Mitte Januar beginnen in den USA die republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen. Dabei entscheiden Parteimitglieder, wer bei den Hauptwahlen im November antreten darf. Die republikanischen Vorwahlen sind ein Tummelplatz für das konservative Amerika. Religion und Glaube fallen dabei schwer ins Gewicht.

Der politische Ritus fängt an im ländlichen Iowa am 15. Januar und acht Tage später in New Hampshire. Bei den Demokraten ist Präsident Joe Biden gesetzt. Er hat keine nennenswerten innerparteilichen Gegner. Bei den Republikanern liegt laut übereinstimmender Erhebungen Donald Trump deutlich an der Spitze. Seine Umfragewerte in Iowa seien so gut, dass sie fast Angst machten, scherzte der Ex-Präsident Ende Dezember. Er hat dort offenbar Seelenverwandte.

Trumps Aussagen schaden ihm nur im Ausland

Internationale Medien haben sich erregt über Trumps Aussagen, politische Gegner seien "Ungeziefer", und illegale Migranten "vergiften das Blut unseres Landes". Die Mehrheit der Republikaner nahmen an dieser Wortwahl keinen Anstoß. Die Zeitung "Des Moines Register" hat republikanische Vorwähler im Staat gefragt. Nicht einmal ein Drittel der Befragten gaben an, diese Aussagen würden sie davon abhalten, für Trump zu stimmen. 80 Prozent der republikanischen Vorwählerinnen und Vorwähler bezeichneten sich als "Lebensschützer" und weit mehr als die Hälfte als tief religiös, als Schusswaffenenthusiasten, "politisch erschöpft" und unzufrieden mit der Regierung.

Um Platz zwei wetteifern der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis und Nikki Haley, Ex-Gouverneurin von South Carolina (2011-17), sowie der Unternehmer Vivek Ramaswamy und der frühere Gouverneur von New Jersey, Chris Christie (2010-18). DeSantis setzt auf den Kulturkrieg gegen "Wokeness". Haley, die vor ihrem Einstieg in die Politik vom Sikh-Gauben ihrer aus Indien eingewanderten Eltern zum Christentum konvertiert ist, porträtiert sich als konservativ, jedoch auf der Suche nach "Mitgefühl".

Mit Ramaswamy kandidiert bei den Republikanern erstmals ein Hindu. "Ich bin kein Christ", sagt er. Die USA gründeten sich jedoch auf jüdisch-christliche Werte, und er könne "mit Überzeugung" sagen, dass er diese Werte teile. Christie ist der Einzige, der sich scharf von Trump distanziert. Dieser sei ein "zorniger, bitterer Mann", der sich rächen wolle.

Trump: Demokraten führen "Krieg gegen Christen"

Viele weiße evangelikale Christen haben Angst um ihren Einfluss in einem zunehmend diversen Amerika. Unter Biden würden Christen "verfolgt", hat Trump in Iowa und auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social behauptet. Beim Entzünden der Beleuchtung des Weihnachtsbaums habe Biden die Geburt Jesu Christi überhaupt nicht erwähnt. In Trumps Welt haben Demokraten einen "Krieg gegen die Christen" angefacht. Abtreibungsgegner würden verfolgt. Ebenso Eltern, die sich gegen "Schmutz" zur Wehr stellten, der in Schulen unterrichtet werde.

Viele Stammwähler repräsentierten "weiße evangelikale Angst", schrieb der baptistische Autor Alan Bean Anfang Januar im Informationsdienst baptistnews.com. Trump "weiß, was sie wollen und er liefert es schaufelweise". Die Strafprozesse gegen Trump bestätigen viele Ängste.

Vereint sind die republikanischen Anwärter auf das Präsidentenamt beim Hass auf illegale Einwanderung. "Drogen, Kriminelle, Mitglieder von Gangs und Terroristen" überfluteten das Land, alarmiert Trump. Er werde "Illegale" deportieren, in einem noch nie da gewesenen Ausmaß. Sie würde Millionen Illegale abschieben, versprach auch Haley. DeSantis will "am ersten Tag meiner Präsidentschaft einen nationalen Notstand ausrufen" zum Schutz der Grenze.

Super-Tuesday Anfang März

Das ewige Vorwahlproblem der Politiker: Was die Basis mobilisiert, funktioniert nicht unbedingt bei den Hauptwahlen. Das zeigt sich beim Thema Abtreibung. "Lebensschützer" zu sein, gehört zur republikanischen Identität. Trump, Haley und DeSantis sprechen sich jedoch nicht konkret für ein Abtreibungsverbot aus, denn die meisten US-Amerikaner sind gegen ein umfassendes Verbot.

Bereits im März könnten die Vorwahlen entschieden sein. Am "Super-Dienstag" am 5. März werden in 15 Staaten rund ein Drittel der Delegierten zur entscheidenden Parteiversammlung gewählt. Ende des Monats werden 70 Prozent der Delegierten gewählt sein.

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