Es war ein Paukenschlag am Sonntagabend deutscher Zeit. Der amtierende US-Präsident Joe Biden gab bekannt, dass er nun doch nicht gegen Herausforderer Donald Trump bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen antreten wird. Stattdessen unterstützt er seine Vizepräsidentin Kamala Harris als neue Kandidatin.

Die Demokratische Partei wird ihre Kandidatin offiziell erst beim Nominierungsparteitag der Demokraten küren. Dieser wird vom 19. bis 22. August in Chicago stattfinden. Nachdem sich nun aber zahlreiche prominenten Parteimitglieder hinter Harris' Kandidatur gestellt haben, ist davon auszugehen, dass sie es wird. 

Höchste Zeit also, einen Blick auf die amtierende Vizepräsidentin und desiginierte Präsidentschaftskandidatin zu werfen. Sie ist nicht nur die erste Frau, die das Amt der Vizepräsidentin ausfüllt, sondern zugleich auch die erste Schwarze Frau, die dies tut – und nun voraussichtlich die erste Schwarze Frau, die für das Amt der US-Präsidentin kandidiert. 

Welche Rolle spielt der Glaube in Kamala Harris' Leben?

Ihre religiösen Einflüsse sind so vielfältig wie ihre Familiengeschichte: Ihre Mutter, die bereits verstorben ist, stammte aus Indien. Ihr Vater ist ein Schwarzer Jamaikaner.

Sie selbst ist in erster Linie Christin: Kamala Harris ist aktives Mitglied der Third Baptist Church of San Francisco und bekennende Baptistin. Sie ging schon als Kind in eine baptistische Kirche und sang dort im Kirchenchor. Ihr Pastor, der Bürgerrechtler Amos Brown, bezeichnet sie als "spirituelle Person".

In ihrer Familie wurden dazu auch Elemente des hinduistischen Glaubens praktiziert. Mit diesem kam sie schon als Kind in Berührung, durch ihre Mutter und Familienbesuche in Indien. Ihr Vorname, Kamala, bedeutet Lotus in Sanskrit, und ist ein anderer Name der Hindu-Göttin Lakshmi.

"Meine Mutter kommt aus Indien, also nahm sie uns auch in den Hindutempel mit, um zu sehen, dass uns alle Religionen lehren, der Gerechtigkeit nachzujagen."

Durch ihre Heirat mit Ehemann Douglas Emhoff 2014 kam eine weitere Weltreligion in ihr Leben: Emhoff ist jüdischen Glaubens, gilt allerdings als nicht besonders religiös. 

Welche Rolle spielt Religion in ihrer Politik?

Der Satz ihrer Mutter, dass alle Religionen die Menschen lehren, der Gerechtigkeit nachjagen, hat sie offenbar tief geprägt. Als sie selbst 2019 für das Amt des Präsidenten kandidierte, verwendete sie oft das Gleichnis des barmherzigen Samariters aus dem Neuen Testament. Sie sagte selbst, es habe ihr geholfen zu klären, wer ihr "Nächster" ist.

"Nachbarschaft bedeutet nicht, die gleiche Postleitzahl zu haben", sagte Harris dazu.

"Was wir in diesem Gleichnis lernen, ist, dass der Nachbar jemand ist, an dem man auf der Straße vorbeigeht. ... Bei der Nachbarschaft geht es darum, zu verstehen und im Dienste der anderen zu leben - dass wir alle unsere Brüder und Schwestern sind."

In anderen Reden hat sich Harris auch auf die Befreiungstheologie berufen. Diese ist eine Strömung des Christentums, die das soziale Engagement für die Armen und die politische Befreiung der unterdrückten Völker betont und vor allem in Lateinamerika lange populär war.

Konservativere Christ*innen sind nicht mit allen ihren Standpunkten glücklich. So setzt sie sich ausdrücklich für das Recht von Frauen auf Abtreibung ein. Harris unterstützt auch Planned Parenthood, eine Non-Profit-Organisation, die in über 650 Kliniken in den USA medizinische Dienste, vor allem in den Bereichen Sexualmedizin, Gynäkologie und Familienplanung anbietet und dabei unter anderem auch Abtreibungen durchführt.

 

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