Die Situation ist eine Herausforderung für die Helferteams. Im Evangelischen Gästezentrum Schönblick kamen am Mittwochabend 34 Geflüchtete aus der Ukraine an. "Darunter sind zehn Rollstuhlfahrer, aber auch Familien mit kleinen Kindern und mehrere Betreuer", berichtet Ralph F. Wild vom Schönblick-Team am Freitag.
Kontakt bestand schon vor Kriegsausbruch
Der Kontakt zu den vom Krieg Betroffenen bestand schon Jahre zuvor durch ein Harfen-Projekt in der Ukraine. Aus diesen Kontakten sei die spontane Anfrage zu Unterbringungsmöglichkeiten gekommen,
"der unser Geschäftsführer und Hausvater Martin Scheuermann sofort entsprochen hat".
Die Rollstuhlfahrer hätten bei einem Angriff auf ihre Häuser, zumeist Hochhäuser, keine Chance gehabt, sich in Sicherheit zu bringen. Für sie wäre es unmöglich gewesen, die Wohnungen zu verlassen, um etwa einen Schutzbunker zu erreichen, erklärt das Schönblick-Team die Veranlassung zum schnellen Handeln.
Geldspenden wären wichtig
Alle Geflüchteten sind nun auf dem Schönblick untergebracht, werden mit Essen versorgt und können die ganze Anlage selbstständig nutzen. "Wir haben einen Arzt zum Team hinzugezogen und auch Sachspenden erhalten. Wichtig wären aber sicherlich Geldspenden an unser Haus", berichtet das Team. Auf der Webseite des Schönblick soll es dazu in Kürze Informationen geben.
Weiter heißt es am Freitag aus Schwäbisch Gmünd:
"Wir sind momentan am Koordinieren, wie viele Geflüchtete wir noch zusätzlich aufnehmen können. Unser Pensionshaus 'Krone' steht sicherlich noch zusätzlich bereit. Aber heute sind wir zunächst einmal froh, dass wir diesen 34 Menschen Sicherheit bei uns bieten können."
Das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland (CJD, Sitz Ebersbach/Fils) hat ebenfalls aus der tiefen Erschütterung über den Krieg in der Ukraine gehandelt. Oliver Stier, Sprecher des Vorstands, teilte mit, dass sich das CJD darauf vorbereite, Flüchtenden, wenn sie in Deutschland ankommen, Hilfsangebote zu machen.
Stier erinnerte daran, dass das CJD 1947 nach Kriegsende gegründet wurde, um junge Menschen ohne Heimat in eine moderne, demokratische Gesellschaft einzuführen, auf Basis des christlichen Menschenbilds. "Nun müssen wir fassungslos mitansehen, wie im 21. Jahrhundert mitten in Europa ein souveräner demokratischer Staat angegriffen wird", so Stier.
"Wir sind mit unseren Gedanken und Gebeten bei den Menschen in den Kriegsgebieten und stehen ihnen bei."
Das CJD Berlin biete der Stadt Berlin an, sehr schnell wieder eine große Flüchtlingsunterkunft zu unterhalten, wie es dies bereits bei den letzten größeren Flüchtlingsbewegungen getan hat. Das CJD Berchtesgaden vermittelt mit seinen Mitarbeitenden medizinische Fachkräfte mit ukrainischen und russischen Sprachkenntnissen, um die medizinische Versorgung zu erleichtern.
Kinderheim in der Ukraine soll geräumt werden
In Berchtesgaden sind inzwischen 22 Menschen angekommen, darunter eine schwangere Frau. "Der Kontakt ist durch das Gesundheitsamt zustande gekommen - darüber hinaus besteht ebenfalls enger und guter Kontakt zum Jugendamt und Landratsamt", berichtet Constanze Trojan aus der Zentrale des CJD in Ebersbach an der Fils bei Göppingen. Es sei auch im Gespräch, ein Kinderheim in der Ukraine zu räumen: "Die Kinder sollen dann in Berchtesgaden unterkommen können." Noch überstürzten sich jedoch die Informationen und alles sei im Fluss.
Trojan sagt, das CJD bereite sich weiter auf Flüchtlingsaufnahmen vor, etwa in Berlin sowie auch für 30 bis 40 Personen in Braunschweig, für vier Familien in Rostock und mit weiteren Plätzen in CJD-Tagungshäusern in Nordrhein-Westfalen, etwa im Haus Overbach in Bonn. Er betont:
"Es kann sich täglich wieder etwas Neues ergeben, sodass diese Informationen nur eine Momentaufnahme sind."