Für den Erfinder und Professor Harald Haas aus dem mittelfränkischen Neustadt/Aisch ist es das Highlight seiner Forscherkarriere: Das Europäische Patentamt EPA hat seine neue Mobilfunktechnologie auf Basis von LED-Licht für Europas wichtigsten Innovationspreis, den Europäischen Erfinderpreis, in der Kategorie Forschung nominiert.

"Es ist schon eine große Auszeichnung, für den EPA-Preis zu den Finalisten zu gehören", freut sich Haas, der als Wahl-Schotte an der Universität Edinburgh das LiFi-Forschungs- und Entwicklungszentrums leitet.

Erfinder Harald Haas

Haas' Wortschöpfung LiFi lehnt sich an die derzeit dominierende Funk-Übertragungstechnologie WiFi an. Seine Technologie nutzt allerdings Lichtwellen zur Datenübertragung, die laut EPA stabiler, energieeffizienter und sicherer sind. Zudem bietet LiFi den Nutzern drahtlose Verbindungen, die über 100-mal schneller sind als das herkömmliche WLAN. Die Übertragungstechnologie kann an bestehende Infrastrukturen wie etwa Straßenlaternen oder Solarpanels angeschlossen werden und findet bereits in Schulen und Krankenhäusern Anwendung.

Haas ist der Ansicht, dass seine Erfindung ein neues Kapitel für den globalen Datenaustausch aufschlägt. "Highspeed-LiFi kann für die Demokratisierung der Datenübertragung in der Welt sorgen", sagte er dem epd. Immerhin sei noch über ein Drittel der Weltbevölkerung von einem Internetzugang ausgeschlossen. Er denkt dabei an Länder im Globalen Süden, insbesondere in Afrika. Mit zwei Masten - einen zum Senden, einen zum Empfangen - lasse sich LiFi auch in die entlegensten Orte bringen.

Demokratisierung der Kommunikation

Aber auch in modernen Industriegesellschaften fällt die Versorgung in manchen ländlichen Räumen schwach aus. Haas berichtet etwa von dünn besiedelten Gegenden in Schottland. Dort lohne es sich für Telekommunikationsanbieter nicht, den Raum mit Glasfaserkabeln zu erschließen.

Die Demokratisierung der Kommunikation bedeutet für Haas: "Alles für alle." Es könne nicht sein, dass hohe Übertragungsraten ein Privileg betuchter und zahlungskräftiger User sei.

"Das Leben hängt heute und in Zukunft auch davon ab, wie wir connected sind."

Zumal der Datenverbrauch pro Kopf rasant ansteigt und damit die bislang dominierende Funktechnologie an ihre Grenzen stoße.

"Die Übertragungstechnologie LiFi ist genauso revolutionär wie einst das MP3-Format für den weltweiten Musikmarkt", ist Haas, der einst Nachrichtentechnik in Nürnberg studierte, überzeugt. Wie damals könne eine "neue Technologie - Made in EU - für die ganze Welt" Maßstäbe setzen.

Revolutionäre Technik

Dieses franken-untypische Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr. Rund um den Globus tüfteln Konzerne und junge Unternehmen an LiFi-Angeboten. Marktforscher prognostizieren diesem jungen Markt ab dem Jahr 2028 einen weltweiten Umsatz von 18 Milliarden Dollar.

Auch Haas mischt mit seiner schottischen 40-Mann-Firma mit. Und immerhin ist sein erster und größter Kunde die US-Army, die vor allem wegen der höheren Datensicherheit bei der Übertragung auf LiFi-Technologie setzt. Auch die Küstenwache der USA und Kanada stehen auf seiner Kundenliste, denn die Technik funktioniert unter Wasser genauso, solange der Lichtstrahl nicht unterbrochen wird.

Franke oder Weltbürger?

Die junge Technologie gilt auch als umweltschonend und für Menschen verträglicher, als die elektromagnetischen Wellen. "Licht ist gesund, Ursprung allen Lebens und für jeden Menschen verfügbar", konstatiert der 55-Jährige. Er hat die Technik bereits in Schulen und Krankenhäusern installiert.

Der Erfinder stammt zwar aus Mittelfranken, will auf diese Heimat aber nicht reduziert werden. "Als Franke, der in Schottland lebt und arbeitet, verstehe ich mich als Europäer und Weltbürger.” Spätestens seit einem Stipendium im indischen Bombay ist er überzeugt: "Das Leben ist multidimensional." Aus dem Kontakt mit unterschiedlichen Kulturen entstünden neue Möglichkeiten zum Wohle der Menschheit.

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