Fünf Preisträger*innen erhalten in diesem Jahr den Wilhelm Freiherr von Pechmann-Preis der bayerischen evangelische Landeskirche. Einen Ehrenpreis bekommen die Autor*innen des Synagogen-Gedenkbands Bayern "Mehr als Steine …", teilte die Landeskirche am Mittwoch mit. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt war mit dem letzten Teilband im April 2021 nach 19 Jahren abgeschlossen worden.
Das Projekt entstand in der Schule
Manfred Brösamle-Lambrecht und ehemalige Schüler*innen des Meranier-Gymnasiums Lichtenfels werden für ihr Projekt "13 Führerscheine - 13 jüdische Schicksale" geehrt, teilte die Landeskirche am Mittwoch mit. Im Rahmen eines P-Seminars haben sie für eine Ausstellung die Schicksale von 13 Menschen rekonstruiert, denen 1938 im Bezirksamt Lichtenfels der Führerschein entzogen worden war, weil sie Jüdinnen und Juden waren. In englischer Übersetzung zeigte die Schau auch das "Museum of Jewish Heritage" in New York.
Weitere Preisträgerin ist Nora Andrea Schulze, die eine wissenschaftliche Biografie des ehemaligen bayerischen Landesbischofs Hans Meiser (1881 - 1956) verfasst hat, mit der sie auch die erinnerungskulturellen Debatten über die nach Meiser benannten Straßen behandle, heißt es in der Mitteilung. "Umfassend und differenziert" werde in dem Buch "Hans Meiser. Lutheraner - Untertan - Opponent" Meisers kirchliches Handeln in Zeiten der politischen Umbrüchen betrachtet.
Theologen-Duo gewinnt mit Sinti-und-Roma-Wanderausstellung
Ausgezeichnet wird auch die Wanderausstellung, die die Theolog*innen Sabine Böhlau und Fabian Brüder mit dem Fotografen Andreas Tobias erstellt haben. Auf 17 Tafeln sind Personen aus der Gruppe der Sinti und Roma porträtiert. Sie sind in den Redaktionsprozess selbst mit eingebunden gewesen. Die ausgezeichnete Ausstellung können Sie über uns ausleihen.
Nicolas Valentin Peter und der Verein "Theater in der Kirche" erhalten einen Preis für "Die Nacht von Flossenbürg". In dem Kammerspiel werde die Todesnacht von Dietrich Bonhoeffer dargestellt. Die Szene wechselt dabei zwischen dem Wohnzimmer von Bonhoeffers Mutter und der Todeszelle ihres Sohnes, heißt es in der Mitteilung. Das Stück werde an vielen Orten Bayerns und Hessens aufgeführt.
10.000 Euro Preisgeld für die Gewinner
Für die Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus schreibt die bayerische evangelische Landeskirche den Wilhelm-Freiherr-von-Pechmann-Preis 2021 aus. Ausgezeichnet würden herausragende Leistungen in der historisch-wissenschaftlichen Forschung oder in Bildungsarbeit und Publizistik, vor allem zur damaligen Rolle von Kirche und Christentum, teilte die Landeskirche mit. Zudem könnten überzeugende Beispiele für Gemeinsinn und Zivilcourage in der Gegenwart ausgezeichnet werden. Der Preis ist insgesamt mit 10.000 Euro dotiert. Die Preisträger*innen erhalten in diesem Jahr jeweils 2.000 Euro.
Gestiftet wurde der Preis zum Gedächtnis an Wilhelm Freiherr von Pechmann (1859 - 1948), den ersten gewählten Präsidenten der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Der Bankier hatte zahlreiche nationale und internationale Ehrenämter in der evangelischen Kirche inne und begleitete deren Weg durch die NS-Zeit kritisch. Der Preis würdige seine besonderen Verdienste um Humanität und Recht, Christentum und Kirche sowie sein Eintreten für die Opfer von Rassismus und Antisemitismus.