Imposant ragt die evangelische Lukaskirche am Isarufer in den Himmel. Alles am "Dom der Münchner Protestanten" wirkt majestätisch: Die große Vierungskuppel, die prächtigen Rosettenfenster, der hohe Kirchenraum vom Reißbrett des Architekten Albert Schmidt. Die drittälteste evangelische Kirche in München, 1896 eingeweiht, sollte Eindruck machen - das gelingt ihr bis heute.

Doch die Bedürfnisse der Gemeinde haben sich verändert: mehr freie Flächen für den Plausch bei Rotwein nach einem Konzert, mehr Stauraum für Tische und Stühle, mehr Nischen für kleinere Andachtsformate und größere Sanitäranlagen sind 125 Jahre nach dem Bau der Kathedrale gefragt.

Umfangreiche Sanierung und Umbau sollten eigentlich schon letzten Advent beginnen

Deshalb sollte St. Lukas bereits seit 1. Advent 2021 für eine umfangreiche Innensanierung samt Umbaumaßnahmen geschlossen sein. Doch sechs Monate später steht das Portal der Kirche immer noch offen. Der Grund dafür ist eigentlich erfreulich: Weil St. Lukas vor drei Jahren als "Baudenkmal von nationaler Bedeutung" eingestuft worden war, stellte der Bund Fördermittel von 7,5 Millionen Euro für die Baumaßnahmen in Aussicht. Das ist die Hälfte des insgesamt mit 15 Millionen Euro veranschlagten Projekts - entsprechend glücklich sind Pfarrer Helmut Gottschling und alle Beteiligten.

Gleichzeitig setze eine Förderzusage des Bunds immer "eine Maschinerie von Abläufen" in Gang, sagte Gottschling im Sonntagsblatt-Gespräch. Mehr Behörden sind beteiligt, mehr Fristen sind zu beachten - und vor allem muss erst mal ein genehmigter Bauantrag der Lokalbaukommission vorliegen.

Genehmigung im Juli erwartet

Den hatte das Dekanat München als Bauherr im September 2021 eingereicht. Viele Fragen mussten nun geklärt werden, zum Beispiel, was mit den großen Bäumen passiert, wenn neben der Kirche die beiden Sanitärgebäude errichtet werden. Auch der versteckt liegende Zulauf der Isar zum unterirdischen Fabrikbach muss später noch für Wartungsarbeiten zugänglich sein. "Wir gehen davon aus, dass die Genehmigung jetzt im Juli erteilt wird", sagte Helmut Gottschling. Dann erst könnten die Vorgaben des Bunds bearbeitet werden. Klar sei deshalb auch: Mit Baubeginn noch 2022 "wird es nichts mehr".

Das hat Folgen für die Baukosten. Lag die Preissteigerung bei der ersten, mittlerweile aufgehobenen Ausschreibung noch bei zehn Prozent, könnten es in der nächsten Runde noch höhere Mehrkosten sein - ob und wie viel, sei schwer einzuschätzen. "Das ist eine zusätzliche Bürde in diesen Zeiten", sagte Gottschling. Trotzdem hoffe man, dass sich die Teuerung in Grenzen hält: Materialkosten seien nicht der größte Posten beim Kathedralen-Umbau, sondern die Ausgaben für die nötigen Handwerker. Und für das Gerüst im Innenraum: Allein das verschlingt eine Million Euro.

Warten und planen gleichzeitig ist schwer

Mit der "Wanderdüne" von stetig verschobenen Terminen habe sich die Gemeinde arrangiert, so gut es geht. Es sei schwer, zu warten und gleichzeitig das Gemeindeleben weiter zu planen, sagte der Pfarrer. Aber dass die Kirche beim ersten Isarinselfest nach Corona im Herbst noch offen sein wird, freut Gottschling: "Da kommen 200.000 Menschen, und wir sind mittendrin."

In jedem Fall will die Gemeinde die Baustelle, wenn es dann losgeht, so offen wie möglich halten.

"Die Menschen sollen sehen, was gerade passiert, sie sollen Kerzen anzünden und Infos abholen können."

Von Baustellen-Gottesdiensten bis zu Kunst am Bau sei alles denkbar. Das Ziel: Den Kirchenraum im Bewusstsein halten - damit die Spenden fließen und damit am Ende, wenn die Kirche mit neuem Raumkonzept und neuer Schönheit öffnet, schnell wieder Leben einzieht.