In Regensburg gründet sich am Dienstag (19. April) ein neues muslimisches Bildungswerk - analog zu den Angeboten der evangelischen und katholischen Kirche. Muslime sollen damit besser in die Stadt integriert werden.
Ferner soll es eine Plattform bieten, in der sich Menschen anderer Konfessionen und Muslime begegnen können, sagte Zeineb Sassi vom Muslimischen Bildungswerk (MBW). Die 24-jährige Muslimin studiert Kriminalistik im Masterstudiengang in Regensburg und arbeitet beim MBW mit.
Leben Muslime in Bayern noch unter ihren Möglichkeiten einer gesellschaftlichen Teilhabe?
Zeineb Sassi: Zum Teil ist das so, weil von muslimischer Seite die Bereitschaft sich einzubringen noch nicht so vorhanden ist. Aber vielleicht ist auch von der anderen Seite, der Stadtgesellschaft, die Bereitschaft zu empfangen noch nicht so ausgeprägt. Wir sehen uns da in erster Linie in der Funktion des Brückenbauers, dass wir die Muslime besser in die Stadt integrieren und auch Probleme und Belange von den Muslimen an die Stadt kommunizieren können.
"Momentan sind wir bei unserem Unterstützer und Kooperationspartner, dem Evangelischen Bildungswerk in Regensburg, untergebracht."
Welche Ziele und Aufgaben hat sich das Muslimische Bildungswerk vorgenommen?
Sassi: Wir bieten Seminare, Vorträge, Workshops und Tagungen an. Unser Fokus liegt darauf, dass wir Diskurse aus Wissenschaft und Theologie in die Gemeindearbeit transferieren möchten. Warum wir uns mit den Gemeindemitgliedern und anderen Konfessionen zusammentun, ist der Aspekt der Vernetzung und der Einheitsschaffung lokal, regional, bundesweit und vielleicht sogar international. Momentan sind wir bei unserem Unterstützer und Kooperationspartner, dem Evangelischen Bildungswerk in Regensburg, untergebracht. Langfristig wollen wir uns in Regensburg an einem festen Standort etablieren.
"Korankurse, das Theologisch-Spirituelle sind Aufgabe der Moscheegemeinden."
Was unterscheidet das Bildungswerk von einer Koranschule?
Sassi: Wir sehen uns nicht in der Position, dass wir die Aufgaben von den Moscheegemeinden übernehmen, weil Korankurse, das Theologisch-Spirituelle sind Aufgabe der Moscheegemeinden. Wir sind dabei, die inhaltlichen Aspekte in die Gemeinden zu tragen. Wir sind nicht dafür da, eine Koranschule aufzubauen, aber wir sind dafür da, die Koraninhalte mit der Gesellschaft zu reflektieren und zu schauen, wie wir die umsetzen können.
Wir versuchen alle Gemeinden, alle Menschen entsprechend unserem Leitbild zu integrieren. Und dazu gehören in Regensburg vor allem die Moscheegemeinden, aber auch andere konfessionelle Gemeinden. Wir möchten eine Plattform anbieten, in der man sich begegnen kann, und in der sich vor allem Muslime begegnen, die sich vielleicht in anderen Kontexten nicht begegnen würden. Unser besonders Augenmerk liegt da auf der Jugend, die diese Botschaft in die Zukunft tragen.
Regensburg eröffnet Muslimisches Bildungswerk
Um Muslime in der Stadt zu mehr gesellschaftlichem Engagement zu bringen, entsteht in Regensburg ein muslimisches Bildungswerk - vergleichbar mit den Angeboten der evangelischen und katholischen Kirche. Seminare, Vorträge und Tagungen sollen den Diskurs aus Wissenschaft und Theologie in die Gesellschaft hineintragen.
Vor vier Jahren entstand in Erlangen das erste muslimische Bildungswerk. Es soll künftig die Zentrale für Bayern bilden. Weitere Standorte sind in Augsburg und München geplant. Momentan ist das MBW Regensburg bei seinem Kooperationspartner, dem Evangelischen Bildungswerk, angesiedelt. Am Dienstag (19. April) wird es eröffnet.
Als Referenten sind angekündigt Patrick Isa Brooks von der Muslimischen Akademie Heidelberg, Benjamin Kochan, Rabbiner der Jüdischen Gemeinde, und der Regensburger evangelische Dekan Jörg Breu.