Biografische Stationen
Willy Brandt, geboren 1913 in einem Arbeitermilieu in Lübeck, trat bereits mit sechzehn Jahren selbstbewusst in die SPD ein. Als die Nationalsozialisten 1933 die Demokratie in Deutschland zerstörten, zeigte Brandt Entschlossenheit und floh nach Norwegen.
Dort leistete er Widerstand gegen das NS-Regime, das ihn 1938 ausbürgerte. Im Zweiten Weltkrieg fand er Zuflucht in Schweden, wo er seinen politischen Kampf gegen die Hitler-Diktatur unbeirrt fortsetzte.
Anfänge seiner Politik
Willy Brandts politischer Aufstieg begann nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1948 in der Berliner SPD. Im Jahr 1957 wurde er Regierender Bürgermeister und verteidigte leidenschaftlich die Freiheit West-Berlins.
Unter seiner Führung führte die Stadt aus der schweren Krise nach dem Mauerbau im Jahr 1961. Bei den Bundestagswahlen 1961 und 1965 trat Willy Brandt als Kanzlerkandidat der SPD an und übernahm im Jahr 1964 den Bundesvorsitz der Partei.
Trotz Verleumdungen seiner politischen Gegner wegen seiner Herkunft und seiner Rolle im Exil behielt Willy Brandt seine Überzeugungen bei.
Ost- und Deutschlandpolitik
Ende 1966 wurde Willy Brandt zum Außenminister und Vizekanzler der Großen Koalition ernannt. Nach der Bundestagswahl 1969 kam es zum Machtwechsel und die sozial-liberale Koalition aus SPD und FDP wählte Brandt zum ersten sozialdemokratischen Bundeskanzler.
Seine Regierung setzte innere Reformen um, trieb die europäische Einigung voran und führte eine neue Ost- und Deutschlandpolitik ein. Brandt erhielt 1971 den Friedensnobelpreis, überstand im April 1972 ein Misstrauensvotum und gewann im November 1972 die vorgezogene Bundestagswahl mit einem überwältigenden Sieg.
Obwohl er im Mai 1974 aufgrund der Spionageaffäre Guillaume als Kanzler zurücktrat, bleibt seine politische Karriere ein beeindruckendes Beispiel für Führungsstärke und Kompetenz.
Friedensnobelpreis in Oslo
Bis 1987 blieb Willy Brandt Vorsitzender der SPD. Am 10. Dezember 1971 erhielt Willy Brandt den Friedensnobelpreis in Oslo für seinen entschiedenen Einsatz für Entspannung und Frieden in Europa. Das Nobelkomitee würdigte den amtierenden Regierungschef und Außenpolitiker für seine damals innenpolitisch umstrittene Ostpolitik, die auf den Prinzipien des Gewaltverzichts und einer Anerkennung des Status Quo des Ost- und Westblocks basierte.
Brandt hat als Chef der westdeutschen Regierung und im Namen des deutschen Volkes die Hand zu einer Versöhnungspolitik zwischen alten Feindländern ausgestreckt. Er hat im Geiste des guten Willens einen hervorragenden Einsatz geleistet, um Voraussetzungen für den Frieden in Europa zu schaffen.
Als Außenminister und Bundeskanzler ergriff Brandt konkrete Initiativen zur politischen und militärischen Entspannung zwischen Ost- und Westeuropa. Unter seiner Regierung hat die Bundesrepublik im Jahr 1969 den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet und im Jahr 1970 Gewaltverzichtsabkommen mit der Sowjetunion und Polen geschlossen.
Willy Brandts Bemühungen, 'der Bevölkerung von West-Berlin grundlegende Menschenrechte wie persönliche Sicherheit und volle Bewegungsfreiheit zu sichern', wurden vom Komitee gewürdigt.
Sein Engagement und seine Initiativen für eine verstärkte Zusammenarbeit in Westeuropa im Rahmen der Europäischen Gemeinschaft wurden als wichtiger Beitrag zum Frieden anerkannt. In einer kurzen Dankesrede erklärte Brandt:
"Dies ist eine hohe und sehr verpflichtende Auszeichnung. Ich werde alles tun, mich dieser Ehrung in meiner weiteren Arbeit würdig zu erweisen."
Resümee
Mit dieser Auszeichnung würdigte das Komitee vor allem Brandts Bemühungen, durch eine neue Ostpolitik die Verständigung der Bundesrepublik Deutschland mit ihren östlichen Nachbarn herbeizuführen und den Frieden in Europa sicherer zu machen.
Willy Brandt war der vierte Deutsche, der den Friedensnobelpreis erhielt.
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