Matthias Pöllmann kommt aus einer "Schürzen-Dynastie". Bereits seine Großeltern waren im Wandergewerbe tätig und haben im heimischen Keller Schürzen genäht. Kurz nach dem Krieg ein Riesenerfolg. Sie kauften ein altes Kalkwerk im Landkreis Bayreuth und funktionierten es zur Näherei um.

2007 kam die Wende

Das Geschäft boomte, mehr als 100 Mitarbeiter waren in Bindlach bei Bayreuth für die Pöllmanns tätig. Seine Eltern vertrieben die Schürzen später über die großen Versandhäuser wie Quelle - bis zu deren Niedergang. Bei Pöllmanns war 2007 Schluss mit der Schürzenproduktion.

Matthias Pöllmann ist mehr oder weniger in der Näherei aufwachsen: "Schon als kleiner Knirps bin ich unter den Tischen der Näherinnen rumgekrabbelt und hab' Bonbons stibitzt." Auch mit Nähmaschinen konnte er damals schon gut umgehen. Den Wunsch, etwas Eigenes herzustellen, hatte der heute 43-Jährige immer - am Ende sollte es "wieder eine Schürze" werden. Jedes Produkt habe einen zweiten Frühling verdient, findet er. Den finalen Anstoß gab der Corona-Lockdown. Die Lieferketten aus China waren unterbrochen, Rohstoffe wurden knapp, daher sollte sie ganz "Made in Germany" werden.

Mit einer Weberei aus Helmbrechts (Kreis Hof) hat sich Pöllmann an die Planung gemacht. Nicht nur in Deutschland hergestellt sollte die neue Schürze sein, sondern auch nachhaltig. Mit "Seaqual" wurde der passende Stoff gefunden, aus dem die Schürze gewebt werden sollte. "Seaqual" ist eine globale Initiative von Fischern, Forschern und Wissenschaftlern, deren Ziel es ist, Flüsse zu reinigen, Strände und Meere von Plastikmüll zu befreien. Fischer können gegen Geld Plastikmüll abgeben, der sich in ihren Netzen verfangen hat. Der wiederum wird in Garn umgewandelt und so wiederverwertet.

Erste Versuche schlagen fehl

Die ersten Webversuche mit "Seaqual" seien aber nicht zufriedenstellend gewesen, "der Stoff war viel zu steif", man konnte kein Kleidungsstück daraus machen, das man gern anzieht, erläutert Pöllmann. So wurden weitere Versuche mit immer neuen Beimischungen gemacht. Mit Bio-Baumwolle ergab es dann die richtige Mischung, "die Stoffanmutung war perfekt", erzählt Pöllmann. Der Unternehmer ist Perfektionist und hatte auch an das Design seiner Schürze hohe Ansprüche. Lange sei daran gefeilt worden, bis das Ergebnis so stimmig war, wie es sich der "Schürzenmacher" vorgestellt hat.

Herausgekommen ist nun eine nachhaltige, funktionale und schicke Schürze, findet Pöllmann: "Ich wollte ein Abtrockentuch dran haben, aber die Befestigung sollte nicht eine lumpige Schlaufe sein." Auch "unsichtbare" Taschen sollten vorhanden sein. Er hat es geschafft, dass all seine Produkte in einem Radius von 100 Kilometern hergestellt werden können. Der Stoff wird in Helmbrechts gewebt, die Schürzen in Bayreuth genäht und der Haken aus Porzellan in Selb gebrannt.

Haken kommt auch aus Oberfranken

So wurde lange daran gefeilt und ausprobiert, bis das Ergebnis so stimmig war, wie es sich der "Schürzenmacher" vorgestellt hat. Neben der Schürze wird auch gleich der passende Haken mitgeliefert; der ist aus Porzellan und wird auch in Oberfranken hergestellt. Pöllmann hat es geschafft, dass all seine Produkte in einem Radius von 100 Kilometern hergestellt werden können. Der Stoff wird in Helmbrechts gewebt, die Schürzen in Bayreuth genäht und der Kleiderhaken aus Porzellan in Selb gebrannt.

"Ich möchte, dass meine Urenkel noch eine lebenswerte Welt haben."

Unvergessen bleibt für den "Schürzenmacher" jener Moment, als er seine erste nachhaltige Schürze in den Händen hielt: "Ich war so unfassbar stolz." Auch seine Eltern hätten sich gefreut, dass es wieder eine Schürze aus dem Hause Pöllmann gibt. Neben der Erwachsenen-Variante "Antoine" gibt es noch die Kinderschürze "Toni". Seinen ökologischen Fußabdruck ein wenig zu verkleinern, war Pöllmanns Ziel. Dem ist er mit seiner neuen Marke "Le Tablier" ("Die Schürze") einen kleinen Schritt nähergekommen.