegen der antisemitischen Haltung der evangelischen Kirche im Dritten Reich damals aus der Kirche ausgetreten. Allerdings hat mein Vater in seinem letzten Telefonat von der Front meiner Mutter gesagt, er sei nach einem Gespräch mit einem Pfarrer zur festen Überzeugung gelangt, dass sie mich taufen lassen solle«, erinnert sich Karin Friedrich. Ihre hochschwangere Mutter musste sich dann Ende Januar 1945 mit der chronisch kranken Großmutter und ihren alten Schwiegereltern, die im »Luftschutzkeller« Schlesien vorübergehend Zuflucht gesucht hatten, auf die Flucht aus Grünberg in Niederschlesien begeben. In Thüringen kam die junge Frau dann in Bad Klosterlausnitz in dem zum Heim für werdende Mütter umfunktionierten Kurhaus im März 1945 nieder.

Glaube in Gedenken an den Vater

Der ausdrückliche Wunsch von Karins Vater sollte sich jedoch erst viele Monate später erfüllen, nachdem es ihrer Mutter gelungen war, aus der sowjetischen in die amerikanische Zone zu fliehen, wo sie mit Karin, der Großmutter und dem aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Großvater in dem kleinen Dorf Reutti bei Neu-Ulm im dortigen Schloss eine neue Heimat gefunden hatte. In der alten Reuttier Dorfkirche wurde Karin dann 1947 endlich getauft. Seitdem waren der Glaube und das Gedenken an den Wunsch des Vaters stets segensreiche Begleiter in ihrem Leben.

Es waren damals im September 1991 eine ganze Handvoll »Bewerbungen« von Herren, die auf die Kontaktanzeige von Karin Friedrich geantwortet hatten. Ihr späterer Mann kam aber schnell in die engere Wahl. »Sein freundliches, aussagekräftiges Schreiben, dem einige Fotos, auch von seinen beiden damals schon erwachsenen Kindern, beigefügt waren, gefiel mir sehr. Auch sein Beruf als selbstständiger Umweltschutztechniker hat mich zusätzlich angesprochen«, meint die 75-Jährige, die schon immer eine große Naturfreundin war. Allerdings habe sie ihren Galan noch etwas zappeln lassen. Und auch verwirrt: Das erste Foto, das sie ihrem späteren Ehemann schickte, zeigte sie neben ihrer Cousine. Robert Friedrich aber blieb am Ball.

Nachdem vier Wochen lang nur telefoniert worden war, kam es dann Anfang November endlich zum ersten Treffen in München, wo Karin zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Cousine noch immer ihren Hauptwohnsitz hatte. »Was soll ich anziehen?«, hatte Robert vor dem Treffen noch gefragt. »Bloß nicht so geschniegelt«, sei ihre Antwort gewesen.

Im Englischen Garten hat es gefunkt

Und dann hat es bei einem langen Spaziergang durch den Englischen Garten bei strahlender Herbstsonne und bunten Blättern tatsächlich »gefunkt« zwischen den beiden. Zum ersten Mal saßen sie beim Rudern auf dem kleinen See in der riesigen Parkanlage gemeinsam in einem Boot. Noch oft haben sie sich anschließend im Englischen Garten getroffen. »Alles wunderschöne romantische Erinnerungen als Ausgleich zu der zwar spannenden, aber doch etwas nüchternen Art der Kontaktaufnahme«, sind sich die Beiden sicher.

Seit 1994 sind Karin und Robert Friedrich glücklich verheiratet. Ein Jahr früher hatten sie nach dem Tod von Roberts Mutter sein Elternhaus übernommen, das nach der Heirat der gemeinsame Wohnsitz wurde. Das Sonntagsblatt abonnierte das Paar von da an selbst. Und die Sonntagsblatt-Ausgabe mit der Kontaktanzeige wird heute noch gehütet wie ein Schatz.