Rund 230.000 Minderjährige engagieren sich in Deutschland mehr als sechs Stunden in der Woche für Mutter oder Vater, ein Drittel davon zehn bis 20 Wochenstunden, ein weiteres Drittel 20 bis 40 Stunden, erklärte der unterfränkische Johanniter-Sprecher Christoph Fleschutz: "Da gibt es jede Menge zu tun."

Eine Website und ein Beratungstelefon informieren die Kinder künftig. Die Seite www.superhands.de ist laut Fleschutz "einzigartig, weil sie ein kindgerecht formuliertes, sehr umfangreiches Nachschlagewerk über Krankheiten" bietet. Das unterscheide das Angebot der Johanniter von der Website www.pausentaste.de aus dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Zudem sei das Sorgentelefon mit sechs bis sieben Pflegefachkräften und Traumapädagogen professionell besetzt, auch wenn die Superhands-Betreuer ehrenamtlich arbeiteten.

Warum in Unterfranken?

Ralph Knüttel, Mitglied des bayerischen Johanniter-Landesvorstands, gab beim Kampagnenstart in Würzburg ein Beispiel: "Die Telefon-Mitarbeiter können Auskunft geben über die Ansprüche, die eine Familie ihrer Krankenkasse gegenüber stellen kann."

Individuelle Ansprache finden Kinder und Jugendliche unter der kostenlosen Rufnummer 0800 7 87 37 42 dienstags und donnerstags von 15 bis 17 Uhr. E-Mails werden innerhalb von 24 Stunden bearbeitet, versprechen Die Johanniter. Wenn sogenannte "young carers" (junge Pflegende) ihre Telefonnummer angeben, rufen die Betreuer auch zurück.

Acht Monate testeten die Mitarbeiter die Website. Nun starten Die Johanniter Aufklärungskampagnen, um dieses Angebot bekannt zu machen. So gibt es Schulmaterialien wie bedruckte Lineale und Stundenpläne, die die Zielgruppe über die Johanniter-Hilfen in Computer- und Telefonnetz informieren.

Gute Noten sind wichtiger als ein krankes Elternteil

Bei der Präsentation saß die 14-jährige Schülerin Lana Rebhan aus Bad Königshofen (Dekanatsbezirk Bad Neustadt) mit auf dem Podium. Lana Rebhan pflegt ihren schwer nierenkranken Vater und gründete die persönliche Website www.young-carers.de. Mit weiteren Betroffenen fragte sie bei 71 Städten an, welche Hilfen diese Kommunen pflegenden Kindern geben könnten. Würzburg war die einzige Stadt, die eine Antwort gab. Da sich unterfränkische Johanniter seit drei Jahren mit dem Thema auseinandersetzten, entstand die Initiative in Würzburg.

"Wann haben Sie das erste Mal in Ihrem Leben eine Krankenhaustasche für ein Elternteil gepackt?", fragte die Gymnasiastin die Anwesenden. Sie wies auf einen Widerspruch in ihrem Alltag hin. Zwar heiße es immer, Gesundheit sei das Wichtigste. Doch wer sich in der Schule entschuldigen müsse, höre, gute Noten seien wichtiger als ein kranker Elternteil.

Angebot soll bundesweit bekannt werden

Das Johanniter-Angebot Superhands soll laut Ralph Knüttel in den nächsten Monaten bayern- und bundesweit bekannt werden. Hierbei komme den Johannitern der flächendeckende Kontakt zu Sozialstationen – auch von anderen Wohlfahrtsverbänden – zugute. Auf dieser Grundlage können die Superhands-Mitarbeiter Pflegekräfte und weitere Hilfen in den einzelnen Regionen an Familien mit krankem Elternteil vermitteln. Oft genüge aber schon die Website mit ihren 200 Seiten Krankheitsbildern und Antworten auf Fragen: Welche Notdienste sind zuständig?, aber auch: Wie funktioniert Essen auf Rädern?

Superhands ist eine österreichische Erfindung. Zur deutschen Präsentation war die Wiener Pflegedienstleiterin der Johanniter, Anneliese Gottwald, nach Würzburg gereist. Sie setzte Akzente: "Wir haben genug Anlaufstellen, wir müssen sie nur besser vernetzen und nützen." Die nächsten Schritte bei dieser Arbeit hängen laut Ralph Knüttel davon ab, welche Arten von Anfragen nach dem Anlaufen der Kampagne eintreffen. Denen werde man folgen.