Aexander Voss hat wieder Hoffnung für die Zukunft. Eine Zeitlang sah es nicht so aus. Nach einer Operation und der Implantierung der künstlichen Knie konnte der gelernte Gärtner seinen Beruf nicht mehr ausüben. Etwas Neues zu lernen schien ihm in seinem Alter damals utopisch. Bei der Diakonie hat er sich um eine Gärtnerstelle beworben. Von den Diakonie Handwerksbetrieben wurde er zuerst als Praktikant aufgenommen.

Mittlerweile arbeitet er im Bereich Mobilität und Carsharing. Mit Computer und Büroarbeit habe er nie zu tun gehabt. Dies habe ihn zu Beginn des Praktikums etwas beunruhigt. "Mittlerweile habe ich mir das angeeignet", erzählt er. Seine Arbeit sei abwechslungsreicher und biete mehr Erholungsphasen. An seinem Arbeitgeber möge er vor allem die Orientierung am Menschen und das Interesse am Arbeitnehmer im Einzelnen.

Benjamin Hauk ist vor drei Jahren nach Augsburg umgezogen. Davor hat er in Nürnberg seine Ausbildung absolviert und sieben Jahre lang als Gärtner gearbeitet. Er habe es schwer gehabt, in seiner Heimatstadt wieder Fuß zu fassen und einen zu ihm passenden Job zu finden. Bei den Handwerksbetrieben fühlt er sich gut aufgenommen. Ihm sei vor allem die Menschlichkeit wichtig, die er dort jeden Tag erlebe. "Wenn man nicht klarkommt und dann mit seinen Kollegen oder dem Chef spricht, ist nach einem kurzen Gespräch alles wieder gut", berichtet der Gärtner. Am Ende des Tages sei er erschöpft, aber ausgeglichen und fühle sich gebraucht, fügt er hinzu.

Zusammenschluss zu einem Inklusionsbetrieb

Ab 1. Januar werden die Diakonie Handwerksbetriebe und Die Junge Werkstatt zu einem Inklusionsbetrieb zusammengeführt. "Uns war es vor allem wichtig, dass der Übergang harmonisch abläuft", berichtet der Geschäftsführer der beiden Betriebe, Bernd Radtke. Außer wirtschaftlichen Nutzen bringe die Zusammenführung der beiden Betriebe auch andere Vorteile. "So werden die Auszubildenden und neuen Mitarbeiter des Inklusionsbetriebs in ihren Orientierungswochen die Möglichkeit haben, sich zuerst in allen Bereichen des Betriebs auszuprobieren und dann zu entscheiden, wo sie arbeiten möchten", erklärt der Geschäftsführer. Die Zusammenführung der beiden Betriebe bedeute außerdem für die Kunden ein breiteres Angebotsspektrum an handwerklichen Arbeiten.

Das Besondere an diesem Inklusionsbetrieb sei nicht nur seine Größe, sondern auch seine Personalpolitik. Von den Beschäftigten haben 50 Prozent eine körperliche, psychische oder geistige Beeinträchtigung. Menschen mit Behinderung übernehmen aktuell auch Leitungspositionen im Betrieb, berichtet Radtke.

Für Reparaturarbeiten transportiert Alexander Voss das Leihrad in die Werkstatt.

Mit dem Inklusionsbetrieb wolle die Diakonie nicht nur der Arbeitslosigkeit entgegenwirken, sondern Menschen mit besonderen Bedürfnissen eine weitere Chance geben, sich auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Arbeitsbedingungen seien deshalb anders als bei anderen Arbeitgebern, sagt Radtke. Mitarbeiter mit psychischen Erkrankungen hätten hier die Möglichkeit, eine Schulung über psychische Erkrankungen zu besuchen und somit mehr über ihre Krankheit zu erfahren.

Den Mitarbeitern gebe es große Sicherheit zu wissen, dass sie trotz ihrer Erkrankung dabeibleiben und arbeiten können. Dies nehme ihnen viel Druck ab. "Unsere Mitarbeiter sind am Anfang nicht so stark, aber wir haben Spielräume und wir nehmen uns Zeit für sie", berichtet Radtke. Die Leiter der verschiedenen Bereiche der beiden Betriebe hätten meist eine pädagogische Zusatzausbildung. Dies erleichtere den Mitarbeitern den Arbeitsalltag und den Lernprozess.

Seit vielen Jahren werden die Diakonie Handwerksbetriebe und Die Junge Werkstatt aufgrund ihrer sozialen Leistungen durch die Aktion "1+1" von der Evangelischen Landeskirche gefördert. Mit dieser Aktion unterstützt die Landeskirche Organisationen, die Menschen im Abseits des Arbeitsmarkts fördern. So wird in dieser Aktion jeder gespendete Euro vor der Landeskirche verdoppelt. Diese Förderung findet der Geschäftsführer beider Sozialbetriebe lebenswichtig. Das Feedback von den Kunden sei immer sehr positiv. "Sie sind oft von den Leistungen unserer Mitarbeiter mit Behinderung überrascht", sagt Radtke. Aktuell sind 48 Menschen in beiden Betrieben beschäftigt. Ab Januar sei weiteres Wachstum in Aussicht, freut sich Radtke.