Bereits zum zehnten Mal organisieren die Kirchengemeinden im oberbayerischen Bad Endorf gemeinsam einen lebendigen Adventskalender. Nach aktuellem Corona-Stand werde die ökumenische Tradition mit Gästen stattfinden, aber ohne Bewirtung, sagte Initiatorin Birgitt Schiebel im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. Beim lebendigen Adventskalender treffen sich alle, die möchten, jeweils um 17 Uhr vor dem erleuchteten Fenster des Gastgebers des Tages. Dort lauschen sie einer Geschichte, Musik oder einem Weihnachtsquiz - in Vor-Corona-Zeiten mit Plätzchen und Punsch, sagt Schiebel - und aktuell mit Abstand.

"Diese halbe Stunde ist ein Innehalten in der doch meist sehr hektischen Adventszeit", sagt Schiebel, die den Brauch im Ort vor neun Jahren begonnen hat. Es sei ein "sich Besinnen, eine Einstimmung auf Weihnachten". Nach dem Programm der Gastgeber bleibe Zeit für einen kurzen Ratsch. Um halb sechs gingen alle wieder nach Hause.

Der lebendige Adventskalender in Corona-Zeiten

Vergangenen Corona-Dezember führte die Gemeinde den Adventskalender ohne Gäste durch. "Die Fenster wurden trotzdem geschmückt, viele Gastgeber haben Geschichten dazu gehängt, und man konnte sich bei einem Spaziergang die wunderschönen Fenster anschauen", sagt Schiebel, die im Pfarrgemeinderat der katholischen Pfarrei St. Jakobus d. Ä. ist. So sei auch dieser Adventskalender gut angekommen als Begleiter durch eine schwierige Adventszeit.

Sollten in den nächsten Wochen strengere Corona-Regeln oder Kontaktbeschränkungen gelten, will der Ort die Fenster wie im vergangenen Jahr ohne Gäste erleuchten. "So oder so bleiben die Fenster bis Weihnachten geschmückt, dass jede und jeder die Möglichkeit hat, sich die Fenster zu einem anderen Zeitpunkt anzuschauen, um Kontakt mit anderen Gästen zu vermeiden", sagt die Organisatorin.

Wie viele Menschen sich am Abend vor dem Fenster versammeln, sei unterschiedlich: Es kann sein, dass nur vier oder fünf Menschen kommen, sagt Schiebel, "aber auch bis zu 30". Das Publikum sei ganz gemischt: Junge und Alte, Alleinstehende, Paare und Familien. Manche kämen jeden Tag, andere nur ab und zu, wieder andere nur zu den Fenstern der Nachbarn oder Freunde.

Veranstalter der Aktion

Menschen zu finden, die ein Fenster gestalten, war in den neun Jahren nie ein Problem. Einige Familien machten immer wieder mit, es kämen aber auch immer wieder neue dazu, so Schiebel. In diesem Jahr gestalten 13 private Haushalte je ein Fenster, dazu zwei Kindergärten und das Rathaus. Am katholischen Pfarrheim wird ein Fenster von den Ministranten und der Landjugend gestaltet, am evangelischen Gemeindehaus von der Krabbelgruppe.

Am Nikolausabend und am 9. Dezember gibt es keine Fenster, an letzterem gehen die Endorfer Kinder klöpfeln. Zum vierten Advent wird das Fenster im Rahmen einer Adventswanderung erleuchtet. Außerdem finden an den letzten Adventstagen ökumenische Andachten statt, die auch in den Kalender aufgenommen wurden.