Der Bayerische Ethikrat fordert eine interdisziplinäre Task-Force, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu bewältigen. Das Gremium solle aus Wissenschaftlern, Pädagogen, Medizinern sowie Sozial- und anderen Experten bestehen, heißt es in einer "Stellungnahme des Ethikrats zur Situation Bayerns in der Pandemie", die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Zudem schlägt der Ethikrat einen bayernweiten Kongress fürs Frühjahr 2022 vor, um mögliche Konsequenzen der Pandemie zu diskutieren und Polarisierungen in der Öffentlichkeit entgegenzuwirken.

Bayerischer Ethikrat fordert mehr Unterstützung für benachteiligte Gruppen

Die Lage habe sich zwar durch die fortschreitenden Impfungen spürbar entspannt. Die Auswirkungen seien aber nicht so leicht erkennbar wie das Infektionsgeschehen, betonte die Ethikratsvorsitzende und frühere Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler.

Konkret fordert der Bayerische Ethikrat mehr Unterstützung für benachteiligte Gruppen wie Kranke, Wohnungslose oder Geflüchtete vor allem bei der Impfkampagne, etwa durch mehrsprachige Informationskampagnen oder ambulante Impfungen auch an ungewöhnlichen Orten.

Pädagogische Projekte und eine Vorbereitung auf die zweite Impfwelle 

Für benachteiligte Kinder und Jugendliche, die durch die Schulschließungen sehr stark zu leiden hätten, brauche es pädagogische Projekte. Diese müssten "weit über die Vermittlung von versäumtem Stoff hinausgehen", etwa durch Feriencamps, Sommerschulen und verstärkte Therapieangebote.

Außerdem müsse eine zweite Impfwelle vorbereitet werden, wenn die zuerst Geimpften ihren Schutz womöglich während der Wintermonate wieder verlieren, mahnte der Ethikrat. "Ziel aller Planungen muss sein, im kommenden Herbst und Winter ohne radikale Kontaktbeschränkungen und ohne Lockdowns auszukommen."

Die Stellungnahme des Bayerischen Ethikrates ist die erste seit Gründung des Gremiums im Oktober 2020. Seine Aufgabe ist die unabhängige Beratung der Bayerischen Staatsregierung.