In den Jahren 1718 bis 1720 habe man am Langhaus gebaut, meint das "Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler" von Georg Dehio. Feiert man heuer also den 300. Jahrestag der Grundsteinlegung? So einfach ist es nicht, erklärt Pfarrer Daniel Lischewski: "Im Langhaus gibt es – als einzigen Hinweis auf das Alter – die Jahreszahl 1718, eingeschnitzt in eine Säule der Empore. Daher muss die Empore zu diesem Zeitpunkt in das (fertige) Langhaus eingebaut worden sein. Genaue Daten gibt es leider gar nicht." Außerdem könne von einer Grundsteinlegung "eigentlich nicht gesprochen werden. Es wurden so viele Elemente des Vorgängerbaus übernommen: Fundamente, Chorraum und Teile der Mauern".

Dafür weiß man einiges über die Glocken von St. Ägidius. Das kleine Burghaslach hat ein außerordentliches und schönes Geläut. Von den sechs Glocken stammen die zwei ältesten aus dem Jahr 1504. Die größte trägt auf ihrem Mantel das Bild des heiligen Kilian und der Jungfrau Maria, die zweitgrößte zitiert das "Gegrüßet seist du, Maria". Auch das Tauf- und Kindchenglöcklein von 1530 lobt die Gottesmutter. Denn schließlich wurden sie Anfang des 16. Jahrhunderts gegossen und sollten noch nicht zu evangelischen Gottesdiensten laden. Die Lehre Luthers wurde in Burghaslach um 1530 eingeführt.

Bereits 1474 war Burghaslach Dekanat

Das Alter der Pfarrei insgesamt liegt hingegen wiederum im Dunkel. Eine kirchliche Betreuung kam wohl erst mit dem Zisterzienserkloster Ebrach anno 1126. Die erste urkundliche Erwähnung Burghaslachs 1136 beschreibt, dass eine der 17 Filialkirchen, Aschbach, von Burghaslach getrennt wurde. Zu diesem Zeitpunkt muss es also schon eine Kirche hier und mehrere Kirchen und Kapellen im Umkreis gegeben haben. Zwar wurden diese zunehmend zu eigenen Pfarreien, bereits 1474 aber war Burghaslach Dekanat. 1969 wurde es dem "Steigerwalddekanat" Markt Einersheim angegliedert, im gleichen Jahr erlosch das Patronat derer zu Castell-Castell. Heute gehören zur Pfarrei neben Burghaslach selbst die Ortschaften Niederndorf, Fürstenforst, Buchbach, Freihaslach und Münchhof.

Eine bewegte Geschichte hatte schon der Vorgängerbau der jetzigen Kirche. Sein Turm musste 1705 aus Sicherheitsgründen bis auf die zwei unteren Stockwerke abgetragen werden, da er dem Geläut nicht mehr standhielt. Die Glocken erklangen danach im Schloss. 1715 wurde der gesamte Bau abgerissen. Pfarrer Fr. Knoll versuchte in einem Brief, seine Herren von einem Neubau zu überzeugen: Die Kirche sei ungeheuer hässlich, sodass die Päpstlichen darüber spotteten. Durch das häufig stundenlange Trauerläuten für die Herrschaften würden der Turm und das Kirchengebäude erschüttert. Ein Sturm habe das Dach teilweise abgedeckt. Ohnlängst sei sogar ein Stein aus der Kirchendecke herab und neben ihn, den Pfarrer, gefallen.

Der jetzige Zustand der Kirche stammt von 1903

Tatsächlich begann man bald mit dem Langhaus. Wegen Geldmangels dauerte es hingegen gut 30 Jahre, bis der neue Turm stand. Weitere 60 Jahre später ging es Schlag auf Schlag: 1806 und 1817 schlugen Blitze ein, anschließend verfiel die Kirche zusehends, bis 1835 eine "Hauptreparatur" unumgänglich wurde. Der jetzige Zustand der Kirche stammt von 1903.

Gefeiert wird am Sonntag nach dem Ägidiustag 1. September. Der traditionelle Kirchweihtag gibt laut Pfarrer Daniel Lischewski wiederum keinen Hinweis auf die Geschichte der Kirche, denn: "Noch in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts wurde die Kirche Kilianskirche genannt. Ägidiuskirche heißt sie offenbar nur wegen des Kirchweih-Wochenendes und des dazugehörigen – natürlich katholischen – Heiligen. Seit wann das so ist, weiß niemand mehr."

INFO

Der Festgottesdienst mit dem Landesbischof beginnt am 2. September um 10.15 Uhr. Anschließend gibt es einen Steh-Empfang und ein Kirchencafé.