Die Abwärtsspirale der Demokraten im US-Wahlkampf ist gestoppt. Nach Joe Bidens Rückzug von der Kandidatur um eine weitere Amtszeit im Weißen Haus hat er den Weg frei gemacht für einen Generationenwechsel. Nicht drei Monate Unsicherheit bis zur US-Wahl am 5. November, sondern ein energiegeladener Wahlkampf steht bevor. Biden sagte Vize Kamala Harris volle Unterstützung für ihre Nominierung zu.
Dieser Schritt verdient den größten Respekt und kann in der momentanen politischen Lage der USA nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es braucht eine dynamische Hauptfigur, um das ganze Land zu einen und gegen das extremistische Potenzial eines Donald Trump anzutreten.
Biden war zur Belastung für seine Partei geworden
Nach dem Debattendebakel im Juni, in dem der 81-jährige Biden unsicher und fahrig wirkte, sowie weiteren Aussetzern konnte es nur diese Konsequenz geben. Als sein Herausforderer Trump auch noch Opfer eines Attentats wurde, drohte das Momentum ganz auf die Seite der Republikaner zu kippen.
Biden war zur Belastung für seine Partei geworden. Immer mehr demokratische Abgeordnete versagten ihm die Gefolgschaft, potente Wahlkampfspender zogen sich zurück. Sein Rückzug sei "im besten Sinn meiner Partei", sagte Biden. Er stellte das Wohl seines Volks über das eigene – ein Glück für die US-Demokraten.
Eine fast 50-jährige politische Karriere steht damit vor dem Ende. Parteigenossen wie Hillary und Bill Clinton, Nancy Pelosi oder auch Barack Obama zollten ihm größten Respekt dafür. Zum Schluss hatten auch sie ihm nahegelegt, seine Kandidatur-Entscheidung zu überdenken.
Trumps Wahlkampfstrategie zerbröselt
Trump schaltete nach Bidens Rückzug sofort auf Angriff und forderte dessen sofortigen Rücktritt: Der "korrupte Biden" sei unfähig, das Amt auszuüben.
Trumps Wahlkampfstrategie zerbröselt: Gegen Biden hatte Trump Oberwasser. Gegen den alternden Präsidenten konnte er seine Stärken ausspielen. Mit Kamala Harris hat er sein eigentliches Wahlkampfziel verloren: Harris ist 20 Jahre jünger als Trump und hat mehr Dynamik. Lügen und Draufhauen wird gegen die 59-jährige hartnäckige ehemalige Generalstaatsanwältin nicht mehr funktionieren.
Noch im August werden die rund 4.000 Delegierten der US-Demokraten entscheiden, ob sie Harris aufs Schild heben. Auch wenn die Wahl knapp ausgehen könnte: Mit ihr haben sie eine Chance, neuen Wind in die Kampagne zu bekommen. Die starke schwarze Frau könnte neue Wähler mobilisieren. Für die transatlantischen Beziehungen wäre sie die Rettung: Mit Blick auf NATO und Ukraine-Unterstützung steht sie für Kontinuität.
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